Enttäuscht vom Wahlausgang

Zu sagen, dass die FDP nur eine Partei für Reiche ist, ist genauso populistisch wie zu sagen, dass die Grünen nur eine Verbotspartei sind. Natürlich kann man die Entscheidung der Erstwähler nicht verstehen, wenn man so oberflächlich denkt.

Die FDP ist eine moderne, rationale, pragmatische und optimistische Partei, die auf Eigenverantwortung setzt und nicht alarmistisch ist. Das ist attraktiv für viele junge Menschen.

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Außerdem ist die FDP kein Gewinner. Wenn die Union über 8% verliert und die FDP nur 0,8 gewinnen kann, zeigt es dass die keine Alternative ist und an ihrem relativ guten Ergebnis fest hängt. Die Medien haben mich eh verwirrt mit der sehr starken Darstellung der FDP, denn die ist nur 4. Kraft und muss nach 2017 regieren wenn sie nicht als ewige Oppositionspartei enden will.

Ja, diese Gründe kann ich mir auch vorstellen.
Ich stimme der Denkweise dahinter in keinem Fall zu, aber der typische FDP-Wähler glaubt halt genau diesen „Privat ist immer besser als Staat“-Unsinn und ist natürlich für möglichst wenig „internationale Solidarität“, sowohl im Hinblick auf eine Schuldenunion als auch im Hinblick auf Flucht und Migration. Und das ist der Grund, warum ich diese Partei für so gefährlich halte. Die FDP will, dass Deutschland sich in Richtung USA/Schweiz entwickelt, daher eine deutlich kapitalistische Ordnung bekommt - ich will, dass Deutschland sich in Richtung Skandinavien entwickelt (daher die sozialen Elemente stärkt).

Erst allen, die deine Meinung nicht teilen, indirekt vorwerfen, sie hätten in BWL (passender wäre tatsächlich VWL) nicht aufgepasst und dann mit „no disrespect“ folgen ist genau das: Disrespect…

Abgesehen davon gehen auch in der VWL die Meinungen durchaus auseinander. Ja, es gibt im Bereich VWL immer noch eine Mehrheitsmeinung in Richtung „Privat vor Staat“, aber man muss sich halt auch bewusst sein, dass die Wirtschaftswissenschaften - wie jede Sozialwissenschaft - einen gewissen Bias hat. Daher: BWL/VWL wird eher gerade von den Menschen studiert, die eben ein bestimmtes, eher wirtschaftsliberales Weltbild vertreten - und das sind dann auch die späteren Professoren… wie gesagt, das gilt für jede Wissenschaft (Jura ist tendenziell eher konservativ, Kulturwissenschaften eher links usw.) und es ist nur ein Bias, daher: Es gibt auch genügend, die nicht der Mehrheit entsprechen. Ein Bias verbleibt dennoch. Daher sollte man nie die Mehrheitsmeinung als „einzig richtige“ definieren.

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Das kommt ein wenig darauf an, was man studiert.

Meine VWL-Vorlesungen in meinem Drittstudium Wirtschaftsingenieurwesen waren extrem einseitig in Richtung Neoklassik und Chicagoer Schule, wobei Keynes zumindest kurz angerissen wurde und Marx zumindest (nicht nur negativ) erwähnt wurde.

Die VWL-Vorlesungen im Erststudium zum Diplom-Sozialarbeiter hingegen waren eher links. Hier lag der Fokus tatsächlich auf Keynes mit vielen Herleitungen von Marx.

Im Jura-Studium hingegen war VWL natürlich generell nur ein Randbereich, aber die Haltung, die bei juristischen Fragen immer wieder durchgekommen ist, ging auch sehr deutlich in Richtung Neoklassik / Chicago… der Prof war aber auch eindeutig ein strammer CDUler, also wenig überraschend…

Es geht ja hier um ein erfolgreich kreiertes Image, nicht um realpolitische Kompetenzen. Sonst würde ja auch niemand auf die Idee kommen, der Scholz-Hartz-IV-Verein SPD hätte etwas mit der Verringerung sozialer Ungleichheit zu tun.

Da ich als Anleger und Investor als Erstes meine Zahlen im Blick habe, sollte das für mich BWL sein. Von außen ist es eher VWL, korrekt.

Da wäre ich über ein paar Beispiele und daten sehr dankbar.

Verstehe den Ansatz nicht, warum die FDP über die CDU definiert werden sollte…Und meine Aussagen haben sich offensichtlich darauf bezogen, dass jüngere (Erstwähler) die FDP bevorzugt haben und nicht die Grünen. Aber welche Partei ist bei dieser Wahl schon ein Gewinner? Selbst die SPD wäre für mich persönlich ein Verlierer, wenn sie keine Regierung bilden.

Ich glaube, dass beide Seiten hier gute Argumente haben. Und da stehen mMn oft „moralische“ Argumente den „rationalen“ Argumenten gegenüber (und das ist ganz allein meine Einschätzung). Und ich glaube es steht jedem frei, sich für eine Seite zu entscheiden

Naja im Wahlprogramm der FDP heißt es nur: „Wir Freie Demokraten fordern die Ausweitung des Europäischen CO2-Emissionshandels auf den gesamten Verkehrssektor“. Ich hab mir das geschwind durchgelesen, die EU plant mit 2 Giga-Tonnen pro Jahr und einer jährlichen Reduktion um 38 Megatonnen seit 2013 und 48 Megatonnen reduktion ab 2021.

So grob überschlagen sind das 20 Gigatonnen CO2 Emission bis 2050. Glaube nicht, dass das die jungen Leute so toll finden…
Oder den 23 Prozent ist es wirklich egal?

Alternatives Thesenangebot: Einige Jahre auf dem Arbeitsmarkt irritieren Grundüberzeugungen, die in unserem Bildungssystem vermittelt werden, und führen ggf. zu der Einsicht, dass die Akkumulation von Wohlstand und Kapital eher lose an ‚Leistung‘ gekoppelt ist.

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Ja, da haben Sie leider Recht.
Der Mensch wird aus Schaden klug, aber wenn wenn der Schaden „nicht gross genug“ ist, dann lernt der Mensch wohl nichts. Traurig, aber wahr.

Bin auch enttäuscht aber unterm Strich ist das Ergebnis viel besser als ichs am Anfang des Wahlkampfs erwartet hatte. Schade, dass RGR nicht geklappt habt, danke dafür geht raus an diesen bescheuerten Feminismus der Grünen. Das passiert wann man statt Gleichberechtigung eine Besserbehandlung anstrebt. -_-

Ein Bekenntnis nach Rechts sehe ich da nicht.

Wenn man Beispiele nennt, die 40 Jahre her sind…ist dann die Einordnung der Grünen als pädophile Partei auch in Ordnung (Sarksmus)? Mir fallen so unfassbar viele Beispiele an, in der Grüne offen mit Organisationen sympathisieren, die als extremistisch oder/und vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Aber das ist dann wohl aus Gründen in Ordnung.

Ich kenne natürlich nicht alle Aussagen…aber die Aussage „ein Sozialstaat verträgt keine unkontrollierte und unbegrenzte Einwanderung“ ist vielleicht rational aber auf gar keinen Fall rechts. Und wenn man dann noch um qualifizierte Arbeiter aus dem Ausland wirbt, habe ich für solche Anschuldigungen mal absolut gar kein Verständnis. Demnach müssten wohl Alle, die keiner links extremistischen Organisation angehören, Nazis sein.

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Das klingt so, als würdest du sagen, Baerbock wäre nur aufgrund [ihres Geschlechts] zur Kandidatin gemacht worden und ansonsten unfähig :))) Ist das korrekt interpretiert oder meintest du, dass die zahlreichen Schmutzkampagnen gegen sie und ein schlecht vorbereitetes PR-Team eher Schuld waren?

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Ja, die Enttäuschung kann ich einerseits gut verstehen. Andererseits freue ich mich schon darüber, dass nur noch ein kleiner Teil der Wähler sich die nächsten vier Jahre glaubhaft über Korruption und „die da oben“ beklagen kann. Denn wer cum-ex-Olaf oder die Masken-Union wählt darf sich nicht beklagen, wenn er mehr vom gleichen bekommt.
Wenn ich mir die „Arbeit“ von Schwarz-Gelb in NRW anschaue, ergibt sich daraus aber auch Kompromissmasse für die Ampel: Man hat in NRW die besonders schlagkräftigen Ermittlungsbehörden gegen Steuerbetrug in Rekordzeit aufgelöst. Warum sollte man also nicht die Spitzensteuern kräftig erhöhen, Erbschaftssteuer reaktivieren etc.? Kann der FDP mit ihrem dann-Finanzminister doch nur Recht sein: Ihre Klientel kann medienwirksam ihr Schicksal beklagen, die FDP so tun, als habe sie sich das abringen lassen. Und am Ende zahlt das eh kaum jemand mit höherem Einkommen oder Vermögen, weil Lindner die Finanzaufsicht und Steuerfahndung an die Leine legt und Olaf im Zweifel alles vergessen hat.
Für den Kampf gegen den Klimawandel kann man nur hoffen, dass die Grünen sich ihre Mitarbeit in den anderen Politikfeldern in diesem maximal teuer abkaufen lassen. Und wenn in 4 Jahren zwei ansonsten ähnlich gut qualifizierte Kandidat*innen zur Wahl stehen, sollte man sich seitens der Grünen wirklich gründlich überlegen, ob man auf die „Frauen-Karte“ lieber verzichtet und dafür die Kandidaten hinsichtlich ihrer Angriffsflächen gründlich abklopft oder abklopfen lässt. Denn Baerbock - die ursprünglich auch meine erste Wahl gewesen wäre - hatte den Wahlkampf schon versaut, bevor sie angefangen hatte (nicht allein, aber doch in Hauptverantwortung) und das hätte sie wissen müssen. Ihre Plagiatesammlung hatte sie schon als Buch veröffentlicht und ihre Einnahmen nachgemeldet. Von jemandem mit Kanzlerinnen-Ambitionen erwarte ich schon, dass man einschätzen kann, was das für Munition für den Wahlkampf ist. Sich im Wahlkampf als Grüne über Schmutzkampagnen aufzuregen, ist etwa so naiv, wie sich auf dem Fußballplatz über harte Fouls zu ärgern. Das weiß man vorher, was da so passieren kann. Der Lebenslauf allein wäre lange nicht so katastrophal gewesen. Kann sein, dass sich bei Habeck auch solche Geschichten hätten finden lassen, aber das bleibt hypothetisch. Ich denke zwar nicht, dass Ergebnisse für die Grünen über 20% realistisch sind, dafür ist ein zu großer Teil der Bevölkerung einfach zu bequem, egal, was Umfragen messen. Aber näher an 20 als an 15% hätte es schon gut sein können, denke ich.
Für die Zukunft unseres Landes war das Ergebnis jedenfalls kein großer Schritt nach vorn.

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Ich bin mit dem Wahlausgang recht zufrieden. Immerhin hat die SPD die meisten Stimmen und die Grünen auch deutlich zugelegt. Man kann froh sein, dass viele Linkewähler ihre Stimme der SPD geschenkt haben, um Laschet zu verhindern. Die CDU hat ja mit ihrer rote Socken Kampagne auch einige Wähler dazu bewegt, sie zu wählen, obwohl die viele (auch in der Union) Laschet für eine Lusche halten.

Es ist also knapp nochmal gut gegangen.

Und dass die Grünen Jamaika mitmachen, kann ich mir nicht vorstellen. So dumm können sie nicht sein.

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Ich denke auch die Grünen können das nicht machen ohne extreme Verluste bei nächsten Wahlen zu erleiden. Die FDP muss sich dringender anpassen, denn nochmal eine Regierung verhindern wird nicht klappen. Zu mal dann einigen auffällt dass viele Klimalösungen Wetten sind die irgendwann kommen könnten in sehr vielen Jahren, z.B. synthetische kommerzielle Kraftstoffe.

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So sehe ich das auch. Und mein persönlicher Lichtblick bei dieser Wahl ist mein Wahlkreis (München-Süd), in dem die Grünen ihr einziges bayerisches Direktmandat geholt haben (und leider das einzige bayerische Direktmandat, das nicht an die CSU ging).

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Ich frage mich wirklich woher die Gewissheit kommt, dass mit Robert Habeck alles anders, d.h. besser gelaufen wäre. Der Robert Habeck vor der Kandidatinkür, an den ich mich erinnere, hatte einen Track-Record, bei Sachfragen in Interviews häufiger mal unvorbereitet zu sein sowie innerparteilich gerne mal Außenseiter-Meinungen zu vertreten, und war sechs Jahre lang stellvertretender Regierungschef und Energie- und Umweltminister in einem unbedeutenden Bundesland in der Hamburger Peripherie. Und während Volker Wissing als klares Signal interpretiert wurde, dass die FDP eine Ampel-Koalition zumindest nicht ausschließt - wäre Habeck nicht der Jamaika-Kandidat gewesen?

Nicht falsch verstehen: Ich schätze Robert Habeck, halte ihn für einen guten Politiker und wahrscheinlich auch für einen sympathischen Menschen. Man sollte nur nicht so tun, als wäre das ein Lebenslauf, der zielgerichtet aufs Kanzleramt zuläuft. In Hindsight mag es ja stimmen, dass Habeck ein besseres Ergebnis eingefahren hätte, aber die Kür Annalena Baerbocks galt doch rundum als Erfolg, wurde auch so aufgenommen, mit guten Umfragezahlen unterfüttert und innerparteilich nicht nennenswert angefochten.

Und selbst wenn man in Rechnung stellt, dass das gegenwärtige Elektorat old white cis dudes das Maximum an electability zugesteht und auch das linke Lager die eigene Misogynie gerne als Kompetenzmangel rationalisiert, stellt sich doch immer noch die Frage, ob eine integre Partei diesen regressiven Tendenzen entgegenkommen oder sich nicht besser auf die eigenen Grundsätze verlassen sollte.

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Ich fand die Analyse auch etwas verunglückt. Ich habe es zwar nicht als die eigene Meinung von Ulf und Philipp interpretiert, sondern als eine Darstellung der gesellschaftlichen Wahrnehmung, aber das Signal war m.M.n. fragwürdig.
Ich finde, man muss in so einem Fall deutlich gegen dieses Narrativ Stellung beziehen. Kein Mensch weiß, wie sich Habeck geschlagen hätte und was dort rausgekommen wäre, aber es steht zu vermuten, dass man auch bei ihm einiges finden hätte können, da er ja schon aktiv in einer Regierung mitgearbeitet hat. Seine Umweltbilanz scheint auf jeden Fall nicht ohne Probleme zu sein. Und wie du richtig sagst, sind diese rechten Trolle, Stiftungen usw. (bis hin zur BILD) immer aktiv und wenn sie nichts finden, fabrizieren sie irgendwas.

Aber vielleicht muss man leider zusammenfassen, dass diese absurden Narrative von Kommunismus bis unterschwelliges „Frauen können das einfach nicht so gut“ leider viel stärker verankert sind, als man es sich wünschen würde. Ich musste erst vor ein paar Tagen einer Person, die immerhin ein abgeschlossenes Masterstudium hat, erklären, dass die Linken keine Kommunisten sind…

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und ich finde [Annalena Baerbock] super, ich hätte sie gern als kanzlerin gesehen. aber es geht hier nicht nur um robert und annalena sondern auch um das desaster mit den saar grünen und den allgemeinen sexismus bei den grünen. dieser sexismus hat den grünen mMn ordentlich wählerstimmen gekostet. aber nicht nur die grünen haben mist gemacht, die linke hat sich auch ordentlich selbst ein bein gestellt…

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Geschönter Lebenslauf und kopierte Zitate im Buch hätte ich ihr verziehen, aber dass die politischen Gegner nur darauf warten und auch gar nicht lange suchen mussten, (weil so unglaublich dilettantisch), das hat mE einen enormen Schaden angerichtet, nicht nur für die Grünen, sondern für das ganze Land.

Ich war für Baerbock, aber ich hätte mir damals gewünscht, dass sie gleich nach Auffliegen zur Einsicht gekommen wäre, an Habeck zu übergeben. Ich halte sie für absolut fähig, Kanzlerin zu sein. Aber sie hat eben sehr dumme Fehler gemacht, die die Stimmen der schwankenden Wähler gekostet haben. Auf der anderen Seite hätten viele dieser Stimmen der SPD gefehlt und 25% für die Grünen wären auch mit Habeck nicht drin gewesen - und die Union wäre dann tatsächlich „Wahlsieger“ geworden. Also vielleicht doch nicht so schlecht wie es gekommen ist…

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