Entfall Isolationspflicht und die Folgen

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich am Montag darauf verständigt, dass Corona-Infizierte und Kontaktpersonen ab dem 1. Mai in der Regel nur noch freiwillig und für kürzere Zeit in Isolierung oder Quarantäne müssen. Infizierten wird demnach künftig nur noch „dringend empfohlen“, sich für fünf Tage zu isolieren und Kontakte zu meiden - für Kontaktpersonen von Infizierten soll es entsprechend gelten. Eine Anordnung des Gesundheitsamts fällt weg. Strengere Vorgaben sollen aber noch für Beschäftigte in Gesundheitswesen und Pflege bleiben, die sich infiziert haben. <

Wenn dies tatsächlich so kommt, wird das nichts anderes als der deutsche Freedom Day.
Das würde bedeuten, dass sich die meisten Menschen gar nicht mehr auf Corona testen werden, viele Symptonlose, bzw. nur sehr leicht Erkrankte maskenlos sich durch die Republik bewegen, und bei den Ärzten massenhaft Patienten im Wartezimmer sitzen, die, weil nicht mehr selbst testend, mit Corona zum Arzt gehen,

Damit wird jeder Arzttermin ein Gang zu einem Coronahotspot.

Wahnsinn.

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Bin ganz bei Dir.

Lauterbach scheint es eingesehen zu haben: Er will heute zurückrudern.

:rofl: Lauterbach ist schon eine Karikatur seiner selbst. Verkündet seine Entscheidungen nicht mehr in einer Pressekonferenz sondern bei Markus Lanz …

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Leider ein typischer Beitrag im politischen Diskurs in Deutschland: Da erkennt ein Politiker in Deutschland - bevor die Entscheidung überhaupt formal gefällt war - das das Geplante ein Fehler war, zieht den Vorschlag zurück und entschuldigt sich — und Deutschland fällt über ihn her …

Warum bei Lanz? Nun, die nächste Pressekonferenz war ja erst für den nächsten Tag geplant und die nächste Gesundheitsministerkonferenz war noch gar nicht terminiert. Und er musste sein Fehler schnellstmöglich abräumen.

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Bitte hier die Kritiken nicht vermischen. Dass Lauterbach seinen Fehler einräumt und korrigiert finde ich gut und habe ich nicht kritisiert. Das sollte vor dem Hintergrund dessen, was ich im Forum schon zu Fehlerkultur in der Politik geschrieben habe auch ins Bild passen. Dass er es zuerst bei Lanz tut und nicht (meinetwegen auch erst 5min vorher) eine offizielle Pressemitteilung raus gibt finde ich etwas seltsam. Sollte es so sein, dass all das zeitlich nicht möglich und sinnvoll war, lasse ich mich da gerne überzeugen. Vor dem Hintergrund seiner Vergangenheit als Talkshowgast gibt das jedenfalls ein unfreiwillig komisches Bild ab.

Hm … findest Du diese Kritik wirklich, wirklich, also ganz ehrlich, angemessen? Mit einer PM 5 Minuten vorher wäre also alles in Ordnung gewesen … Überzeugt mich nicht. Klingt mir unverändert nach Bashing, vor allem das „Karikatur seiner selbst“

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Dass ich mich da über Lauterbach lustig mache, gebe ich gerne zu, finde ich aber nicht verwerflich. Denke sogar, dass er selbst genug Humor hätte um das nicht persönlich zu nehmen (wenn man z.B. sieht, dass er in Musikvideos auftritt mit einem Bild von Lanz im Hintergrund). Bashing finde ich da als Vorwurf überzogen. Eine PM 5min vorher macht nicht „alles in Ordnung“, aber ich hätte es definitiv besser gefunden die Erstmeldung über einen offiziellen Weg zu kommunizieren.

So wie ich es sehe, würde ein Wegfall der Quarantänepflicht fast keine Auswirkungen haben.
Deutschland ist aktuell in 2 Lager gespalten, eine Gruppe, die für die Corona Maßnahmen, und eine die dagegen ist.
Auf die Größenverhälttnisse will ich jetzt nicht eingehen.
Da die Bürgertests weiterhin kostenlos bleiben, glaube ich nicht, dass sich an der Anzahl der Tests etwas ändern würde.
Sprich, wer sich jetzt testet, wird sich später auch noch testen.
Die Frage ist jetzt, wer geht in Quarantäne.
Die „vernünftigen“ Bürger bleiben weitestgehend zuhause oder auf Abstand. Daran denke ich, wird sich nichts ändern.
Diejenigen, die gegen die Maßnahmen sind, laufen doch heute auch schon positiv rum. Es gibt ja inzwischen fast keine Meldungen der Teststellen an das Gesundheitsamt mehr. Daher begibt sich fast jeder „freiwillig“ in die Quarantäne. Das kann aktuell schon nicht mehr nachvollzogen werden.

Ein Vorteil daran wäre noch, du kannst als Infizierter raus und z.B spazieren gehen. Dies würde der Gesundheit (körperlich sowie psychisch) der Betroffenen helfen. Man müsste an die Vernunft derer appelieren, dass dies nur unter Abstand etc. durchgeführt wird, aber warum will man den „Vernünftigen“ dies verwehren, wenn andere sich infiziert frei bewegen.

Der große Unterschied ist, dass ohne Quarantänepflicht der Arbeitgeber dich zwingen kann zur Arbeit zu kommen, auch wenn du es vorziehen würdest, Kollegen und Kunden nicht zu gefährden. Außerdem ist nicht klar, wer nun für den Ausfall aufkommt (Urlaub, Lohnverzicht, Weiterzahlung ohne Leistung). Ein Arzt würde vermutlich sich finden lassen, objektiv bist du aber ja gesund.
Jetzt kann er das nicht und bekommt den Lohnausfall erstattet.

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Naja, nicht wenn man es als Krank definiert. Dann kannst dir ne Krankmeldung abholen.
Das ganze noch telefonisch/ online möglich machen.
Als Nachweis den Bürgertest vorlegen und gut.

Was ich mich frage, bzw. gerne besser verstehen würde, ist warum es nicht möglich ist, beides hinzukriegen: Lauterbachs gewünschte Entlastung der Gesundheitsämter UND eine verpflichtende Isolierung Infizierter.

Wenn ich es richtig verstehe, dann führen die Gesundheitsämter derzeit mehr oder weniger einen Automatismus aus: sie schicken positiv getestete in Quarantäne. Warum müssen das eigentlich die Gesundheitsämter tun? Nur mal laut gedacht: könnten wir nicht eine rechtliche Grundlage schaffen, dass ein positiver PCR-Test automatisch mit einer Pflicht zur 5-tägigen Isolierung einhergeht? Dieser Test verpflichtet dann auch den Arbeitgeber zur Lohnfortzahlung in der Quarantäne / verwehrt es ihm, den Arbeitnehmer zur Arbeit zu zwingen.

Die Gesundheitsämter wären immer noch dafür zuständig, die Quarantäne durchzusetzen / zu kontrollieren. In der Praxis hieße das stichprobenartige Kontrollen (vielleicht bei 1% der Fälle o.ä.) mit Ahndung von Verstößen. Das Einhalten der Quarantäne basiert damit zwar immer noch weitestgehend auf Vertrauen, aber das wäre ja nicht wirklich schlechter als der Status Quo.

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In welchem Forum er das verkündet, ist imho eigentlich von untergeordneter Relevanz. Die Komik entsteht doch dadurch, dass er ja bei der Konferenz der Gesundheitsminister von Bund und Ländern vermutlich dabei war, danach das Ergebnis per Pressekonferenz bekanntgibt, und erst danach in den folgenden 24 Stunden anfängt nachzudenken, was das überhaupt bedeutet, was er da verkündet hat. (Bzw. mutmaßlich sich das auf Twitter hat erklären lassen.)

Meines Wissens war es sogar noch krasser: Er hat den Landesgesundheitsministern diesen Vorschlag unterbreitet.