Zum Thema: wie ändert sich unser Energieverbrauch, finde ich diese Grafik vom BMWI [1] sehr spannend:
Die blaue Kurve beschreibt den (hier schon zitierten) Primärenergieverbrauch. Die orange Kurve beschreibt (etwas vereinfacht) den Primärenergieverbrauch, wenn es keine Effizienzsteigerungen in den Prozessen gegeben hätte. So eine Kurve kann man natürlich nur prognostizieren – nicht messen. Stark vereinfacht korreliert sie mit der Nutzenergie.
Während die blaue Kurve leicht sinkt, steigt die orange deutlich an. Beispielhaft könnte das bedeuten: jemand fährt heute zwar deutlich mehr Kilometer mit seinem Auto, als noch vor 10 Jahren – allerdings ist der Verbrauch so viel geringer geworden, dass er am Ende trotzdem weniger tankt als vor 10 Jahren.
Spannend ist, was wir daraus schlussfolgern. Werden wir beim Nutzenergieverbrauch und bei der Effizienzsteigerung Sättingungseffekte sehen?
Dazu meine persönliche (und gerne kritisch zu kommentierende) Einschätzung:
Bisher sehe ich eine klare Korrelation zwischen verbessertem Lebensstandard und steigender Nutzenergie. Das liegt nicht zuletzt daran, dass diese Logik auch so vermarktet wird. Mit steigendem Einkommen steigt zwar das Bewusstsein für Umweltprobleme etc, aber meist trotzdem auch der Nutzenergieverbrauch. Steigender Lebensstandard führt bisher dazu, dass sich ein Haushalt ein Zweitauto anschafft, mehr Produkte erwirbt (mit entsprechendem Ressourcenbedarf bei der Produktion), die alle auch nur eine begrenzte Lebensdauer haben. Er führt auch zu mehr Fernreisen (i.d.R. mit dem Flugzeug). Hier halte ich Sättigungseffekte durchaus für denkbar, allerdings nur, wenn sich auch die Konsumlogik in Richtung Suffizienz ändert. Man kann sich natürlich auch fragen, ob unser Lebensstandard überhaupt weiter steigen wird.
Wie sieht es auf der Effizienzseite aus? Etwas philosophisch könnte man sagen: egal wie ich einen Wirkungsgrad definiere – er kann nie größer als 100% sein. Wir sehen bis heute beeindruckende Effizienzsteigerungen. Dabei hat jede Technologie ihre natürlichen Sättigungseffekte. Wir können eine Glühbirne nicht beliebig effizient machen, aber wir können eine Halogen-Lampe erfinden und dann eine LED. Während die Glühbirne ~5% des Stroms in Licht umwandelt sind es bei der LED bis ~40%, also Faktor 8. Wir sehen, dass rein physikalisch eine weitere Verachtfachung eher unwahrscheinlich ist. Das kann man sich für verschiedene Technologien anschauen und zumindest die theoretischen Wachstumsgrenzen abschätzen.
Langfristig gesprochen (und WIE lange langfristig heißt, ist die große Frage – möglicherweise für Zeiträume nach 2050) wird man sich also schon Gedanken machen müssen, wie man einen höheren Lebensstandard (auch global) ohne Zuwachs an Nutzenergie ermöglichen kann.
[1]