Energiewende? Weniger Energie - das ist grüner

hello lage der nation
apropos wasserstoff und alle anderen alternativen: ich vermisse allgemein (und auch diese woche bei euch) bei der diskussion um die energiewende: wenn wir weiterhin so viel strom verbrauchen wie aktuell, werden wir auf keinen grünen zweig kommen. darum: sollte es nicht thema nr 1 sein: wie können wir WENIGER energie verbrauchen??

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Hallo Seb,

du wirfst hier (vermutlich unabsichtlich) direkt zwei Sachen zusammen, die man strikt trennen muss: Strom und Energie. Ich gebe dir vollkommen recht, dass wir Energie einsparen müssen. Das ist sehr wichtig.
Aber Energie einsparen heißt gerade nicht, dass wir Stromverbrauch reduzieren müssen.

Ich rede jetzt nicht von Lampen zuhause leuchten lassen oder Geräte im Standby zu lassen. Ich rede von großen, energieaufwändigen Prozessen. Und hier müssen wir uns klar machen, dass gerade fossile Energieträger extrem viel Energie beinhalten.
Zum Beispiel beinhaltet Diesel pro Liter ca. 10 kWh elektrische Energie. Dazu müssen nochmal ca. 10% für die Förderung aufgeschlagen werden. Ein Auto mit 8l/100km Verbrauch verwendet also 88 kWh auf 100 km. Mit einem Tesla Model S (ein wirklich großes Auto) kommt man damit fast 500 km weit!
Es geht also eher um die Energie, die in Betriebsmitteln wie Diesel, Benzin, Kohle und Gas enthalten ist, die wir reduzieren müssen. Das bedeutet ausdrücklich, dass wir mehr Strom verbrauchen müssen, da wir Strom effizienter nutzen können. Man redet hier vom sog. Wirkungsgrad. Das Autobeispiel zeigt: Für die gleiche Fahrleistung brauche ich beim Diesel ca. 5 mal mehr Energie. Oder ich erreiche mit der gleichen Energiemenge die 5-fache Fahrleistung.

Wir müssen also den Energieverbrauch senken. Dazu tragen z.B. E-Autos, Wasserstoff usw. bei, auch wenn dadurch der Stromverbrauch steigen wird.

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Das hat Seb aber genau gefordert: weniger Energie verbrauchen. Also auch weniger fahren, auch weniger mit E-Autos fahren, sogar weniger mit dem Zug fahren. Klar, alle fossilen Energieträger müssen durch Strom aus Wind und Sonne ersetzt werden, aber Windräder und Solarpaneele verbrauchen Ressourcen und belasten die Umwelt in Produktion und Entsorgung. Also auch am grünen Strom sparen wo es geht, sonst kippt das System Erde. (Tesla ist ein Monster, verstehe nicht, wie man dieses Auto irgendwie gut finden kann. Der Reifenabrieb z.B. ist durch die enorme Beschleunigung der Riesenmasse auf Riesenreifen noch mehr als bei einem schweren SUV, und es ist der Reifenabrieb, der zu 80% den Feinstaub ausmacht…)

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Ich habe das ja auch oben aufgegriffen, wollte aber die Nomenklatur einmal gerade ziehen, damit klar ist von was gesprochen wird.

Natürlich müssen wir auch die Mobilität drastisch verändern. Der einfachste und schnellste Schritt für lokale Verbesserungen wären autofreie Innenstädte und elektrischer Nahverkehr. Das würde auch den Lärm in den Städten drastisch reduzieren und sie wieder lebenswert machen. Geht man aber aus urbanen Gebieten raus, wird es sehr schnell sehr schwierig mit öffentlicher Mobilität. Das Auto ist in ländlichen Regionen nach wie vor elementar. Daher sollten wir zumindest dort wo wir können auf E-Autos (nachfolgend BEV) setzen. So können wir wenigstens Einsparungen vornehmen, was eben explizit mehr Stromverbrauch bedeutet, aber weniger Energie.

Man darf nicht vergessen, dass die Menschen nicht ihren Komfort einbüßen wollen. Immer wenn du ihnen ihren Komfort wegnimmst, werden sie sauer. Deshalb haben so extreme Ansichten wie „Autos sind was schlechtes“ auch viele Gegner. Man muss die Leute (leider) langsam an Wechsel heranführen. BEVs sind schon für viele ein großer Schritt.

Wenn dann noch Autonomes Fahren flächendeckend dazukommt ergeben sich ganz neue Dimensionen. Autonome, elektrische Robotaxis werden den Alltag in der Zukunft vermutlich bestimmen. Der öffentliche Nahverkehr wird zurückgebaut werden. Alles wird über Carsharing laufen. Das ist mein Ausblick auf die Zukunft.

Natürlich haben auf BEVs keine weiße Weste, aber es hat sich seit den ersten Modellen sehr viel getan. Das liegt mehr oder weniger komplett an Tesla, die den Markt anschieben. Ohne Tesla würden alle deutschen OEMs nicht mal von E-Autos träumen und weiter Spritschlucker bauen (was sie ja tun, sie benutzen die E-Autos ja um die viel zu hohen CO2 Emissionen schön zu rechnen - danke EU). Auch von der Umweltbilanz ist Tesla weit vorne. Von daher gehst du mMn. etwas hart mit Tesla ins Gericht.

Selbstverständlich müssen wir dann auch den Verbrauch reduzieren. Also kleine Strecken mit Fahrrad zurücklegen, wenn möglich Fahrgemeinschaften bilden,…

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Wir sind schon auf der ähnlichen Linie. Einbusse an Komfort löst Reflexe aus, da hast du Recht. Aber der Komfort hierzulande ist teilweise dekadent und tut den Leuten nicht gut. Meine Vorstellung ist ein schon ziemlich stark vereinfachtes Leben, in das wir die guten Errungenschaften (z.B. Computer) übernehmen, aber die eigentlich üblen Produkte ( z.B. Fabrikessen, Wegwerfsachen, überhaupt Dinge die niemand braucht, aber von ausgefuchsten Werbepsychologen aufgeschwatzt werden) langsam weglassen. Das ist wie mit zu vielem Essen: man möchte nichts auslassen, aber nachher geht es einem schlecht. Man merkt den Zusammenhang aber erst, wenn man es oft genug mit weniger essen probiert hat und dann sich sehr viel wohler fühlt.
Die E-Mobilität ist ein Zauberwort, mit dem sich besorgte Menschen trösten. Die Ökobilanz beim jetztigen Energiemix ist aber kaum messbar besser als die der Verbrenner. Ein kleines Benzinauto ist viel ökologischer als eben ein Tesla. Weniger fahren und weniger sinnloser Konsum spart sehr viel Geld, man braucht weniger arbeiten und verringert den Druck, der ja immer öfter im burn-out endet.
Im Übrigen müssen wir auf die ganze übrige Menschheit achten. Wenn wir einen Ausgleich der Lebensverhältnisse nicht hinbekommen, gehen wir nicht nur einem ökologischen Abgrund entgegen sondern auch einem politischen. Die armen Menschen überall werden sich die Ungerechtigkeit nicht ewig gefallen lassen…

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klar hab ich gemeint, weniger energie sparen, auch wenn der strom raufgeht. aber muss er vielleicht gar nicht wenn der flugverkehr drastisch gesenkt wird, gebäude mit ökologischen, also nachhaltigen rohstoffen gebaut werden, also betonherstellung verringert wird, massentierhaltung abgeschafft wird (auch ein immenser bodengewinn), waffenherstellung und kriege beendet werden etcetcetc…
und klar, man kann nicht den leuten von heute auf morgen autos etc wegnehmen (und auf dem land sind sicher viele davon abhängig), aber die politik sollte massiv darauf hinarbeiten und sich unabhängig von den großkonzernen machen!

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Der Konsum ist wirklich maximal dekadent geworden, der Vergleich mit „Zu viel essen“ passt da wirklich gut, auch wenn ich glaube dass es viele überhaupt nicht merken, dass sie einen abartig hohen Konsum leben.
Problem ist, dass sich viele diesen nachhaltigen Lebensstil nicht leisten können. Zumindest wenn sie ihr Leben und ihren Konsum nicht maximal umkrempeln, wozu sie nicht bereit sein werden. Und die die es sich leisten können werden nicht freiwillig auf Dinge ihres Alltags verzichten.

Da sind eben die E-Autos schon ein sehr passendes Beispiel. Diese Fahrzeuge haben quasi keine Nachteile gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen, werden aber pauschal abgelehnt, einfach weil der Konsument eben anderes gewöhnt ist. Die Fahrzeuge sind tatsächlich viel besser für die Umwelt (mal hier reinlesen, da gehen sehr viele lobbybezahlte falsche Studien rum: https://twitter.com/aukehoekstra/status/1295437537507446796?s=21) haben mehr Fahrkomfort, sind sicherer und kosten über die Nutzung hinweg deutlich weniger (keine Wartung, kein Sprit,…) . Trotzdem verweigern viele es. Nicht mal den Schritt sind viele bereit zu gehen, der quasi keine Veränderung bedeutet außer das Auto zu laden statt zu tanken.

Man darf leider echt nicht unterschätzen was für ein krasses Gewohnheitstier der Mensch ist. Und das macht es eben so schwer Veränderung zu erreichen. Das ist keine Ausrede. Es ist nur leider so. Von allein kommt dieser Wandel nicht. In Frankreich sind die Menschen wegen Spritpreisen auf die Straße gegangen und haben ganze Stadtteile zerstört.

Ich würde sogar behaupten wir haben ein richtiges gesellschaftliches Problem. Wir können uns nämlich nicht einfach alles erlauben. Aber genau das denkt der Großteil. Man denkt an sich selbst, nicht an andere.

Warum wird sooft geschrieben, ohne Tesla würden deutsche OEMs nie so weit sein?
Ich bin froh, dass es immer mehr Fahrzeuge aus Deutschland und Europa gibt die elektrisch sind. In meiner Einschätzung und Erfahrung sind deutsche Autos wirklich die besseren (in allen klassischen Fahrzeugbaudisziplinen) und technologisch auch wesenlich ausgefeilter.
Ich bin beruflich in der Autoindustrie. Und wenn man mit Experten einen Porsche taycan mit einem tesla vergleicht, dann sind alle bei Porsche. Der Preis/Leasingrate der beiden Fahrzeuge ist dabei fast identisch.

Den Pessimismus unserer Industrie gegenüber kann ich nicht verstehen. Wenn Technik umgesetzt wird, dann wird es nachhaltig und in der Breite gemacht. Der VW Konzern hat unglaubliche Produktionskapazitäten aufgebaut für elektrische Fahrzeuge.

Tesla hat einfach eine andere Rolle als die „alten“ Hersteller. Das heißt nicht, dass die europäischen Hersteller technisch abgeschlagen wären.

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Das ist denke ich auch nicht der Kern der Aussage „ohne Tesla wären …“

Das Problem ist das die deutsche Autoindustrie insgesamt viel zu lange am Verbrenner festgehalten hat und wohl auch noch festhalten würde, wenn es solche Hersteller wie Tesla nicht gäbe.

Das ist der Punkt Tesla hat die deutsche Industrie „gezwungen“ auf E-Mobilität umzustellen, freiwillig hätten die das nie getan (siehe Abgasskandal)

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Vorweg sei vielleicht gesagt, dass mein letzter Beitrag in diesem Thread von Sept. 2020 ist. Seitdem ist auch ein bisschen was passiert.

Da muss ich dir als jemand der ebenfalls in der Automobilindustrie (Elektromobilität, HV-Traktionsnetz & Peripherie) arbeitet immer noch deutlich widersprechen.
Insbesondere in den Punkten Effizienz, Infotainment und generell EV-Features (Stauraum, Routenplanung, Interieur, Raumökonomie) liegen die deutschen Hersteller bisher meilenweit hinterher.
Das bedeutet nicht, dass deutsche Elektroautos per se schlecht sind, man merkt halt einfach nach wie vor eindeutig, dass sie einfach nicht in der Lange sind Dinge neu zu denken.

Sicherlich können die deutschen Hersteller Dinge wie Qualität, Fahrwerk und Luxus gut, aber das ist eben nicht alles, der Abstand wird immer kleiner.

Dazu vielleicht mal dieses Review:

Mag beim Leasing bei diesen beiden Autos stimmen, ist aber auch ein Einzelfall. Aktuell bekommt man z.B. ein Model 3 Standard Range im Leasing billiger als einen e-Up. Das ist schon eine Ansage.

Geht man zum Kaufpreis, so ist der Taycan aktuell etwa 130.000€ teurer als ein Model S Plaid. Ja, Premium-Aufschlag, aber 100% und dann auch noch deutlich weniger Performance ist schon echt dreist.

Wie gesagt, bin nicht der Meinung dass die deutschen Autos „schlecht“ sind, aber sie sind eben nicht innovativ.

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@ExMod
Hi, wir kommen hier in der Diskussion etwas vom ursprünglichen Thema ab. Ich finde die Frage, wie sich deutsche E-Autos gegenüber amerikanischen so entwickeln aber nicht unwichtig oder unspannend. Könntest du eventuell die letzten Beiträge ab diesem von @Heiko_no2:
Warum wird sooft geschrieben, ohne Tesla…
in einen neuen Thread verschieben, vielleicht mit dem Titel: „Deutsche E-Autos vs. Tesla“ oder so?

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Bessere und ehrlichere Kommunikation seitens der Politiker und auch der Medien wäre trotzdem hilfreich. Viele Menschen wären zu mehr Veränderung bereit, wenn man die Gründe, die Ziele und die Wege dorthin besser kommunizieren würde.