Energiewende: "Dunkle Flaute" / emissionsfreie Speicherung und Wiederverstromung

Darauf wollte ich hinweisen, nachdem Du es in die Diskussion gebracht hattest.

Mit etwas Rechnen kann man manche Argumente ins Verhältnis setzen. Wenn jemand dann bessere Berechnungen/Modelle/Simulationen hat, können die gerne angeführt werden.

Experten kommen bei genauerer Betrachtung zu den Aussagen

[Es] … treten auch in Szenarien mit sehr hohem Wind- und PV-Anteil mehrwöchige Dunkelflauten auf, in denen die Wind- und PV-Einspeisung gering ist und ein erheblicher Bedarf an zusätzlicher Stromerzeugung besteht. Solche Extremsituationen bestimmen maßgeblich, welche Art von Flexibilitätstechnologien benötigt wird und wie viel installierte Leistung erforderlich ist.

und

Um mehrwöchige Dunkelflauten zu überbrücken, sind Langzeitspeicher (Wasserstoff- oder Methanspeicher) oder flexible Kraftwerke erforderlich.

(Quelle: https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deliver/index/docId/6342/file/6342_Flexibilitaetskonzepte.pdf , die @Lukas3 erwähnt hat)

Ja, aber selbst dein Expertenzitat deutet nicht auf einen Totalausfall hin, während in der Diskussion immer so getan wird, als wenn Dunkelflaute = Totalausfall aller Erzeuger bedeutet.

Den man „rechnet“/überschlägt grundsätzlich mit dem Gesamtverbrauch.

Es werden aber auch bei Dunkelflaute Biomasse und ein paar Windräder in Betrieb sein.

Und genau die reduzieren die notwendige Speicherkapazität.

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Das stimmt natürlich.

Biomasse und Wasserkraft (Geothermie ist (leider) vernachlässigbar klein: „Nur 0,03 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs wurden 2018 durch Geothermie gedeckt“ Geothermie – unendliche Wärme aus der Tiefe - quarks.de) machen aber mit 6,5-8 GW nur so um die 10 % der Stromerzeugung aus Energy-Charts

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Jepp.

Man sollte also erstmal ausdiskutieren wieviel Energieausfall Dunkelflaute wirklich bedeutet.

Als Startpunkt würde ich die Wintermonate wählen wo ja der Beitrag von Solar relativ gering ist.

Also erstmal feststellen wieviel Solarenergie man im Winter bereitstellen kann, diese dann durch Speicher und Verbrauchsflexibilität auf 24 Std. verteilen.

Danach abschätzen wieviel Windkraft bei der Flaute wegfällt.

Man kann ja um den Aufwand nicht allzu groß werden zu lassen ganz konservativ schätzen, man sucht sich in den Charts den Solarbeitrag für die 4 dunklen Monate zieht zur Sicherheit nochmals 20 Prozent ab und rechnet ebenfalls extrem konservativ mit dem Wegfall von 70% der Windkraft.

Danach dann noch alles ( jeden noch so geringen Beitrag) an „ausfallsicherer“ Erzeugung dazu rechnen also auch Geothermie, Laufwasser-Kraft, Biogas u.s.w.

Dann hat man einen halbwegs ehrlichen Ansatz.

Man sollte aber auch gleichzeitig die Diskussion führen, welche Verbraucher man in so einem Fall abschalten/herunterregeln kann um so den Verbrauch zu senken.

Kleines Beispiel: in irgendeinem der Threads hier ging es auch um Rechenzentren.

Nun hatte ich vor einiger Zeit gelesen, dass sich einige Kommunen in Nordschweden über neue Rechenzentren in ihrem Gebiet freuen. Der ausschlaggebende Standortvorteil waren die dort geringeren Temperaturen die den Energieaufwand zur Kühlung drastisch reduzieren.

Heißt für mich als logische Schlussfolgerung, dass sich auch in Deutschland in den Wintermonaten der Energiebedarf zur Kühlung der Rechenzentren reduziert.

Auch solche Bedarfsminderung sollte man natürlich bei der Frage nach der saisonal notwendigen Speicherung mit betrachten.

Das Thema Speicherung/Verbrauchsflexibilisierung ist ungemein komplex und bietet noch viel Potential als das man es mit Blick auf den aktuellen Bedarf und Totalausfall einfach als unmöglich abtun kann.

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Dazu nochmal was.

Ich hab mir mal kurz die mühe gemacht den schlechtesten Punkt der letzten 3 Jahre zu betrachten, sowohl für Wind allein ( bei Solar logischerweise eh jede Nacht 0 MW), als auch für alles was unter erneuerbar fällt.
In dieser Betrachtung steht erneuerbar für:
Biomasse
Wasserkraft
Wind
Solar
Sonstige erneuerbare

image

und ich sag mal so weder die 140MW- 388Mw Windkraft noch die 6,4GW-6,9GW erneuerbar sind jetzt der Kracher.

Quelle für die Daten: SMARD | SMARD - Strommarktdaten, Stromhandel und Stromerzeugung in Deutschland
Von mir aufgearbeitet

Edit: Bild durch ein lesbareres ersetzt

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Sehe ich auch so. Das Ganze sieht halt zumindest etwas besser aus wenn man die Analyse für „CO2-arm“ wiederholt und die Kernkraftwerke dazu nimmt.

Und ich nehme mal an, weil die halt gerade nicht als Kracher gelten muss man sie eben halt auch gleich noch mit Speichern Puffern oder?

Also doch Dunkelflaute = Totalausfall aller Erzeuger Deutschlandweit.

Magst jetzt noch rausfinden für wie viele Wochen wir den gesamten Energiebedarf Deutschlands im vorraus speichern müssen?

Denn die Diskussion um Energie sparen wird ja auch mit dem Verweis auf fossile Energiequellen grundsätzlich abgelehnt.

Dabei ist zu beachten: Ich habe explizit nur die tiefsten Werte rausgesucht, ich werde mir die Tage mal angucken wie es für längere Zeiträume aussieht. Da dies aber deutlich mehr Arbeit ist dauert das ne weile und ich werde dazu bestimmt dann bei Zeiten nen neuen Thread machen, weil das ganze sowieso einige Fragen stellt die man betrachten muss.

Überschüsse sicherlich, je kürzer man puffert desto kleiner können die natürlich ausfallen.

Energie sparen ist sicherlich immer erstmal das beste, weil jede KTOE(Quelle) die man gar nicht erst verbraucht muss man gar nicht erst durch irgendwas substituieren.

Das macht bei einer Überschlagsrechnung, die zum Ergebnis kommt, dass selbst nach einer denkbaren Verachtfachung der mit Pumpspeicherkraftwerken pufferbaren Energie immer noch ungefähr einen Faktor 100 vom Bedarf entfernt ist, keinen entscheidenden Unterschied. Wenn nicht 100 % ausfallen, sondern nur 80 %, ist es halt noch ein Faktor 80, der zu überwinden wäre. Selbst wenn der Faktor „nur“ 40 wäre, ist klar, dass es bei weitem nicht reicht.

Energie sparen kann (und muss m.M.n.) sogar mit 30 % dazu beitragen Klimaneutralität in Deutschland zu erreichen. Diesen Fakt bzw. diese Möglichkeit finde ich sehr interessant:

Guter Ansatz eigentlich.

Ich wollte auch mal ein so eine grobe Idee davon haben, wie viel Speicherkapazität und Speicherleistung wir so gebraucht hätten, wenn wir 2021 Deutschland komplett aus erneuerbaren Energien (Wind, PV, Biomasse, Wasserkraft & sonstige EE) hätten betreiben können.

Das Ganze ist natürlich nur eine grobe Überschlagsrechnung und voller Vereinfachungen.

Ich habe mir daher auch mal die Daten zur EE-Stromerzeugung und zum Gesamtverbraucht¹ in 15 Minuten-Einheiten für 2021 von www.smard.de (also Bundesnetzagentur) geholt und etwas rum gerechnet.

2021 betrug das Verhältnis von EE-Stromerzeugung zu dem Gesamtverbrauch¹ ca. 42,3 %. Um die, übers Jahr gemittelte, EE-Erzeugung also exakt auf 100 % des Gesamtverbrauches¹ zu kriegen, muss man ihn also mit 1/0,423 ~= 2,36 multiplizieren.
Das entspräche in der Realität, also einem Ausbau der erneuerbaren Energien auf das 2,36-fache der Leistung.
Diese rechnerische Vervielfachung nenne ich im folgenden „optimale Erneuerbare Energieerzeugung“ oder kurz „opt. EE-Erzeugung“. Das gilt alles natürlich nur für 2021.

Durch diese „Optimierung“ stimmen also EE-Erzeugung und Gesamtverbrauch¹ von ca. 505 TWh (lt. smard.de) für 2021 überein. Aber die gemittelten Werte reichen natürlich nicht, denn EE-Erzeugung und der Gesamtverbrauch¹ schwanken ja unabhängig von einander die ganze Zeit, sodass man hier auf Speicher zurückgreifen muss.

Hier sind zur (hoffentlich) besseren Verständlichkeit mal alle 3 Größen für einen Tag, den 01.01.2021, dargestellt (Quelle: smard.de, eigene Darstellung):

Wie gesagt, der grüne Verlauf ist die reale EE-Erzeugung mit 2,36 multipliziert.

Im Sommer sieht das Verhältnis von EE-Erzeugung zum Gesamtverbrauch¹ dagegen beispielsweise so aus (31.07.2021):

Hier erkennt man, das schon der 2021 tatsächlich vorhandene Strom aus EE-Quellen zeitweise den Gesamtverbrauch¹ gedeckt hat.
Mit dem opt. Ausbau auf das 2,36-fache wäre hier sogar eine enorme Überproduktion entstanden, nämlich zusammengerechnet 944 GWh, die an einem einzigen Tag gespeichert und in schlechteren Zeiten hätte verbraucht werden können.
Zum Vergleich: Für diese Energiemenge braucht ein Kraftwerk mit 1,5 GW Leistung ca. 26 Tage unter permanenter Volllast.

Wenn man jetzt, basierend auf dem optimierten Ausbau auf 2,36-fache EE-Erzeugung in 2021, aufsummiert, wie viel Energie man theoretisch über das Jahr hätte speichern müssen, damit man Erzeugungs- und Verbrauchsschwankungen ausgleichen kann, dann landet man bei diesem Verlauf:

Man brächte also einen Energiespeicher, der min. 22 TWh fasst. Das ist schon eine gewaltige Menge Energie. Zum Vergleich:

  • Alle deutschen Pumpspeicherkraftwerke kamen 2010 auf ca. 0,04 TWh.
  • die ca. 10 Millionen E-Autos auf der Welt kämen bei 100 kWh Batterie pro Auto nur auf 1 TWh

Allerdings:
Die deutschen Gas-Reservespeicher fassen (Quelle) Gas mit einem Arbeits-Energiewert von 228,3 TWh, also dem 10-fachen der benötigten Energiemenge.

Jetzt zum Thema Dunkelflaue: Ja die gibt es offensichtlich.
Ich würde mal sagen, man kann jeden etwas größeren Einbruch in der 3. Grafik mit der gespeicherten Energie als Dunkelflaute bezeichnen. Aber ich finde man sieht auch sehr deutlich:
Die Dunkelflauten sind vernachlässigbar gegen die saisonalen Schwankungen, also dem Sommer-Winter-Unterschied.

Es reicht also nicht, das wir die Erneuerbaren Energien soweit ausbauen, dass sie uns im Jahresschnitt ausreichend Strom-Energie liefern, sondern man muss eine gewisse Überkapazität aufbauen.

Dann hätte man auch, insbesondere im Frühjahr, eine gewisse Überproduktion an Strom, die man entweder runter regeln müsste, also Windrad-Flügel längs stellen usw.,
oder man sieht diesen gewaltigen Stromüberschuss z.B. als internationalen Wettbewerbsvorteil um Energie-intensive Industrien nach Deutschland zu holen.

Alles in allem erscheint mir das Speicherproblem, insbesondere angesichts der schon heute vorhandenen Gasspeicher, als keinesfalls problematisch für die Energiewende. :slight_smile:

Anhang:
¹ Die Daten zum Gesamtstromverbrauch, die von smard.de zur Verfügung gestellt werden sind nicht ganz vollständig. Unter anderem fehlt der komplette Stromverbrauch der deutschen Bahn, immerhin 10 TWh im Jahr. Näheres dazu hier: SMARD Benutzerhandbuch
² „opt. EE-Erzeugung“ meint die reale EE-Erzeugung in 2021 multipliziert mit 2,36, sodass im Jahresmittel die EE-Erzeugung den Gesamtstromverbauch¹ exakt deckt.

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Danke für die Analyse. :+1: Dieser Punkt hier ignoriert leider (wie so oft in dieser Debatte) Fixkosten von Fabriken etc. Es bringt wenig zeitweise quasi kostenlosen Strom zu haben wenn deine teure Fabrik, Elektrolyseur, Batterie, etc. dafür den Rest des Jahres nicht gebraucht wird. Da kommt sicher keine Energie-intensive Industrie für zurück. Auch Energieproduktion mit Faktor 4-5(!) zuviel auszubauen ist aus volkswirtschaftlicher Sicht absoluter Wahnsinn (vor allem weil man trotzdem noch Speicher brauchen würde).

Verglichen damit sind (sogar first-of-a-kind) AKW Neubauten Schnäppchen…

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Super Analyse, echt Klasse und trotz deiner Überschläge und Vereinfachungen mal gut aufgeschlüsselt in welchem Bereich wir uns so bewegen.

Was man jetzt noch machen könnte wäre mal grob die bereits installierten Batterien zusammenzurechnen.

Was ich weiß so ist z.B. bei den Vermittlungsstellen der Telekom einiges an Kapazität bereits vorhanden, was man sicherlich durch intelligente Steuerung bereits mit einrechnen kann.

Ich hab’s nicht mehr ganz genau im Kopf, aber grob kann man etwa 30kWh bei 60V pro Vermittlungsstelle veranschlagen, davon gibt es 7500 macht etwas mehr als 225.000 kWh die bereits existieren.

Dazu kommen noch die Batterien der USV-Anlagen die sicher über Deutschland verteilt deutlich mehr Kapazität bereitstellen als die Vermittlungstechnik.

Denke mal konservativ geschätzt kannst du von der bereits installierten Kapazität etwa 0,5TWh als Regelleistung anzapfen.

(Wir hatten damals ein paar USV’n die so schlecht ausgelastet waren, dass sie statt der geplanten 2h Reserve fast 24h ohne Netz durchgehalten hätten.)

Hab gerade gesucht, alleine Deutschland hat z.Zt. 48Mio PKW zugelassen.

Selbst wenn die Mobilitätswende uns eine Halbierung der Zahl bringt (was schon gut gehofft ist) kannst du deine 1TWh bereits komplett als Regelleistung einrechnen. Macht immernoch durchschnittlich mehr wie 50% Ladung für alle PKW.

Denke mal dass ist der Punkt warum so viele auf Power2Gas schielen.

Die Infrastruktur ist bereits vorhanden, man muss also „nur“ die Produzenten aufbauen die bei Überfluss die Energie abgreifen.

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Hast du schön gemacht. Aber Wasserkraft und Biomasse kann man kaum noch ausbauen. Daher wäre es realistischer, lediglich Windkraft und PV entsprechend hochzuskalieren.

Ich nehme an, dann landest du eher bei 40 bis 50 TWh, die du speichern musst.

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Oh Wasserkraft geht noch einiges, man muss es nur wollen und nicht damit planen gleich 1GW als Laufwasser-Kraft bauen zu können.

"Turbinen wandeln bereits ab 2 m Fallhöhe die Energie des Wassers um. "

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Ja gut ob du jetzt 1000x 1MW baust oder 1x1GW in variante haste halt ordentlich material einsatz für ne nicht nennenwerte erweiterung der erzeugungskapazität.

Ich finds gut an allen Fronten auszubauen und da wo es sich lohnt —> immer her damit
Der Löwenanteil wird aber von Wind/Solar kommen

Das ist wohl tatsächlich ein berechtigter Punkt. Und im Gegensatz anderen Vereinfachungen, kann man das natürlich noch korrigieren.

SMARD.de unterscheidet die EE-Quellen ja in

  • Wind onshore
  • Wind offshore
  • PV
  • Biomasse
  • Wasserkraft
  • sonstige EE

Also habe ich die EE-Quellen in die volatilen (Wind onshore, Wind offshore, PV) und die nicht so volatilen (Wasserkraft, Biomasse, Sonstige) unterteilt und die volatilen als „reale PV+WK“ noch mal extra eingezeichnet.

Um den Jahresgesamtverbrauch¹ nach smard.de von 505 TWh nur mit dem „Ausbau“, also hochskalieren, von PV und Wind zu erreichen, muss man diese auf das 2,8-fache ausbauen, anstatt, wie oben berechnet, alle EE-Quellen um das 2,36-fache zu erhöhen.

Berechnet man dann wieder die theoretisch notwendige Speichermenge über das Jahr, so sieht diese so aus:

Der Speicherbedarf ist also nur von 22 TWh, bei 2,36-fachem Ausbau aller EE-Quellen auf ca. 24 TWh, wenn man nur PV+Wind auf das 2,8-fache ausbaut, gestiegen.

Das scheint auf den ersten Blick überraschend wenig, wenn man bedenkt, dass Biomasse und Wasserkraft in 2021 ca. 25 % der gesamten EE-Erzeugung ausgemacht haben.

Das Ganze wird aber etwas verständlicher, wenn man sich z.B. die Leistung für den oben beschriebenen 31.07. mit den neuen Verhältnissen ansieht:

Die gesamte überschüssige Energiemenge, die an diesem Tag entsteht, war bei der Rechnung oben, mit 2,36-fachem, kompletten EE-Ausbau ca. 944 GWh.
Erhöht man dagegen nur Wind+PV auf 2,8 steigt der Überschuss um ca. 13 % auf 1076 GWh, die zu Speichern sind.

Das macht auch Sinn, denn an solchen warmen und Wind-reichen Tagen machen Wind+PV so oder so den Löwenanteil der Überproduktion und damit der Speichernotwendigkeit aus.
Ich denke damit kann man den geringen Anstieg der notwendigen Speichermenge von 22 auf 24 TWh gut erklären.

Das Ganze bleibt natürlich weiter eine vereinfachte Überschlagsrechnung und beruht nur auf den Zahlen von 2021.

Angesichts unserer sogar schon vorhandenen, riesigen Gasspeicher, halte ich das, abweichend von meiner ursprünglichen Meinung, nicht mehr für notwendig.

Aber dennoch: Wie kommst du auf diese Aussage? Wir reden hier von Investitionen, die sich über Jahrzehnte amortisieren können und Energie werden wir Menschen immer brauchen. In Kohle und Atomkraftwerke haben wir auch schon Unsummen gesteckt.
Hast du Zahlen, die belegen, warum z.B. ein 4-fachen Ausbau der EE-Quellen so ein volkswirtschaftlicher Wahnsinn wäre?

Angesichts dieser benötigten Speichermengen, sehe ich elektrische Speicherung nur als Kurzeitlösung. Auch die Batterien von E-Autos erscheinen mir eher als Tag-Nacht-Speicher geeignet, sprich: Aufladen am Tag und dann Übernacht vielleicht 25 % ins Netz zurück speisen.

Erscheint mir aktuell auch am sinnvollsten.

Anhang:
¹ Die Daten zum Gesamtstromverbrauch, die von smard.de zur Verfügung gestellt werden sind nicht ganz vollständig. Unter anderem fehlt der komplette Stromverbrauch der deutschen Bahn, immerhin 10 TWh im Jahr. Näheres dazu hier: SMARD Benutzerhandbuch

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Wow! Da hat mich meine Intuition getrogen.

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Ach das macht so Freude, hier zu schreiben.

Eine Frage die ich zu deiner Rechnung habe:

Das ist aber nur die reine elektrisch zu speichernde Energie oder? Wenn man dann eine Power to Gas to Power Strecke dahinter schaltet, um das ganze als Gas zu speichern, muss noch der Wirkungsgrad bedacht werden.

image

Was bedeutet, dass sich die 24 TWh, die du vorgeschlagen hast, sich auf 38-50 TWh erhöht.

Machbar aber mehr als nur nen schnaps mehr.

Quelle: Power-to-Gas – Wikipedia

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Das hast du natürlich vollkommen recht. Auch den habe ich in der ursprünglichen Rechnung vernachlässigt.

Du hast ja den Wirkungsgrad (η) für 2 Fälle angegeben, jedoch beide Male schon den zusammengefassten Wirkungsgrad (η_ges) für die Erzeugung des Gases (η_rein) zum Speichern und die Verstromung des Gases (η_raus), wenn die Energie wieder benötigt wird, also η_ges = η_rein * η_raus, angegeben.

Allerdings vergrößert nur der 2. Wirkungsgrad (η_raus) tatsächlich den benötigten Speicher, den die Verluste der ersten Reaktion (η_rein), z.B. der Elektrolyse, gehen ja in Wärme über und erzeugen eben z.B. keinen zusätzlichen Wasserstoff, der gespeichert werden müsste.

Aber egal, ich habe das trotzdem mal durch gerechnet und zwar mit folgenden Werten, die ich für eine Wasserstoff-Speicherung gefunden habe:

  • η_rein (Elektrolyse) = 0,7 (Quelle)
  • η_raus (H2-Verstromung im Gaskraftwerk) = 0,65 (Quelle)
  • nur zur Info, damit erhält man: η_ges = 0,7 * 0,65 = 0,455 also 45,5 % und das ist ja in der Größenordnung von dem, was @Dsonda oben auch geschrieben hat

Beispielhaft:

100 MWh zuviel → η_rein → 70 MWh im Speicher → η_raus → 45,5 MWh nutzbar

Mit diesen Größen habe ich, die Rechnung von oben modifiziert. Das heißt, wenn es mehr "optimierte EE-Erzeugung"² als Gesamtverbrauch¹ gab, dann wurde diese Überproduktion mit η_rein multipliziert und gespeichert. Wenn die EE-Produktion kleiner als der Gesamtverbrauch¹ war, dann wurde die fehlende Energie mit 1/η_raus multiplizert und dem Speicher entnommen.

Die Speicherverluste müssen natürlich durch eine höheren Ausbau der EE-Erzeugung kompensiert werden. Ich bin dazu von der Rechnung aus dem letzten Post ausgegangen. Dort hatte ich errechnet, dass man einen theoretischen Ausbau der Wind+PV-Erzeugung auf das 2,8-fache der Leistung in 2021 gebraucht hätte.
Durch die Speicherverluste, ist dieser Wert auf ca. 3,44 gestiegen. Das wäre also ein Zubau von fast 250 % gegenüber dem, was 2021 tatsächlich vorhanden war.

Mit diesem Zubau auf das 3,44-fache der realen PV+Wind-Erzeugung entstünde dann folgender verlauf der gespeicherten Energiemenge über das Jahr:

Der benötigte Speicher steigt also nur leicht auf etwas über 25 TWh gegenüber den ca. 24 TWh von oben ohne Berücksichtigung des Speicher-Wirkungsgrades bei nur 2,8-fachem Ausbau von Windkraft und Photovoltaik.

Es sieht also so aus, dass selbst ein Gesamtspeicherwirkungsgrad von 0,455 oder 45,5 % über einen entsprechenden Ausbau von hier ca. 60 % bei Wind+PV gegenüber 2021 ausgeglichen werden kann und nur ein sehr geringer Anstieg des Speichers bleibt.

Ich war von dem Ergebnis auch überrascht. Der Grund, warum man nicht mehr Speicher benötigt, liegt aber eben in dem gesteigerten Ausbau. Dieser dient ja nicht nur dazu, z.B. im Sommer mehr Energie zu erzeugen um die Speicherverluste auszugleichen, sondern die gesteigerte Windproduktion hilft ja auch in Wintertagen mit viel Wind, das dort gar nicht erst so eine große Unterproduktion entsteht. Damit fallen die Speicherverluste auch gar nicht erst an.

Wenn man also einen Zubau auf ca. 3,5-fache Leistung bei Wind und Solar in 2021 gehabt hätte, wäre man vermutlich z.B. mit Wasserstoffspeicherung von 25 TWh ausgekommen, obwohl davon noch 35 % beim Verstromen verloren gehen. :slight_smile:

Anhang:
¹ Die Daten zum Gesamtstromverbrauch, die von smard.de zur Verfügung gestellt werden sind nicht ganz vollständig. Unter anderem fehlt der komplette Stromverbrauch der deutschen Bahn, immerhin 10 TWh im Jahr. Näheres dazu hier: SMARD Benutzerhandbuch
² „opt. EE-Erzeugung“ meint in diesem Post die reale Windkraft- und PV-Erzeugung in 2021 multipliziert mit 3,44, sodass im Jahresmittel die EE-Erzeugung den Gesamtstromverbauch¹ exakt deckt.

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