Energiewende: "Dunkle Flaute" / emissionsfreie Speicherung und Wiederverstromung

Wow! Da hat mich meine Intuition getrogen.

1 „Gefällt mir“

Ach das macht so Freude, hier zu schreiben.

Eine Frage die ich zu deiner Rechnung habe:

Das ist aber nur die reine elektrisch zu speichernde Energie oder? Wenn man dann eine Power to Gas to Power Strecke dahinter schaltet, um das ganze als Gas zu speichern, muss noch der Wirkungsgrad bedacht werden.

image

Was bedeutet, dass sich die 24 TWh, die du vorgeschlagen hast, sich auf 38-50 TWh erhöht.

Machbar aber mehr als nur nen schnaps mehr.

Quelle: Power-to-Gas – Wikipedia

1 „Gefällt mir“

Das hast du natürlich vollkommen recht. Auch den habe ich in der ursprünglichen Rechnung vernachlässigt.

Du hast ja den Wirkungsgrad (η) für 2 Fälle angegeben, jedoch beide Male schon den zusammengefassten Wirkungsgrad (η_ges) für die Erzeugung des Gases (η_rein) zum Speichern und die Verstromung des Gases (η_raus), wenn die Energie wieder benötigt wird, also η_ges = η_rein * η_raus, angegeben.

Allerdings vergrößert nur der 2. Wirkungsgrad (η_raus) tatsächlich den benötigten Speicher, den die Verluste der ersten Reaktion (η_rein), z.B. der Elektrolyse, gehen ja in Wärme über und erzeugen eben z.B. keinen zusätzlichen Wasserstoff, der gespeichert werden müsste.

Aber egal, ich habe das trotzdem mal durch gerechnet und zwar mit folgenden Werten, die ich für eine Wasserstoff-Speicherung gefunden habe:

  • η_rein (Elektrolyse) = 0,7 (Quelle)
  • η_raus (H2-Verstromung im Gaskraftwerk) = 0,65 (Quelle)
  • nur zur Info, damit erhält man: η_ges = 0,7 * 0,65 = 0,455 also 45,5 % und das ist ja in der Größenordnung von dem, was @Dsonda oben auch geschrieben hat

Beispielhaft:

100 MWh zuviel → η_rein → 70 MWh im Speicher → η_raus → 45,5 MWh nutzbar

Mit diesen Größen habe ich, die Rechnung von oben modifiziert. Das heißt, wenn es mehr "optimierte EE-Erzeugung"² als Gesamtverbrauch¹ gab, dann wurde diese Überproduktion mit η_rein multipliziert und gespeichert. Wenn die EE-Produktion kleiner als der Gesamtverbrauch¹ war, dann wurde die fehlende Energie mit 1/η_raus multiplizert und dem Speicher entnommen.

Die Speicherverluste müssen natürlich durch eine höheren Ausbau der EE-Erzeugung kompensiert werden. Ich bin dazu von der Rechnung aus dem letzten Post ausgegangen. Dort hatte ich errechnet, dass man einen theoretischen Ausbau der Wind+PV-Erzeugung auf das 2,8-fache der Leistung in 2021 gebraucht hätte.
Durch die Speicherverluste, ist dieser Wert auf ca. 3,44 gestiegen. Das wäre also ein Zubau von fast 250 % gegenüber dem, was 2021 tatsächlich vorhanden war.

Mit diesem Zubau auf das 3,44-fache der realen PV+Wind-Erzeugung entstünde dann folgender verlauf der gespeicherten Energiemenge über das Jahr:

Der benötigte Speicher steigt also nur leicht auf etwas über 25 TWh gegenüber den ca. 24 TWh von oben ohne Berücksichtigung des Speicher-Wirkungsgrades bei nur 2,8-fachem Ausbau von Windkraft und Photovoltaik.

Es sieht also so aus, dass selbst ein Gesamtspeicherwirkungsgrad von 0,455 oder 45,5 % über einen entsprechenden Ausbau von hier ca. 60 % bei Wind+PV gegenüber 2021 ausgeglichen werden kann und nur ein sehr geringer Anstieg des Speichers bleibt.

Ich war von dem Ergebnis auch überrascht. Der Grund, warum man nicht mehr Speicher benötigt, liegt aber eben in dem gesteigerten Ausbau. Dieser dient ja nicht nur dazu, z.B. im Sommer mehr Energie zu erzeugen um die Speicherverluste auszugleichen, sondern die gesteigerte Windproduktion hilft ja auch in Wintertagen mit viel Wind, das dort gar nicht erst so eine große Unterproduktion entsteht. Damit fallen die Speicherverluste auch gar nicht erst an.

Wenn man also einen Zubau auf ca. 3,5-fache Leistung bei Wind und Solar in 2021 gehabt hätte, wäre man vermutlich z.B. mit Wasserstoffspeicherung von 25 TWh ausgekommen, obwohl davon noch 35 % beim Verstromen verloren gehen. :slight_smile:

Anhang:
¹ Die Daten zum Gesamtstromverbrauch, die von smard.de zur Verfügung gestellt werden sind nicht ganz vollständig. Unter anderem fehlt der komplette Stromverbrauch der deutschen Bahn, immerhin 10 TWh im Jahr. Näheres dazu hier: SMARD Benutzerhandbuch
² „opt. EE-Erzeugung“ meint in diesem Post die reale Windkraft- und PV-Erzeugung in 2021 multipliziert mit 3,44, sodass im Jahresmittel die EE-Erzeugung den Gesamtstromverbauch¹ exakt deckt.

5 „Gefällt mir“

Noch etwas realistischer: Wind an Land kann nicht mit einem Faktor 3,5 hochskaliert werden (nicht aus technischen Gründen, aber wegen der Blödheit von einigen). PV dagegen kann fast grenzenlos wachsen. Kappe Wind an Land mal bei 100 GW, Offshore bei 40 GW und mach den Rest mit PV.

Falls du Zeit und Lust dazu hast …

1 „Gefällt mir“

Werden nicht auch immer noch teilweise Windräder abgeschaltet oder auch (private) Solaranlagen, weil es in dem Moment nicht genug Verbraucher gibt und das Stromnetz nicht überlastet werden darf?

Kennt jemand Zahlen, wie viele kWh z.B. jährlich „verworfen / nicht geerntet“ werden, die man theoretisch speichern könnte?
Sofern man den Verbraucher (Elektrolyse) einfach anschaltet und die Netze dafür auch ausgelegt sind.

1 „Gefällt mir“

Ist zeitlich nicht das große Problem. Aber dafür müsste ich wissen, wie viel Nennleistung an Windkraft on- und offshore 2021 tatsächlich installiert waren. Die Daten aus dem smard-System gegen ja nur die tatsächliche erzeugte Leistung, nicht aber die mögliche, maximale Nennleistung an, wenn ich das richtig sehe.

Aber warum sollte ein Windkraft-Ausbau auf das 3,5-fache an Land nach den aktuellen Plänen mit 2 % Flächennutzung nicht möglich sein. Sind wir denn aktuell schon bei deutlich über 0,5 % Windkraftfläche an Land? Hast du da Quellen?

Sehr guter Einwand, den Punkt hatte ich in meiner Rechnung aber bewusst vernachlässigt und ja, die Zahlen dazu werden von der Bundesnetzagentur veröffentlicht:

Im Jahr 2020 wurden knapp 3 Prozent der Erneuerbaren Energien im Rahmen von Einspeisemanagement-Maßnahmen (EinsMan) abgeregelt.

Für das Gesamtjahr 2021 gibt es diesen Bericht aber wohl erst im April oder Mai diesen Jahres. Ich hatte dazu und zu den dadurch entstehenden Kosten auch schon was geschrieben, mit Link zum Bericht der Bundesnetzagentur:

3 „Gefällt mir“

Doch doch, hab ich auch schon rausgesucht. Dann musste dir keinen abbrechen, weil export davon ist nervig.

Ist immer zum Stichtag 1.1 die Installierte Leistung

Installierte Leistung
Datum Uhrzeit Biomasse[MW] Wasserkraft[MW] Wind Offshore[MW] Wind Onshore[MW] Photovoltaik[MW] Sonstige Erneuerbare[MW] Kernenergie[MW] Braunkohle[MW] Steinkohle[MW] Erdgas[MW] Pumpspeicher[MW] Sonstige Konventionelle[MW]
01.01.2015 00:00 6.808,00 5.507,00 993,00 37.701,00 37.271,00 483,00 12.068,00 21.160,00 26.190,00 31.734,00 8.699,00 7.437,00
01.01.2016 00:00 6.815,00 5.514,00 3.283,00 41.168,00 38.686,00 545,00 10.793,00 21.062,00 26.264,00 32.398,00 8.699,00 7.576,00
01.01.2017 00:00 7.080,00 5.446,00 4.131,00 47.042,00 40.834,00 550,00 10.793,00 21.262,00 27.437,00 32.627,00 8.894,00 7.720,00
01.01.2018 00:00 7.396,00 5.300,00 5.051,00 51.633,00 42.804,00 534,00 9.516,00 21.275,00 25.035,00 31.361,00 8.918,00 7.375,00
01.01.2019 00:00 7.752,00 5.281,00 6.393,00 52.792,00 45.299,00 487,00 9.516,00 21.205,00 25.293,00 31.664,00 9.422,00 7.277,00
01.01.2020 00:00 7.987,00 5.268,00 7.504,00 53.184,00 48.206,00 454,00 8.114,00 21.067,00 22.458,00 31.712,00 9.422,00 7.592,00
01.01.2021 00:00 8.400,00 5.112,00 7.774,00 54.499,00 53.302,00 464,00 8.114,00 20.487,00 23.499,00 31.942,00 9.422,00 7.463,00
01.01.2022 00:00 8.543,00 5.115,00 7.787,00 55.630,00 56.309,00 462,00 4.056,00 19.106,00 18.830,00 30.553,00 9.280,00 7.244,00
![image 690x113](upload://2CzOEtUnmmWiWAyfv6x3cIBpxxa.png)
3 „Gefällt mir“

Also 100 GW Windkraft an Land als Obergrenze halte ich für sehr wenig, das ist, laut den Zahlen, die @Dsonda gefunden hat, nicht mal eine Verdopplung gegenüber heute.
Für so renitent halte ich unsere Landsmänner- und Frauen dann doch nicht, selbst wenn die beiden Windkraft-Spezielfolen der Lage da etwas ernüchternd waren.

Ich gehe deshalb erst mal von folgenden Werten aus:

  1. Wasserkraft, Biomasse und sonstige EE bleiben wie sie 2021 wirklich waren
  2. Windkraft an Land (Onshore) begrenze ich mal auf 150 GW³
  3. Windkraft auf dem Meer (Offshore) begrenze ich mal auf 20 GW³
  4. und der Photovoltaik-Ausbau muss dann den Rest machen

Wirkungsgrad des Speichers lasse ich so wie oben und auch ansonsten ändert sich nichts an der Berechnung.

Und ja, damit sieht die ganze Sache schon nicht mehr so rosig aus:

Insbesondere durch den, auf 150 GW installierter Nennleistung, begrenzten Windkraft-Ausbau an Land, entsteht die Notwendigkeit die PV-Erzeugung gegenüber der realen Leistung in 2021 auf das 5,7-Fache zu erhöhen, das wären 320 GW installierter PV-Nennleistung. Das sprengt glaube ich, sogar die optimistischsten Ausbau-Ziele.

Gleichzeitig steigt der benötigte Speicherbedarf auf ca 48 TWh. Wie gesagt, das ist alles so gerechnet, dass in 2021 der tatsächliche Gesamtverbrauch¹ von ca. 505 TWh über das Jahr genau gedeckt und auch zu jeder Zeit genug Strom vorhanden war.

Wenn man den Ausbau der Windenergie an Land allerdings etwas großzügiger annimmt und von einer ungefähren Vervierfachung ausgeht, sodass man 200 GW installierter Leistung an Land einrechnet, sieht das Ganze schon viel besser aus:

Nun genügen ca. 204 GW installierter PV-Nennleistung und ein Speicher von ca. 27 - 28 TWh.

Wenn die Überschlagsrechnungen, die ich gemacht habe, also einigermaßen hinkommen, dann ist der Ausbau der Windkraft an Land absolut entscheidend für die Energiewende, damit die zu speichernde Energie möglichst klein bleibt aber vor allem der PV-Ausbau nicht zu groß wird.

Anhang:
¹ Die Daten zum Gesamtstromverbrauch, die von smard.de zur Verfügung gestellt werden sind nicht ganz vollständig. Unter anderem fehlt der komplette Stromverbrauch der deutschen Bahn, immerhin 10 TWh im Jahr. Näheres dazu hier: SMARD Benutzerhandbuch
³ Gemeint ist hier die installierte Nennleistung der Anlagen, nicht die tatsächlich produzierte Leistung.

edit: Einheiten-Typo korrigiert, danke an @Dsonda :slight_smile:

5 „Gefällt mir“
  1. Denke ich ist eine solide Annahme, evtl. holt man bis 2030 da noch etwas raus wenn ja dann gerne
  2. Sollten denke ich GW nicht GWh sein
  3. Hier solle man denke ich mehr tun auch allein schon weil die Ampel hier 30GW anpeilt(Quelle) und generell sollte man auch über 2030 hinaus die komplette AWZ nutzen, ich orientiere mich immer an dieser Karte der deutschen Bucht:

Agora Energiewende hat dazu auch ein Paper veröffentlicht welches ich mal hier dazu packe:
Offshore Potentials

  1. Da stimme ich die auch wie in Punkt1 ebenfalls zu.

Gerade für Offshore Windparks werden Einbußen, durch steigende WAKE-Effekte(Verschattung), allerdings die gesamt Effizienz herabsetzen, zu einem durchaus signifikantem Prozentsatz.

Du meinst das vermutlich, weil, die Daten von der smard.de-Seite alle in MWh, also Energie-Einheiten, sind und GW ja eine Leistungseinheit ist, richtig?

Aber keine Angst ich verrechne hier nicht Äpfel mit Birnen.

Weia, da hatte ich aber Tomaten auf den Augen. @Dsonda hatte natürlich Recht. Hab den Fehler auch schon korrigiert, aber ich lasse die Beschreibung trotzdem stehen.

Um zum Beispiel die 150 GW-Begrenzung (bzw. 150.000 MW) bei „Wind onshore“ umzusetzen rechne ich erst mal, das wie-viel-Fache der tatsächlich installierten „Wind onshore“-Leistung (aus deiner Tabelle oben) in 2021 das war, also:

150.000 MW / 55.630 MW ~= 2,7

Mit diesem Faktor, hier ca. 2,7, rechne ich dann die tatsächliche Windkraft-Energie (in MWh) hoch, die laut smard.de in jeder der 35040 Viertelstunden des Jahres 2021 enstanden sind:

Date Time of day WK Offshore [MWh] WK Onshore [MWh] PV[MWh] […] WK Onshore [MWh] * 2,7
01.01.2021 00:00 84,00 1.058,00 0,00 […] 2856,6
01.01.2021 00:15 88,00 1.025,00 0,00 […] 2767,5

Die so entstandenen, hoch-skalierten Energiewerte, wie hier beispielhaft in der rechten Spalte, verrechne ich dann mit den anderen EE-Quellen sowie der Verbrauchsenergie und daraus errechnet sich die notwendige Speicherenergie, die man in jeder Viertelstunde entweder in den Speicher rein geben kann, bei Überproduktion, oder die man aus dem Speicher entnommen werden muss.

Vereinfacht gesagt, erhöhe ich schlicht die installierte Nennleistung auf z.B. auf 150 GW bei WK onshore und gehe davon aus, dass die real erzeugte Energie um den selben Faktor steigt.

Okay interessant; habe mir mal deinen verlinkten Beitrag durchgelesen.

Heute morgen fiel mir ein:
Man könnte diese Energie ja jetzt schon theoretisch Speichern, indem man die vielen Stromspeicher in den Kellern von Privatleuten (im Sommer) kostenlos oder zumindest (im Winter) vergünstigt auflädt. So wäre das ein Win-Win Geschäft für alle beteiligten und der Strom geht nicht vollständig verloren.

(Es gab wohl schon Mitte 2020 ca. 200.000 private Stromspeicher Batteriespeicher rechnen sich (noch) nicht)

Das würde dann ja sogar die Anschaffung eines Speichers wirtschaftlicher machen, was ja heutzutage glaube ich mehr oder weniger noch ein +/- 0 Geschäft ist.

Seit ich etwas Kontakt zu den dünn besiedelten, sterbenden Gebieten Deutschlands habe (konkret: Thüringen und das Sauerland), bin ich grnzenlos pessimistisch. Solange die Bevölkerung vor Ort ein gewichtiges Wort mitzureden hat, werden wir bei der Windkraft in den nächsten Jahren nur Stagnation sehen. Insbesondere dann, wenn bereits heute für Windkraft genutzte Flächen zukünftig wegfallen aufgrund neuer Abstandsgebote, etc. Ein Gutteil der heute in Betrieb befindlichen Anlagen wäre ja nach aktueller Rechtlage und Praxis gar nicht mehr zu realisieren. Das Entstehen einer landesweit vernetzten, professionalisierten Szene von stolzen Windkraftverhinderern ist auch eine Entwicklung der letzten 10 Jahre.

Hier gibt es einen Rechner, der abhängig von den Randbedingungen das Windkraftpotential an Land abschätzt: PV- und Windflächenrechner
Man muss da schon ziemlich heroische Annahme treffen, um auf ein Potential von ~300 TWh (entspricht ca. 150 GW an installierter Leistung) zu kommen.

Vielen Dank für diesen konstruktiven Thread!

Wir wissen jetzt also, dass wir mit Ausbau-Faktor 3-4, vorhandenen Gas-Speichern (Gas+Wasserstoffbeimischung) den Verbrauch von 2021 stemmen hätten können:

Es fehlt jetzt nur noch die Elektrolyse/Power2Gas-Leistung. Im Versuchsaufbau funktioniert das ja schon. In der benötigten Größenordnung gibt es noch keine Anlagen und ich sehe auch nichts in Habecks Plan, da jetzt massiv in die Planung und Bau einzusteigen. Es muss ja @Matder s „Sommer-Buckel“ Öko-Überschuss komplett weg-elektrolysiert werden, damit es nicht zu Wind/PV-Abschaltungen kommt.

Wenn das gelöst ist, bleibt noch ein winzig-kleines Problem: Wir müssen ja auch noch das Erdgas durch synthetisches Gas ersetzen, das in der Industrie gebraucht wird. Und der Mehrverbrauch an Strom durch Elektifizierung der Industrie, Verkehr und Gebäude-Heizung.

Wenn man das mit einbezieht, dann dürfte die Rechnung ganz anders aussehen. Düster wahrscheinlich.

2 „Gefällt mir“

Zum einen gehört zu diesem Speichern ja, dass der Speicherbesitzer seinen Speicher oder einen Teil davon dem Netz zur Verfügung stellt, also dann einspeichert oder zurückspeichert, wann das Netz es anfordert, sodass er den Speicher oder einen Teil davon nicht für den Zweck verwenden kann, für den er ihn angeschafft hat.

Zum anderen erscheint es sehr unplausibel, dass man jetzt schon die Energie in 200000 privaten Stromspeichern speichern kann: Nach den Berechnungen von @Matder - danke! - müssten mehr als 20 TWh gespeichert werden. Um das mit den Stromspeichern tun zu können, müssten die im Schnitt mehr als je 100 MWh groß sein. Bei 1 €/Wh würde ein solcher durchschnittlicher privater Stromspeicher mehr als 100 Millionen € kosten.

Die Akzeptanz vor Ort ist natürlich ein entscheidender Faktor. Aber ich bin da etwas optimistischer. Aber ich denke dazu wird man die Menschen stärker an den Vorteilen der Windräder beteiligen müssen, z.B. wie in der Lage angedeutet durch die Finanzierung von Kitas oder durch die Stärkung des ÖPNV, so etwas hatte ich hier:

auch schon mal vorgeschlagen.

Aber werden die nicht für die jeweilige Solaranlage auf dem Dach benötigt?

Stimmt natürlich, die gibt es, genau wie die Speicherkapazität selbst, noch nicht. Dazu kann ich ja auch nochmal einen Datenpunkt aus meiner Rechnung liefern, wir hätten in dem letzten Szenario oben (Windkraft onshore und PV jeweils auf ca. 200 GW ausgebaut)
eine maximale Speicherleistung von

  • ca. 150 GW zum Befüllen des Speichers (z.B. Elektrolyse oder Batterieaufladung) und
  • 60 GW zum Entnehmen aus dem Speicher (z.B. H2-Verstromung oder Batterieentladung)

gebraucht. Das sind in der Tat gewaltige Leistungen und die entsprechenden Anlagen um so schnell z.B. Wasserstoff oder Methan (im geschlossenen System) herzustellen, muss man erst mal bauen.
Wenn man sich allerdings den windige Sommertag des 31.07.2021 von oben, mit der angepassten EE-Erzeugung² genauer ansieht:

dann sieht man, dass die besonders große Speicherleistung (also wie weit die grüne Linie über der roten Linie sitzt) nur Mittags benötigt wird. Rein technisch betrachtet, könnte man also Mittags neben z.B. den Wasserstoffspeichern auch E-Autos als Zwischenspeicher aufladen, während ihre Besitzer auf der Arbeit sind.
Diese Speicherleistung ruft man Abends ab und speichert sie in die langfristigen Gasspeicher um.

Aber dennoch, ich sehe, ähnlich wie @HessenChris , die benötigte Speicherleistung in der Tat auch als sehr herausfordernd. Hier muss die Politik dringend etwas tun.

Da aber beispielsweise zur power-to-gas Speicherung spezielle, große Anlagen gefragt sind, kann man diesen Teil der Energiewende eventuell sehr gut den klassischen Energiekonzernen als zukünftigen business case anbieten und diese damit ins Boot holen.

Anhang:
¹ Die Daten zum Gesamtstromverbrauch, die von smard.de zur Verfügung gestellt werden sind nicht ganz vollständig. Unter anderem fehlt der komplette Stromverbrauch der deutschen Bahn, immerhin 10 TWh im Jahr. Näheres dazu hier: SMARD Benutzerhandbuch
² „angepasste EE-Erzeugung“ meint in diesem Post, dass Windkraft onshore fiktiv auf 200 GW, Windkraft offshore auf 20 GW und Photovoltaik auf ca. 204 GW installierter Nennleistung erhöht wurden. Alle weiteren EE-Quellen und der Gesamtverbrauch¹ entsprechend den realen Daten von 2021.

2 „Gefällt mir“

Zumindest haben die schon mal entsprechende Grundstücke: Da wo aktuell die AKW- und Kohle-Blöcke stehen sind wenigstens die Stromleitungen dick genug, um diese Leistungen aufzunehmen oder abzugeben.

1 „Gefällt mir“

Wenn die 3-4 Windräder die Kita und den ÖPNV tragen sollen wird der ach so günstige Grüne Strom noch teuerer und die Subventionen für Stahlindustrie und Chemie steigen noch höher.

Laut dieser Präsentation vom vdi

ist die Wirtschaftlichkeit für Elektrolyse entscheidend, sind viele Betriebsstunden also das genaue Gegenteil von dem hier angedachten Zweck. Die Beispielanlage hatte ein Wasserkraftwerk genutzt.
Auch wenn es hier verschrien ist geht das nur in Gebiete mit mehr Sonnenstunden.
Entscheidend ist der günstige konstante Strom, wenn trotz Installation mit hohen deutschen Löhnen und wenigen Sonnenstunden PV 5 Cent die kWh kostet, wo wären wir bei B-Ware Panels, Montage mit niedrigeren Löhnen und vor allem mehr Sonnenstunden- ich tippe mal auf unter 1 Cent eher 0,5 Cent die KWH. Dann kommt der Elektrolyseur meinetwegen aus Deutschland, den Rest würde ich einkaufen wo es am günstigsten ist. Wenn der grüne Wasserstoff wettbewerbsfähig ist, kann man dann über Grundlast grüner Wasserstoff nachdenken und dann stören einen die Schwankungen in PV und Wind nicht mehr.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dich richtig verstanden habe, daher korrigiere mich ggf., aber dein Argument ist, dass sich H2-Elektrolyse zur PV-Speicherung nicht lohnt, da dann die Elektrolyse nur einige Stunden am Tag läuft, also quasi in der Mittagshitze, richtig?

Natürlich würde eine Vollauslastung den Preis pro Kilowattstunde für das Einspeichern verringern, da sich fixe Kosten und die Investitionen für die ganze Anlage natürlich auf mehr eingespeicherte Energie (kWh) verteilen können. Aber wir reden hier von Investitionen auf Jahrzehnte.

Und ich sehe, angesichts der zu speichernden Energiemenge keine Alternative zu power-to-gas, wenn wir die mächtigen, aber volatilen EE-Quellen (PV und Wind) anzapfen wollen. Am Ende wird man diesen Preis an die Verbraucher weitergeben. So wie wir es heute schon z.B. mit

  • den Kosten für die nationale Erdgas-Reserve,
  • den Kosten für die nationale Erdölreserve,
  • den Kosten für die Stromnetz-Stabilisierung, also z.B. Kraftwerks-Abregelungen

und vielen anderen Infrastruktur- Stabilisierungsmaßnahmen tun.

Und die nationale Erdöl-Reserve, beispielsweise, kommt fast nie zum Einsatz (Quelle):

In Deutschland wurden bislang drei Mal strategische Ölreserven freigegeben, jeweils aufgrund eines gemeinsamen Beschlusses der Mitgliedsländer der Internationalen Energieagentur: Die Anlässe waren der Golfkrieg 1990/91, die von den Hurrikanen „Katrina“ und „Rita“ 2005 angerichteten Schäden in den USA sowie der Ausfall libyscher Ölexporte im Jahr 2011.

aber kostet 400 Millionen Euro jedes Jahr, und trotzdem kann ich mich spontan nicht an eine einzige öffentliche Debatte über deren Sinn erinnern. Dafür ist also offenbar Geld da.

Eine nationale Erneuerbare-Energien-Speicher-Infrastruktur käme dagegen quasi jeden Tag zum Einsatz. Und ich finde, wir sollten uns wohl alle dran gewöhnen, dass deren Kosten irgendwann einfach zu den anderen Strompreisen-Komponenten dazukommen werden.

3 „Gefällt mir“

Okay, alles kann man dann auf diese Weise nicht speichern.
Wenn der Speicher im Schnitt 10 kWh groß ist (angenommen er ist leer) könnten bei 200.000 Speichern (Zahl wird mittlerweile größer sein und werden) nur 2.000.000 kWh = 0,002 THW gespeichert werden. Besser als nichts, aber sind nur 0,01 %.

Wenn es aber in Zukunft mehr Speicher in Haushalten gibt und u.a. durch „meine Idee“ sich die Sache noch mehr lohnt auch in ein paar kWh Kapazität mehr zu investieren, als man mit der eigenen PV voll kriegen würde, dann kann dieses Speicherkonzept zumindest seinen (geringen) Teil zur Lösung beitragen :slight_smile:

Bei meiner Idee bekommt der den Strom ja (fast) geschenkt und verbraucht dann natürlich an späterer Stelle weniger Netzstrom oder speist Strom mit seiner PV ein, da der Speicher schon voll ist.

Im Sommer auf jeden Fall. Aber nachts sind sie ja vielleicht schon wieder leer(er) durch den abendlichen Verbrauch. Und im Winter kriegt man sie mit der PV bestimmt nicht voll, da ist der größte Teil der Kapazität „ungenutzt“.

1 „Gefällt mir“

Du vergisst aber die Implikation daraus.
Wenn wir die energieintensiven Grundstoffindustrien wie Stahl/Chemie hier noch halten wollen, könnte ein durch zu geringe Auslastung zu hoher Wasserstoffpreis nur durch Subventionen ausgeglichen werden und wir reden da über mehr als die 5 Cent EEG Umlage; wir haben ja alle deren Folgen gemerkt.

Kurzer Einschub: der ominöse Elektrostahlofen kann nicht aus Eisenerz Stahl machen.
Um aus Eisenerz Stahl herzustellen, geht es über den Hochofen oder über die Direktreduktion.
Der Hochofen braucht Koks, die Direktreduktion nutzt aktuell Erdgas, sie soll aber auf Wasserstoff umgestellt werden. Also: Wenn wir aus Eisenerz Stahl herstellen wollen, brauchen wir Stand jetzt Wasserstoff und 2045 sollen wir nur für Stahl 1,4 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff brauchen.

Variante 1:
Man baut dediziert Solar und Photovoltaik nur für Wasserstoff auf und legt die Brennstoffzelle auf den Jahresmittelwert aus. Für die Überschüsse müssen wir ne andere Verwendung finden. Von den zusätzlichen Flächenbedarf über die 2% rede ich erst garnicht.

Variante 2:
Wir gehen wohin, wo die Schwankungen im Grünen Strom geringer sind.

In euren Theorien geht ihr davon aus, den grünen Wasserstoff brauche ja nur der Bürger, den man zum sparsamen Verbrauch erziehen kann.
Nein, der Grüne Wasserstoff wird in so großen Mengen gebraucht für die Grundstoffindustrie, Chemie, Kunststoffindustrie etc., dass wenn wir an den Subventionen nicht krepieren wollen, wir die Preise soweit senken müssen, dass der grüne Wasserstoff genauso billig ist, wie aktuell fossile Brennstoffe. Wenn dann grüner Wasserstoff billig genug ist, wird man ihn genauso verschwenderisch verwenden wie gerade Öl oder Gas.

1 „Gefällt mir“