Energiesparen, Spritsparen -> simple Ideen für die Lage

In der letzten Lage wurde schon darüber diskutiert, aber ich würde das gerne nochmal etwas ausweiten, sodass Das vielleicht mal als „Energiespartipps“ in der Lage besprochen werden kann.

Vielen Menschen sind bestimmte erstaunliche Tatsachen gar nicht bewusst, die Intuition beim Energieverbrauch im Alltag verbessern könnten.

Daumenregel: „Alles was mit Wärme zu tun hat verbraucht sehr viel Energie“.

Als Beispiel nehme ich an, dass wir 1L Wasser mit einem Wasserkocher auf 100grad C erhitzen wollen. Der Wasserkocher verbraucht typischerweise 2400W, also 2,4kW. Zum erhitzen braucht der bei mir 3 Minuten 17 Sekunden, also 197 Sekunden. Wieviele Kilowattstunden sind das? (1h = 3600s)

2,4kW * 197s / (3600s/h) = 0,1313 kWh

(btw: bei einem Strompreis von ~0,35€/kWh koste einmal 1L Wasser kochen ca. 4,6 Cent.)
Was können wir mit 0,1313 kWh noch so machen? Hier habe ich eine LED-Filamentlampe, die relativ hell ist und 4W verbraucht. Wieviele Stunden können wir diese Lampe brennen lassen mit der Energie von „1L Wasser erhitzen“? (4W = 0,004kW)
0,1313 kWh / 0,004kW = 32,8tunden = 32 Stunden 50 Minuten.

der Stromverbrauch vom Wasserkocher ist also um 3 Größenordnungen* größer, als der eines typischen Leuchtmittels! Viele Menschen haben die Angewohnheit beim Kochen von einem Tee oder so deutlich zuviel Wasser zu kochen. Wenn wir nur eine Tasse Tee brauchen, müssen wir vielleicht nur 250mL kochen, füllen aber möglicherweise 800mL in den Kocher. Nicht nur verbrauchen wir damit eine enorme Menge Strom umsonst (mit der wir Lampen tagelang anlassen können), sondern wir müssen auch länger warten, bis das wasser kocht.
Mein Tipp: einfach die Tasse in die der Tee kommt erst mit Wasser füllen und dann in den Kocher schütten. Dadurch erhitzt ihr nur genau die benötigte Menge Wasser.
Des weiteren lohnt es sich auch mal die ganzen verschiedenen Tassen, die man so hat durchzumessen. Also mit Wasser füllen und das dann in einen Messbecher geben. Dadurch bekommt man auch mal so eine Intuition für verschiedene Tassenvolumen. Die Meisten Wasserkocher haben eine Messanzeige.

*) Größenordnung = Faktor 10 / Eine Dezimalstelle.

Spritverbrauch:
Was verbraucht beim Autofahren Sprit?
A) Beschleunigen. Die Masse des Autos auf eine gewisse Geschwindigkeit zu bringen benötigt Energie. Die chemische Energie des Autos wird in kinetische Energie („Schwung“) umgewandelt. Diese Energie geht beim Bremsen wieder verloren und „verpufft“ als Wärmeenergie auf den Bremsscheiben. (Falls ihr ein Elektroauto habt, dann kann beim Bremsen die kinetische Energie wieder den Akku aufladen - zumindest teilweise).
Idealerweise könnte man also beim Autofahren nur einmal Beschleunigen und dann mit dem Schwung bis ans Ziel gelangen. Leidergibt es aber Luftwiderstand, Reibungswiderstand, rote Ampeln, andere Autos und sonstige Hindernisse, die uns zwingen wieder zu bremsen und neu zu beschleunigen. Sprit sparen können wir also, wenn wir nicht mehr beschleunigen, als notwendig. Wer „sportlich“ fährt beschleunigt zum Beispiel oft stark und bremst dann vor Kurven wieder stark ab. Diese zusätzliche Energie ist am ende wieder Verpufft.
Ein Klassiker, den wir alle auch schonmal gemacht habe: ein paar hundert Meter vor uns ist eine rote Ampel. Wir rollen auf die Ampel zu, sind aber ungeduldig und beschleunigen daher noch etwas, um dann vor der Ampel wieder zu bremsen. Wir wären auch ohne zusätzliche Beschleunigung bis zur Ampel gekommen, aber vom Gefühl her kommen wir schneller vorran, wenn wir nochmal Gas geben können zwischendurch. Diese zusätzliche Energie ist vollkommen sinnlos. Wären wir langsamer gefahren, wäre die Ampel vor Erreichen vielleicht sogar Grün geworden, sodass wir gar nicht hätten Anhalten müssen. Dann hätten wir sogar Sprit gespart.
Also Daumenregel:
Je gleichmäßiger (geringes Beschleunigen und Bremsen) wir im städtischen Straßenverkehr fahren können, desto weniger Sprit verbrauchen wir.

B) schnelles Fahren auf der Autobahn.
Fahren wir eher Schnell mit gleichmäßiger Geschwindigkeit, dann verbrauchen wir den meisten Sprit, um den Luftwiderstand zu überwinden. WICHTIG: der Luftwiderstand wächst mit dem Quadrat der Geschwindigkeit! Das bedeutet: wenn wir unsere Geschwindigkeit verdoppeln, vervierfachen wir den Luftwiderstand - und damit vervierfachen wir den Spritverbrauch. Ganz allgemein: Wenn wir die Geschwindigkeit um den Faktor „a“ verändern, verändert sich der Spritverbrauch um a^2.

Wenn der Herr aus dem Anderen Thread statt 250km/h also 100 fahren würde also a = 0.4 (250 * 2/5 = 100), dann würde er um den Faktor 0.4 * 0.4 = 0.16 mal weniger Sprit verbrauchen - er könnte also 86% des Sprits einsparen! Zumindest meiner Rechnung nach. Natürlich passt das für besonders kleine Geschwindigkeiten nicht mehr, da der Motor von einem stehendes Auto immernoch Sprit verbraucht. Aber sofür schnelle fahrten ist diese Daumenregel mit dem Luftwiderstand ganz praktisch.

Wenn die eingesparte Tankzeit bedenken sind wir evtl nicht viel langsamer!

7 „Gefällt mir“

Meiner will Minimum 0,8l dein Tipp funktioniert also leider nur bedingt.

Zumal alle die beim Kauf zur Auswahl standen deutlich mehr Minimum verlangen als eine Tasse Wasser.

1 „Gefällt mir“

Wer einen Induktionsherd hat, kann den Wasserkocher verschenken.
Er ist, wenn er eine Boost-Funktion hat, nicht langsamer als ein Wasserkocher und in jedem Fall sparsamer.

1 „Gefällt mir“

Wieso ist ein Induktionsherd sparsamer? Sparsamer müsste wenn dann die Mikrowelle sein, da Du hier nur das Wasser plus die Tasse erhitzen musst. Beim Induktionsherd kommt der Topf dazu und beim Wasserkocher der Wasserbehälter des Wasserkochers.

Zum einen, da nur die Menge erwärmt werden muss, die auch benötigt wird, außerdem auf die benötigte Temperatur.
Dazu kommt, dass nur der Boden erhitzt wird.
Nur wenige Wasserkocher bieten die Funktion, auf eine Wunschtemperatur zu erhitzen.
Die meisten Wasserkocher haben eine Mindestfüllmenge. Dazu kommt ein Nachlaufen bei den meisten Modellen. Während im Induktionstopf nur das Wasser und der Boden des Topfs erhitzt wird, verliert der Wasserkocher Energie an die Wände. Leider kenne ich nur das Phänomen (ein Topf vom Induktionsherd ist nicht heiß), ich kann aber nicht erklären, wieso das so kommt.

Mikrowelle scheint bei geringen Mengen auch eine gute Alternative zu sein.
Wusste ich nicht, allerdings habe ich so wenig Geräte wie möglich (was die Mikrowelle auch ausschließt).

Könnte man meinen, wenn man nur den Innenraum der Mikrowelle betrachtet. Aber die Hochfrequenzbauteile werden sehr warm und müssen häufig sogar aktiv per Lüfter gekühlt werden (Quelle):

Denn der Wirkungsgrad von Mikrowellen liegt bei etwa 60 Prozent.

2 „Gefällt mir“

Die Tipps mit der Teetasse und das vorausschauende Fahren sind coole Livehacks (meine Oma kannte noch viele andere, wie „den Stecker des Fernsehers abziehen“, „eine Schüssel unter den tropfenden Wasserhahn verwenden und das Wasser noch zum Gemüsewaschen verwenden“, etc.).

Aber selbst durch die smarteste Teewassererwärmestrategie kann ich weder die 74% des Stromverbrauchs beeinflussen, der nicht in Privathaushalten stattfinden noch kann die Mehrheit, die nicht täglich ein PKW bewegt, Sprittspartipps umsetzen.

In einem größeren Kontext habe ich ein wenig die Befürchtung, dass der Fokus auf (gute, aber dann doch im globalen Kontext nicht ausreichende) Einsparungen ein wenig die Rolle eines Blitzableiters spielt, der oft den Druck zur Veränderung ableitet, so dass das meiste bleiben kann, wie es ist.

4 „Gefällt mir“

Das ist natürlich richtig:
Deutschlandweite Analyse: 30 Unternehmen stoßen Drittel der Treibhausgase aus - n-tv.de
Trotzdem macht aber beim CO2 gerade das Kleinvieh Mist. Je mehr mitmachen, desto effizienter.
Standby Modus: Stromverbrauch senken & sparen | co2online

In einem durchschnittlichen 3-Personen-Haushalt machen unnötige Kosten durch Standby im Schnitt etwa acht Prozent der Stromrechnung aus. Die Standby-Leistung liegt durchschnittlich bei etwa 10 Watt. Durch vollständigen Verzicht könnten Sie im Einfamilienhaus im Jahr bis zu 360 Kilowattstunden (kWh) und 115 Euro sparen sowie 170 kg CO2 vermeiden.

Der Boden ist das was in der Regel die Hauptmasse des Topfes ausmacht und damit auch am meisten Energie benötigt, um erhitzt zu werden. Ein Energiespartip wäre deshalb zum kochen möglichst leichte Töpfe und Pfannen verwenden. Klappt aber nur bei Wasser, denn der Rest brennt an.

Kann Dein Induktionsherd das? Ich habe lange nach einem Herd gesucht, bei dem ich keine Stufe einstelle, sondern eine Temperatur. Aber bisher gibt es das nur bei Laborherdplatten.

Die theoretisch günstigste Variante ist übrigens nicht der Induktionsherd, sondern ein Infrarotherd. Dieser hat der Vorteil, dass man in Glasgefäßen kochen kann und das Essen direkt erwärmt wird und die Glasgefäße nur indirekt durch das Essen. Ansonsten kann man immer noch normale Töpfe verwenden und kann ähnlich wie bei einem Induktionsherd steuern. Leider gab es den damals beim Händler nicht.

Danke für den Hinweis, den hatte ich höher geschätzt.

Das ist richtig, aber aus meiner Sicht nicht die Zielstellung. Es geht darum, dass man seinen persönlichen Verbrauch mit einfachen Mitteln senken möchte, um Geld zu sparen, Idealismus, usw. Die Welt kann man damit nicht retten, leider.

1 „Gefällt mir“

Unserer hält die Temperatur nicht nur, sondern schaltet auch ab. Das funktioniert laut Anleitung aber nur bei Wasser. Wie es funktioniert, weiß ich nicht. Ob die Temperatur immer so passt, weiß ich auch nicht, aber es scheint zumindest zu funktionieren.

Richtig. Also auch:

  • Backofen reichlich vor der erforderlichen Zeit ausschalten. Der Innenraum bleibt noch lange heiß.
  • Herdplatten reichlich vor der erforderlichen Zeit ausschalten.
  • Spülmaschine im Eco-Programm laufen lassen (dauert zwar lange, heizt aber nicht so viel)
  • Waschmaschine normalerweise mit 30° laufen lassen und nur ab und zu mit 60°, damit es nicht gammelt.
  • Nicht einfach alles im Wäschetrockner trocknen, lieber auf dem Balkon trocknen lassen - das geht sogar im Winter einwandfrei. Den Trockner nur als Notfall-Gerät betrachten.
  • Staubsauger nicht nach Lautstärke sondern nach (benötigter) Saugleistung kaufen und betreiben. Zyklon-Sauger müssen zum Beispiel immer Vollgas geben, um den Strudel aufrecht zu erhalten. Vollgas braucht man aber bei Hartböden gar nicht.

Dazu kommen dann Dauer-Verbraucher:

  • Kühlschrank/Gefrierschrank abtauen.
  • Selten genutzte Geräte vom Netz trennen (insbesondere ältere Geräte)

Das wären dann die üblichen Tipps.

Und wenn ich in fremde Haushalte komme, denk ich immer, Energie scheint hier nix zu kosten.

6 „Gefällt mir“