Eltern / Notbetreuung

Es war ja schon oft ein Thema aber wird wieder aufkommen, wenn die Regierung wieder keine Homeofficepflicht oder echte Einschränkungen der Kontakte in der Arbeitswelt beschließt.

In Magdeburg sind jetzt (rein subjektiv geschätzt, aus meinem Bekanntenkreis und deren Einrichtungen) 40-50% der Kinder in KiTa und Grundschule in der sogenannten Notbetreuung. Für die Notbetreuung gibt es ein Musterformular welches ganz klar nur kritische Infrastruktur bescheinigt. In der Realität haben aber sehr viele Eltern ein solches Formular.

  • Viele Bekannte berichten: Man sagt dem Arbeitgeber: „Ich bleibe jetzt zu Hause, weil Pandemie und Kinder daheim“ und schon kommt der Arbeitgeber (nicht kritisch, z.B. irgendeine normale Stadtbehörde, sagen wir mal Bauamt) mit Anwesenheitspflicht und Notbetreungsschein.

  • Es muss nur ein Elternteil den Schein haben.

  • Viele Einrichtungen akzeptieren noch die Formulare, die man im letzten Jahr eingereicht hat und bei denen gab es eine Ausnahme für „Härtefälle“ die dann auch sehr ausgiebig genutzt wurde.

Faktisch ist es extrem frustrierend für die Eltern, die sich an die Regeln halten und ihre Kinder zu Hause betreuen. Die sind jetzt so richtig die Dummen. Strampeln sich ab mit HomeOffice, HomeKiTa, Homeschool und müssen sich dann auch noch anschauen, wie in vielen Einrichtungen schon eine Art Normalität einkehrt und die Träger/Erzieher es seltsam finden, dass man sein Kind nicht schickt.

Das Ganze natürlich vor dem Hintergrund, dass in Büros die Party weiterläuft.

Einzelfall? Wie sieht das in anderen Teilen Deutschlands aus?

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Auch in Frankfurt habe ich ganz klar den Eindruck, dass das Thema Notbetreuung massiv großzügig ausgelegt wird. Als Beispiel habe ich nur unseren Kindergarten aber es gibt keinen Grund anzunehmen, dass wir die absolute Ausnahme sein sollen. In unserer Kindergartengruppe sind aktuell zwischen 11-18 von 20 Kindern vor Ort. D.h. tatsächlich dass aktuell nur unser Kind und die beste Freundin NICHT gehen. Das finde ich schon echt krass. Sehr positiv hervor zu heben ist aber, dass alle Erzieher:innen Maske tragen und auch so regelmäßig gelüftet wird, dass die Kinder auch warm angezogen kommen sollen.

Für mich hat man so eigentlich the worst of both worlds. Eltern machen (zu Recht) Stunk dagegen, dass alles auf Ihnen abgeladen wird und gleichzeitig gibt es keinen wirklichen epidemiologischen Vorteil weil es eben nicht so stark begrenzt ist wie noch im März/April letztes Jahres. Auch dazu noch eine Anekdote aus Frankfurt. Bei uns im Wohnhaus ist im Keller auch eine Kita, die jetzt schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen komplett schließen musste weil es Fälle von Corona gab (diesmal waren es 8!).

Liebe Grüße

Aus Baden-Württemberg kann ich Ähnliches berichten.
In Ba-Wü reicht, wenn ich es richtig verstehe, auch die Erklärung der Eltern, dass sie Notbetreuung brauchen.
Entsprechend verbreitet ist die Notbetreuung denn auch.

Stellenweise sind viel mehr als 50% da.

Kita Schließungen sind jedenfalls in Sachsen-Anhalt nicht ernst gemeint, denn es gibt keine sonstige Entlastung für die Eltern und jeder der Notbetreuung will bekommt sie auch.

Im Gegensatz zum Lockdown im Frühjahr wo der Kreis/Gemeinde/Staat festgelegt hat wer zur kritischen Infrastruktur gehört und damit eine klare Gruppe ihre Kinder :baby: zur KiTa geben konnte ist es jetzt so, dass die Entscheidung für die Notbetreuung bei den Eltern liegt.
Die KiTa bekommt von den Eltern gesagt, dass die Notbetreuung notwendig ist, dann muss die KiTa das akzeptieren und kann es nicht ablehnen.

Ich finde es sehr schwer hier den Umgang mit der Notbetreuung zu verdammen. Was sollen Eltern denn machen die nun mal einer Arbeit nachgehen? Arbeitgeber sind ja auch nicht grenzenlos verständnisvoll. Es liegt ja nicht daran, dass man die Kinder abgeben will, sonder gezwungen ist dazu. Leider reicht heutzutage oft ein Einkommen finanziell nicht mehr aus. Und ich glaube kaum dass die Großeltern die Kinder betreuen sollen.

Es gibt auch andere Eltern mit Problemen. Meine Schwester und ihr Mann sind systemrelevant. Ihr Kind sollte im August in den Kindergarten. Wurde jetzt immer weiter verschoben ohne Lichtblick wegen Corona. Also müssen gefährdete Großeltern die Betreuung übernehmen.

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Hallo Zusammen,

An unserer Kita in Brandenburg (privater Träger) wird den Eltern die können, empfohlen ihre Kinder daheim zu lassen, eine Verpflichtung für systemunrelevante Beschäftigungen besteht nicht. Dies wird begründet das die definitive Entscheidung über die Umsetzung der Anweisungen der Regierung bei den Ländern bleibt. Dadurch ist zum Normalbetrieb kaum ein Unterschied festzustellen.

VG

In NRW ist der Umgang m.E. überhaupt nicht sinnvoll: Während im Frühjahr 2020 ein grundsätzliches Betreuungsverbot seitens des Ministeriums ausgesprochen wurde, bei dem es nur bestimmten Berufsgruppen gestattet war eine Notbetreuung in Anspruch zu nehmen (mit schrittweiser Erweiterung), wurde zum jetzigen Lockdown ein Appell an die Eltern gerichtet die Kinder nach Möglichkeit selbst zu betreuen und nur in einem wirklichen Notfall die Betreuung in in der KiTa in Anspruch zu nehmen. Es ist also ein eingenverantworliches Handeln gefragt, was ich grundsätzlich begrüße. Der Umgang sowohl von den Trägern/Leitungen der Einrichtung sowohl auch der Eltern ist, zumindest in unserem Umfeld, alles andere als begrüßenswert: Die Auslatungen liegen in allen mir bekannten Einrichtungen bei min. 70%, mit steigender Tendenz. Zur Anmeldung in der Notbetreuung werden, in allen mir bekannten Fällen, Listen versendet, in die man nur die Daten und gewünschten Betreuungszeiten der Kinder einträgt und man kann sein Kind abgeben. Bemerkenswert finde ich, dass man mittlerweile seitens anderer Eltern gefragt wird warum man sein Kind nicht in die Betreuung geben möchte…

Ich verstehe aufgrund unserer eigenen Situation mit 2 kleinen Kindern, dass es absolut grenzwertig ist was die Belastung angeht. Auch wenn ich sehr gerne auch sehr viel Zeit mit meinen Kindern verbringe, muss nebenher noch die Arbeit und den Haushalt erledigt werden. Weiterhin gibt es viele Haushalte/persönliche Umstände bei denen die Situation wirklich zum enormen Nachteil des Kindeswohl ist, weshalb ich es für richtig halte, dass eine ausschließliche Fokussierung auf die gesellschaftliche Relevanz der ausgeführten Berufe nicht mehr länger besteht. Ich sehe allerdings auch, dass sehr viele gar nicht bereit sind die dafür geschaffenen Erleichterungen (z.B. Erhöhung des Anspruchs auf Krankentage zur Betreuung) in Anspruch nehmen, oft mit der Begründung, dass die Summe der Tage ja bei einer wahrscheinlichen Verlängerung des Lockdowns nicht ausreichend wären, weniger Geld zur Verfügung steht, etc. Am Ende sind diejenigen, die diesem Appell folgen tatsächlich die Dummen, so werden aktuell in der Stadt Köln die Elternbeiträge für die KiTagrundsätzlich erstattet, unabhängig ob die Betreuung in Anspruch genommen wurde oder nicht und die Maßnahmen müssen aufgrund der langsamer fallenden (in Köln seit heute wieder ansteigenden) Inzidenz noch weiter verlängert werden.

Daher denke ich, dass es bei einer absehbaren Verlängerung des Lockdowns nochmal nachjustiert werden muss und zwar von politischer Seite. Ich denke man würde sich schon einen Gefallen damit tun, wenn man z.B. eine klare Frist vorgibt, bis zum welcher die zusätzlichen Krankentage genommen werden müssen und auch von vornherein eine Erhöhung der Tage bei Verlängerung der Maßnahmen in Aussicht stellt (so vermeidet man ein „Hamstern“ dieser Tage). Außerdem sollte die Anmeldung zur Betreuung seitens der Eltern individuell gestellt und begründet werden im Falle von persönlichen Gründen und diese auch im einzelnen von der KiTa-Leitung nachvollzogen werden. Im Falle beruflicher Gründe sollte man m.E. wieder mit Vorgaben für einzelne Berufsgruppen wie im vergangenen Jahr arbeiten. Ich denke auch, dass Erzieher einen guten Eindruck von dem sozialen Gefüge der Haushalte haben, sodass man auf Eltern bei denen man eine problematische häusliche Situation vermutet gezielt zugehen kann, d.h. hier dafür sorgt das entsprechende Kinder in die Notbetreuung kommen. Man sollte darüber hinaus einen Anreiz schaffen in dem man die Rückerstattung der Elternbeiträge nur mit dem Nachweis erhält das die Betreuung auch nicht in Anspruch genommen wurde (Nachweis durch die KiTa). Ich weiß, dass momentan auch in den KiTas aufgrund der Situation eine deutlich höhere Belastung des Personals vorliegt aber m.E. lohnt sich der Einsatz an solchen Stellen wesentlich mehr als noch mehr Zeit in die Desinfektion von Oberflächen zu investieren, weil man am Grunde des Problem ansetzt.

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Wir wohnen im Bundesland Bremen, hier gibt es lediglich einen Appell an die Eltern, die Kinder zu Hause zu betreuen. In unserer KiTa folgt daraus aktuell eine Anwesenheit von ca. 40% der Kinder. Wenn ich die vorangegangenen Posts lese, scheinen die Regelungen durch die Kombination aus Föderalismus und verschiedenen Trägern ja absolut uneinheitlich zu sein.

Ich bin auch der Meinung, dass der (indirekte) Einfluss von Kinderbetreuung / Schule auf unsere Wirtschaft und auch die gesamt-Stimmungslage der Nation in der aktuellen Situation regelmäßig völlig unterschätzt wird. Ich würde mir z.B. wünschen:

  • bundeseinheitliche Regelungen
  • frühere Impfungen der Erzieherinnen in Krippen, da diese oft wirklich keine Masken tragen können
  • sinnvolle Teststrategien, um stille Durchseuchungen schnell zu erkennen (z.B. anstatt der Kinder die Erzieher:innen und Eltern abstreichen)
  • Und, unabhängig von Corona, langfristig: Die bundesweite Kinderbetreuung endlich an den Normalzustand „beide Eltern arbeiten“ anpassen.