Einschätzung zu zivilem Ungehorsam

Ist das denn überhaupt das Ziel? Ich glaube nicht. Sind wir mal kurz ehrlich. Irgendwelche kreativen Kunstaktionen, wie von dir oben vorgeschlagen, haben 0 Nachrichtenwert und werden niemanden zu irgendetwas bewegen. Weil es keiner mitbekommt. Weil keiner berichtet.

Blockierte Straßen sind regelmäßig in den Medien, führen zu Diskussionen, wie auch hier und jetzt in diesem Forum. Ich glaube genau das ist das Ziel. Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, nichts sonst. Und das wird erreicht.

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Ich weiss nicht was seit 3 - 4 Wochen in München los ist, aber so wenig Autos und so viele Baustellen wie derzeit, aber so einen harmonischen Verkehrsfluss gabs vor Corona 10 Jahre lang nicht mehr.

Fasst überall nur noch 30ig nur so ein paar Blödel drängeln mit ihren SUV, der rest schwebt mit E oder mit Fahrrad oder zu Fuss, die Leute wirken gelassener…

Oder arbeiten die meisten wie ich 4 Tage im Home Office und damit sind automatisch weniger Auto/Tag in der Stadt? Ich weiss es nicht aber es is ganz langsam besser!

Entweder waren das die Demonstranten oder alle Leute sind seit Wochen im Urlaub!?

Das Ziel ist aus meiner Sicht wesentlich höher gesteckt. Es geht doch nicht um Umweltverschmutzung. Autofahren verschmutzt die Umwelt, erzeugt Geruchsbelästigung und Lärm, verletzt und tötet Menschen, ist nicht schnell und dazu kostet es den Besitzer und die Gemeinschaft viel Geld und jede Menge Platz sowie für junge Menschen um ihre Zunkunft. Das ist insgesamt so viel, um das es da geht, dass man die Frage eigentlich auch umdrehen kann: Müssten wir eigentlich nicht alle gegen so ein zerstörerisches System zivilen Ungehorsam üben? Und mal ehrlich, wenn sich da ein paar mehr Personen koordinieren, können relativ wenig Menschen den Autoverkehr einer ganzen Großstadt lahmlegen und dann würde sich auch sehr schnell was tun.

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In der Sache stimme ich ja durchaus zu. Das ein Auto beispielsweise mehr Nachteile als Vorteile hat, genau wie ein fossiles Kraftwerk schlecht ist.
Was mich stört: die Pauschalität und oft Radikalität solcher Aktionen.
Oft steckt die Erwartung dahinter, das jetzt unmittelbar sofort alle Menschen z.b. auf ein Auto verzichten können, einschliesslich Lieferverkehr.
Oder das wir jetzt heute direkt alle fossilen Kraftwerke und Atomktaftwerke abschalten.
Nur über das, was alles daran hängt, nacht sich ein Aktivist oft wenig Gedanken. Und das auch nicht alle Menschen dann begeistert mitziehen.
Politik ist langsam und oft nicht zufriedenstellend, aber das ist so wenn man versucht alle mitzunehmen.
Daher bin ich immer noch der Meinung, das sachlich durchdachte Aktionen erfolgversprechender sind als radikaler ziviler Ungehorsam.

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Gibts für denn Lieferverkehr eine Quelle? Ich glaube das ist jetzt eine Übertreibung oder in einem Kontext gesagt worden der hier fehlt.

Im aktuellen Spiegel (Abo nötig: Klima-Aktivismus und Wut: »Vollpfost_Innen!«, »Verdammte Idiot*Innen!« - Kolumne - DER SPIEGEL) steht in einem Artikel zum zivilen Ungehorsam (inbs. auf die Straße kleben) ein netter Schlusssatz, den ich so komplett unterschreiben würde:
Es ist eine Art von Aktivismus, die sich lieber Feinde schafft, als Verbündete sucht. Warum das der Sache dienen soll, wissen nur die Aktivisten.

Mir scheint es, die Aktivist*innen schaffen es noch nicht in geeignetem Maße aufzuzeigen, wie sehr sie sich selbst hingeben für das Ziel der 1,5 Grad und wie ernst es um die Lage der Klimaschutzziele ist. Tatsächlich drohen ihnen ja ernsthafte rechtliche Konsequenzen durch wiederholte Nötigung im Straßenverkehr.

Ihr Protest dient definitv nicht dazu sich „Freunde“ unter den Autofahrenden zu machen, viel mehr das Thema wieder aktiv in den Diskurs zu bringen, da es durch eine eingeschlafene Klimagerechtigkeitsbewegung aus dem Fokus geraten war/ist.

Ich bin tatsächlich vollkommen desillusioniert. Es wurde seit Jahrzehnten alles versucht um Klimaschutz durchzusetzen. Nichts hatte Erfolg. Jetzt ist jedes friedliche Mittel recht, um Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Blockierte Straßen sind da doch noch ein mildes Mittel zum Zweck und die Politik kann froh sein, wenn die Radikalisierung nicht noch weiter geht. Und man muss sich ja förmlich radikalisieren, wenn man als Aktivist immernoch wegignoriert wird und in Online-Foren über zivilen Ungehorsam und blockierte Straßen diskutiert wird, statt über Klimaschutz.

Falls hier Aktivisten mitlesen wäre eure Meinung interessant!

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Habe bis jetzt die Diskussion still verfolgt, will jetzt aber doch dazu meinen Senf geben.

Ich habe noch niemanden in der Klimaszene getroffen der ernsthaft fordert allen Lieferverkehr „unmittelbar sofort“ zu verbieten, oder selbiges für Kohle/Atom fordert.

Es geht doch vielmehr darum, dass Deutschland immer noch klimaschädliche umweltschädliche Subventionen in zweistelliger Milliardenhöhe ausgibt * und sich das durch FFF auch 0 geändert hat.

Dass auch unter Habeck an dem Ausschreibungssystem für Erneuerbare Energien festgehalten wird, welches den Ausbau von Solar- und Windenergie praktisch zum Erliegen gebracht hat. (Edit 2)
(@ExMod: …Faktencheck erbeten… → Siehe meine Antwort auf diesen Kommentar)

Darum, dass man sich nicht dazu durchringen kann wenigstens 2035 Verbrenner zu verbieten, wenn man gleichzeitig 2045 Klimaneutral sein will. Wie soll das denn gehen wenn Autos locker 15-20 Jahre lang fahren?

Auch kann man sich nicht dazu aufraffen Gasheizungen komplett zu verbieten.

Es geht darum, dass der Französiche Mineralölkonzern Total jetzt noch eine 1400km lange Rohölpipeline in Afrika bauen will, um ein Ölfeld in Uganda in einem Naturschutzgebiet anzuzapfen. Dass man davon erst in den Nachrichten hört, wenn Luisa Neubauer öffentlich davon spricht, eine Pipeline zu sprengen.

Die Verpflichtungen zu Paris sind jetzt 7 Jahre her, das Kyoto Protokoll sogar noch länger, und darauf warten, dass es von alleine passiert kann die junge Generation sich nicht mehr leisten.

Freiwilligkeit hat bei dem Nutri-Score nicht funktioniert und funktioniert auch nicht um eine Klimakatastrophe zu verhindern.

Es geht mir hier nicht unbedingt darum einzelne Aktionen zu bewerten, wie das blockieren von Straßen, was hier lang und breit diskutiert wurde. Das ist nur eine Art des Sozialen Ungehorsams (wie schon richtig festgestellt).
Ich kann aber verstehen, wenn Menschen langsam die Ideen ausgehen, was sie machen sollen. Wir sind mittlerweile bei 1,1°C über dem vorindustriellen Level, und könnten 1,5°C bis 2026 überschreiten. Das ist in 4 Jahren.

Die Antarktis könnte auch noch dieses Jahrzehnt eisfrei werden und auch die Antarktis verliert 150 Milliarden Tonnen Eis im Jahr.

Egal ob bisheriger Protest wirkt hat oder nicht, es ist nicht genug. Und ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man jetzt zu (mehr oder weniger) aussichtslosen Mitteln greift. Ohne zivilen Ungehorsam sehe ich aber nicht, wie ich und gleichaltrige 80 Jahre alt werden können, ohne das die Erde zu einer Dystopie a la Mad Max geworden ist.
Ob ziviler Ungehorsam auf der Straße, an Pipelines oder durch Besetzung von Kohlekraftwerken.

edit: * Ich habe fälschlicherweise „klimaschädliche Subventionen“ geschrieben, habe aber umweltschädliche Subventionen gemeint. Sorry, Fehler von meiner Seite. Umweltschädliche Subventionen in Deutschland, Aktualisierte Version 2021, Umweltbundesamt; bezieht sich aber auf das Jahr 2018. Demnach beliefen sich die Umweltschädlichen Subventionen laut Umweltbundesamt 2018 auf 65,4 Milliarden Euro, aufgeteilt hauptsächlich auf Verkehr (30Mrd) und Energie (25Mrd).
In Bezug auf die Behauptung durch FFF habe sich nichts geändert, muss ich eingestehen, dass sich das nicht beweisen lässt, da ich keine aktuelleren Zahlen gefunden habe. Jedoch ist mir auch nach Recherche nicht bekannt dass die genannten Subventionen abgeschafft wurden, mit der Ausnahme der EEG zum 01.01.23, bzw 01.07.22. Dementgegen stehen die Mrd die gerade für Absenkung der Benzin/Dieselsteuer ausgegeben werden, die auch klar als Subvention zu werten sind.

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