Einkommen vs. Eigentum - machen wir es uns manchmal zu leicht?

Hallo zusammen,

immer wieder stolpere ich über die pauschale Verwendung von „Reichen“, „den oberen X%“, „Gutverdienern“, „Wohlhabenden“, „Oberschicht“ etc.

Trotzdem zielen zahlreiche Steuern, teilweise immer noch den Soli etc. nur darauf ab was man aktuell verdient. In der letzten Sendung wurde jetzt sogar noch eine Zusatzabgabe für Kinderlose eingeworfen ohne zu hinterfragen wieso manche Leute keine Kinder haben.
Parallel wurde auch noch mal aufgeworfen wie man Abgaben durch Vermietung statt Arbeit gut umgehen kann.

Gerade als Student schafft man oftmals recht gut bezahlt in den Berufsalltag einzusteigen. Und das vollkommen unabhängig vom eigenen Hintergrund. Man verdient als „gut“, hat aber noch lange kein Geld oder gar Eigentum.

Genau hier greifen viele aktuelle Abgaben / Steuern meiner Meinung nach viel zu pauschal. Wieso ist das so? Am Stammtisch kann man damit sicherlich gut Stimmung machen und Stimmen sammeln. Aber fair und sozial ist anders …

Als Beispiel:
Denkt mal an einen „jungen Gutverdiener“ Ende 20 / Anfang 30 der aus einer Arbeiterfamilie kommt und später nichts erben wird oder ggfs. eine kleine Wohnung von den Eltern auf der noch eine Restschuld lastet.
Trotzdem trifft einen die volle Abgabenlast. Von dem was übrig bleibt kann man sich dann eine Mietwohnung leisten und steckt einen Großteil in die Zusatzrente um fürs Alter vorzusorgen. Man gehört dem Verdienst nach zu den „Top 5%“ aber ist nicht mal in der Lage sich ein kleines Haus am Stadtrand zu leisten.
Geschweige denn von genügend Raum um sicher eine Familie groß zu ziehen. Natürlich geht das „irgendwie“ mit Krediten und Risiko. Aber das kann doch auch nicht die Lösung sein …

Gerade hier bietet sich viel Potential für Parteien und Politik. Dennoch rührt niemand dieses Thema an. Ist es zu viel Aufwand!?

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Warum das so ist wird in Johann C. Köbers Buch „Steuern steuern“ ganz gut beschrieben:
Der Durchschnittswähler in Deutschland ist 55 Jahre alt - und entsprechend wird hauptsächlich Politik für diese Klientel gemacht. Einkommen ist nicht so wichtig wie Vermögen - und entsprechend wird Einkommen hoch und Vermögen wenig besteuert. Wer dies (früh) versteht sucht sich ein Land mit hohem Einkommen und wenigen Abgaben während der Arbeitsphase (und da ist Deutschland die schlechtestmögliche Variante) und ein Land mit wenigen Vermögenssteuern und geringen Pflegekosten während der Pensionsphase (da ist Deutschland ebenfalls auf dem absteigenden Ast, aber noch sehr attraktiv).

5 Prozent sind damit in einer überalterten Gesellschaft wie Deutschland kaum machbar. Und dafür lohnt der Aufwand nicht, verglichen mit auswandern.

Ich kenne Leute, die von dem System profitieren und deren Argument ist einfach.
„Das Vermögen wurde ja bereits versteuert als es verdient wurde. Der Zuwachs wird über die Kapitalertragsteuer versteuert. Das Vermögen zu versteuern wäre also im Endeffekt eine Doppelbesteuerung und damit ungerecht.“
Ich denke ja, dass Eigentum verpflichtet und Steuern nicht nur gerecht sein sollten, sondern auch „Steuern“ sollen. Und da werden wohl momentan falsche Anreize gesetzt.

Gerade der Vermieter, der von seinen Mieteinnahmen gut leben kann: Wenn er jetzt nebenbei einen gut bezahlten Job hat, wirkt sich das auf alle Einkunftsarten aus. Im schlimmsten Fall bleibt ihm dank Progression mit Mieteinnahmen weniger als ohne.

Ich sehe Wohnraum (bzw Boden allgemein) halt als eine knappe Ressource wie Luft oder Wasser.
Ich verstehe den Bedarf Wohnraum auch zur Miete bereit zu stellen, aber sehe es kritisch wenn dadurch Gewinn erzielt wird.
Grundsätzlich sollte es doch ausreichen, wenn es kein Verlustgeschäft ist.

Zudem sollte eine gewisse Grundmenge an selbstgenutztem Eigentum priorisiert sein gegenüber Kauf mit Gewinnabsicht.

So oder so ist es kritisch wenn nicht mal mehr Gutverdiener es schaffen sich zu Lebzeiten ein eigenes Reihenhaus zu leisten.