Eine Frage des Stils

Liebes Lage-Team,

ich höre Euch schon seit vielen Jahren, bin treuer Lage-Plus-Nutzer und freue mich über jede neue Folge. Normalerweise höre ich Euch am Wochenende bei einem langen Lauf. Allerdings merke ich, dass ich seit ein paar Wochen immer Euren Podcast abbreche. Warum? Es hängt natürlich mit unserem Lieblings-Reizthema Corona zusammen.

Ich verstehe sehr gut, dass Ihr mit dem politischen Umgang mit Corona seit Wochen sehr unzufrieden seid. Ihr habt mehrfach anklingen lassen, dass Ihr Zero-Covid sinnvoller fändet. Mich stört allerdings, dass auch Ihr bei der Einschätzung der Lage immer polemischer werdet. Es kommt mir so vor, als ob Ihr so genervt seid, dass Ihr Euch in jeder Folge - Entschuldigung - auskotzen müsst. Und das finde ich anstrengend. Denn damit tragt Ihr dazu bei, dass die Diskussionen immer radikaler werden und sich immer mehr in unterschiedliche Lager aufspalten. Ich wünsche mir etwas mehr Differenzierung und weniger Polemik. (Oder weniger Corona-Diskussionen, das wäre auch nicht schlecht.)

Ich kann diese Undifferenziertheit nervt mich auch immer dann, wenn es um das Thema Schule geht. Das war auch in der letzten Folge der Fall: Da meintet Ihr, am sinnvollsten sei es, jetzt direkt die Osterferien vorzuziehen. Aber warum? Es gibt doch schon inzwischen seit Monaten richtig gut funktionierenden Fernunterricht! Ich bilde LehrerInnen für berufliche Schulen in Baden-Württemberg aus. Und hier läuft der Fernunterricht zu großen Teilen sehr gut, wir brauchen keine Ferien, nur weil es keinen Präsenzunterricht gibt.

Ich weiß, manchmal muss man auch Dinge auf den Punkt bringen und überspitzen. Aber ich nehme gerade wahr, dass Ihr gerade beim Thema Corona genervt, emotional und dadurch undifferenziert werdet. Bitte bitte, atmet tief durch, findet etwas Abstand und differenziert wieder etwas mehr.

Viele Grüße
Uwe

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Don’t shoot the messenger!

Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass wir angesichts dieses ganzen Wahnsinns in der Politik noch redlich versuchen, dem Ganzen irgendeine Form von Rationalität abzugewinnen. Wir können doch auch nichts dafür, wenn Verantwortliche immer irrsinnigere Entscheidungen treffen und schließlich soweit gehen, die Menschen schon im ersten Satz einer Pressekonferenz stumpf anzulügen.

Was genau fehlt dir denn an Differenzierungen?

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Ich will Euch keineswegs shooten, im Gegenteil :slight_smile:

Bei den letzten Folgen dachte ich: Ja, ja, ich habe Eure Position verstanden: Zero-Covid wäre besser gewesen. Öffnen war völliger Quatsch. Die steigenden Zahlen haben wirklich alle vorhergesagt und sind alles andere als überraschend. Und ich stimme Euch völlig zu!

Aber wie wäre es denn, nach einer (völlig berechtigten) Kritik konstruktive Ansätze in den Blick zu nehmen? Wir sind ja inzwischen im März 2021, nicht im März 2020, wir haben mehr Wissen und bessere Testmöglichkeiten, sodass Schließen vielleicht nicht die einzige Alternative ist. Was haltet Ihr z.B. vom Modellversuch in Tübingen? Öffnen, aber nicht völlig undifferenziert, sondern mit einem klaren Testkonzept (Corona-Exit: Lockerungen in Tübingen – Boris Palmer (Grüne) startet Pilotprojekt). Ich hab keine Ahnung, ob das der richtige Weg ist, aber warum nicht versuchen? Fände ich spannend drüber zu diskutieren.

Mich stört an dem Thema diese Aufspaltung in Lager und die zunehmende Polarisierung. Sehr deutlich kann ich das an den SpOn-Überschriften festmachen: „Multiples Politikversagen“ - „Chaos Corona Club“ - „Abstieg eines Staates“ - „Die deutsche Unfähigkeit“. Geht es nicht eine Nummer kleiner? Es ist ja nicht so, dass um uns herum alle Länder das deutlich besser hinbekämen… Und diese Tendenz nehme ich in den letzten Folgen auch bei Euch wahr.

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Wir haben uns mehrfach für NoCovid ausgesprochen :wink:

Oh, entschuldige, ich hab Zero-Covid und NoCovid gerade undifferenziert durcheinander gemischt, das war keine Absicht. Der Rest bleibt aber trotzdem relevant :wink:

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Ich fürchte, das ist genau die richtige Beschreibung der absolut bodenlosen Underperformance unserer Politik. Und doch: selbst die USA und UK kriegen inzwischen einiges besser hin (z.B. Impfen).

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Mal ein Beispiel - Tansania hat im Mai 2020 das Land für coronafrei erklärt, verweigert jeglichen Impfstoff, Familien müssen ihre verstorbenen Angehörigen teilweise heimlich nachts beerdigen, weil es offiziell keine Coronatoten geben darf. DAS kann man imho zurecht Staatsversagen nennen. Mir fehlt eine Differenzierung, wenn die Lage in Deutschland mit solchen Vokabeln beschrieben wird.

Auch fehlt mir der ehrliche Vergleich mit anderen Ländern. Wenn man z.B. auf USA oder GB und deren Impferfolge verweist, und bei uns Fehler anprangert, müsste man doch zumindest auch lautstark einen Exportstopp in der EU fordern - der Impferfolg in Israel ging ja z.B. nur, weil wir uns in der EU letztes Jahr mit guten Argumenten gegen einen solchen Kurs entschieden haben. Oder noch konkreter auf Deutschland bezogen - Jens Spahn wollte das ja anfangs im Alleingang, und war da auch ganz gut unterwegs. Auch hier gab es gute Gründe, das europäisch (und damit zwangsläufig langsamer) zu organisieren. Wenn man das jetzt rückblickend anders sieht (kann mich nicht entsinnen, dass im Sommer 2020 schon viele gemeckert hätten), dann müsste man doch zumindest die damaligen Argumente anschauen, und ggf. begründen, warum die aus heutiger Sicht so nicht mehr ausreichen. Wem also hätten wir den Impfstoff „wegnehmen“ sollen, damit es bei uns schneller geht?

Bei dem „Impfdebakel“ fehlt mir eine Einordnung der „Impfstoffhalden“ - wieviel logisitschen Lagerbestand haltet ihr denn für realistisch notwendig und warum? Und wieso sollte dieses „Problem“ bei Aufteilung auf 50000 Arztpraxen plötzlich verschwinden? Es kann ja wohl nicht erwartet werden, dass eine Millionen-Dosen-Lieferung innerhalb einer Sekunde verimpft wird. Zu dem Thema gabs im Forum eine ausführliche Diskussion, auf die allerdings keinerlei Reaktion folgte, obwohl die dortigen Argumente imho durchaus stichhaltig sind. Mag sein, dass es in Berlin irgendwo Probleme mit Lagerbeständen gibt, aber in vielen Impfzentren ist es schlicht so, dass der komplette vorhandene Impfstoff Freitag komplett verimpft ist (aber klar, die faulen Mitarbeiter sollte man trotzdem am WE arbeiten lassen - einfach nur um den Volkszorn zu beruhigen ^^).
Überhaupt, abgesehen von den wenigen Ländern die ausreichend Impfstoff haben, sieht es doch zumindest in den westlichen Ländern jetzt auch nicht so aus, als wenn Deutschland da der auffällige Negativausreißer wäre (nicht nur was die Impfung angeht). Vielleicht liegt das „Impfdesaster“ ja doch am knappen Impfstoff, und nicht an der Unfähgkeit der Politik, selbigen zu verimpfen? Die derzeitige mediale Berichterstattung, auch hier in der Lage, hat in meinem engsten Umfeld dazu geführt, dass da Leute ernsthaft daran zweifeln, ob die Politik überhaupt impfen will, oder ob sie nicht absichtlich Impfstoff hortet, um damit irgendeine hidden agenda umzusetzen. Das traurigste daran, ich kann sogar nachvollziehen, wie bei der aktuellen Berichterstattung solche Gedanken aufkommen können.

Auch stört mich, mit welcher absoluten Gewissheit davon ausgegangen wird, dass eine Position (die mir übrigens prinzipiell auch sympathisch ist) die alleinig richtige ist, und alle anderen falsch und unsinnig. Ich bin selbst Physiker, und es ist für mich oft nur schwer erträglich, mit welchher Selbstverständlichkeit so getan wird, als würde die Wissenschaft irgendwelche Entscheidungen vorgeben/nahelegen, oder gar als richtig bestätigen. Dass kann die Wissenschaft garnicht (natürlich können sich einzelne Wissenschaftler mit einer Meinung am Diskurs beteiligen). Sie kann lediglich Fakten liefern, Modellrechnungen und Prognosen. Wie die dann allerdings zu bewerten sind, ist nunmal eine gesellschaftliche bzw. politische Frage (oder man könnte auch andersherum sagen, die Wissenschaft braucht eine Vorgabe, auf welchen Parameter sie ein Modell optimieren soll -, also z.B. möglichst wenig Tote, oder möglichst wenig Einschränkung für Kinder oder möglichst geringe Auswirkung auf die Wirtschaft …). Welches Grundrecht wollen wir stärker wichten als Andere? Es ist nicht automatisch gesetzt, das Schutz des Lebens höher steht, als andere Grundrechte. Folgt aus dem Wissen um ein aktuell exponentielles Wachstum automatisch, dass man einen Lockdown machen muss? Wäre mit der deutschen Bevölkerung denn ein so konsequentes Vorgehen wie in China denkbar? Können wir unsere Grenzen dicht machen, wie es viele erfolgreichere Länder ja tun? Könnte es sein, dass man Zahlen erst soweit steigen lassen muss, das die Complience in der Bevölkerung wieder zunimmt? Oder nimmt man vieleicht eine zeitweise Überlastung des Gesundheitssystems in kauf?

Schließlich fehlt mir oft eine genauere Betrachtung der Zuständigkeiten (bin mir aber gerade nicht sicher, ob das so auf die Lage zutrifft, oder nur auf die Medien im allgemeinen). Jens Spahn ist nicht für alles zuständig. Und viele, wenn nicht die meisten Probleme liegen doch auf Landes- und insbesondere kommunaler Ebene. Das zeigen doch Vergleiche zwischen unterschiedlichen Regionen (z.B. OB Rostock, Unterschiede bei Gesundheitsämtern, …).

PS: Und ich wundere mich schon, warum man bei den Impfstoffen rückblickend schimpft, warum man da auf den Preis geschaut hat, bei den Masken dagegen schimpft, dass da nicht auf den Preis geschaut wurde. (ja, ist nur bedingt vergleichbar - aber diese Empörungsmaschiene in D ist schon zu hinterfragen)

Sorry wenn das jetzt ziemlich negativ klingt. Ich bin eigentlich dankbar für die Lage. Aber mir geht es beim Hören aktuell ähnlich wie utoco, was ich sehr schade finde. Mag natürlich zum Teil auch daran liegen, dass auch wir Zuhörer coronabedingt empfindlicher sind :wink:

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Es zeugt schon von einer ziemlichen deutschen Überheblichkeit, wenn man sich darüber wundert, dass USA und GB tatsächlich auch mal einiges „besser“ hinkriegen als wir (ich teile diese Einschätzung übrigens in punkto Impfung nur bedingt - ich finde es nach wie vor richtig, dass die EU-Länder hier keinen Exportstopp und Überbietungswettbewerb untereinander gestartet haben, auch wenn Deutschland da sicher zu den Stärkeren gehört hätte). Aber seis drum. Im Einzelfall würde ich mir zumindest wünschen, dass man neben scharfen Sprüchen auch auf die Ursachen schaut. Z.B. „Chaos Corona Club“ - wo sind denn die Forderungen, dass wir in Deutschland endlich aufhören, per MPK einen gemeinsamen Weg zu suchen? Wo ist denn das Problem, wenn jedes Bundesland seine eigene Strategie fährt? Ach ich vergaß, der Deutsche kann es ja nicht ertragen, wenn in Hessen was erlaubt ist, was in Thüringen verboten ist. Ok, wenn man dann aber 16(!) Bundesländer mit unterschiedlichsten Regierungskoalitionen und unterschiedlichen Rahmenbedingungen - moderiert von einer Kanzlerin, die eigentlich nix zu sagen hat - dazu zwingt, sich regelmäßig auf einen gemeinsamen Weg zu verständigen, dann muss man auch damit leben, dass da keine absolut klare Linie rauskommen kann und auch keine klare, einheitliche Komunikation. Ganz zu schweigen von lokalen Projekten engagierter Bürger. Vielleicht hätte Frau Merkel einfach die Klappe halten sollen? Vermutlich wäre es dann ja weniger „chaotisch“ gewesen (klar, die Bayern würden natürlich immernoch stören, aber das kennt man ja :wink: )?

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Ich fand den Stil in Ordnung. Ich bin störe mich auch nicht an dem Begriff „staatsversagen“, sondern sehe das durchaus angebracht. Unsere Regierung hat in der ersten Welle sehr gut reagiert, in der zweiten Welle wird aus meiner Sicht Schadensmaximierung betrieben, sowohl auf Seiten der Coronatoten und Krankenhausüberlastungen als auch auf Seite der Coronamaßnahmen. Das ist Seit Januar der Fall, habe ich hier z. B. beschrieben:

Seit dem Herbst schlage ich mir regelmäßig die Hand vor den Kopf, wenn ich Regierungsbeschlüsse höre. Ich überlege mir inzwischen auch, ob ich überhaupt noch Coronanachrichten höre, aber nicht, weil mich der Stil in der Lage stört, sondern weil die Situation so bizarr und surreal ist. Die Politik beweist gerade, dass ihr die Folgen der Pandemie sowohl der Krankheit Corona, als auch der wirtschaftlichen Schäden in vielen Bereichen völlig egal ist. Ich kann die Entscheidungen von „denen da oben“ in keinster Weise nachvollziehen. Entweder sind die Inkompetenz oder Korrupt und beides in einem für mich schwer zu verdauendem Ausmaß. Anders kann ich mir das nicht erklären, was da passiert.

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Sobald Impfungen „für alle“ möglich sind würde ich gerne einige Personen so nah wie möglich an die Hersteller heranrücken. Bestenfalls direkt in den Herstellerfabriken impfen, Geld spielt keine Rolex. Jede/r früh geimpfte ist (vermutlich) für andere kein/e ÜberträgerIn. Jeden Tag sollte alles verimpft werden - full stop.

Und dann ist natürlich die einzig mögliche Schlussfolgerung, dass „denen da oben“ alles egal ist (Corona-Tote genauso wie Wirtschaft). Ganz klar, alle inkompetent und/oder korrupt. Das ist wie beim Fußball - wenn man den Bundestrainer und seine Entscheidungen nicht versteht, dann muss er ein Idiot sein (deswegen hat er den gut bezahten Posten vermutlich auch bekommen).
Das ist auch so eine Sache die mich in Deutschland und der Medienberichterstattung derzeit so stört. Ehrlich gesagt finde ich, man kann anderen überhaupt nur dann Inkompetenz unterstellen, wenn man ihr Handeln versteht. Ansonsten kann man es doch garnicht beurteilen (man ist vielleicht gar selber derjenige, der nicht schlau genug ist). Auch eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Handeln anderer setzt oft voraus, dass man die zugrundeliegende Motivation/Überlegung erstmal versteht. Das gilt für Impfstoffbestellungen, Impfstoffhalden, MPK-Ergebnisse usw. Daran anknüpfend kann man dann nämlich argumentieren, warum das möglicherweise nicht die richtigen Überlegungen sind oder die ergriffenen Maßnahmen ungeeignet. Aber der Versuch, Andere zu verstehen wird vielfach garnicht mehr unternommen. Im Gegenteil, oft genug geben sich Journalisten die allergrößte Mühe Sachen extra falsch zu verstehen, nur damit sie eine reißerischere Headline generieren können (ein berühmtes Beispiel dafür ist Merkels Satz „Ich kann nicht erkennen, was wir jetzt anders machen müssten.“ - jeder der sich die PK mal anschaut, merkt das sofort).

Ich bin übrigens auch nicht sonderlich glücklich mit den MPK-Ergebnissen - verwundern tun sie mich aber nicht, und für inkompetent halte ich die veranttwortlichen Politiker auch nicht (zumindest nicht alle :wink: ). Wenn viele Parteien einen Kompromiss finden müssen, kommt halt sowas bei raus. Diesen Einigungsprozess hat die Öffentlichkeit (bzw. die veröffentlichte Meinung?) aber im Spätsommer 2020 massiv so eingefordert. Vielleicht kann man das einfach besser nachvollziehen, wenn man selbst mal Verantwortung hatte, aber gleichzeitig immer auf einen Einigungsprozess mit mehreren anderen angewiesen war, denen man nichts anweisen konnte.

Natter, danke für die Ausführungen, ich stimme zu!

Ergänzend zum „Impfdebakel“: In der SZ gibt‘s heute einen Artikel, in dem die Performance der Impfzentren verglichen wird (Corona-Impfung: Wo am schnellsten geimpft wird - Gesundheit - SZ.de, leider im Plus-Bereich). Das ist durchaus differenziert geschrieben - eignet sich damit aber leider nicht für eine dramatische Überschrift. Ein Aspekt: Es liegen kaum Impfstoffe ungenutzt herum, sondern die Länder fahren unterschiedliche Strategien, ob die zweite Dosis zurückgelegt wird oder nicht. Kann man unterschiedliche Meinungen zu haben, aber es gibt eben für beides Argumente.

(Übrigens haben in Baden-Württemberg die Impfzentren sonntags schon lange geöffnet.)

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Nein, die haben unter ihren populistischen Regierungen nur vorher so viel schlecht und schlechter als wir gemacht. So ist der Vergleich gemeint. Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun.

Das Problem ist im Kern nicht, dass jeder sein eigenes Süppchen kochen will - wobei man sich auch fragen kann, ob diese Vielfalt eigentlich einen Nutzen hat, der in einem sinnvollen Verhältnis zu den Kosten steht.

Das Problem ist doch, dass die Beschlüsse vor allem zu wenig wirksam sind. Und hätte jedes Bundesland einfach seinen eigenen Plan wären die alle unterschiedlich, aber trotzdem unwirksam.

Daher auch die Vorwürfe der Inkompetenz und Korruption von anderen Diskutanten bzw. des „Versagens“.

Edit: einen Satz ergänzt: „ Und hätte jedes Bundesland einfach seinen eigenen Plan wären die alle unterschiedlich, aber trotzdem unwirksam.“

Klartext: es ist christlich, Menschen im Mittelmeer ersaufen zu lassen, aber wenn die Kirchen gebeten werden, auf Superspreader-Events zu verzichten, dann wird der Horst aktiv.

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Das finde ich einen wichtigen Punkt. Es wird viel über das „Scheitern des Föderalismus“ debattiert, aber eigentlich scheitert doch nur der Versuch, den Föderalismus zu ignorieren und durch einen Pseudo-Zentralismus á la MPK-Runde zu ersetzen. Wenn ich aber ein politisches System habe, das seit Jahrzehnten auf der Aufteilung der Macht zwischen Bund und Ländern basiert, und all diese Länder unterschiedlich viel Macht und Geld, zum Teil sehr spezifische Interessen und sehr verschiedene politischen Konstellationen haben - wie kann man dann ernsthaft glauben, all diese Unterschiede und Konflikte innerhalb weniger Stunden auflösen zu wollen. Dabei können ja nur faule Kompromisse rauskommen. Nicht umsonst dauert die Suche nach bundeseniheitlichen Lösungen im Rahmen von Bundesrats-Verhandlungen oder bei Konferenzen der Fachminister:innen meist Wochen, wenn nicht Monate.
Erschreckend finde ich auch, dass dieses Regieren per MPK überhaupt nicht mehr diskutiert wird. Nach einem Jahr Pandemie und „ähm, wir wissen eigentlich nicht wirklich was, also machen wir mal lieber weiter zu“, nach einem Jahr ohne langfristige Strategie oder klare Kriterien finde ich das Argument, dass die wesentlichen politischen Entscheidungen ein Gremium treffen soll, dass in keiner der 17 Verfassungen in Deutschland vorgesehen ist, nicht mehr haltbar.

Ich stimme zu, da kann man drüber nachdenken. Die Frage ist aber, ob man mitten in einer Krise an den Grundfesten unserer Staatsordnung rühren will - ich kann mir nicht vorstellen, dass das zu schnelleren/besseren Beschlüssen führen würde. Wir haben aktuell ein föderales System, wollen derzeit aber alles zentralistisch lösen, das ist halt schwierig. Ist aber sicher etwas, dass in die Nachbetrachtung gehört (ich glaube nicht dass wir da am Föderalismus Hand anlegen werden, aber vielleicht kann man ja einen Krisenmodus installieren, der Bunddestag und Bundesrat beschlosssen werden muss).

Mag sein. Allerdings wäre dann doch die Lösung nicht die MPK, sondern die Forderung, Frau Merkel solle alle Entscheidungsgewalt bekommen, oder Herr Lauterbach oder Prof. Streeck oder Prof. Kekule oder gar Herr Merz oder sonst irgendeine Person der man das zutraut… (dummerweise könnten wir uns auch in dieser Frage in der Gesellschaft wohl nicht einigen ^^). Zumindest würde der dezentrale Ansatz zu klaren Verantwortungen führen. Und ob es wirklich keine wirksamen Beschlüsse gäbe, ist auch nicht sicher. Vielleicht würde sich ja ein Koallitionspartner entsprechend einbringen. Auch die Landesparlamente wären stärker genötigt Verantwortung zu übernehmen. Selbst Lokalpolitiker bekämen vermutlich mehr Spielraum. Jetzt ist es doch so, dass jeder das schreien kann, was er für bei den Wählern am erfolgsversprechendsten hält, nur um sich dann hinter den MPK-Beschlüssen zu verstecken. Auch in der öffentlichen Debatte wird ja eher auf Berlin und Bundesebene und überhaupt „die da oben“ geschimpft - ist halt „Verantwortungsdiffusion“.

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Ich würde der Politik Inkompetenz unterstellen, weil…

…das RKI und einschlägige Epidemiologen schon seit Beginn der Pandemie ziemlich treffsicher die notwendigen Maßnahmen vorbeten, die Politik es anders macht und sich dann gewundert wird, dass es nicht so klappt
…man diesen „lotter“-Lockdown seit dem letzten Herbst einfach so weiter durchzieht, obwohl es Modellrechnungen gibt, die zeigen, dass ein kurzer Lockdown, der auch die so geliebten Büros und Fabriken mit einschließt, günstiger wäre und auch weniger psychischen/sozialen Schaden anrichten würde
…man noch vor wenigen Wochen stolz von der (ohnehin recht willkürlichen) „Inzidenz 35“ gesprochen hat, nur um dann schon bei 50 zu öffnen und die Notbremse auf die 100 zu legen, wo sich die Fachleute die Hand vor den Kopf schlugen. Man öffnete vor zwei Wochen, obwohl die Zahlen wieder begannen zu steigen - trotz der überwältigenden Zahl derer, die einen noch härteren Lockdown für richtig halten und trotz der Warnungen der Experten
…man es seit einem Jahr nicht hinbekommen hat, die Kinder, aber auch Kleinunternehmen oder Künstler ins Visier zu nehmen und angemessen zu unterstützen (Beispiel Corona-Hilfen: Wurden zu einem großen Teil nicht ausbezahlt oder verursachten wegen unklarer Formulare sogar Strafverfahren gegen die Betroffenen, während es bei Großkonzernen nur so floss). Aber auch hier gab es zuhauf konstruktive Alternativvorschläge
…das Impfen immernoch (!) nicht klappt. Ihr habt Recht, dass eine solche Empörung wegen Startschwierigkeiten unangemessen ist. Wenn aber Wochen (!) vergehen, die Impfquote zuletzt sogar SANK und man noch immer darüber diskutiert, in nochmal einigen Wochen auch bereits bereitstehende Hausärzte einzubinden, dann sorry, aber wann sind die Entscheidungsträger dann inkompetent
…weil einfach. nicht. auf. die. Wissenschaft. gehört. wird. Ich wiederhole mich, aber da wurde so ziemlich alles haarklein vorhergesehen, dennoch tut man nichts. Ich weiß, dass es nicht „die wissenschaftliche Einheitsmeinung“ gibt, aber wenn es doch so präzise ist, warum nicht einfach mal zuhören? Beim Klimawandel ists das Selbe, genauso bei so vielen gesellschaftlichen und sozialen Fragen, aber das ist ein anderes Thema.

Vor einem Jahr war ich fast mal ein Fan unserer Regierung, als man gut durch die erste Welle kam. Mit Beginn der Lotterlockdowns im Herbst änderte sich das. Wer trotz guter Beratung und vieler Alternativen so oft Fehler macht, ist in meinen Augen nicht kompetent. Siehe oben.

Ich finde auch, dass die beiden in der Lage sehr konstruktiv sind. Was sollen sie denn noch mehr tun, außer Ihre Sicht zu bewerben - Stichwort: NoCovid. Da wurden so viele Vorschläge gemacht, die sich hinterher als der bessere Weg rausgestellt haben. Das ist dann keine Polemik, wenn einen sowas irgendwann frustriert, sondern verständlich.

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Was können wir, das Volk, denn nun tun? Ernst gemeinte Frage.
Es gibt genug Ideen und Vorschläge von kompetenten Stellen.
Offensichtlich besteht kein politischer Wille oder es fehlt die notwendige Durchsetzungskraft oder vielleicht auch die Kompetenz, diese im gebotenen Mass umzusetzen.
Sascha Lobo beschrieb die Stimmung sehr treffend:
https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/corona-staatsversagen-in-der-pandemie-saetze-zum-ausflippen-kolumne-a-7f9519ca-1994-48c5-81eb-607efce16cf5
Und seitdem ist es ja nicht besser geworden. Insofern empfinde ich den Stil in der Lage sogar noch zu unaufgeregt.
Doch ich habe keine Lust mehr, mich aufzuregen.

Wir haben hier in BaWü bei der Landtagswahl entsprechend abgestimmt - anscheinend ohne Effekt.
Demonstrieren - geht nicht und wenn, befindet man sich in zweifelhafter Gesellschaft.
Forenbeiträge schreiben - bitte, mache ich.
den persönlichen Lockdown durchziehen - ja, wird auch gemacht.
Wahlkampfhilfe für eine Oppositionspartei leisten - leider ist es bis September noch sehr lang.

Ideen?

Vielleicht fahren Sie mal etwas runter. Es fanden in den letzten Monaten Tausende von Gottesdiensten statt und nur in einer Hand voll Fällen kam es zu Ausbrüchen (ausschließlich in Freikirchen am Anfang der Pandemie). Und es sind eine Menge Einschränkungen (Verzicht auf singen, kontaktlose Abendmahlfeier etc.) umgesetzt worden, um den bestmöglichen Schutz der Teilnehmenden zu erreichen.