Was ist der Kern meiner Enttäuschung über die Deutsche Coronapolitik?
Ich habe in den letzten Tagen erneut ein Zitat gelesen, welches das Ziel der Coronapolitik eigentlich klar machen sollte. „Nicht der Lockdown nimmt uns die Freiheit, sondern das Virus.“ Ich weiß nicht, wer UrheberIn des Zitates ist, jedoch denke ich, dass dies die eigentlichen Prioritäten aller Anstrengungen klar machen sollte.
Das Virus nimmt uns die Freiheit und somit sollte doch wohl der Fokus aller Anstrengungen das Virus sein. Wir wollen eine Überlastung des Gesundheitssystems vermeiden und Leben retten. Wir wollen einfach nicht sterben.
Ich bin kein Mediziner oder in anderer Weise ein relevanter Pandemieexperte, jedoch vermute ich, dass ein Virus in folgenden Bereichen effektiv bekämpft werden könnte:
- Verbreitung des Virus unterdrücken
1.1. Unterdrückung durch Impfung
1.2. Unterdrückung durch Erkennen und darauf folgende Maßnahmen
1.3. Unterdrückung durch blinden Lockdown, weil andere Maßnahmen der Unterdrückung nicht erreicht werden können - Reduktion der Gefahr für die Gesundheit durch erfolgreiche Behandlungen
Es kann hier bestimmt jemand mit mehr Erfahrung einspringen, da ich dies bestimmt nicht richtig oder fachgerecht erfasst habe. Auf die oben genannten Punkte möchte ich aber eingehen und meinen Frust loswerden.
1.1. Auf die Impfung seid ihr in der Lage ausgiebig eingegangen. DANKE!
1.2. Hier wäre meiner Meinung nach das Debakel der Corona-WarnApp anzuführen, worauf in der Lage ebenfalls schon ausführlich eingegangen worden ist.
Die App zeigt mir gerade an, dass gestern 3856 Neuinfektionen registriert wurden. Es wurden 595 Warnungen versendet. Das ist erschreckend wenig! Wenn wir davon ausgehen, dass ein Mensch in 14 Tagen nur 10 Kontakte hat (vermutlich zu wenig, wenn man an Supermärkte, Bäcker, Büros, Bus und Bahnen denkt), ergäbe es ein Maximum von 38560 Kontakten, die zu benachrichtigen wären. Es sind 595 Warnungen versandt worden. Das sind 1,5%. da kann man es fast sein lassen.
Seit einem der lezten Updates gibt es ein „Contact Journal“. Ernsthaft? Soll das nicht die App machen? Naja, so sollen die Leute erfasst werden, die die App nicht nutzen. Ok.
Aber dann wären ja die Gesundheitsämter dran, oder? Das „Contact Journal“ wird dann von den Beamten im Gesundheitsamt ausgelesen und die Warnungen gehen per Fax und Brief raus? Ich kann von keiner einzigen Erfolgsgeschichte in meinem Bekanntenkreis erzählen. Nicht eine! Bei allen gab es irgendeine Panne. Am häufigsten dauert es einfach so lange, dass das Virus bereits auskuriert wurde.
Die App ist, so wie sie ist, nutzlos, warnt keinen und es wurde am falschen Ende gespart. Und der Datenschutz ist der gern gesehene Buhmann, da der es einem so einfach macht zu versagen.
Einer Nachverfolgung in den Gesundheitsämtern vertraue ich aber noch weniger. Bei einer Inzidenz von weniger als 50 schaffen die eine Nachverfolgung. Man kann hier böse fragen, wie wir dann von unseren Sommerwerten so eskalieren konnten. Mit Faxen erreicht man niemanden und Briefe sind in einer Pandemie nicht schnell genug. Vielleicht eine Email? Einfach neben der Postanschrift mit aufnehmen. Kann doch echt nicht so schwierig sein. Erwarte ich hier zu viel?
Hier würde ich gerne aber auch auf die Teststrategie eingehen. Elementar für die Nachverfolgung ist für mich die Erkennung der Erkrankten, um daraufhin Maßnahmen zu ergreifen. Das bedeutet: Testen, Testen, Testen! Oder?
Warum testen wir mittlerweile weniger mit PCR Tests als im Oktober letzten Jahres? Wenn wir am Maximum der Kapazitäten waren, hätten wir doch auf dem Niveau bleiben müssen, oder? Wie kann es sein, dass wir nun wöchentlich 500.000 Test weniger machen? Wie kann es sein, dass dies zu stocken scheint? Alle kommunizierten Neuinfektionen basieren auf PCR-Tests. Unsere gesamte Politik richtet sich nach diesem Wert. Und wir bauen die Kapazitäten hier nicht weiter aus? Meine These wäre, dass die Anstrengungen hier gerade noch nicht ausreichen, da wir sind, wo wir nun eben sind.
Es gibt mehr Schnelltests. Ok… Diese geben einen Anfangsverdacht und dann geht es an die PCR Tests? Werden die nun Ersatzweise herangezogen? Wenn dies der Fall wäre würde ich vermuten, dass die Positivrate ebenfalls zunehmen würde.
Tut sie aber nicht.
Der Verlauf folgt weiterhin dem Bild eines überforderten Systems, das nicht hinterher kommt. Bitte sagt mir, wo ich hier falsch liege.
Heute gab es in der Tagesschau auch das Update zu der nationalen Teststrategie:
Aha. Es sollen also Schnelltests in Arztpraxen durchgeführt werden? In Apotheken? Wäre ich jetzt nicht drauf gekommen, dass das geschulte Personal dort zu finden ist. Ist das neu?
Der Bund trägt nun wieder die Kosten. Ok. Das kann ich nur begrüßen. Tests kosten richtig Geld. Hier war der Versuch diese Kosten auf die Bürger direkt umzulegen. Kalkulatorisch verständlich. Menschlich gesehen haben die Menschen jedoch einfach weniger Tests gemacht und das Virus wurde weitergetragen. Haben wir ja nun in den letzten Monaten gesehen.
Jetzt kommt der nächste Karnevalsscherz. „Positive Ergebnisse mit PCR-Test bestätigen“ - das wurde noch nicht gemacht? Das ist ernsthaft etwas Neues? Das bedeutet, dass wir Schnelltests und PCR Tests ohne Koordination nebeneinander herlaufen lassen?
Tests, egal ob PCR oder Schnelltests, scheinen für mich einfach extrem wichtig, da man dann die Lage erkennt, Risiken bewerten und Maßnahmen einleiten kann. Hier scheint einfach gepatzt worden zu sein und nun handelt man zu spät.
Jetzt werden mehr Testkits gekauft… Das müsste doch ganz oben auf der Einkaufsliste sein (mit Impfstoff und anderen medizinischen Geräten)? Die Produktionskapazitäten sind knapp? Dann bitte angehen und lösen. Dafür gibt es Experten! Das darf doch bitte kein neuer Gedanke sein. Das müsste Experten doch von Tag 1 an klar sein. Wir brauchen Tests und zwar so viele, wie nur möglich!
Ich habe leider keine Quelle mehr, aber ich habe ebenfalls vernommen, dass Deutschland in der Sequenzierung des Virus bei Erkrankten ebenfalls deutlich hinterher hinkt. Hier arbeiten wir nun mit groben Schätzwerten. Das ist ein Blindflug.
1.3. Auf den blinden Lockdown muss ich glaube ich nicht eingehen, den kennen wir nun alle zu Genüge.
- Hierzu kam heute ein Beitrag im ARD Extra. Neben anderen Themen wurde auch der Bereich der Medikamentenforschung bearbeitet. Hier habe ich erneut Puls bekommen und war einfach fassungslos. Es wurden 1Mrd. € in die Impfforschung gesteckt. Sehr gut! Wie viel wurde in die Erforschung der Medikamente gesteckt, die den Erkrankten helfen sollen und dann deren Leben retten sollen? 17 Millionen. Wow. Ist. Das. Wenig!
Verstehe ich hier zu wenig von Medizin? Wenn wir Medikamente haben, die wirken und wir die Erkrankung behandeln können, wird das Virus deutlich ungefährlicher, oder? Wir wollen nicht sterben und dann helfen Medikamente in der Behandlung. Das entlastet Krankenhäuser und wir kommen aus dem Lockdown. Was soll der Geiz? Geiz ist in einer Pandemie nicht geil!
In Deutschland finden 102 interventionelle Studien statt. Ich bin beeindruckt, dass 102 Studien mit 17 Millionen bezahlt werden können. Oder sind das bloß ein paar Hilfen und Unternehmen machen das im Alleingang, um dann hinterher das Medikament teuer zu verkaufen? Ob das dann günstiger wird? Und Unis bekommen nicht genug Hilfen, obwohl sie forschen wollen und bereits vielversprechende Tests gemacht haben?
Seit 2021 sind nun weitere 50 Millionen Forschungsgelder freigegeben worden. Zu spät und zu wenig!
Sehr viele andere Diskussionen, behandeln dann weitere Folgen des Virus und beschäftigen sich mit dem Management des Lockdowns. Alles wichtig und notwendig! Auch hier gibt es Dinge, bei denen ich nicht verstehe, warum sie so ablaufen, aber das will ich hier nicht aufführen. Aber wenn es um die Bekämpfung der Pandemie geht, scheint es mir, als würde Deutschland echt keine Glanzleistung vollbringen.
Wenn jetzt dargelegt werden kann, dass ich alles falsch verstanden habe, um so besser. Dann stehen wir besser da, als ich befürchtet habe. Ich musste hier aber einfach mal Dampf ablassen.
Danke fürs Lesen.
Quellen: ARD EXTRA
https://www.daserste.de/information/nachrichten-wetter/ard-extra/videosextern/ard-extra-die-corona-lage-520.html
ARD Tagesthemen
Zeit Online:
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/coronavirus-echtzeit-karte-deutschland-landkreise-infektionen-ausbreitung