Ein destruktiver Geist ist in der Welt - Kriegen wir ihn noch einmal zurück in seine Flasche?

Man muss sich Sorgen machen, dass Donald Trump erneut bei der kommenden US-Wahl antritt und gewinnt. LePen hätte es auch beinahe geschafft.

Bemerkenswert daran ist, dass beide keinerlei Schaden an ihrer starken Nähe zu Putin nehmen. Bei Trump sieht man, dass er sich ohnehin alles erlauben kann.

Wähler, denen ethische Werte und Verstöße dagegen völlig egal zu sein scheinen, verkörpern einen destruktiven Geist aus meiner Sicht. Ein Geist der Spaltung und der Unterwerfung (bis hin zur Vernichtung) aller „Gegner“.

Ich sehe keinerlei Zeichen dafür, dass dieser fortschreitende Trend zum Faschismus in vielen Ländern durch irgendetwas zu stoppen wäre.

Gibt es noch Auswege? Oder sehen wir hier ein deterministisches Zukunftsszenario?

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Vielleicht als Gegengewicht gegen den Pessimismus des Ausgangsbeitrags: Marine LePen ist in ihrer zweiten Stichwahl erneut unterlegen, auch dieses Mal sehr deutlich gegen einen in Frankreich extrem unbeliebten Präsidenten Macron. Und Donald Trump hat mit dem Vorteil der Incumbency gegen einen charismalosen und vollkommen generischen Demokraten verloren - und das ziemlich deutlich in einem für die Republikaner ansonsten sehr erfolgreichen Jahr. Es gibt sehr viele besorgniserregende Trends, aber ich würde darin keinen Determinismus sehen, der zwangsläufig auf eine demokratische Mehrheit des (Proto-)Faschismus hinauslaufen würde. Deswegen arbeiten Leute wie Trump ja so vehement an der Suspendierung demokratischer Prozeduren.

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Weil die Leute, meiner Meinung nach, Trump, LePen und bei uns die AfD auch nicht wählen um Politik zu machen, sondern um quasi einen Schraubenschlüssel ins politische Getriebe zu werfen.

Ich denke diese Menschen haben die Politik einfach abgeschrieben und wollen sich in einer Art Trotzreaktion einfach am politischen Betrieb „rächen“.

Wichtig sind die Gründe dafür. Es gibt Menschen, die haben durch die Politik tatsächlich Unrecht erfahren, das sind vor allem Leute aus einkommensschwächeren Schichten, siehe Hartz4-Gesetze, die die SPD damals auch deswegen gemacht hat, damit sie die reduzierten Unternehmenssteuern u.ä. finanzieren konnten.

Diese Menschen kann man mMn aber „wieder zurück in die Demokratie holen“, indem man endlich auch mal Politik für sie macht und nicht immer nur Politik für Wohlhabende, also konkret:

  • Vermögenssteuer, die wir ja immer noch haben, reformieren, so dass sie wieder verfassungskonform erhoben werden kann
  • keine Staatshilfen mehr für Unternehmen die Dividenden ausschütten
  • Erbschaftssteuer über staatliche Firmenbeteiligungen Wirtschafts-verträglich erhöhen bzw. Erbschaftssteuer-Ausnahmen zurückfahren
  • Strafen für Steuerhinterziehung erhöhen
  • usw.

Das Geld, dass dann frei wird, damit kann man dann schon einiges verändern.

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Sehr richtig. Und das ist die Folge von Enttäuschung. Wenn man dann noch die fortlaufende Reihe an Korruptions-Skandalen mit in die Betrachtung zieht (Ein Link als Beispiel), dann kann man diesen Hang zur Sabotage des politischen und gesellschaftlichen Systems durchaus nachvollziehen. Zumal sich die Menschen heute viel einfacher informieren können, als früher. (Mein Link weiter Oben ist auch hierzu ein Beispiel).

Im Grunde geht es doch um zwei gegenläufige Richtungen in der Mitte:

  1. Die Wirtschaft an die Demokratie anpassen.
  2. Die Demokratie an die Wirtschaft anpassen.

Während ich in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts noch durchaus das erstere Prinzip am Werke sehe (Stichwort: Soziale Marktwirtschaft), sehe ich seit den Neunzigern eher das letztere Prinzip am Werke (Stichwort Neoliberalismus und Sharehoder-Value).

Wir Menschen sind doch nur dann bereit zur Zusammenarbeit, wenn wir auch alle die Früchte davon tragen. Schon soziologische Experimente mit Kindern zeigen, dass diese nur zusammen arbeiten wenn alle belohnt werden. Belohnt man einzelne nicht, verweigern sie die Zusammenarbeit. Und ich finde, dieses Phänomen sehen wir aktuell auf gesellschaftlicher Ebene.

Von daher ist meine Antwort auf die Frage dieses Threads: Den destruktiven Geist kriegen wir dann wieder in die Flasche, wenn die Ungleichheit wieder sinkt. Hier kann man gut an die Sonderfolge 288 mit Prof. Fratzscher anschließen. Ich meine die 40% ohne Vermögen und die hohe Ungleichheit in der Vermögensverteilung.

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Ich stimme hier sehr vielen Punkten von dir zu. Glaube auch, dass es der Neoliberalismus (verkörpert durch die FDP in erster Linie, aber inzwischen auch durch CDU und SPD, Grüne in Teilen) geschafft hat, die Wut, welche die Leute seinetwegen haben, erfolgreich auf alle anderen Themen (Corona, Pazifismus, Migrationspolitik, etc) umzulenken. Weil das aber so extrem indoktriniert bereits ist, sehe ich da keinen Ausweg mehr heraus.