Hallo zusammen,
der Spiegel hat am 17.11.24 einen Artikel von Christian Stöcker veröffentlicht mit dem Titel: „Ein Batterie Tsunami rollt heran“.
Es geht um die bisher wenig Beachtung findende Anzahl an Anfragen für Batterie Großspeicher, welche dann netzdienlich eingesetzt werden können und Erneuerbare Stromerzeugung mit weniger oder später vielleicht ganz ohne Gaskraftwerke ermöglichen könnte.
Der Ausbau scheint viel viel schneller von Statten gehen zu können als bisher gedacht, mit riesigen Chancen.
Und das weitgehend unbemerkt von der Gesellschaft und der Politik, wo weite Teile der Politiker noch immer an fossilen Energieträgern festkleben.
Der Zuwachs ist tatsächlich beachtlich allerdings muss man immer auf installierte Leistung und die Kapazität schauen. Die 1,5 GW an Großspeicher-Leistung sind ja z.B. bei nur 1,8 GWh Kapazität theoretisch schon nach etwas einer Stunde erschöpft.
Dass die privaten Speicher aber schon fast Faktor 10 größer als die kommerziellen Großspeichern sind, zumindest bei der Kapazität, fand ich tatsächlich auch überraschend. Spannend wäre da natürlich, wie das den Energieverbrauch der betreffenden Haushalte (vermutlich größtenteils EFH) verändert hat, also wie stark es die Nutzung des Netzstromes reduziert hat.
Bei dem (scheinbaren) Boom bei stationären Batterie-Großspeicher-Anlagen aufgrund der Anfragen, wäre ich auch skeptisch, wie viel davon tatsächlich umgesetzt wird. 160 GW bzw. ca. 200 GWh klingt natürlich viel.
Aber die Frage wäre ja, was bräuchte man ungefähr an Speicherkapazität (und natürlich Leistung) um z.B. die komplette regenerative Energie-Produktion eines Tages zu Speichern und über die Nacht abzugeben, also um die erneuerbaren Energien quasi „Grundlastfähig“ zu machen.
Was bei mir außerdem ein wenig die Freude eintrübt, ist die Tatsache, dass hier größtenteils Lithiumionen-Batterie eingesetzt werden als Speicher. Der Grund dafür dürfte ja deren montan billige Verfügbarkeit sein. Das kann sich aber irgendwann ändern und dann ist hoffentlich eine andere günstige Speichertechnologie am Start. Und außerdem verschärft die Nutzung von Li-Ion-Batterien für stationäre Speicher die Nachfrage allgemein und damit den Preis bei E-Autos.
Eine Idee kam mir bei der Lektüre: Etliche Kommunen haben ja eine „for Future“ Allergie und würden niemals in empfundenes Teufelszeug wie Photovoltaik oder Windräder investieren.
Stattdessen könnten sie in solche Speicher investieren. Die sind zwar einerseits technologieoffen (was sie gut ihren Wählern verkaufen können), aber auch extrem nützlich für die Energiewende.
Wie hat sich im privaten Bereich der Energieverbrauch verändert? Das kommt stark auf das Haus an. Ich investiere stark in meine Liegenschaft, die aber untypisch ist, weil sie als ehemaliger Bauernhof viel mehr Dachfläche hat, als das reine Wohnhäuser haben. Ausserdem heize ich (noch) mit Elektrospeicheröfen aus den 80igern und Warmwasser ebenfalls rein elektrisch. Der Verbrauch für drei Wohneinheiten, den Stall und ein Elektroauto kommt derzeit auf ca 23 MWh/a.
Eckdaten: 200m2 Wohnfläche (3 Wohneinheiten), Energiebedarf ca 12 MWh/a Heizung, 3.5 MWh/a Warmwasser, Elektroauto 4MWh/a, Rest ist der Hausgebrauch und Stall.
PV 37kWp, Jahresproduktion (real) 37 MWh
(Zeit 1) Februar bis Oktober übersteigt die Produktion deutlich den Verbrauch
(Zeit 2) November bis Januar übersteigt der Verbrauch deutlich die Produktion, weil dann auch hauptsächlich die Heizung läuft.
Ich habe alle steuerbaren Verbraucher in den Tag verlegt, aber die Statistik bescheinigt mir einen Eigenverbrauch von nur ca. 45% aufs Jahr gesehen, auch weil ich tagsüber mein Auto nicht laden kann, weil ich nicht daheim bin.
Jetzt auf die Batteriethematik. In der (Zeit 1) könnte ich problemlos einen 150kWh Akku füllen und würde den Strom nie verbrauchen. In der (Zeit 2) könnte ich einen 10kWh Akku meistens nicht füllen. Daher verschiebe ich den Kauf eines Akkus immer noch, und investiere zuerst in eine Wärmepumpe (verringert den Verbrauch auf pessimistisch 5 MWh/a) und vielleicht noch mehr PV auf der anderen Dachseite, um gerade in der Winterzeit die Morgensonne noch besser nutzen zu können.
In einem modernen EFH sieht die Rechnung wahrscheinlich günstiger aus.
Oder es macht sie günstiger, wegen der Skalierung. Natrium Ionen Batterien sind wohl kurz vor Serienreife. Dann gibts weniger Rohstoffprobleme.
Natürlich ist die Speichermenge noch nicht das was wir im Endausbau brauchen, aber es ist ja positiv, dass es hier endlich mal einen Impuls gibt und der Ausbau stark gesteigert wird. So ein Hochlauf muss sich verstetigen.
Spannendes Projekt hast du da Der Winterstromverbrauch würde sich ja mit Wärmepumpe reduzieren, aber nochmal größeres Invest.
Hier gehts aber erstmal eher um Batteriegroßspeicher, nicht für den Eigenheimbereich.
Der Boom hat bestimmt auch mit dem schleppenden Netzausbau zu tun. Vattenfall möchte keine Groß-PV-Anlagen mehr ohne Speicher bauen, um Abregelungen zu entgehen. Außerdem kann man so netzdienlicher Strom bereitstellen, was auch monetäre Vorteile hat, wenn man nicht mittags einspeist, wo die Preise sowieso im Keller sind.
Hausstromspeicher arbeiten hier z.B. auch „dumm“. Es wird direkt morgens geladen, so dass mittags der Speicher voll ist und alles eingespeist wird.
BTW Hinweis an die Atomfans. Die Nachtspeicheröfen und Pumspeicherkraftwerke wurden wegen der Atomkraft gebaut, da diese nachts bei sinkendem Verbrauch nicht runtergeregelt werden konnten. AKW brauchen also auch Speicher.
Hast du mal gerechnet, ob sich das wirklich lohnt? Ich komme im gesamten November mit meiner 10 kWp Anlage auf gerade mal 120 kWh Erzeugung. Im Dezember/Januar wird das noch weniger. Der Februar ist ähnlich zum November.
Nehmen wir mal die 120 kWh aus dem November. Dann entspricht das bei 0,3 €/kWh etwa 36€ eingesparte Stromkosten. Im Rest das Jahres, also abseits der Wintermonate, wirst du hingegen fast alles deiner zusätzlichen Produktion ins Netz spülen, durchschnittlich vllt 0,8 MWh pro Monat). Möglicherweise bei ausreichend großer Gesamtanlage sogar zu schlechteren Konditionen.
Demgegenüber stehen Investkosten für die Erweiterung der PV Anlage von bestimmt 10.000-15.000 €. Bin gespannt, ob sich das lohnt.
Kannst du das belegen? Ich berate beruflich Kommunen, auch sehr viel bei EE-Projekten. Meine Wahrnehmung ist, dass die Kommunalpolitik und -Wirtschaft sich sehr für die Energiewende einsetzen und sich von den politischen Streiterein unbeeindruckt zeigen. Gerade der Fernwärmeausbau ist ein Riesenthema. Neue Quartiere werden fast nur noch CO-2 neutral geplant etc. Die Vermietung von Liegenschaften für PV-Anlagen durch Kommunen hat auch so eine hohe Nachfrage, dass man kaum Installateure findet. Einziges Problem für kommunale Energieunternehmen ist das Thema Gas. Damit wird aktuell noch viel Geld verdient, weshalb unklar ist, was mit diesen Unternehmen in Zukunft geschen soll. Wasserstoff.
Man darf sich von den Debatten nicht täuschen lassen. Kommunen und Wirtschaft haben sich längst für die Energiewende entschlossen. Jedenfalls zum größten Teil. Die Debatten, welche Energieträger zukünftig eingesetzt werden sollen, sind Strohmänner. Das Hauptproblem ist die Workforce. Es gibt einfach zu wenig Angebot im handwerklichen Bereichum den ganzen Plänen und Ideen der Kommunen hinterher zu kommen.
„Verteufelung“ ist vielleicht ein zu hartes Wort, „Ablehnung“ trifft es vermutlich besser. Aber die Auswirkungen sind dadurch nicht viel besser: Die Maßnahmen werden nicht immer abgelehnt, sondern fast immer.
Außerdem hat elektrischer Strom den Vorteil, dass man ihn mit sehr geringen Verlusten ein paar Kilometer transportieren kann, so dass der Speicher nicht notwendigerweise direkt neben dem Erzeuger stehen muss.
Mit Zahlen belegen kann ich es zwar nicht, aber als Mitglied der Parents for Future stoßen wir generell auf recht heftigen Widerstand. Es gibt eine recht große Diskrepanz zwischen meinen Ansprüchen und der Willigkeit der Kommune (wobei die in Bayern ist, also kann man eh von einer Extraportion Unwillen ausgehen).
Es gibt nun 2 Möglichkeiten: Entweder meine Ansprüche sind zu hoch (wobei „viel schneller!“ allgemeiner wissenschaftlicher Konsens ist), oder die Kommune tut zu wenig.
Falls der Mangel an Fachkräften das Problem ist: Wie wird es angegangen?
Gar nicht. Der Fachkräftemangel ist ein unlösbares Problem und Wurzel aller aktuellen Versäumnisse. Ein Land ist eben nur so gut, wie seine Demografie es erlaubt. Denn gute Lebensverhältnisse und Transformationen lassen sich nur durch Arbeit herbeiführen. Deutschland wird daher auf mindestens 20 Jahre in allen Bereichen, bei denen es viele Hände braucht (Gesundheitssystem, Infrastruktur, Energieversorgung, Vereiteidigung, etc.) schlecht aussehen.
Am Ende wahrscheinlich nichts, womit man Geld spart und eher eine grüne Spielerei, wenn man das Geld gerne dafür ausgibt und auch hat. Aber bei deinen Vorraussetzungen und der großen PV-Anlage wäre eine Speicherung in Wasserstoff zumindest eine realistische Möglichkeit:
Wenn man sich das anschaut, werden wir in mindestens den kommenden 20 Jahren ein katastrophales Verhältnis von arbeitenden zu nicht-arbeitenden (aber trotzdem zu versorgenden/konsumierenden) Menchen haben. Der „akute Fachrkäftemangel“ ist kein singuläres Problem, da man mal eben behen könnte, indem man ein paar mehr Menschen in Arbeit schafft. Es ist eine Strukturkatastrophe, die in der Politik ausgeblendet wird, da man sie nicht beheben kann.
In Ausbildung kann man nicht „investieren“, wenn es an der Ausbildungsresource „Mensch“ fehlt.