Ehegattensplitting

Ich weiß, dass es vermutlich in dieser Koalition nicht durchsetzbar ist und dass auch Lars Klingbeils Vorschlag eher ein Nadelstich als ein ernst gemeinter Vorschlag, für den er kämpfen würde, war, aber es ist trotzdem wichtig, das Thema einmal zu durchdenken und sich klarzumachen, welche Folgen das Ehegattensplitting, ein „Überbleibsel des Patriacharts“, hat.
Marcel Fratscher hat dazu eine sehr gut Kolumne geschrieben: https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-07/ehegattensplitting-abschaffung-frauen-gleichstellung-arbeitsmarkt
Für ihn steht fest, dass das Ehegattensplitting, das ausschließlich Familien zugutekommt, in denen der Einkommensunterschied extrem groß ist, unbedingt abgeschafft bzw. reformiert werden müsste. Zur Begründung führt er an:

  1. Gleichstellung von Frauen und Männern
  2. Reduzierung der Armut (Ehegattensplittung schafft ein Ungleichgewicht in der Ehe. (Meistens die) Frauen bleiben nach einer etwaigen Scheidung armutsgefährdend zurück und erhalten später weniger Rente)
  3. Die Wirtschaft würde profitieren, da sich doch mehr Ehegatten (betroffen sind meist Frauen) ohne Ehegattensplitting eher zu einer (Wieder-) Aufnahme ihrer Berufstätigkeit entscheiden. (Frauen zahlen bei sehr hohem Einkommen ihres Mannes erheblich mehr Steuern auf ihr Einkommen als der Ehegatte). Ein großes wirtschaftliches Potenzial könnte gehoben werden.
  4. Mehreinnahmen des Staates jährlich 20 Milliarden
  5. Ungerechtigkeit würde beseitigt (Das Ehegattensplittung kommt vor allem Spitzenverdienern zugute. Ehepaare mit geringem oder gleichem Einkommen profitieren kaum oder gar nicht.)
  6. Das Ehegattensplitting fördert nicht Familien, sondern nur Ehen (auch ohne Kinder!) mit sehr unterschiedliche hohem Einkommen.
    Zitat: "Das folgende Beispiel illustriert die Ungerechtigkeit, die dadurch entsteht: Eine alleinerziehende Mutter mit 60.000 Euro zu versteuernden Einkommen zahlt 15.242 Euro an Steuern. Ein verheiratetes Paar mit dem gleichen Einkommen, bei dem der Mann 60.000 Euro verdient und die Frau nicht arbeitet, zahlt dagegen lediglich nur 9.400 Euro an Steuern – also 5.842 Euro weniger. "
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Und hier eine andere Meinung: https://taz.de/Ehegattensplitting-und-Elterngeld/!5944726/
Die Autorin ordnet die Annahme, durch Wegfall des Splittings könnten Menschen zur Arbeitsaufnahme motiviert werden, als übergriffig.

Mhm… Mal für mich zum Verständnis.

Das Ehegattensplitting war doch im Grunde dafür gedacht, die Ehe/Lebenspartnerschaft als rechtliches Konstrukt zu fördern und größere Gehaltsunterschiede zwischen den Partnern zu kompensieren. Die also indirekt Nachteile durch die Erziehungszeiten auszugleichen.
Elterngeld soll hingegen die Aufteilung von Erziehungszeiten attraktiver machen durch rein finanzielle Förderung.
Dazu die Frage: Wie wirksam sind diese Instrumente?
Wie im anderen Thread schon beschrieben, es nehmen Männer das Elterngeld eher wenig in Anspruch.
Die Nachteile des Ehegattensplittings hatte Margarete oben ja dankenswerterweise schon beschrieben.
Daher ganz naiv pragmatisch gefragt, ohne jede Polemik:

Wir lassen dieses kirchlich - patriacharlische Konstrukt Ehe/Lebenspartnerschaft komplett weg. Zusammenleben geht ja auch so, wie es wie viele Paare aktuell beweisen.
Alle sind in Steuerklasse 1, und gehen Vollzeit arbeiten. Kommt ein Kind, ist gibt es ein erhöhtes Kindergeld für 1 Jahr, das danach gibt es einen reduzierten Satz, der um das Berufstätig sein zu fördern.
Ehegattensplittung und Elterngeld entfällt komplett, die spart Aufwand und Kosten und vereinfacht die Verwaltung. Wer in einer Partnerschaft sich gegenseitig zusätzlich absichern will, kann sich kann das privat versichern.
Alle zahlen recht durchgängig in die Rente ein.
Wer keine Kinder will, zahlt halt durch und finanziert damit Rentenlücken durch Erwerbsminderung in Erziehungszeiten von Müttern mit.
Jetzt mal radikal aus der Hüfte, und wohl nicht realistisch umsetzbar - aber völlig unsinnig?

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