Ich weiß, dass es vermutlich in dieser Koalition nicht durchsetzbar ist und dass auch Lars Klingbeils Vorschlag eher ein Nadelstich als ein ernst gemeinter Vorschlag, für den er kämpfen würde, war, aber es ist trotzdem wichtig, das Thema einmal zu durchdenken und sich klarzumachen, welche Folgen das Ehegattensplitting, ein „Überbleibsel des Patriacharts“, hat.
Marcel Fratscher hat dazu eine sehr gut Kolumne geschrieben: https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-07/ehegattensplitting-abschaffung-frauen-gleichstellung-arbeitsmarkt
Für ihn steht fest, dass das Ehegattensplitting, das ausschließlich Familien zugutekommt, in denen der Einkommensunterschied extrem groß ist, unbedingt abgeschafft bzw. reformiert werden müsste. Zur Begründung führt er an:
- Gleichstellung von Frauen und Männern
- Reduzierung der Armut (Ehegattensplittung schafft ein Ungleichgewicht in der Ehe. (Meistens die) Frauen bleiben nach einer etwaigen Scheidung armutsgefährdend zurück und erhalten später weniger Rente)
- Die Wirtschaft würde profitieren, da sich doch mehr Ehegatten (betroffen sind meist Frauen) ohne Ehegattensplitting eher zu einer (Wieder-) Aufnahme ihrer Berufstätigkeit entscheiden. (Frauen zahlen bei sehr hohem Einkommen ihres Mannes erheblich mehr Steuern auf ihr Einkommen als der Ehegatte). Ein großes wirtschaftliches Potenzial könnte gehoben werden.
- Mehreinnahmen des Staates jährlich 20 Milliarden
- Ungerechtigkeit würde beseitigt (Das Ehegattensplittung kommt vor allem Spitzenverdienern zugute. Ehepaare mit geringem oder gleichem Einkommen profitieren kaum oder gar nicht.)
- Das Ehegattensplitting fördert nicht Familien, sondern nur Ehen (auch ohne Kinder!) mit sehr unterschiedliche hohem Einkommen.
Zitat: "Das folgende Beispiel illustriert die Ungerechtigkeit, die dadurch entsteht: Eine alleinerziehende Mutter mit 60.000 Euro zu versteuernden Einkommen zahlt 15.242 Euro an Steuern. Ein verheiratetes Paar mit dem gleichen Einkommen, bei dem der Mann 60.000 Euro verdient und die Frau nicht arbeitet, zahlt dagegen lediglich nur 9.400 Euro an Steuern – also 5.842 Euro weniger. "