Effizientes COVID-19 screening

Hallo zusammen,

ich möchte auf ein COVID-19 Test Verfahren (Lamp Seq) aufmerksam machen, das seit Juni 2021 publiziert ist (LAMP-Seq enables sensitive, multiplexed COVID-19 diagnostics using molecular barcoding | Nature Biotechnology) und seit Dez 2019 am Uniklinikum Bonn für diese Studie für alle Mitarbeiter im Einsatz war. Es basiert auf Genom Sequenzierung und kann im Vergleich zur normalen PCR die Probenkapazität um ein Vielfaches erhöhen.
Für die aktuelle Welle ist es zu spät, das Verfahren flächendeckend einzuführen, da man Sequenzierer kaufen/mieten müsste und die Lizenzierung noch nicht abgeschlossen ist. Das Land NRW kennt diese Technik, da es die Studie auch finanziert hat. Allerdings kann ich als Beobachter nicht begreifen, warum vor vielen Monaten das Potential nicht erkannt und massiv gepusht wurde.
Passt thematisch in den Bereich Fehleranalyse.

Beste Grüße

1 „Gefällt mir“

Es gibt gefühlt hunderte von Ideen, das PCR-Testen, durch Pooling zu beschleunigen. Gerade die Signalverarbeitungs-Community hat zu Beginn des Lockdowns mit allen Händen gewunken und hunderte von Papers mit manchmal neuen, manchmal schon lange bekannten (meist poolbasierten) Screeningverfahren für die Betreiber der Labore geschrieben.

In den Laboren ist davon quasi nichts angekommen - teils, weil die Paper sehr theoretisch und nicht labortauglich waren teils, weil sie nur wenig verstanden wurden (Drosten [paraphrasiert]: „Das Problem beim Pooltesten ist ja, dass man mitunter Pools öffnen muss“ - was nicht zwangsläufig stimmt). Oft war auch das Muster, dass in den Laboren während der Wellen keine Kapazität für Innovationen war und zwischen den Wellen gab es zwar ein gewisses Interesse der Labore, aber es lief ja eigentlich nun alles rund und es gab keinen Druck, wirklich etwas zu ändern.

Als Gesellschaft hat uns bisher jede Welle unvorbereitet getroffen. Großflächige Screeningverfahren brauchen eine Menge Infrastruktur, die zwischen den Wellen geschaffen werden müsste und da bin ich eher skeptisch :slight_smile:

Hallo Cors,

bei Lamp-Seq ist eine wesentliche Sklalierung unabhängig eines Pool-Tests möglich. Ein einzelner Sequenzierer kann täglich Einzel-Proben im fünfstelligen Bereich screenen. Der kostet unter 20.000€ oder wäre sogar zu mieten. Probenentnahme/Labor ist vergleichbar mit normaler PCR.
Das Potential dieser Technik war schon Anfang 2021 ersichtlich und wäre in Kombination mit Pool-Tests für Schulen/Kindergarten/Unternehmen für Deutschland ausreichend.
Wie gesagt, es ist jetzt zu spät. Ich frage mich nur, warum dieses Vorhaben Anfang 2021 nicht maximal gefördert wurde.

Hier wurde an entscheidenden Stellen falsch entschieden bzw. kein Handlungsbedarf gesehen. Damit meine ich eher die Gesundheitsministerien von Bund/Land. Christian Drosten hatte in seinem letzten Podcast noch beschrieben, dass mit exponentiellem Infektionsgeschehen ein gleichgeschaltetes Screenen nicht umzusetzen sei. Zumindest mit Seq + Pool könnten wir auch in den kommenden Wochen die meisten Schulen + Kindergärten ohne Lücken screenen. Aber dafür hätte man letzten Sommer anfangen müssen, in jeder größeren Stadt einen Sequenzer hinzustellen.