In letzter Zeit habe ich mich mit Klimaschutz durch den Markt beschäftigt, insbesondere um zu verstehen was die Hintergründe sind und wie eine solche Haltung zu bewerten ist.
Dabei bin ich auf doch recht interessante Erkenntnisse gestoßen, die ich hier teilen möchte.
Insbesondere waren mir zahlreiche Argumente vor der Recherche nicht bekannt. Es kommt dazu, dass diese nicht intuitiv sind.
Daher finde es ich umso wichiger, sich mit diesen Argumenten zu beschäftigen.
Eine gute Quelle fand ich die folgende Analyse des Kronberger Kreises für die Stiftung Marktwirtschaft: https://www.stiftung-marktwirtschaft.de/uploads/tx_ttproducts/datasheet/KK_49_Klimaschutz_2009.pdf
Sie ist zwar von 2009, die Argumente sind aber immer noch aktuell (interessant, dass es auch um Abhängigkeit von russischem Gas geht, auch wenn die Einschätzung aus heutiger Sicht nicht 100% zutreffend ist…).
Da die Ausführungen insgesamt sehr lang sind, werde ich hier zentrale Punkte knapp zusammenfassen.
Die Lektüre kann ich aber stark empfehlen, um sich mal mit den Argumenten zu beschäftigen.
Wie die Argumente letztendlich zu bewerten sind, ist eine andere Frage (an manchen Stellen habe ich auch Einwände).
Ich halte es aber für fragwürdig, sich überhaupt nicht mit den Argumenten auseinander zu setzen (das passiert aber wohl vor allem dadurch, dass man sie nicht kennt).
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Das Ziel von klimapolitischen Maßnahmen ist die Reduktion von Umweltbelastungen (z.B. Ausstoß von Treibhausgasen).
Als „Zwischenziel“ kann man hier den Ausbau von erneuerbaren Energien ansehen.
Es scheint offensichtlich, dass dies zum zentralen Ziel der Reduktion von Umweltbelastungen beiträgt.
Das ist allerdings nicht klar und sollte diskutiert werden.
Eine Reduktion von Umweltbelastungen ensteht ja nur dann, wenn stärker umweltbelastende Energieträger verdrängt werden und nicht einfach der Gesamtenergieverbrauch erhöht wird. -
Bepreisung von umweltschädlichen Akteuren ist wirksamer (und vor allem überhaupt erst konsequent durchführbar) als Subvention von umweltneutralen Akteuren.
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Insbesondere innerhalb eines Emissionshandels (z.B. aktuell innerhalb der EU) ist die Wirkung von zusätzlichen lokalen Maßnahmen fraglich.
Der Gesamtausstoß von CO2 ist innerhalb des Systems damit von vornherein ziemlich genau festgelegt.
Wenn man durch Subvention von erneuerbaren Energien zusätzliche Maßnahmen trifft, werden Zertifikate insgesamt günstiger und es ist nicht abwegig, dass diese an anderen Stellen genutzt werden.
Es ist also unklar, ob man durch zusätzliche Maßnahmen die Umwelt oder umweltschädliche Akteure unterstützt. -
Klimaschutz kann überhaupt erst auf internationaler Ebene funktionieren.
Insgesamt ist ein (ausreichend) globaler Zertifatshandel klar erstrebenswert und als umweltpolitische Maßnahme alleine schon ausreichend.
Die externen Kosten der Umweltverschmutzung werden dann berücksichtigt.
Auch die FDP vertritt diese Positionen nicht wirklich. Die Bestrebungen für einen globalen Zertifikatshandel gehen meiner Ansicht nach überhaupt nicht weit genug.
Man könnte hier zum Beispiel mal über Modelle nachdenke, sodass es wirtschaftlich für ein Land neutral ist, dem Zertifikatshandel initial beizutreten (z.B. durch den Schlüssel wie Einnahmen auf Länder verteilt werden).
Dass der Markt alleine den Klimaschutz nicht lösen wird, ist offensichtlich, weil externe Kosten der Umweltbelastung nicht einberechnet werden.
Sobald dies aber der Fall ist (z.B. durch einen Zertifikatshandel), halte ich das Argument, dass weitere Maßnahmen eher schädlich sind (aus Umweltgründen irrelevant und aus wirtschaftlichen Gründen schädlich) für plausibel.
Ich würde mir mal eine Sonderfolge der Lage wünschen, wo die verschiedenen Ansätze zur Klimapolitik durchleuchtet und gegenübergestellt werden.
Nach meinem Gefühl ist diese Debatte gerade nicht existent, weil viele die Argumente gar nicht kennen (so ging es mir zumindest bis vor kurzem).
Was meint ihr? War euch diese Argumentation bekannt?