Hallo Felix Heinrich,
Ich würde dir gern zu zwei Themen Antworten.
- Ist-Zustand: Corona Tote mit harten Maßnahmen
So wie du es verstanden hast, meine ich es nicht. Ich bewerte kritisch, dass in Medien, Politik, ganz besonders auch in der LdN in jeder Folge, die Anzahl der Toten beklagt wird und oft härtere Maßnahmen gefordert werden, damit weniger an COVID sterben.
Jedoch wurden schon sehr viel gemacht - harte antiepidemische Maßnahmen getroffen, damit im letzten Jahr „nur“ 60.000 Menschen an COVID gestorben sind.
Es wurden so harte Maßnahmen getroffen und trotzdem wird gefordert, dass noch mehr Maßnahmen getroffen werden, damit die Todeszahl kleiner wird. Es geht mir nicht darum zu sagen: es hätten ja noch viel mehr sterben können – sondern der IST-Zustand: 60.000 sind gestorben – trotzdem werden härter Maßnahmen zum Gesundheitsschutz gefordert.
Ich finde, man muss das Relational sehen.
Es entsteht aber jährlich eine größere Krankheitslast durch Verkehrsunfälle als im letzten Jahr durch COVID. Werden die täglichen Verkehrsunfälle benannt in der Tagesschau? Wird gefordert, dass man stärkere Maßnahmen gegen Verkehrstote treffen muss? Nein – wird es nicht und das finde ich scheinheilig. Wieso macht man das aber dann bei COVID und fordert noch härtere Maßnahmen?
Wenn man die COVID Toten sieht und vergleicht, mit Diabetes – wo es eine 3x so hohe Krankheitslast gibt.
Wäre es dann nicht rationaler zu fordern, wir sollten mehr in Prävention von Diabetes stecken, damit weniger an Diabetes sterben? Denn so könnte mit dem gleichen/weniger Aufwand mehr Menschenleben gerettet werden? Im SGB V gibt es ein Wirtschaftlichkeitsgebot: „Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein“ wieso ist das bei COVID außer Kraft gesetzt, gilt aber für alle anderen Krankheiten – übringens 95% der Menschen im letzten Jahr sind nicht an COVID gestorben – sondern an anderen Krankheiten.
Als Beispiel könnte ich auch die USA bringen, da gab es im letzten Jahr 450.000 COVID Tote. Die Forderung in der LdN war – härtere Maßnahmen. Doch wenn man sich ansieht, dass aufgrund von Arbeitslosigkeit und Wirtschaftlichen Abschwung in den nächsten 15 Jahren zusätzlich 800.000 Menschen sterben werden, dann ist es aus meiner Sicht nicht so leicht – einen härteren Lockdown zu fordern – denn dann wären vermutlich weniger an COVID gestorben – aber vielleicht mehr an den wirtschaftlichen Folgen. https://www.nber.org/system/files/working_papers/w28304/w28304.pdf (Das Management und die Kommunikation der amerikanischen Regierung war sicher katastrophal und man hätte vieles besser machen können – das steht außer Frage)
- Wirkung und Nebenwirkungen
Der Grundsatz in der Medizin lautet: „Primum non nocere“. Das bedeutet übersetzt „Zuerst einmal nicht schaden“. Wenn wir harte antiepidemische Maßnahmen wie Schulschließungen und Lockdown einsetzen, dann ist evident, dass diese großen Schaden anrichtet.
Allerdings ungewiss ist, was diese harten antiepidemischen Maßnahmen nutzen. Die Politik, ist mE. verpflichtet die Wirkungen und Nebenwirkungen zu berücksichtigen. Sie müssen eine Abwägung treffen: Ist das was gewiss was an Schaden entstehen wird, dem Wert was wir an Nutzen gewinnen?
Als empirisches Beispiel über die Ungewissheit was harte Maßnahmen für eine antiepidemische Maßnahmen bringen, kann ich diese Untersuchung anbringen: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/eci.13484
Oder keine Studie, sondern real existierende Zahlen, ist Übersterblichkeit von Schweden dort gab es nicht so harte Maßnahmen und trotzdem gab es kein exponentielles Wachstum, sodass die Intensivstationen überfüllt wären. Die Übersterblichkeit auf dem Niveau von 2017: https://www.euromomo.eu/graphs-and-maps
Sie können mir gern andere Studien raussuchen, die hinweisen, dass harter Lockdown doch wirkt. Diese Diskussion wäre sicherlich mühselig – die Wirkung der einzelnen Maßnahmen (wie stark sie wirken) ist ungewiss. Das es große Schäden anrichtet – nicht nur finanziell, ist aber evident.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass durch meinen Ausführungen der Eindruck entstehen soll, ich wolle COVID verharmlosen.
COVID ist eine Erkrankung mit einer eher geringen Mortalität. Sie ist aber dennoch sehr gefährlich, weil eben keiner eine Immunität besitzt, also nahezu die ganze Menschheit empfänglich ist. Deswegen kann SARS2 es sich so schnell verbreiten – und damit zu Krankheitslast führen.
Auch will ich nicht sagen, man soll alles aufmachen und nichts gegen das Virus tun, das würde sehr viel Schaden anrichten. Ich spreche mich für angemessene Gegenmaßnahmen aus – d.h. da verschärft einzugreifen wo das Virus hohen Schaden anrichtet – bei den besonders vulnerablen. So sehen das auch angesehene Epidemiologen wie Gerard Krause.
Da sieht man auch die Krux in Deutschland. Es beraten keine Epidemiologen die Bundesregierung sondern Laborwissenschaftler (Biologen und Virologen). Z.B. Melanie Brinkmann (NoCovid) sie ist Biologin und am Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung tätig im Bereich Virale Immunmodulation. Herr Krause ist auch am Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung aber er leitet den Bereich Epidemiologie. Die Epidemiologie ist aber der Teilbereich der sich mit der Verbreitung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beschäftigt - Herr Krause ist aber nicht Teil des Beraterkreises der Regierung. Frau Brinkmann schon und ich frage mich, wieso sie eine höhere Expertise als Biologin hat als ein Facharzt für Epidemiologie.