Durch Tod und Krankheit verlorene Lebensjahre in Deutschland im Verlauf der Pandemie

Im Deutschen Ärzteblatt sind gerade Berechnungen des RKIs veröffentlicht worden, die Krankheitslast durch die Corona Pandemie einordnet. Im Jahr 2020 in Deutschland sind schätzungsweise 306.000 disability-adjusted life years (DALYs - behinderungsbereinigte Lebensjahre) verloren gegangen. DALYs bilden verlorene gesunde Lebensjahre ab, also beziehen somit die Krankheitslast durch Tod aber auch (schwerer) Krankheit ein.

Das ist eine schrecklich große Zahl. Ich denke, es ist wichtig diese Zahl einzuordnen. Im Jahr 2010, wo die letzte Berechnung des RKIs zu den verlorenen Lebensjahren in Deutschland berechnet wurden (gleiche Methodik wie bei COVID Analyse - Global Burden of Disease Methodik), kam heraus dass:

In Untersuchungen zur Berechnung der gesundheitlichen Belastung der Bevölkerung
in Deutschland durch Feinstaub, wurde berechnet, dass die negativen Folgen von Feinstaub auf den Menschen über 400.000 DALYs umfassen (http://www.feinstaub-esslingen.de/pdf/uba/berechnung_belastung_feinstaub_dtl_s_18-24.pdf).

Ich finde es ist in diesen Tagen immer leicht, für harte Maßnahmen in der Pandemiebekämpfung zu sein, um Leben zu retten. Ich würde mir aber wünschen, dass die gesundheitliche Belastung durch COVID19 besser abzuschätzen und die negativen Folgen der Pandemiebekämpfung mehr ins Verhältnis zu setzen.

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Hallo eprichter,
ich stimme dir insofern zu, dass solche Untersuchungen wichtig und richtig sind, um Abwägungen zu ermöglichen. Bei der Bewertung und insbesondere dem Vergleich von Zahlen wie DALYs oder auch QALYs (ein alternatives Konzept, dass ähnliche Vergleichswerte hervorbringt) müssen wir aber eine Sache beachten: Sie bilden nur den Ist-Stand ab. Niemand weiß, was ohne all die Maßnahmen zur Vermeidung der Pandemie passieren würde - es gibt aber eine Vielzahl von qualitativ hochwertigen Modellrechnungen, die durchaus nachvollziehbar darlegen, dass die im Ärzteblatt veröffentliche Anzahl an verlorenen DALYs mehr als durch die Decke gehen dürfte, wenn wir der Pandemie „ihren Lauf lassen“. Letztlich hilft es eigentlich nicht so wirklich, den Verlust an DALYs, die wir trotz Maßnahmen haben, ins Verhältnis mit den Folgen der Maßnahmen zu setzen. Vielmehr müssten wir, um vernünftig Wirkungen und Risiken abschätzen zu können, berechnen wie viele DALYs ohne weitreichende Maßnahmen (und damit hohe Infektionszahlen) verloren gehen würden und diese ins Verhältnis zu den Folgen der Maßnahmen setzen.

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Hallo Felix Heinrich,

Ich hab drei Punkte die ich zu deiner Stellung anbringen möchte:

  1. Ich finde es aber wichtig den IST-Zustand zu betrachten. Denn in der LdN und täglich von Politikern wird beklagt, wie viele Tote durch COVID zu beklagen sind. Weiterhin werden Freiheitseinschränkungen damit begründet - weil schon so viele gestorben sind und weil wir weitere Tote verhindern wollen - schränken wir die Bevölkerung ein.

Aber wieso wird das ganze nicht eingeordnet und gesagt, allein durch den Straßenverkehr gibt es mehr Krankheitslast, durch Diabetes gibt es die dreifache Krankheitslast. Wieso gibt es kein Tempolimit, wieso keine Zuckersteuer. Alles Dinge um Krankheitlast ohne Freiheitseinschränkungen zu verhindern. Mir geht es nicht darum, dass ich dafür bin alles aufzumachen, ich finde nur man sollte einen COVID Toten genau-soviel Wert geben, wie einem Diabetes Toten.

  1. Du sprachst die deiner Meinung nach qualitativ hochwertigen Modellrechnungen an. Nehmen wir mal als Beispiel die Modellrechnung, die zur Begründung der Leopoldina Stellungnahme vom 8.12.21 benutzt wurde. Die Modellier verwenden bei ihrer Berechnung ein einfaches SIR-Modell, das bedeutet sie teilen die Population in die Kompartimente (susceptible ind., infectious indi., removed ind.) COVID19 hat aber eine extrem altersschiefe Mortalität, deswegen ist es wichtig das man das Alter der Empfänglichen und der Infizierten einzubeziehen. In der Analyse wurde alle gleichaltrig behandelt.

In einem SIR Modell kann man auch keine Sozialstruktur modellieren, anders als bei Agentenbasierten Modellen wo das geht. Im SIR Modell werden alle Individuuen gleich behandelt. Es gibt aber altersabhängie Kontaktmuster (Gleich und Gleich gesellt sich gern - hauptsächlich Kontakte innerhalb einer Altersgruppe, junge Menschen mehr K. - alte Menschen weniger). (–> Der Modellcode ist öffentlich, also kannst du ihn dir gern ansehen, solltest du mir nicht glauben)

  1. Das waren einige Schwachstellen der Modelle. Ich finde es am wichtigsten, das wenn man Modelle aufstellt sie hinterher auch an der Realität überprüft. Als Beispiel können wir gern die Modell von belgischen Wissenschaftler nehmen, die haben die Methodik vom Imperial College (Prof. Ferguson) übernommen.
    https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.04.11.20062133v1.full.pdf

Das Imperial College ist sicherlich die beste Adresse in Europa für Modelle. Im Modell wurde für Schweden allein in der ersten Welle im Frühjahr 96.000 Tote vorhergesagt. Im ganzen Jahr 2020 sind insgesamt (alle Todesursachen) in Schweden 98.000 Menschen gestorben.
Das sagt sicherlich alles aus. (Kleiner Nebenaspekt: In den Medien wurde oft kolportiert, dass es in Schweden 2020 die höchste abs. Mortalität seit 1918 gegeben hat, das stimmt. Wenn man sich aber die Mortalität pro 100.000 Einwohner ansieht, dann ist in Schweden die Mortalität höher als in den Jahren (2019-2014), aber 2020 niedriger als in den Jahren <2012).

Oder hier ein Interview mit David Spiegelhalter aus Cambridge, der beschreibt, dass die Modelle zur Rechtfertigung des Lockdowns in GB eine 4 fach überschätzte Mortalität angeben. Covid: Regulator criticises data used to justify lockdown - BBC News

Wenn Sie angeben, es gäbe qualitativ hochwertige Modelle, dann überprüfen Sie diese doch zunächst mal an der Wirklichkeit.

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Hallo eprichter,
aber der IST-Zustand ist ja gerade der Zustand mit relativ harten Maßnahmen. Wenn wir den jetzt mit einem Zustand ohne Einschränkungen vergleichen (zum Beispiel bei den Toten durch Diabetes - noch haben wir keine Verbote, übergewichtig zu sein, und Übergewicht zählt als wesentlicher Risikofaktor für Diabetes mellitus Typ 2), dann ist das meiner Meinung nach eine Verzerrung. Wir können, so finde ich zumindest, nach einem Konzept wie DALYs nur dann Werte direkt vergleichen, wenn sie unter zumindest vergleichbaren Umständen erhoben wurden. Diesem Gedanken folgend müsste man eben gerade die Diabetes-Toten oder auch die Toten im Straßenverkehr mit den Toten durch Covid-19 OHNE Maßnahmen „aufrechnen“, wenn man ihnen einen äquivalenten Wert einräumen möchte.

Zu den Modellierungen gebe ich dir insofern Recht, dass ich einige Faktoren, die du sehr gut darstellst (danke dafür!) in meiner Bewertung der selbigen nicht berücksichtig habe. Auch hier finde ich es aber schwierig zu fordern, man möge doch erst einmal die Modelle in der Realität abgleichen - auch in Schweden hat es ja eine deutliche Kontaktreduzierung gegeben, wenngleich auch lange Zeit weitestgehend freiwillig. Den Zustand, indem sich einfach niemand um das Virus schert (und mit dem müsste man eigentlich vergleichen meiner Meinung nach, um die Güte der Modelle letztendlich an der Realität zu prüfen), den gibt es schlicht kaum auf der Welt. Insofern: Ja, die Modelle haben ganz sicher ihre Schwierigkeiten, und die dort postulierten Zahlen sind deshalb definitiv nicht als „sicher“ zu erachten. Trotzdem können sie eine Vorstellung von Größenordnungen geben. Letztlich wäre es - aus einer rein wissenschaftlichen Perspektive - sehr wünschenswert, wenn wir irgendwo unter kontrollierten Bedingungen mal „dem Virus freien Lauf lassen“ könnten, dann wären viele Diskussionen deutlich einfacher. Möglich, dass dann nämlich dabei heraus kommt, dass alle Modelle viel zu hoch schätzen und deshalb weitgehende Freiheitseinschränkungen nicht gerechtfertigt sind. Möglich aber auch, dass dabei herauskommt, dass sie leider notwendig zu sein erscheinen. Selbstverständlich ist so ein „Feldversuch“ aus ethisch-rechtlichen Gesichtspunkten nicht zulässig - und das finde ich sehr gut. Für eine realistische Einschätzung aber wäre das manchmal praktischer…

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Hallo Felix Heinrich,

Ich würde dir gern zu zwei Themen Antworten.

  1. Ist-Zustand: Corona Tote mit harten Maßnahmen
    So wie du es verstanden hast, meine ich es nicht. Ich bewerte kritisch, dass in Medien, Politik, ganz besonders auch in der LdN in jeder Folge, die Anzahl der Toten beklagt wird und oft härtere Maßnahmen gefordert werden, damit weniger an COVID sterben.

Jedoch wurden schon sehr viel gemacht - harte antiepidemische Maßnahmen getroffen, damit im letzten Jahr „nur“ 60.000 Menschen an COVID gestorben sind.

Es wurden so harte Maßnahmen getroffen und trotzdem wird gefordert, dass noch mehr Maßnahmen getroffen werden, damit die Todeszahl kleiner wird. Es geht mir nicht darum zu sagen: es hätten ja noch viel mehr sterben können – sondern der IST-Zustand: 60.000 sind gestorben – trotzdem werden härter Maßnahmen zum Gesundheitsschutz gefordert.
Ich finde, man muss das Relational sehen.

Es entsteht aber jährlich eine größere Krankheitslast durch Verkehrsunfälle als im letzten Jahr durch COVID. Werden die täglichen Verkehrsunfälle benannt in der Tagesschau? Wird gefordert, dass man stärkere Maßnahmen gegen Verkehrstote treffen muss? Nein – wird es nicht und das finde ich scheinheilig. Wieso macht man das aber dann bei COVID und fordert noch härtere Maßnahmen?

Wenn man die COVID Toten sieht und vergleicht, mit Diabetes – wo es eine 3x so hohe Krankheitslast gibt.
Wäre es dann nicht rationaler zu fordern, wir sollten mehr in Prävention von Diabetes stecken, damit weniger an Diabetes sterben? Denn so könnte mit dem gleichen/weniger Aufwand mehr Menschenleben gerettet werden? Im SGB V gibt es ein Wirtschaftlichkeitsgebot: „Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein“ wieso ist das bei COVID außer Kraft gesetzt, gilt aber für alle anderen Krankheiten – übringens 95% der Menschen im letzten Jahr sind nicht an COVID gestorben – sondern an anderen Krankheiten.

Als Beispiel könnte ich auch die USA bringen, da gab es im letzten Jahr 450.000 COVID Tote. Die Forderung in der LdN war – härtere Maßnahmen. Doch wenn man sich ansieht, dass aufgrund von Arbeitslosigkeit und Wirtschaftlichen Abschwung in den nächsten 15 Jahren zusätzlich 800.000 Menschen sterben werden, dann ist es aus meiner Sicht nicht so leicht – einen härteren Lockdown zu fordern – denn dann wären vermutlich weniger an COVID gestorben – aber vielleicht mehr an den wirtschaftlichen Folgen. https://www.nber.org/system/files/working_papers/w28304/w28304.pdf (Das Management und die Kommunikation der amerikanischen Regierung war sicher katastrophal und man hätte vieles besser machen können – das steht außer Frage)

  1. Wirkung und Nebenwirkungen
    Der Grundsatz in der Medizin lautet: „Primum non nocere“. Das bedeutet übersetzt „Zuerst einmal nicht schaden“. Wenn wir harte antiepidemische Maßnahmen wie Schulschließungen und Lockdown einsetzen, dann ist evident, dass diese großen Schaden anrichtet.

Allerdings ungewiss ist, was diese harten antiepidemischen Maßnahmen nutzen. Die Politik, ist mE. verpflichtet die Wirkungen und Nebenwirkungen zu berücksichtigen. Sie müssen eine Abwägung treffen: Ist das was gewiss was an Schaden entstehen wird, dem Wert was wir an Nutzen gewinnen?

Als empirisches Beispiel über die Ungewissheit was harte Maßnahmen für eine antiepidemische Maßnahmen bringen, kann ich diese Untersuchung anbringen: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/eci.13484

Oder keine Studie, sondern real existierende Zahlen, ist Übersterblichkeit von Schweden dort gab es nicht so harte Maßnahmen und trotzdem gab es kein exponentielles Wachstum, sodass die Intensivstationen überfüllt wären. Die Übersterblichkeit auf dem Niveau von 2017: https://www.euromomo.eu/graphs-and-maps

Sie können mir gern andere Studien raussuchen, die hinweisen, dass harter Lockdown doch wirkt. Diese Diskussion wäre sicherlich mühselig – die Wirkung der einzelnen Maßnahmen (wie stark sie wirken) ist ungewiss. Das es große Schäden anrichtet – nicht nur finanziell, ist aber evident.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass durch meinen Ausführungen der Eindruck entstehen soll, ich wolle COVID verharmlosen.
COVID ist eine Erkrankung mit einer eher geringen Mortalität. Sie ist aber dennoch sehr gefährlich, weil eben keiner eine Immunität besitzt, also nahezu die ganze Menschheit empfänglich ist. Deswegen kann SARS2 es sich so schnell verbreiten – und damit zu Krankheitslast führen.
Auch will ich nicht sagen, man soll alles aufmachen und nichts gegen das Virus tun, das würde sehr viel Schaden anrichten. Ich spreche mich für angemessene Gegenmaßnahmen aus – d.h. da verschärft einzugreifen wo das Virus hohen Schaden anrichtet – bei den besonders vulnerablen. So sehen das auch angesehene Epidemiologen wie Gerard Krause.

Da sieht man auch die Krux in Deutschland. Es beraten keine Epidemiologen die Bundesregierung sondern Laborwissenschaftler (Biologen und Virologen). Z.B. Melanie Brinkmann (NoCovid) sie ist Biologin und am Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung tätig im Bereich Virale Immunmodulation. Herr Krause ist auch am Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung aber er leitet den Bereich Epidemiologie. Die Epidemiologie ist aber der Teilbereich der sich mit der Verbreitung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beschäftigt - Herr Krause ist aber nicht Teil des Beraterkreises der Regierung. Frau Brinkmann schon und ich frage mich, wieso sie eine höhere Expertise als Biologin hat als ein Facharzt für Epidemiologie.

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Nein, natürlich nicht, weil diese Zahl irrelevant ist. Allerdings findet sich regelmäßig Berichterstattung im ÖRR zur Verkehrssicherheit, die dann mit Themen wie Tempolimit dann auch in die Hauptausgabe der Tageschau schwappt. Allerdings ist ein Verkehrsunfall auch keine Virus, was sich durch den Kontakt von Menschen mitunter exponentiell verbreitet als eher ein „Kontakt“ zwischen zwei Fahrzeugen. Womöglich handelt es sich also um unterschiedliche Dinge, die nicht vergleichbar sind.

Doch natürlich, aber nicht alle sind der Meinung das jede Maßnahme genug bringt.

Diabetes ist keine Viruserkrankung. Äpfel mit Kreuzfahrtschiffen vergleichen?

Ja, das möglicherweise auch. Aber es ist kein Argument dafür bei einer Pandemie weniger zu tun. Wieso schützen wir Menschen vor Diabetes und lassen sie dann durch das Virus sterben? Das soll dann „wirtschaftlich“ sein? Es gibt keinen Gegensatz zwischen Gesundheit und Wirtschaft. - gesunde Menschen können arbeiten. Natürlich muss der Einsatz gewisser Maßnahmen zum Gesundheitschutz verhältnismäßig bleiben.

Ein Indiz dafür das die Strategie die Krankenhäuser nicht zu überlasten funktioniert hat, auch wenn manche immer noch nicht vom Präventionsparadox gehört haben.

:face_with_raised_eyebrow:

Ihre Entscheidung was sie glauben wollen ist amüsant, da sind dann Menschen mit einem Background in der Virologie bei einer Viruserkrankung nicht mehr so relevant wie die Person mit Epidemiologischen Hintergrund. Oder - genauer gesagt - die Epidemiologen, von denen sie denken das sie ihrer Meinung sind.

Ich frage mich wie sie als Teilnehmer eines Internetforums sich befähigt sehen die fachliche Kompetenz von Fr. Brinkmann so negativ zu beurteilen. Verstehen sie überhaupt an welchen Fragestellungen sie forscht? Können sie überhaupt nachvollziehen das man Frau Brinkmann häufiger als ihren Lieblingsepidemiologen fragt?

Ich kann das nicht. Ich bin auch kein Experte für Virologie, Epidemiologie oder sonstwas.

Eins muss man lassen - das hohe Niveau auf dem Sie Schwurbeln. Man könnte fast annehmen sie würden das was sie schreiben, tatsächlich verstehen.

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Hut ab, wie man nach 10 Monaten sich immer noch aufraffen kann und die ewig gleichen „Warum- regt -sich -keiner -über -die Verkehrstoten-auf?“ -Argumente sachlich-freundlich entkräften kann. Ich bin dazu wirklich nicht mehr in der Lage. Danke!

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Pubpeer leuchtete sofort in allen Farben auf… solche Studien bitte immer mit äußerster Vorsicht genießen. Das sind leider keine unumstößlichen Fakten sondern Ergebnisse die in den Kontext vieler andderer Studien eingeordnet werden müssen. PubPeer - Assessing mandatory stay‐at‐home and business closure effect...

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Was genau ist dein Punkt ? Inkosistenzen in den Wertmaßstäben sind Produkt des gesellschaftlichen Systems selbst. Solange du den Hinweis auf diese Inkosistenzen nur benutzt, um den Lockdown zu kritsieren, bleibt dies nicht mehr als eine Ablenkungsstrategie.
Gerade im Bezug auf die „noch härteren Maßnahmen“ bleibt die vorher noch so relational vage und differenzierte Perspektive aus. Denn Forderung nach harten Maßnahmen beziehen sich auf einen Aspekt der im Gegensatz zu anderen Bereich fast gar nicht betroffen ist. Die Wirtschaft…Hier werden harte Maßnahmen gefordert, weil es diese nicht gibt.

Was die Schulen angeht, wären die Maßnahmen anders verteilt könnt man diese vielleicht sogar öffnen. Aber die Debatte ist im Kern auch Unsinn. Der Bildungssektor ist in einem so desaströsen Zustand, dass es mehr als albern ist, diesen plötzlich als wichtigsten Pfeiler unserer Gesellschaft hinzustellen. Es ist traurig genug, dass dieser nur Präsenz funktioniert.

@Axel_R danke für das unterschwellige Kompliment. Ich nehme tatsächlich an, das ich das verstehe was ich sage.

Weil ich gerade promoviere und auch schon peer-reviewed publiziert habe. Deswegen habe ich versucht, meine Aussagen auch mit empirischen Untersuchungen zu unterlegen und zu zitieren.

  1. Krankheitslast durch Diabetes

Ich finde es eben nicht das es irrelevant ist, wenn bei Diabetes dreimal soviele Menschen sterben, wie im letzten Jahr an COVID. Das sehe ich so, weil eben nicht täglich in den Medien die Diabetes Toten genannt werden. Bei COVID schon und es wird gesagt, es seien viel zu viele C-Tote und daraus wird gefordert, strengere Maßnahmen zu treffen damit weniger sterben.

Es wird ja aber verkannt, dass Diabetes Tote auch vermeidbar (50%) durch Prävention sind https://www.diabetesstiftung.de/files/paragraph/fileupload/dds_image_leitfaden_web.pdf

Dabei geht es nicht darum, was wie gekommen wär, wenn man alles geöffnet hätte. Sondern um den Status Quo. 60k sind mit Lockdown an COVID gestorben und es wird gefordert, dass dûrfe nicht so weitergehen, sondern es sollten weniger an C sterben. Doch alles hat seinen Preis…

Es geht mir in meiner Argumentation, aufzuzeigen das diese Forderung aus meiner Sicht irrational ist. Denn durch härtere Lockdownmassnahmen, wird die Präventionswirkung immer ineffizienter und teurer.

Unter uns, wir sind glaub ich beide dafür, das möglichst keiner krank wird oder sterben muss. Es sollte aber mE die Frage erlaubt sein, wo ist die Summe X effizienter eingesetzt? Denn am Ende sterben damit nicht mehr, sondern weniger.

Und in dieser Argumentation sind noch nichtmal die Nebenwirkungen von Lockdownmassnahmen eingepreist, die kommen oben drauf. Denn Präventionsmaßnahmen gegen Diabetes sind wahrscheinlich weniger einschneidend für die Bevölkerung.

  1. Präventionsparadox

Danke, dass du den Artikel verlinkt hast. Ich würde dich bitten nochmal nachzulesen, was das Präventionsparadox ist. Es ist eben nicht, wie häufig in den Medien falsch dargestellt: Weil wir präventiv gearbeitet haben, haben sich die schlimmen Effekte der Krankheit nicht gezeigt…

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Danke auch fürs sportliche Aufnehmen. Sicher wollte ich hier nicht provozieren oder mit „Schwurblern“ auf eine Stufe stellen, aber die Spitze konnte ich mir bei der ähnlichen Argumentation doch nicht bei mir lassen. Und notwendig ist auch die Feststellung das wir beide gute Absichten hegen, nämlich Erkrankungen und Todesfälle mit einem vertretbaren Einsatz zu vermeiden. Das kommt manchmal zu kurz in Diskussionen.

Nach meinen allgemeinen Eindruck kommt es durchaus vor das sich manche Wissenschaftlich Tätigen mal fachfremd äußern und dann gerne eine abwegige Meinung vertreten, die eher nicht mehr auf wissenschaftlichen Grundlagen fusst (ein extremes Bsp). Ich kenne ihr Fach nicht, vielleicht können sie es ja tatsächlich die fachliche Tauglichkeit von Frau Brinkmann einschätzen. Dann wundere ich mich mit kurzen Blick auf den Lebenslauf aber warum sie aus ihrer Sicht als „Biologin“ abqualifiziert wird. Sie waren dann der Meinung das man doch lieber / eher Epidemiologen als Virulogen fragen sollte, weil nach meiner Lesart ihr - kleine Spitze - „Lieblingsepidemiologe“ Herr Krause angeblich nicht gefragt wurde.

Ich will das nicht ausführen - aber mal als „food for thought“: können Sie nachvollziehen, wer da wieviel berät? Wer fachlich geeignet ist zu beraten? Was ist eigentlich mit den Epidemiologen, die eine andere fachliche Meinung als Herr Krause vertreten?

Sicher ist es normal von der Seitenlinie aus eine eigene Meinung zu gesellschaftlichen Themen zu haben. Die hab ich auch. Was mich ab und zu stört, das der Eindruck erweckt wird man könne sich zu gewissen Themen dann trotzdem noch eher wissenschaftlich äußern, insb. bei einer Einschätzung zur Eignung der Person.

Insofern freue ich mich für ihre(n) veröffentlichen Artikel, aber waren die im Fachbereich der Epidemiologie und Virulogie? Vermutlich nicht. Kein Vorwurf wohlgemerkt - aber dann mal versuchen in Diskussionen vorsichter in der Bewertung zu sein. Oder zumindest so sagen es eigentlich nur der Lieblings-Experte ist.

Ich finde auch nicht das es irrelevant ist das es vermeidbare Tote gibt. Ich finde es aber imho selbst als nicht Fachmann abwegig Infektionskrankheiten wie COVID mit etwas vollkommen anderen zu vergleichen. Eine Infektionskrankheit ist eben strukturell anders als ein Verkehrsunfall oder eine Diabetes-Erkrankung. Ein angemessene Kritik an gewissen Maßnahmen würde diesen Aspekt wenigstens beinhalten, man könnte z.b. fälschlicherweise behaupten das wir im Vergleich zur Grippe überreagieren. Dann würde man sich die entsprechenden Parameter ansehen und sagen „Nein, das was du sagst ist grober Unfug“. (Wer mag kann Unfug auch durch ein Kraftausdruck nach eigener Wahl ersetzen :wink: )

Die „Schwurbelei“ aus meiner Sicht fängt mit der Debatte sachfremder Zahlen an. Und dann gehts direkt rund bei manchen - „Wo sind die täglichen Todeszahlen des Verkehrs in den Hauptnachrichten? Fordert jemand da überhaupt Maßnahmen? Qui Bono?“. Und btw. ich glaube auch das manche strukturelle komplexe Thematiken weitgehend zu wenig Aufmerksamkeit haben.

Das stimmt. Aber ist dieser Preis höher oder niedriger? Es stellt sich - mal vereinfacht und provokant ausgedrückt - durchaus die Frage zwischen langen Wischi-Waschi-Lockdown mit schnellen Öffnungen oder ob man die Zahlen weit runter bringt. Wie in der Lage erwähnt - die Härte des Lockdowns wird auch in seiner Länge gemessen. Es ist durchaus wissenschaflticher Vorschlag die Zahlen nach Möglichkeit weiter durch geeignete Maßnahmen runter zu bringen als 50 oder 35, teils durch neue Maßnahmen, teils dadurch das man eben auf Lockerungen verzichtet.

Mag sein das ich da falsch von ausgehe das es noch bestimmte Begriffe gibt, die nicht zick verschiedene Definitionen haben. Für mich ist das Präventionsparadox zu sagen „Schaut mal wie X% der Menschen an anderen Krankheiten sterben, wir übertreiben es mit den Maßnahmen“. Über die wichtige Frage wieviele Menschen denn ohne die Maßnahmen gestorben wären wird dann eher nicht mehr gesprochen. Erfolg kann dazu führen das manche denken „so schlimm wars ja nicht“.