Digitalisierung in Schulen: Tablet-Ausgabe

Im Saarland werden dieser Tage die ersten Schüler-Tablets ausgegeben – endlich. Aber wir können uns als Etern nicht so richtig freuen, denn wir sollen Haftungserklärungen unterschreiben (SR.de: Eltern haften für Schüler-Tablets) (SR.de: Eltern müssen Schäden an Schüler-Tablets bezahlen). Der unfassbar einfältige Kommentar in der Saarbrücker Zeitung (Kommentar zu Digitalisierung und Tablets an Schulen im Saarland) behauptet, man habe auch vorher schon für die Schulbücher haften müssen und solle sich nicht so aufregen. Den Test möchte ich mal machen: ein Buch in die Ecke schmeißen vs. ein Tablet in die Ecke schmeißen… Außerdem geht es nicht nur um Schäden, sondern auch um Diebstahl. Während Deutschbücher wohl wenig attraktives Diebesgut sind, kann das bei einem neuen Tablet durchaus was anderes sein! Mir behagt die Vorstellung jedenfalls nicht, dass in der Klasse meines Kindes nun 23 Elfjährige damit beauftragt werden, auf IT-Geräte im Wert von geschätzten 10.000€ aufzupassen. Und was passiert? Die Eltern-Chat-Gruppen tauschen sich darüber aus, welche Haftpflichtversicherung für Familien auch Geliehenes mitversichern und was das wohl kostet. Mal abgesehen von der Tatsache, dass es eine Menge Menschen ohne Haftpflichtversicherung gibt: Es geht mal wieder extrem ungerecht zu in diese Situation, denn der Druck auf arme und/oder geschwisterreiche Kinder ist ungleich höher, dass sie hier aus Unachtsamkeit hohe Kosten verursachen könnten – und das nur, weil das Land bei der Schul-Digitalisierung sozusagen die 0 liefert und die 1 den Eltern aufdrückt. (Übrigens gibt es hier keine Lehrmittelfreiheit: Bücher-Leihgebühren von ca. 120€ pro Kind und Jahr zahlen wir sowieso schon, eine Leihgebühr für die digitalen Bücher/für die Laptops wird weiterhin bestehen, so die Ankündigung.)
Könnt Ihr dazu einen Ländervergleich recherchieren? Andere Lösungswege aufzeigen? Das wäre super spannend!

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Ich war als Referatsleiter in der Schulverwaltung für verschiedene Tablet-Projekte in BW verantwortlich und habe bei anderen beraten.

Ich kann sagen, dass ich die Aufregung der Eltern verstehen kann. Jedoch, es gibt keine andere Möglichkeit. Eine Versicherung von Seiten der Schule kostet deutlich mehr Geld, als Kosten durch defekte Geräte entstehen. Defekte Geräte sind im Regelfall kein Problem, wenn in eine vernünftige Hülle investiert wird. Wir haben bei vielen Tausend Tablets in BW (www.tabletbs.de) keine Probleme damit gehabt.

Jede vernünftige Schule, die ich kenne, regelt eventuelle Defekte kulant und im Regelfall kostengünstig bis kostenfrei für die Eltern. Außerdem kennt sie ihre Pappenheimer. Darüberhinaus sind Defekte an Geräten sowieso nur den Eltern zurechenbar, wenn ein Schaden grob fahrlässig verursacht wurde, daher dient der Vertrag vor allem dazu, zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Gerät anzuhalten.