Digitalisierung der Verwaltung

Meine Erfahrung mit der Digitalisierung in NRW:

Nachdem ich fein säuberlich 15 min lang alle Felder für die Gründung eines Gewerbes ausgefüllt habe, kam folgender Fehler:

Vielen Dank Deutschland.

Also ich hab keine Ahnung wie das in Deutschland aktuell läuft, befürchte aber, dass man wie üblich das Rad neu erfinden will und das beste tollste System weltweit erfinden will, Stichwort LKW Maut.

Warum schaut man nicht in’s Ausland wie es dort gemacht wird?

z.B. Schweden:
Meine Freundin hat sich im Sommer das Bein gebrochen und musste operiert werden und daher ihren Urlaub abbrechen.
Mit der Diagnose Erstellung würde automatisch die Krankenkasse informiert, dass Krankengeld zu zahlen sein wird, der Arbeitgeber wurde ebenfalls informiert, womit dort klar war, dass der Urlaub zumindest unterbrochen ist.
Als sie entlassen wurde, sollte sie noch Trombosespritzen bekommen, da weder sie noch ich es wagten, diese zu setzen wurde der kommunale Pflegedienst informiert und am Tag der Entlassung (einem Sonntag) kamen die abends noch für die Spritze.
Das Beste aus meinem persönlichen Empfinden ist die digitale Krankenakte die es hier gibt.
Als sie zur Physiotherapie sollte konnte diese in die Akte schauen und sich vorbereiten. Als meine Freundin dann eine Verlängerung der Krankschreibung benötigte, reichte ein Anruf im Krankenhaus. Der behandelnde Arzt hat im Journal die Einträge der Physiotherapie gelesen und danach entschieden.

Anderes Beispiel: mein PKW wurde am Donnerstag mit einem Fahrverbot belegt, da ich den „TÜV“ verpennt hatte. Die Mitteilung habe ich in meinen digitalen Briefkasten bekommen. Das war zum Mittag, ich habe dann sofort nachgeschaut und noch am Nachmittag einen Termin für die Besichtigung bekommen, also nach der Arbeit dahin. Dort habe ich ihn dann gefragt ob ich noch irgendwas machen müsste wegen dem Fahrverbot. Antwort: „Nein, das passiert alles automatisch“.

Deutschland ist ja nun wirklich nicht Pionier auf dem Gebiet. Warum unterlässt man es (wieder mal) von den Erfahrungen anderer zu lernen und besteht darauf bereits begangene Fehler zu wiederholen?

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Hallo,

vielen Dank für die spannenden Beiträge und Alltags-Beispiele.

Ich sehe Digitalisierung als eine der wichtigstens Herausforderungen für Deutschland, vor allem in der öffentlichen Verwaltung, aber nicht nur. Ich arbeite seit 3.5 Jahren im Bereich Digitalisierung in der Industrie und auch hier stehen wir immer noch vor enormen Herausforderungen:

  • geringes Verständnis von digitalen Geschäftsmodellen und Nutzer*innen-freundlicher Entwicklung,
  • veraltete, fragmentierte und intransparente IT-Infrastruktur,
  • kaum Fähigkeiten in selbst grundlegenden Methoden der Datenanalyse,
  • schleppende Cloud-Einführung,
  • mühsame Harmonisierung von Prozessen, usw.

Als Product Owner einer digitalen Lösung mit Mathematik-Hintergrund und Programmierungs-Erfahrung würde mich interessieren, welche konkreten Möglichkeiten ich habe, als Privatperson in die öffentliche Verwaltung zu wechseln um dort aktiv die Digitalisierung voranzutreiben, also:

  • Welche Arbeitgeber*innen gibt es (abgesehen mal von den vielen externen Digitalisierungs-Beratungen)?
  • Welche Netzwerke und Programme für digitale Kompetenzen und Innovation in der öffentlichen Verwaltung gibt es? Ich kenne zb Tech4Germany und https://creativebureaucracy.org, was gibt es noch?
  • Wie unterscheiden sich Digitalisierungsstellen auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene? Wo kann schnell viel erreicht werden? Wo ist es am dringensten nötig? Oder doch lieber über die externe Beratung?
  • Wo finde ich gebündelt Stellenausschreibungen, ohne mich mühsam einzeln durch jede Ministerien-Seite zu klicken?

Vielen Dank für eure Tipps und eure Erfahrungen!

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Auch ich habe eine kleine „Anekdote“:
Ich möchte bei der Deutschen Rentenversicherung die Erziehungszeiten für meine beiden Kinder anrechnen lassen. Dafür gibt es auf der Website der Deutschen Rentenversicherung ein umfangreiches Formular, selbstverständlich ein PDF, das jedoch editier-, speicher- und änderbar ist. Das druckt man am Ende aus und unterschreibt, bevor es per Post verschickt wird. Okay, man kann es auch mit einem DE-Mail-Postfach verschicken (wenn man ein solches eingerichtet hat). Ich vermute mal, in Berlin wird jemand mein PDF abtippen.
Am Ende des Formulars muss ich angeben, wie ich die Identität bzw. Existenz meiner Kinder und meiner selbst nachweise. Da nicht informiert wird, ob dafür beglaubigte Kopien notwendig sind, habe ich das Kontaktformular auf der Website der Deutschen Rentenversicherung genutzt und dort meine Fragen eingetippt. Das war am 27. September.
Am 10. Oktober habe ich Post von der Deutschen Rentenversicherung bekommen, datiert vom 30. September. In dem Schreiben beantwortet die Deutsche Rentenversicherung per Brief meine Anfrage vom 27.09., sprich ich habe die online gestellten Fragen 13 Tage später mit einem Brief beantwortet bekommen. :confounded:

PS: Ich hatte in der Zwischenzeit meine Fragen telefonisch geklärt, da es mir zu lange dauerte… Der Mitarbeiter war sehr freundlich und kompetent. Seine Antworten entsprechen denen im Brief :smile:

Bei mir hat alles funktioniert. AusweisApp2 auf Telefon/Rechner installiert, gekoppelt, PIN freigeschaltet. Dann in der Rechner-App Führungszeugnis angewählt. Datenübernahme und Legitimation laufen. Bis dahin war ich echt begeistert, wie einfach das alles ist. Sollte meine Mutter auch hinbekommen.
Ich musste allerdings eine eidesstattliche Versicherung angeben, die musste ich runterladen, ausdrucken, unterschreiben, einscannen und hochladen. Mit der AusweisApp bin ich doch authentifiziert, dann kann ich doch einfach ein Häkchen setzten?
Ich habe dem Bundesamt für Justiz mal geschrieben, mal sehen…

s. dazu auch

Grüßt euch, ich bin Projektmanager beim DIN Deutsches Institut für Normung e.V…

Derzeit wird im Bereich für Informationstechnik ein Whitepaper zu Möglichkeiten und Bedarfen zur Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung in Deutschland erstellt.
Da hier Expert*innen gerne mitwirken können, hatte ich die Lage per E-Mail hierfür kontaktiert, nachdem sie ihren Podcast hierfür herausgebracht hatten.

Leider konnte hier kein Austausch hergestellt werden, jedoch wurde ich gebeten doch bitte im Forum hierzu auch einen Hinweis zu hinterlassen, damit die Community sich auch darüber informieren kann.

Hier möchte der allgemeine Hinweis angefügt sein, dass sich praktisch alle Expertinnen die Stakeholder eines Normungsbereiches sind, sich an der Normung beteiligen können. Als erster Schritt reicht eine E-Mail an beliebige Projektmanagerinnen bei DIN.
Sollte Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung auch zum Normungsbereich werden, ist das auch in diesem Zusammenhang relevant.

Liebe Grüße

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Hallo zusammen,
Liebes Lage Team,
auch ich möchten an dieser Stelle ein positives Beispiel aus dem Ausland zusteuern.

Ich lebe mittlerweile mehrere Jahre in Australien. Die Verwaltung ist hier auf jeden Fall mehrere Schritte voraus.
Die meisten Verwaltunsakte können in New South Whales über die webseite https://www.service.nsw.gov.au/ oder die App gemacht werden.
Führerschein auf dem Mobile Telefon, kein Problem, mit ‚Hologramm‘ etc.
Zahlen und auszahlen von Gebühren geht hier wie üblich über Kredit oder Debit Karten problemlos.

Mit Hinblick auf die Energiewende wollte ich jedoch auf den in meinen Augen sehr transparenten Genwhmigungsvorgang für eine große Batterie die ein Kohlekraftwerk ersetzen soll hinweisen.

Das Waratah Super Battery Energy Storage System ist derzeit in Planung. Hier kann der Planungsstrand sowie die verschiedenen Korrespondenzen und Gutachten eingesehen werden:
DIe Unterlagen sind von den verschiedensten Behörden hier z.B. Umweltschutz, Brandschutz, Stromnetz usw.

Waratah Super Battery Energy Storage System | Planning Portal - Department of Planning and Environment (nsw.gov.au)

Alles in allem finde ich (als Bürger) den Stand der Digitalisierung in Australien sehr angenehm und unkompliziert. Themen wie Datenschutz und offene Standards könnten jedoch breiter und besser Diskutiert werden, leider gibt es keine CCC ähnliche Organisation hier die hier ein unabhängiges Auge darauf hat.

Liebe Grüße,
Sebastian

Ein kurzes Update zu meinem Beitrag vom 22.11.'22:

Das Whitepaper befindet sich in der Finalisierung und wird in den nächsten 10 Tagen veröffentlicht.
Wer sich dann hier noch einmal vertieft mit einer Analyse der Standardisierungsbedarfe bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung informieren möchte, ist dann damit an der richtigen Adresse.

Auch weiterhin können Interessierte gerne auf mich oder meine Kolleg*innen zukommen und sich informieren, wie man sich beteiligen und einbringen kann.

Liebe Grüße
Johannes Wellhöfer

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Wer ein Führungszeugnis braucht auch ein erweitertes inkl. Zahlungsbefreiung aber auch Bezahlung bekommt das per digitalem Antrag hier: BfJ

Natürlich muss man den digitalen Ausweis haben. Unsere wie in der Lage erläutert eigentlich existierende digitale Zugangskarte.

PS: Wer ne Stasiakteneinsichtsantrag stellen möcht für sich oder Verstorbene kann das auch mit dem Ausweis direkt online erledigen. Ach und KFZ Steuerzeug geht auch online mit dem Ausweis.

Läuft doch schon was :slight_smile: Und auch noch zentral über den Bund und nicht über 18 einzelne Implementierungen bei den Bundesländern.

Heute mal nicht gemeckert.

VG
Peter

Auch von mir ein Positivbeispiel aus BW: Hier kann man sich ein Servicekonto mithilfe einer Ausweisapp anlegen und so einige Behördengänge in der Gemeinde digital erledigen. Ich war wirklich sehr angetan. Herausgefunden habe ich das über die Webseite meiner Stadt, die mich dann beim spezifischen Antrag auf diese Seite verwies.

Auch den Antrag zur Schöffenwahl (!) konnte ich per online ausfüllbares pdf samt Unterschriftenfunktion des MacBooks digital einreichen.
Es tut sich was…

Hallo zusammen

Ich fände es super, wenn ihr mal was zum Thema „Digitalisierung“ machen würdet. Es scheint doch so, als ob es keine Vision/ Masterplan seitens der Bundesregierung gibt - obwohl es ja immerhin eine Staatsministerin gibt, die das Thema treiben könnte.

Gerade durch Corona ist doch die Notwendigkeit offensichtlich geworden Themen voranzubringen. In den Schulen herrscht ein uneinheitliches Chaos (Beispiele brauche ich glaube ich nicht zu bringen …). Und eine gezielte Förderung von HomeOffice/ Telearbeit könnte einen so positiven Einfluss auf den Klimaschutz, Arbeitslosigkeit, Produktivität usw. habe.

Passiert da irgendwas Zielgerichtetes seitens der Bundesregierung? Wie gehen andere Länder damit um? Oder täuscht mich meine Wahrnehmung und ich bin einfach nur uninformiert?

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Hier ein schönes aktuelles Beispiel zum Stand der Digitalisierung:

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Versuche grad, Rentenversicherungsträger Bund, Land und Arbeitsagenturen als dienstleistender Bildungsträger zum thema verschlüsdelte Kommunikation unter einen Hut zu bekommen. Alle drei sind grad (!) dabei, Lösungen zu implementieten, aber wohl 2-3 verschiedene. So richtig sinnvoll ist das auch nicht.
Die digitale Unterschrift ist nochmal ein anderes langwieriges Thema…
Und ich bin kein ITler…Pädagoge…

Wofür haben wir denn Standards wie PGP&SMIME sowie OLM für Matrix?
Was wollen die denn haben? :wink:

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Ich habe heute versucht die neue digitale Rentenübersicht zu nutzen. Da gab es gleich Probleme. Ich bekomme nach der ePerso-PIN-Eingabe die Meldung, dass man mich nicht kennen würde. Dabei habe ich vor 6 Monaten mit dem selben Perso meine Rentenübersicht mir zuschicken lassen.

Solange die LdN in der Sommerpause ist, kann ich hier ja mal eine Podcast Empfehlung aussprechen:

Es geht um einen Angriff auf die IT-Infrastruktur eines Landkreises und die Folgen davon. Ein sehr interessanter Blick darauf, wie mit dem Thema IT-Sicherheit in Deutschland und IT allgemein umgegangen wird, Stichwort „Kompetenzen“. Insbesondere die 2. Folge beleuchtet, was alles schief gegangen ist und was man vielleicht besser machen könnte.

Passt nur halb zum Thema, aber ich wollte auch keinen extra Thread aufmachen.

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Drei statt dreihundertsiebenundsiebzig. Das dürfte gerade noch so reichen, um das „Bundesministerium für Digitales und Verkehr“ in „Bundesministerium für Autos“ umzubenennen und neues Briefpapier zu kaufen…

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Hier nochmal für Leute, die nicht an der r Paywall vorbeikommen.

https://www.golem.de/news/digitale-verwaltung-ampel-plant-radikalen-sparkurs-bei-der-digitalisierung-2308-176367.html

Wenn ich das richtig verstehe, geht es um die Mittel zum Onlinezugangsgesetz. Also um 575 Verwaltungsprozesse, die digital dem Bürger zugänglich gemacht werden sollen, sich aber zu einem digitalen BER entwickelten. Statt wie geplant alle Teilprojekte bis 2022 abgeschlossen zu haben, hat man bisher nur 115 geschafft.

Es handelt sich also um ein spezifisches Projekt, dem die Mittel zusammengestrichen werden, nicht um einen kompletten Kahlschlag der Verwaltung.

Dennoch ist es ein schlechtes Zeichen für den Digitalstandort Deutschland.

Hoffentlich nutzt man die „Pause“ um in der Verwaltung zu hinterfragen, wie das Projekt so schieflaufen konnte.

Und mittlerweile scheint festzustehen, dass es stimmt was im ursprünglichen Artikel stand und es aber nicht in die aufstehenerregende Headline schaffte. Das Ministerium kompensiert die Kürzung durch bisher nicht ausgegebene Restmittel.

Es wird also im Ministerium gespart, aber nicht auf Kosten des Projekts, sondern indem man Restmittel, nicht wie bisher im ÖD üblich, zum Jahres- oder Projektabschluss für Kokolores ausgibt.

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