Hallo, die Lage ist ja immer interessiert am Stand der Digitalisierung der deutschen Verwaltung, deswegen wollte ich gerne mal einen persönlichen Fall schildern und eventuell Rat dazu bekommen.
Ich bin deutscher Staatsbürger und habe grad ein Zahnmedizinstudium in Lettland abgeschlossen, nächste Woche bekomme ich mein Diplom und Abschlussunterlagen. Da die lettische Bürokratie aber fast noch komplizierter ist als die deutsche (kaum zu glauben, ich weiß), wird noch einige Zeit vergehen, bis ich alle Dokumente der staatlichen Behörden habe, die ich in Deutschland einreichen muss, um meinen Abschluss anerkannt zu bekommen und eine Arbeitserlaubnis und Kassenzulassung zu beantragen, was dann auch noch mal bis zu 3 Monate dauern kann. Für die Zeit, bis ich arbeiten kann, wollte ich staatliche Unterstützung in Anspruch nehmen, da meine Eltern mich nach dem Studium nicht länger finanziell unterstützen werden. Praktischerweise kann man das neue Bürgergeld laut der Homepage der Agentur für Arbeit ohne Probleme online beantragen, was mir ganz gut passen würde, da ich momentan wegen der erwähnten Bürokratie noch in Lettland bin. Also hab ich mich bei der AfA Webseite angemeldet, meine persönlichen Daten mit deutschem Wohnort in Friesland, bei dem ich noch gemeldet bin, angegeben, und siehe da, sofort sprang ein roter Kasten auf, der mir mitteilte, dass es sich beim für mich zuständigen Jobcenter um einen sogenannten ‚zugelassenen kommunalen Träger‘ handelt, an den die Onlineübermittlung meiner Daten leider nicht möglich sei. Hätt ich mir die Erstellung eines Profils also auch sparen können. Daraufhin habe ich die Homepage des Jobcenters aufgerufen, die nebenbei so aussah, als hätte der letzte Webdesigner vor 20 Jahren vorbeigeschaut, und fand natürlich kein Onlineformular, Kontaktaufnahme nur per Email möglich. Ich also eine Email verfasst, um der Behörde meine Situation zu schildern; bin demnächst auf Unterstützung angewiesen, sitze aber in Lettland im bürokratischen Dschungel und würde die Sache gern online klären. Als Antwort bekam ich eine Mail, in der mir mitgeteilt wurde, dass ein persönlicher Termin für meinen Antrag ZWINGEND notwendig ist, und dass ich Belege meiner Einreise mit Flugdaten und allem mitbringen muss, sowie eine aktuelle Meldebescheinigung und einige andere Sachen, von denen im Onlineformular überhaupt nicht die Rede war.
Soweit meine Situation, meine Frage an die Community wäre jetzt: Kann ich darauf bestehen, dass ich meinen Antrag online stellen darf, weil die Möglichkeit bei anderen Jobcentern ja auch bestünde? Und bin ich da einfach an eine Mitarbeiterin der Arbeitsagentur geraten, die nicht flexibel genug ist, oder hat das alles so seine Richtigkeit?
Würd mich über Feedback freuen. Aber auch so ist‘s glaub ich ein interessantes Fallbeispiel aus deutschen Amtsstuben dafür, dass die Digitalisierung immer noch ziemlich auf der Strecke bleibt.
Selbst wenn der Antrag online gestellt werden kann, musst du danach persönlich vorbei schauen. Dann gibt es regelmäßig Präsenztermine, um deine persönliche Situation zu erläutern. In deinem Fall wird vielleicht aufgrund der Situation davon abgesehen. Aber grundsätzlich soll den Beziehern schon klar gemacht werden, dass Arbeit suchen jetzt ihr Vollzeitjob ist.
Du bist gerade nicht bei einer Mitarbeiterin der Arbeitsagentur gelandet, denn die ist in Kommunen wie dem Landkreis Friesland, die das Bürgergeld und seine Empfänger/innen in Eigenregie verantworten, nicht zuständig. Das macht der Landkreis selbst. Und im Zweifelsfall kennt die sich mit den Antragsvoraussetzungen für Leistungen in ihrer Behörde gut genug aus.
Ah okay, also bezieht sich das Onlineangebot nur auf das Einreichen von Dokumenten? So wie das auf der Homepage formuliert war, hatte ich den Eindruck, dass das komplett online geht. Aber Danke für die Info.