Die Rolle der Medien in der Diskussion um den Tankrabatt

Ich finde es bedenklich, wie in den meisten Leitmedien dieses Landes bezüglich des Tankrabatts vollkommen unreflektiert das Narrativ übernommen wird, dass der Staat den Mineralölkonzernen 3 Mrd. Euro Steuergeld schenkt, ohne das es bei den Bürgern ankommen würde. Das ist für mich problematisch aus zwei Gründen:

  1. wie die Diskussion hier im Forum zeigt, ist das Urteil über die Wirksamkeit des Tankrabatts eben nicht so einfach zu fällen, wie es oft dargestellt wird.

  2. das Narrativ „Tankrabatt als Subvention“ wird undifferenziert übernommen. Eine Steuersenkung ist allerdings nicht per se eine Subvention. Es wird nicht Steuergeld verschenkt, sondern weniger erhoben. Das ist mir in der Lage ausdrücklich positiv aufgefallen, dass hier die Formulierung „Steuersenkung“ gewählt wurde.

Der normale Bürger, der nicht die Zeit und Muße hat, sich selbst in das Thema einzuarbeiten, muss unweigerlich zum Schluss kommen: „die da oben haben doch den Schuss nicht mehr gehört“. Ich halte diese tendenziöse Berichterstattung daher für schädlich für unsere Demokratie, weil sie den Vertrauensverlust in die Politik befördert.

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Mich nervt die völlig unreflektierte Berichterstattung vieler Medien zu diesem Thema auch. Völlig übersehen wird:

  1. Es gibt überhaupt keine Pflicht der Tankstellenbetreiber, die vorübergehende Senkung der Energiesteuern an die Kunden weiter zu geben. Der Bürger mag über diese „Raffgier“ der Tankstellenbetreiber erzürnt sein. Der Politiker, der etwas von Wirtschaft versteht, sollte daher besser nicht so überrascht tun. Der Ruf nach dem Kartellamt (mit dem die A-Karte an Herrn Habeck und die Grünen weitergegeben werden soll), ist völlig sachfremd und ahnungslos. Schlimm, dass das die Medien 1:1 übernehmen, ohne solche absurden Forderungen korrekt einzuordnen.
  2. Immer die Erdölpreis als Vergleichsmaßstab heranzuziehen, ist ebenfalls falsch. Maßgeblich sind die Einkaufskosten der Tankstellenbetreiber und damit der Diesel- bzw. Superbenzinpreis am Weltmarkt. Und der läuft - wg. begrenzter Raffeneriekapazitäten - keineswegs parallel zum Ölbpreis. Die Differenz (der sog. Crack-Spread) ist aktuell sehr hoch. Und das schon vor Beginn des Krieges. Grund: die Raffeneriekapazitäten sinken seit 2021 (wer wollte denn auch angesichts der Klimakrise noch da investieren?). Nähere Infos hier.
  3. Der sog. „Tankrabatt“ ist aus ökonomischer Sicht ein totaler Blödsinn: Auf ein ziemlich starres Angebot trifft nun aufgrund vom Staat gesenkter Preise eine erhöhte Nachfrage - so dass der Preis gleich wieder steigt. Mehr infos im gleichen Thread.
  4. Warum müssen viele Medien eigentlich den Marketing-Begriff „Tankrabatt“ ohne Anführungszeichen und ohne „sogenannt“ übernehmen? Das ist auch völlig unreflektiert.
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Der normale Bürger, der sich nicht Zeit und Muße nimmt in das Thema einzuarbeiten, sollte sich dann halt auch keine Meinung erlauben.
Es ist völlig in Ordnung den Begriff, den die Politik dem Kind gibt, auch zu nutzen. So weiß der informierte Bürger gleich, was gemeint ist.
Was wäre der von Lindner bevorzugte “Tankrabatt“ anderes gewesen, als dass der Staat einen Teil der Steuereinnahmen auf Kraftstoffe an der Kasse den Tankstellen zurückgegeben hätte. Und was hätte die Raffinerien daran gehindert, das ein paar Tage vorher auf den Preis draufzuschlagen (oder die Tankstellen).
Wie du sagst, ist das Thema komplex, ich sehe als Grenzbewohner dass der Preisunterschied zu Österreich sich geändert hat, ein bisschen wirkt die Subvention also. Dieser Komplexität wirst du aber auch nicht gerecht, wenn du dem Kind einen anderen Namen gibst. Sondern dann müsste sich ein Journalist hinsetzen und Zahlen auswerten. Das hat jetzt irgendein Lobbyverband gemacht und festgestellt, dass Frankreich die gewünschte Korrelation bietet.
Was erwartest du also von den Medien, was sie tun sollen, um erstens dem Thema gerecht zu werden, zweitens den uninteressierten Bürger damit zu erreichen und drittens das im Zeitrahmen einer dem Thema angemessenen Zeitinvestition.

Nun „die Medien“ hätten die Komplexität aufzeigen können, anstatt sich auf ein möglicherweise vorschnelles Urteil festzulegen. Vor der ifo-Studie lauteten beinahe alle Schlagzeilen und Kommentare sinngemäß: „der Tankrabatt verpufft und geht in die Kassen der Ölkonzerne“. Diese unterkomplexe Sichtweise hat unbestreitbar die öffentliche Debatte geformt. Warum hätten die Schlagzeilen nicht einfach: „Wirksamkeit des Tankrabatts unklar“ lauten können?

Wir sind gestern von Österreich Nach Deutschland aus dem Urlaub heim gefahren. In Österreich kostet der Liter Diesel 1,98€ 5 stunden später in Deutschland 2,04€. Warum ist das so ich hätte erwartet dass es in Deutschland günstiger sein sollte. Als Ergänzung beides war Shell damit er Vergleich etwas transparenter ist.

Wahrscheinlich kannst Du nochmal 30 km in Deutschland weiter zur nächsten Shell fahren und stattdessen 2.12€ zahlen. Der Preis hängt dann stark davon ab wie weit die nächste Konkurrenztakstelle ist, wie die Lage ist (an einer stark befahrenen Strasse oder abseits) etc.

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