Dass die Beschränkungen für Menschen, die nicht mehr für die Pandemie relevant sind - Genesene, Geimpfte - nicht mehr gelten ist richtig, sowohl rechtlich als auch ethisch.
Die Frage, die sich mir stellt, ist: wenn die persönliche Freiheit an der Impfung hängt, ist es dann nicht geboten, dass auch jeder die Chance hat, geimpft zu werden? Ich warte aktuell noch. Das heißt, weil ich noch nicht dran bin, werde ich nicht geimpft, meine Rechte werden aber aus diesem Grund eingeschränkt. Ich habe darauf keinen Einfluss und das System ist dermaßen undurchsichtig, dass irgendwas zwischen morgen und 2022 für den Impftermin realistisch ist.
Dazu kommt, dass die Impfpriorisierung nicht so fix ist, wie suggeriert wurde. Es wird auf die StIKo verwiesen, aber die Priogruppe 2 ist politisch (!) aufgeblasen worden. Es wurden NICHT die Pandemietreiber (Menschen mit vielen Kontakten) aufgenommen, sondern die, die politisch gewollt verfügbar sein sollten, Lehrer und Erzieher. Das ist grundsätzlich richtig gewesen, es wurde aber aus den falschen Gründen gemacht.
Und für jede Impfung, die da vorgenommen wurde, ist jemand anderes nach hinten gerutscht.
Ich bin inzwischen auch der Meinung, dass die Anpassung der Impfreihenfolge und die aktuellen Lockerungen zumindest teilweise Klientelpolitik sind. Eigentlich müssten hier die, die jetzt die Freiheitsrechte zurückerlangen, aus Solidaritätsgründen freiwillig nach Möglichkeit verzichten, also eben nicht große Treffen veranstalten oder exzessiv Shopping betreiben.
Für mich bleibt die Frage, ob es die beste Strategie ist, hier so offensichtlich einzugreifen, und zwar nicht zur Pandemiebekämpfung, sondern um das Wirschaftsgefüge vermeintlich zu stützen. Dabei sind die Kosten, die durch Unterlassen von Maßnahmen und deren Verwässerung entstanden sind, meiner Meinung nach viel höher sind als die, die durch konsequente Maßnahmen entstanden wären.