Die Flucht vor der EU am Beispiel Shell

Der Konzern Shell hat nun bekannt gegeben, den Hauptsitz aus der EU abzuziehen. Damit wandert neben Unilever erneut eines der größten Konzerne aus der EU zu einem Nachbarn (2x GB) ab. Zum einen ist das ein finanzielles und soziales Desaster für die EU. Zum anderen wird erneut aufgezeigt, wie bescheiden doch der Standortfaktor EU bei großen Unternehmen ist. Ich denke, man kann hier zahlreiche Faktoren nennen, die (aus meiner Sicht) offensichtlichen sind aber:

a) Wahrscheinlich wird es zukünftig eine globale Mindeststeuer geben aber das ist noch lange kein Grund für große Unternehmen Gewinne in „Steuerparadiese“ zu verlagern. Und die EU, besonders in Deutschland, verlangt da deutlich höhere Steuern als viele andere Länder. Interessant ist aber, dass die Niederlande generell eines der interessantesten Länder für Unternehmen war. Seit einigen Monaten hat die EU jetzt einen großen Standort-Konkurrenten mehr.
b) Die Klimapolitik der Parlamente und Gerichte sorgt dafür, dass sich die Produktion und der Konsum verlagern, aber nicht verringert wird. Erst in diesem Jahr gab es ein wegweisendes Urteil in den Niederlanden zu Shell. (Niederlande: Gericht in Den Haag ordnet für Shell schärfere Klimaziele an | ZEIT ONLINE)
Der Umzug nach UK ist für mich nur der logische Schritt. Nun haben wir in der EU weder Steuereinnahmen und eine deutlich geringere Möglichkeit der Einflussnahme und einen Verlust von Arbeitsplätzen.

Ich denke, dass hier noch weitere Unternehmen folgen werden. Wie kann die EU damit umgehen.

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Inwieweit hängt das shell urteil denn mit dem firmensitz zusammen? Also kann sich shell dem urteil durch den umzug entziehen?

Ganz salopp gesagt: Die Produkte von Shell in der EU verteuern. Wer sich bei der Produktion nicht an EU-Umweltstandards hält, der muss benachteiligt werden.

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Das hängt wohl wirklich von der Sichtweise ab.
Wenn man möchte, dass sich die EU durch Konzerne erpressbar macht, in dem man ein Gerichtsurteil delegitimiert (und wenn auch nur ganz subtil) kann man das so sehen.

Man kann aber auch sagen, dass genau diese Konzerne seit Jahrzehnten von der drohen Klimakatastrophe wusste, die sie maßgeblich mit befeuert haben, und sich jetzt aus Trotz einen neuen Standort suchen, wo man ihnen nicht so genau auf die Finger schaut?

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Aber die aufgeworfene Frage ist ja trotzdem spannend und wichtig: Wenn die EU an Werten wie Klimaschutz (und Unabhängigkeit der Justiz) festhalten will, wie geht sie damit um?

Die Frage ist ganz sicher wichtig, weil sie ja darüber mit entscheidet, wie sich die EU für die Zukunft aufstellt und wie glaubhaft sie dabei ist.
Wenn sich die EU für die Zukunft als klimabewusster, rechtssicherer Standort präsentiert, kann sie mMn mehr gewinnen, als sie mit der Abwanderung von Unternehmen, die diese Ziele für kurzfristige Gewinne opfern, verlieren wird.
Zudem gab es ja auch umgekehrt etliche Unternehmen die von GB in die EU umgesiedelt sind.

Wie soll das pauschal funktionieren? Ich persönlich halte gar nichts von weiteren Zöllen und Protektionismus. Zumal ich noch keinen konkreten Vorschlag über einen „Klima-Zoll“ gesehen habe, der nicht direkt an der Realität scheitern würde.

Diese Meinung teile ich gar nicht, sondern glaube, dass viele EU-Produkte dann einfach nicht mehr konkurrenzfähig sind. Aber ich auf Ideen gespannt.
PS: was hat das mit rechtssicher zu tun?