Deutschland und die deutsche Politik müssen umdenken

Experten auf allen relevanten Gebieten müssten alle relevanten Prozesse die auf politischen Entscheidungen beruhen in allen fortschrittlichen Ländern auskundschaften und wissenschaftlich auswerten. Da hätte man doch Versuchsergebnisse in Echtzeit und echten Umgebungen. Für politische Vorhaben müssten man die jeweiligen Erkenntnisse natürlich auf inländische Verhältnisse nötigenfalls anpassen. Und wenn man nicht so blöd wäre, das Rad neu erfinden zu wollen, könnte man auf der Grundlage ja innovativ aufbauen. Man bräuchte also keine Scheu vor Nachahmung zu haben. Und wenn man 1:1 abkupfert, dann ist es immer noch besser, als bei Null anzufangen mit ein paar Möchtegern-Fachleuten.

Ich würde mir tatsächlich fest installierte Teams von Scouts auch vor Ort vorstellen, die über so lange Zeit wie notwendig alle Prozesse beobachten und nach Hause melden. Und wenn die Anderen bei uns einmal kundschaften, könnten wir doch stolz sein und froh über einen weiteren Fortschritt für die Menschheit.

Ich bekomme jedes Mal einen Vogel, wenn ich weiss, dass anderswo eine Sache gut funktioniert, und hier sich Politiker hinstellen als wären sie die ersten Menschen mit solch einer Idee, und dann dauert es und das Ergebnis ist oft mangelhaft.

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@tacuissem

  • In manchen Ländern hat der Staat oder der Parlamentarier so ein Forschungsinstitut, das unter anderem auch schaut, wo was gut läuft und Vorschläge vorbereitet.
  • Du hast recht, in vielen Großunternehmen gibt es bereits Stellen, die Marktanalysen und Wettbewerbsanalysen machen. Ich habe eher bei mittelständischen Unternehmen (die auch jahrzehntelang gute Geschäfte gemacht haben) und der bereiten Gesellschaft (die im weltweiten Vergleich wohlhabend gelebt haben) weniger diesen Veränderungswillen gesehen.
    Meinem Verständnis nach (so habe ich es beobachtet) hat die deutsche Politik seit 20 Jahren eher reaktiv reagiert, als proaktiv durchzusetzen (Risiken einzugehen).
    „Never touch a working system“ oder so lange Keiner meckert, das ist schon ein Lob.
  • Als Beispiel: Ich war mit dem Auto in Bayern unterwegs (letzte Wahl) und eine Partei hat viel Werbung gemacht mit dem Motto: Wählt uns, damit wir weiter so heizen können (wie wir möchten)! (Ich bin kein Anhänger oder Mitglied irgendeine Partei).
    Aber so geht es nicht weiter in der Welt und für Deutschland.
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Spannende Diskussion, danke Euch für die guten Beiträge! Damit die in vielen Bereich (Energie, Verkehr, Rente) zwingend notwendige Veränderung erreicht werden kann, braucht es m. E. erstmal einen Konsens einer Mehrheit von Parteien, wo anerkannt wird, dass sich was ändern muss. Sonst kann sich das nicht durchsetzen, weil diejenigen Politiker_innen, die das fordern, einfach nicht wiedergewählt werden oder nicht die Mehrheiten bekommen, das alleine durchzusetzen. Ich habe mir da mehr von der Ampel erhofft.
Auch für grundlegende Änderungen des Systems braucht es einen solchen Konsens, damit die Uhr nicht nach der nächsten Wahl zurückgedreht wird.

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Ich spinne mal etwas rum: Das wäre ja vielleicht etwas für das Auswärtige Amt. In allen Botschaften jemanden (oder ein Team) haben, der die Aufgabe hat, innovative oder einfach gut funktioniernde Lösungen und Abläufe des Gastlandes zu verstehen und ihre Umsetzung in Deutschland zu prüfen. Sich dabei ggf. mit Wissenschaftler:innen kurzschließt. Wenn sie nach D zurückkommen, haben diese Leute dann die Aufgabe, die Lösung hier bekannt zu machen und zur Umsetzung zu bringen. Keine Wirtschaftsspionage, sondern einfach lernen von den Besten.

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Wie schon in der Diskussion hier erwähnt, versuchen wir in Deutschland immer noch, die „gute alte Zeit“ zu konservieren. Also einen bestimmten historischen Punkt festzuhalten und notwendige Veränderungen einfach zu negieren oder zu verdrängen.
Damit verursachen wir (in weiten Teilen) eine gewisse deutsche Bräsigkeit.

Stelle das in meiner Branche fest, das man schon weiß daß das bisherige Geschäftsmodell aufgrund des demographischen Wandels nicht mehr funktioniert, versucht aber neue Geschäftsfelder mit den alten starren Strukturen zu erschließen. Das kann nur scheitern.
Beispiel: In der beruflichen Erwachsenenbildung ging es bisher immer nach dem klassischen „Klassen-Unterrichtsystem“, also viele Schüler, und vorne steht eine Lehrkraft.
Heute sitzen nur noch wenige Schüler in den Kursen, trotzdem verfolgt man noch das Prinzip streng nach Klassen zu trennen und pro Klasse eine Lehrkraft zu planen.
Ideen, sowas modular als Kurssystem umzubauen und Schnittmengen der verschiedenen Berufe zu nutzen, stoßen auf viel Widerstand und sind nur zäh umzusetzen.
Mal ein Beispiel, was sich aber auf viele Bereiche übertragen lässt.

Zu viele….

Deutschland ist ein konservatives Land. Es gibt mMn kaum progressive Machtoptionen in der gegenwärtigen deutschen Politik.

Solange die CDU stabil über 25% steht, 10-20% Rechtsextreme wählen und die Konservativen in SPD (Seeheimer) und FDP (Schaumburger, Nationalliberale) ihre Parteien dominieren, wird sich daran auch nichts ändern. Dazu die zum Teil zumindest auf Landesebene konservativen Positionen nicht abgeneigten Grünen (BW, Hessen), die kurz vor dem Abgrund stehende Linke und das konservativ-linkspopulistische BSW.

Ich befürchte, die Ampel ist das progressivste, was die deutsche Gesellschaft zu wählen bereit ist. Das ist um Welten besser als eine unionsgeführte Koalition, der ganz große Wurf ist es aber leider trotzdem nicht.