Der Wahlkampf der Grünen

Was mich aktuell sehr ärgert ist die Ungeschicklichkeit der Grünen. Wer bitte ist so blöd, sich auf eine Kanzlerschaft vorzubereiten und niemanden in der Parteiverwaltung damit zu beauftragen sich darum zu kümmern, dass in Sachen Finanzen alles sauber ist? Kann doch echt nicht sein, dass Baerbock sich um sowas noch selbst kümmert. Da müssen der Vorstand und die Fraktion doch Leute haben, die da ein Auge drauf haben und dafür sorgen, dass solche Fehler nicht passieren können.

Dann dieser Unfug mit den Inlandsflügen. Wozu? Da gibt’s so gut wie nix zu gewinnen und nur Leute zu verlieren. Da baut man Steilvorlagen um von der Konkurrenz als Verbotspartei verunglimpft zu werden. Statt irgendwas zum Flugverkehr zu sagen, hätten die Grünen auch einfach den Ausbau der Bahninfrastruktur und Forschung an grünen Treibstoffen für den Flugverkehr betonen können. Dazu vielleicht noch was von wegen Kompensation, CO2-Zertifikate und schon ist das ganze viel zu langweilig um da ein großes „Die Grünen wollen uns das Fliegen verbieten“ draus zu bauen.

Oder einfach mal sagen: „Das Thema Flugverkehr ist in der Klimakrise nachrangig, wir werden uns auf die Energiewende und Elektromobilität fokussieren.“ Fertig. Gehen alle mit. Darauf kommt’s im Wahlkampf an.

Die Leute die glauben, dass der Flugverkehr eingeschränkt gehört, wählen doch eh schon grün.

Jetzt der nächste Anlauf mit dem Spritpreis. Warum lässt man sich drauf ein über den Spritpreis zu diskutieren? Vor allem, da die Erhöhungen in den nächsten Jahren ja schon von CDU/SPD beschlossen wurden. Da gibt’s wieder nix zu gewinnen. Man steht als Besserverdienerpartei da. Es werden nur negative Bilder gezeichnet.

Es wäre viel viel besser wenn die Grünen darüber reden würden, wie sie die Elektromobilität voran bringen wollen, auch für Normal- und Geringverdiener. Für die steigenden Spritpreise kann man dann CDU/SPD die Schuld geben und wenn man in der Regierung ist, muss man ja trotzdem nix dagegen machen.

Der gleiche Unfug mit dem Tempolimit. Damit gewinnt man niemanden, man verliert nur Leute. Zumal sowieso schon die meisten Parteien pro-Limit sind. Drauf angesprochen kommen dann die Grünen mit irgendwelchen Klimaschutzgründen pro Tempolimit. Aber das schadet wieder mehr als es der Sache nützt. Ein Tempolimit ist für den Klimawandelt irrelevant. Das ist nicht mal ein Nebenkriegsschauplatz. Das Thema wird mit dem Wandel zur Elektromobilität einfach mit abgeräumt.

Das mit der Klimakrise ist ernster als je zuvor. Mir persönlich fehlt es da an einer klaren Kommunikation zu den Prioritäten. Ich würde mir wünschen, dass die Grünen hier endlich auch mal klar kommunizieren, auf welchen Feldern sich wirklich was bewegen muss. Das ist die Energiewende. Und das ist das Feld, wo CDU/SPD seit mehreren Legislaturperioden zum einen auf der Bremse stehen (Altmeier wäre superangreifbar) und sich mit dem verkorksten EEG auch völlig unsozial aufgestellt haben.

Wann bekommen es die Grünen endlich gebacken, ihre politischen Ziele als gesamtgesellschaftlich und ökologisch positiv darzustellen? Positive Zukunftsvisionen zu skizzieren. Progressive Politik gegenüber dem CDU/SPD-Stillstand verheißungsvoll aussehen zu lassen.

Es gibt mehr Offenheit für grüne Politik als je zuvor, aber die Grünen bekommen es aktuell echt gebacken, sich mit Themen herumzuschlagen, die ihnen und ihrer notwendigen Politik nur schaden.

Wahlkampf ist die Zeit in der es darum geht die eigene Politik so zu vermitteln, dass sie möglichst vielen Leuten attraktiv erscheint. Das macht man nicht, indem man über Spritpreiserhöhungen, Flugverbote und Eigenheimverbote redet und sich dazu noch mit dämlichen Nebenverdienstanmeldefehlern angreifbar macht. Die Grünen scheitern mal wieder an ihrer politischen Naivität.

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Sehe ich auch so. Nach kurzer Euphorie läuft es nicht gut für die Grünen. Das sollte man vielleicht mal einfach so feststellen.
Wobei ich aber denke, dass ich - anders als Jan - die Bedeutsamkeit von Sachpolitik und deren Darstellung gar nicht so hoch einschätze.

Die Union liegt in allen Umfragen wieder vor den Grünen. Wie haben die das gemacht? Die haben immer noch kein Wahlprogramm herausgegeben. Also an der Darstellung von politischen Programm kann es nicht alleine liegen.

Die Persönlichkeit von Baerbock ist erfolgreich angekratzt worden mit Hilfe dieser Diskussion um ihren akademischen Abschluss. Die war zwar haltlos, aber es bleibt was hängen.

Dann gibt es eine populistische Debatte um gendergerechte Sprache, die den Grünen meiner Meinung nach massiv schadet.

Aber so geht Wahlkampf: Schläge müssen treffen, auch wenn sie unter die Gürtellinie gehen. Hauptsache die Gegner*in krümmt sich vor Schmerz.

Wenn die Grünen hier nicht schnell kampagnenfähig werden, dann haben sie keine Chance gegen die CDU, die CSU und Laschet.

Wahlkampf heißt eben auch scharfe, harte Angriffe gegen die politischen Gegnerinnen und deren Repräsentantinnen.
Da geht es eben auch mal darum die Leute des Gegners zu hinterfragen.

Beispiel: Laschet. Wie qualifiziert ist der eigentlich? Der ist auch kein Volljurist, aber hey, egal: ist ja CDU. Der ist halbqualifizierter Jurist und ansonsten Journalist. Soll der die deutsche Regierung führen? So muss man das mal betrachten, wenn man im Wahlkampf ist.
Übrigens: was war eigentlich damals genau los mit den verlorenen Klausuren?

Beispiel Ziemiak: Studienabbrecher. Ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Eignung für Bundespolitik?

Beispiel Merz: Stimmte gegen das Verbot der Vergewaltigung in der Ehe.
Merz müsste man als grüne Partei als reaktionären Gesellschaftsideologen darstellen, der sich noch einen Haufen zweifelhafter Aktivitäten in der Wirtschaft geleistet hat. Stichwort: Cum ex.

Ich finde, dass das legitim ist, wenn man die persönliche Eignung politischer Bewerber*innen hinterfragt: Ziele, Aussagen, Werdegang, Haltungen, usw. .
Das wollen die Grünen offenbar nicht.

Die Union ist sich dafür jedenfalls nicht zu schade. Die wird auch in diesem Bundestagswahlkampf keine akademische Fachdiskussion abliefern. Da ist ein Haufen alter weißer Männer, die nichts mehr fürchten als den Machtverlust. Da ist auch jede Menge christliches Sendungsbewusstsein. Das macht die gefährlich und zu Vielem bereit.

Die Grünen müssten die Union klar darstellen als nach rechts offene korrupte antiökologische Truppe, die man auf keinen Fall wählen sollte - das wäre eine Strategie, das wäre eine Strategie, die die spielen müssten, immer, immer wieder: jeden Tag, damit das in die Köpfe kommt. Plus gezielte Zerlegung der Repräsentanten (-innen gibt es ja nicht so viele).

Aber wahrscheinlich wollen sie die Union warmhalten als zukünftigen Koalitionspartner. Das wird bei 30% Union enden und vielleicht 20% für die Grünen.

In dieser schwarz-grünen Regierung wird die Union dann die Grünen wie den Tanzbären am Nasenring durch die Manege ziehen (siehe Österreich mit der ÖVP und den Grünen).

Insofern sehe ich auch politische Naivität bei den Grünen.

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Finde ich gerade noch dazu:
So geht CDU-Wahlkampf:

Die sind sich für nichts zu schade.

Also eine Partei, die so an die Regierung will ist für mich unwählbar. Das darf man niemals tolerieren oder gut finden. Hier geht es um die Zukunft des Landes. Und sowas ist Populismus, der gehört niemals in den Bundestag und beschädigt die Demokratie in Deutschland. Widerlich nenne ich das.

Der Wahlkampf der Grünen ist ja spannend, aber genauso interessant finde ich den der CDU (auch wenn ich die nicht wählen werde :wink: )

Es ist taktisch schon extrem gerissen, sein Programm (mit Abstand) als letzter vorzustellen. Dann kann man super drauf warten, dass man in aller Ruhe die Kritikpunkte bei anderen findet bzw. diese von anderen gefunden werden und ist bis dahin fast unangreifbar, weil nichts konkretes feststeht. Auch in Verbindung zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ist das interessant. Egal, was da passiert, das Programm kann sich anpassen bzw. an entsprechenden Stellen unschärfer werden. Als Ergebnis kann dann sonstwas stehen, weil sich alle z.B. mit den Grünen befassen und die CDU kann sich immer auf den Standpunkt stellen: Wir machen das schon immer irgendwie gut und unser Wahlprogramm ist an der Stelle eben anders.

Wofür die CDU dabei steht ist für mich wirklich undurchsichtig. Selbst im Freundeskreis bemerken die bekennenden CDU-Wähler schon, dass sie das selbst mit Mühe nicht herausbekommen haben.

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Thema Flugverkehr halte ich für zentral. Ohne Stellung dazu zu beziehen hielte ich die grüne Wahlkampfstrategie für unredlich. Man hätte es geschickter machen können (in etwa: wir müssen uns den Flugverkehr als den grössten Schädiger unserer Atmosphäre vornehmen; wir kommen an einer Einschränkung nicht vorbei; wie das gehen soll, werden wir mit den Bürgern entwickeln, die sich Gedanken dazu machen …")

Um dann entweder die so „gewonnenen“ Wähler auf der Stelle zu enttäuschen, oder eben NICHTS zu machen, wie das die Union seit Jahren tut?
Für politisch Interessierte ist der Wahlkampf eigentlich überflüssig. Wenn ich nicht zumindest aus den täglichen Nachrichten eine Meinung über die Parteien bilden kann, dann bin ich eigentlich nicht wirklich reif eine Wahlentscheidung zu treffen. Wahlkampf ist wie Produktwerbung, bei der echte Information zu sehr mit Desinformation vermischt ist, als dass sie hilfreich wäre. Notgedrungen sehe ich dem Wahlkampf zu und versuche trotz meiner Abneigung, bestmögliche Info daraus zu ziehen. Aber den Wahlkampf so zu gestalten, wie du das im Sinn hast, das würde mir überhaupt nicht gefallen. Insofern bin ich immerhin froh, dass die Grünen schon sagen, was sie vorhaben.

Flugverkehr für nachrangig und Tempolimit irrelevant für Klima halten, ich würde nicht drauf kommen, dass da ein Grünen-Wähler dahintersteckt. Einfach alles was Verbrenner ist gegen E-Autos austauschen und „grünen“ Treibstoff für Flugzeuge entwickeln, das hält den Klimawandel nicht auf. Es gibt viel zu viele Autos, zu viele unsinnig gefahrene Kilometer. Bei dem jetzigen Strommix ist der ökologische Vorteil von E_Autos gering. Der wird natürlich grösser bei 100% EE, aber auch die kostet Ressourcen und hat Entsorgungsprobleme und viele andere Kosten, die in den Sonntagsreden nicht auftauchen. Das Recht der Menschen auf Mobilität kann man mit einem Bruchteil der heutigen Flotte (Stückzahl sowie Dimensionierung der Fahrzeuge) gewährleisten. Massenhaft fliegen zum Spass ist eine unglaubliche Verschwendung und wie gesagt extrem schädlich. Alternativer Treibstoff ändert da wenig, weil einfach so viel Energie hineingeht, die Energieform spielt fast keine Rolle. Das Recht auf Mobilität wäre durch eine drastische Einschränkung nicht beeinträchtigt, lediglich das offensichtlich und fälschlich angenommene „Gewohnheitsrecht“.

Auch der seit den 1980ern verdoppelte Wohnraumanspruch ist tatsächlich ein grosses Problem, braucht die doppelte Heizenergie und doppelte Materialmenge für die Gebäude. Natürlich muss man behutsam vorgehen. Ich habe hier nur die Zielvorstellungen ein wenig angedeutet. Praktisch muss man behutsam vorgehen und mit guter Kommunikation den Weg bereiten. Aber den Leuten was vorgaukeln von wegen den jetzigen Luxus aufrechterhalten, halt nur mit „alternativen“ Mitteln, dass man eigentlich gar nichts merkt, das kann nicht gutgehen.

Ich habe schon zu Zeiten der Unions-Skandale gesagt, dass sie bis zur Wahl schon vergessen sein werden. Das ist leider auch ein Ergebnis einer im Durchschnitt unglaublich schlechten politischen Bildung, einer schlechten (besser gesagten nicht vorhandenen) Bildung zur „Lebenskunst“. Wie man das lenkt und aufrechterhält, das können die Konservativen, da müssen sie nicht mal nachdenken, das machen sie aus dem Rückenmark. Und so gewinnen sie die Wahlen. Es ist deprimierend, aber noch läuft es für sie.

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Ja, im Affekt würde ich dir zustimmen. Aber es würde ein schmutziger Schlagabtausch daraus, der die Lager eint, aber die unentschlossenen Wähler verwirrt und viele auch abschreckt. Der Anteil derer, die sich an Schlammschlachten erfreuen, wird mE überschätzt. Manche Journalisten befeuern das, weil sie leichte Arbeit damit haben. Unter dem Strich ist der gesellschaftlilche Schaden umso grösser, je schmutziger der Wahlkampf ist.

Und wirklich, die Grünen werden wahrscheinlich mit der Union eine Koalition bilden. Da würde ich auch nicht diejenigen verteufeln, mit denen ich später produktiv zusammenarbeiten soll.

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Den Klimawandel wird man sowieso nicht mehr aufhalten können, aber die Luftqualität in den Städten könnte man mit einem Ende der Verbrennungsmotoren deutlich verbessern. Flugreisen waren vor 70 Jahren nur für die Oberschicht erschwinglich, jetzt kann sich jeder leisten per Flugzeug in den Urlaub zu verreisen. Wahrscheinlich wäre es besser wenn weniger geflogen werden würde, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man mit dieser Forderung Wahlen gewinnt. Dann landet man am Ende wieder bei 9%, wie bei den letzten Bundestagswahlen. Und als Juniorpartner der CDU wird es den Grünen genauso ergehen wie der SPD die letzten 16 Jahre. Besser für das Land wäre ein echter Machtwechsel in Form einer Ampelkoalition. Dann könnte man eine sozial gerechte Umweltpolitik beschließen, welche die Schere zwischen Arm und Reich nicht weiter auseinander driften lässt.

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Freilich, der Klimawandel ist im Gange. Fragt sich nur, wie weit wir ihn noch laufen lassen. Da haben wir die Wahl zwischen grade noch so die Kurve gekriegt und katastrophalen globalen Zuständen, die nicht mehr beherrschbar wären (Klimaflüchtlinge, Verteilungskämpfe bis aufs Blut). Da wär es mir fast egal, wenn wieder nur die Oberschicht fliegen könnte (falls sie sich noch trauen würde), denn die sind so wenige, dass der Schaden tatsächlich vernachlässigbar wäre.

Die Schere zwischen Arm und Reich ist ein ganz anderes Thema. Das ist zuallererst eine Frage des Mindestlohns. Aber wir müssen doch an die wirklich Armen der Welt denken. Es muss ein Ausgleich geschaffen werden.

Mit der de facto kolonialen Weltwirtschaft (billig und dreckig produzieren lassen) kann es nicht weitergehen. Da bliebe allein deswegen den Wohlstandmenschen im Westen nicht mehr das Geld für Flugreisen in den Urlaub, den sich 90% der Weltbevölkerung noch nie haben leisten können. Die Menschenwürde gilt universell, nicht nur innerhalb der Grenzen der privilegierten Staaten.

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Und genau deswegen sind die Grünen mitlerweile nur noch eine CDU mit leicht grünem Anstrich. Was hilft es zu „Regieren“, wenn man ohnehin nur das mindest Mögliche ändern will? Aber gut, so scheinen sich die Grünen seit ihrer Gründung geändert zu haben. Es spiegelt eben die deutsche Gesellschaft wieder, genau wie jener erste Satz:

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Ich glaube nicht, dass sich hier die Gesellschaft wiederspiegelt. Ich halte diesen Satz schlicht für eine realistische Sicht auf die Lage.

Grundsätzlich muss man zwischen programmatischen und wahltaktischen Argumenten/Zielen unterscheiden.

Wie weiter oben beschrieben würde ich es für fatal erachten aus wahltaktischer Sicht seine Ziele zu verraten. Andererseits scheitert man an der Wahl wenn die Ziele der Bevölkerung nicht vermittelbar sind (5€ für einen Liter Sprit). Ich befürchte dass dieser Spagat unüberwindliche Hürden aufbaut. Dazu kommt noch dass die politische Aufmerksamkeit sehr vieler Wähler sich auf die letzten 2 Wochen vor der Wahl begrenzt. Die Programmatisch/mit Argumenten eigentlich gar nicht zu erreichen sind.

Selbst wenn „die Grünen“ alleine regieren könnten hätten sie das Problem dass sie das Zugpferd einer Maschinerie sind die von 16 Jahren CDU/CSU geprägt ist.
Wenn „die Grünen“ mit der CDU/CSU zusammen regieren haben die schwarzen den Trumpf der eingespielten Maschinerie hinter sich und werden ihren Partner (wer auch immer) zerreiben.

Wie ich finde alles in allem düstere Aussichten.

Und was hilft es große Veränderungen anzukündigen und dann wie Die Linke bei den letzten beiden Landtagswahlen deutlich an der 5%-Hürde zu scheitern?

Ich saß vor 21 Jahren zuletzt in einem Flugzeug und hätte kein Problem damit, wenn sich die Preise fürs Fliegen verdoppeln. Fahre sowieso lieber Zug. Aber die Grünen müssen ja nicht mich überzeugen, sondern die Menschen, die bisher noch nie die Grünen gewählt haben. Und die werden die Grünen nicht wählen, wenn wegen der Klimapolitik alles teurer wird.

Ich glaube und hoffe, dass es da noch einen dritten Weg gibt (den ich allerdings die Grünen im aktuellen Wahlkampf noch nicht beschreiten gesehen habe): Ich finde, sie sollten ehrlich sein und sagen, dass der Klimaschutz Opfer verlangt. Aber gleichzeitig müssen sie viel stärker herausstellen, 1. welche Chancen und Gewinne das Einstellen auf den Klimaschutz bietet, z.B. eine führende Position bei neuen Technologien oder die in der Lage schon mehrfach angesprochene Auszahlung der Einnahmen durch den CO2-Preis an die Bürger, und 2. welche Gefahren und damit verbundenen Opfer ein ungeschütztes Klima mit sich bringt.

Mir wäre das jedenfalls viel lieber als ein unehrlicher oder gegen Personal gerichteter Wahlkampf, wie ihn manche anderen Parteien betreiben. In dieser Hinsicht würde ich es vorziehen, wenn die angegriffene Partei ein Ad-Hominem-Argument grundsätzlich deutlich als solches markiert und zurückweist, statt selbst Ad-Hominem-Attacken zu fahren.

Und noch was:

„Den Klimawandel“ an sich nicht. Aber man kann und muss ihn so gering halten wie möglich. Und das ist einfach die wichtigste Aufgabe von Regierungen in den nächsten zehn oder mehr Jahren. Daher muss es auch zum wichtigsten Wahlkampfthema gemacht werden.

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Deswegen spiegelt die Wahl eben unsere Gesellschaft wieder. Veränderungen vielleicht, wenn sie mir nicht weh tun. Das soll nicht mal eine Wertung sein, sondern eine Bestandsaufnahme.

Sehe ich genauso. Wenn die Grünen in dem Wahlkampf etwas reißen wollen, braucht es entweder eine positive Zukunftsvision, oder sie müssen den Wählern zumindest klar machen, dass die CDU die schlechtere Alternative ist.

Als sehr problematisch sehe ich vor allem den Teil der Grünen, die nur moralisieren wollen. Das schreckt meiner Meinung nach sehr viele Wähler ab.

Wenn die Klimawende erfolgreich sein soll, muss man die Leute abholen. Das gelingt nicht, in dem man jeden verurteilt, weil er nicht vegan ist, viel Flugzeug fährt, Spaß am Autofahren hat, kein leidenschaftlicher Fahrradfahrer oder Gendering-Befürworter ist.

Man muss klarmachen: Jedes bisschen zählt, und jedes mal wenn sich jemand in diesem Bezug verbessert ist das positiv. Wenn einer bis jetzt jeden Tag Fleisch gegessen hat und es jetzt nur noch drei Mal die Woche macht, ist das ein Riesenschritt. Aber wenn man die Leute direkt dafür steinigt, weil sie immer noch nicht vegan sind, schadet man diesen Entwicklungen nur. Meiner Meinung nach ist das eine Polarisierung, die unbedingt vermiedern werden muss, da sie nur Reaktionen provoziert wie „Ja gut, dann mache ich es extra nicht, um euch eins reinzuwürgen“.

Ich werde wahrscheinlich auch die Grünen wählen, obwohl ich gerne Autofahre (auch ohne Tempolimit), Fleisch esse, usw. Ich sehe aber, dass der Klimawandel zu bedeutend ist und ich meine persönlichen Vorlieben vielleicht zurückstellen muss, weil es vernünftig ist und eine höhere Priorität hat. Ich muss aber auch zugeben, dass mich diese dogmatische Sichtweisen aus gewissen Kreisen der Grünen sehr abturnen und mich schon ein paar Mal zum Zweifeln gebracht haben.

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Ernstgemeinte Frage: Sind das Dinge, die „die Grünen“ wirklich tun oder ist das das Bild der Grünen, das die CDU erfolgreich zeichnet?

Ich habe noch nie einen Menschen in einer relevanten Position einen solchen Rundumschlag von vegan über Auto bis gendern ernsthaft durchführen sehen, aber das ist ein absoluter Lieblingsstrohmann Konservativer, die selbst kein Programm haben.

In der Konsequenz ist das leider egal, das ist mir klar, aber ich weiß auch nicht, wie man dagegen ankommt, hier sind wir ja wieder bei Performanz vs. Inhalte.

Ich habe mir mal Baerbock im Alles gesagt? - Podcast der Zeit angehört und sie hat diese positive Vision der Zukunft und versteht Politik selbstverständlich als ausgleichend und abholend. Ich hatte auch den Eindruck, dass ihr die eigentlich nötige Radikalität und das realistisch Umsetzbare gleichermaßen klar sind und sie die Spannungen dazwischen ganz gut kommunizieren kann.

Klar, das hört sich keiner an, aber es ist halt auch viel einfacher auf Twitter rumzupöbeln. Man schaue sich die Feeds von Ziemiak oder Blume mal an (oder besser nicht).

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Ich stimme da ehr mit @Jan42 überein. Man sieht daran leider, dass die populistische Äußerungen und Lügen der CDU/CSU gut durchkommen. Diese setzen sie schon lange und haben mit Inhalten nichts zu tun. Das zeigt nämlich, dass es inhaltlich keine Gründe gibt die CDU/CSU zu wählen, denn diese steht für Rückschritte, Steuerverschwendung und Lobbyismus. Und es ist immer leicht Menschen mit Ideen und Visionen schlecht zu machen wenn man selbst keine hat.

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Ich hab den Podcast auch angefangen und ihn nach fünfzehn Minuten entnervt wieder abgebrochen. Baerbock war permanent in Defensivstellung und die angenehme Gesprächsatmosphäre, die den Podcast ausmacht, kam irgendwie nicht auf. Als sie dann auf die Frage, wie denn der Moment gewesen sei, als sie für sich entschieden habe, dass sie Kanzlerin werden könne, auch auf dreimalige Nachfrage rumgeeiert und vom „Prozess“ zwischen „Robert und mir“ geredet und dabei natürlich auch den Rest der Partei nicht vergessen hat, wars mir zu viel.

Vermutlich ist das einfach der Goldwaage geschuldet, auf der ihre Worte in der Medienwelt nunmal landen. Aber trotzdem war das ein so furchtbares inhaltsleeres Rumgefloskel aus Angst davor, nachher auf Twitter zerrissen zu werden. Ich find sie ja echt sympathisch und meine Stimme für die Grünen ist ziemlich sicher gebucht, aber ich glaube im Nachhinein, dass Habeck vielleicht den souveräneren Wahlkampf hinlegen würde.

Der Mann von Frau Baerbock hat die Grünen offiziell bis 2017 was Public Relations angeht betreut, arbeitet zwar heute bei DHL, aber man darf annehmen dass er massgeblich seine Frau berät, was sie wie zu sagen hat (und was eben auch nicht). Und Frau Baerbock hat von Frau Merkel gelernt, möglichst „schwammig“ bleiben bei Aussagen, bei jeder konkreten Aussage können Wähler abspringen.