Der Rassist in uns

Hallo,

zum Thema Rassismus gibt es in der ZDF-Mediathek einen interessanten Film mit dem Titel „Der Rassist in uns“ über einen Workshop:

In diesem Workshop werden die Teilnehmer getrennt nach ihrer Augenfarbe. Die Blauäugigen werden systematisch benachteiligt, eingeschüchtert und verunsichert. Die Braunäugigen dagegen werden bevorzugt behandelt. Der Workshop-Leiter (Jürgen Schlicher) belegt die Blauäugigen mit Vorurteilen, die er im Laufe des Workshops sogar beweisen kann.

Der Workshop zeigt den Blauäugigen, die sonst meist zur privilegierten Gruppe gehören, in komprimierter Form, wie es ist, diskriminiert zu werden. Und umgekehrt.

Es lohnt sich auf jeden Fall, diesen Film anzusehen. Man kann sich sehr gut in die Workshop-Teilnehmer hineinversetzen und damit ein besseres Verständnis für den Mechanismus von rassistischen Handlungen entwickeln, die einem im Alltag begegnen. Und man kann dann das nächste mal besser reagieren!

Dieses Prinzip geht zurück auf Jane Elliott, die seit den 1960ern solche Anti-Rassismus-Workshops macht. Auf youtube findet man viele Videos von ihr und über sie zum Thema Rassismus. Auch diese Videos sind empfehlenswert.

Viele Grüße, Daniel

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Danke Daniel für den Tipp! Klingt super spannend! Werd ich mir heute gleich anschauen!
LG Jasmin

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Toller Tipp :+1:t2:
Immer wieder wird ja auch gerade diskutiert, ob es in unseren Behörden (nicht nur bei der Polizei) latenten Rassismus gibt.
Nach Erfahrungen in der Unterstützung von Flüchtlingen seit 2015 wäre die spontane Antwort JA. Allein ein Besuch in der Ausländerbehörde ließ oft schon zu wünschen übrig.
Nach einigen Workshops zum Thema „Interkulturelle Kompetenz“ jedoch, stelle ich mir die Frage, ob es nicht zunächst einmal oft nur ein Mangel an interkultureller Kompetenz ist, der das manchmal rassistische Verhalten vieler Menschen begründet. Das beginnt schon bei Kleinigkeiten im Bekanntenkreis, wenn mit „ andersartigen“ Dingen schlecht umgegangen werden kann.
Da stellt sich die Frage: würde hier frühzeitig angesetzt werden (Fortbildungen in Behörden u. Schulen f. Lehrer, bzw. feste fächerübergreifende Verankerung), könnte man dann vielleicht der Entstehung v. rassistischen Einstellungen entgegenwirken?
Bezeichnen wir etwas zu schnell als rassistisch und treiben jene Menschen dann erst recht nach rechts?
Wie seht ihr das?

Hier auch noch zwei generelle Empfehlungen, die euch gefallen könnten, wenn ihr sie nicht schon kennt…

Autorin Mehrnousch Zaeri-Esfahani mit ihrer „Denkwerkstatt“, in der sie mit der Storytelling-Methode interkulturelle Kompetenz vermittelt, ohne diesen Begriff auch nur einmal zu verwenden, da er wohl manche leider eher abzuschrecken scheint. Auch Menschen, die sich als offen u. tolerant bezeichnen, mussten sich hier einige Male an die eigene Nase fassen.

Und zum Thema „Integration“: Soziologe Aladin El Mafaalani „Das Integrationsparadox“ mit seiner These, Integration habe noch nie so gut funktioniert wie jetzt. (Wäre übrigens auch ein toller Talk-Gast für die Lage):+1:t2:

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Ich glaube ja. Je früher im Leben ein gleicher Umgang mit allen Menschen vorgelebt und kultiviert wird, desto weniger wird dieser Mensch später für Rassismus anfällig sein. Jane Elliott ist übrigens Grundschullehrerin und hat ihre Workshops zuerst mit Grundschülern gemacht.

Ich glaube eher das Gegenteil. Dass z.B. weiße Deutsche (wie auch ich) eher dazu neigen, insbesondere subtil-rassistisches Verhalten nicht zu erkennen. Um das zu minimieren, ist es hilfreich, sich des Rassisten in uns selbst bewusst zu werden.

Danke für die beiden Empfehlungen!

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Schaue gerade deinen ZDF Tipp an!

Hammermäßig!!! Daaanke für den TV-Tipp!

Puuuhh…Absolut bewegend/aufrüttelnd dieses Projekt!!!

So ein Experiment/Projekt sollten wirklich alle (nicht von Rassismus direkt betroffenen) Menschen mal mitmachen! Echt krass.

Hallo,
Ich möchte einen weiteren Hinweis zum Thema Blue eyed Workshop geben:
Die Polizei in Schleswig-Holstein und Hessen hat diesen Workshop inzwischen in ihr Ausbildungsprogramm mit aufgenommen. Jürgen Schlicher ist da ebenfalls der anzusprechende Trainer. Falls aus gegebenen Anlass das Thema institutioneller Rassismus und Entwicklungen in Deutschland nochmal Thema werden sollte, wäre er ein interessanter Interviewpartner für die Lage.

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Solche Experimente sollten Teil der schulischen Erziehung sein. Das sage ich schon seit ich mal in einem nicht ganz so krassen aber durchaus ähnlichen Workshop teilgenommen hatte und mich dort mit einem anderen Teilnehmer bis zum Ende gelangweilt hatte, bis wir in der Rückschau erfuhren, wie die anderen Teilnehmer alles wahrgenommen hatten: Dinge, die für uns beide geradezu selbstverständlich waren, wurden als „Augenöffner“ bezeichnet und alle waren sie hellauf begeistert.

Da wurde uns dann klar, dass wir beide wohl die einzigen nicht fast durchgängig Privilegierten im Raum waren. (Wobei ich heute klar sagen würde, dass ich sehr privilegiert bin, es kommt halt immer darauf an, mit wem man sich vergleicht.) Wenn irgendwas unserer Demokratie und unserer Gesellschaft gut tut, dann sind es solche Workshops und sie sollten systematisch für die ganze nächste Generation gestaltet und eingesetzt werden. Nicht nur für Polizist*innen.

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Es gibt einen super interessanten Test von Harvard University, wodurch man sich tatsächlich über seine Vorurteile bewusst werden kann: Implicit Association Test. Man muß dafür keine Fragen beantworten, sondern Bilder zu den Wörtern zuordnen. Die Methode zielt direkt auf das Unterbewusstsein. Unglaublich interessant und sehr hilfreich!

Hier ist der Link:

https://implicit.harvard.edu/implicit/selectatest.html

Eine von meinen Helden ist Bryan Stevenson. Ich würde so gerne sein Buch " Just Mercy. The Story of Justice and Redemption" allen Menschen in dieser Welt schenken… Übrigens, ich kann es nicht glauben, daß man ein Buch das " Just Mercy" heißt , für die Deutsche Ausgabe als " Ohne Gnade" übersetzt hat!!
Wie soll ich ein Buch mit dem Titel jemandem zu Weihnachten schenken???

Es wurde kürzlich auch verfilmt. Hier habt ihr den Trailer:

Bryan Stevenson’s TED Talk " We need to talk about injustice" hat die längste standing ovations in TED’s Geschichte bekommen! Das ist schon mal Grund zur Hoffnung.

Hier ist der Link:

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Zur Ausseinandersetzung mit eigenen rassistischen Denkweisen finde ich diese Doku sehr spannend, in der das sogenannte „blue eyed experiment“ durchgeführt wird: https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/der-rassist-in-uns-104.html

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Das hört sich sehr interessant an.Vielen Dank!

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