Demokratisches Gehör für junge Generationen - ein Vorschlag

Vor kurzem habe ich hier im Forum einen Beitrag zum Thema Rente und Boomer geschrieben. Bei der Recherche ist mir ein Thema untergekommen, das mich schon sehr lange treibt: die Altersstruktur der Wählerschaft verhindert die Berücksichtigung der kommenden Generationen strukturell.

Hier meine These: Durch die Altersstruktur der Wahlberechtigten sind alleine rund 56% der Wähler über 50. Das bedeutet: selbst, wenn jeder einzelne Mensch unter 50 abstimmen würde, wäre die Einflusskraft im Verhältnis zur „alten“ Wählerschaft ziemlich gering. Logischerweise interssieren sich Menschen, die „bald“ in Rente gehen oder bereits in Rente sind nicht dafür, dass das Rentensystem für die junge Generation aktuell nicht zukunftsfähig ist.

Hier ein Bild zur Altersstruktur der Wahlbeteiligten Quelle:

Seit den 70-ern ist die Struktur zudem für die junge Generation noch massiv nachteilig verlaufen. Das fördert kurzsichtige und kurzfristige „Lösungen“, die Einschränkungen weitgehend ablehnen - und dann wiederum die junge Generation besonders hart einholen werden.

Ich habe mir die Frage gestellt, wie man das möglichst sinnvoll lösen kann und bin dabei zu einem Vorschlag gekommen:

Was wäre, wenn wir durch „Kinderparlamente“ oder „Junior-Parlamente“ die Themen junger Menschen in den politischen Ablauf einbringen? Die Kinder wählen ihre Vertreter, die wiederum gemeinsam Handlungsvorschläge/Empfehlungen zuhanden der Regierung entwerfen. Teile dieser Themen müssten zwingend berücksichtigt werden. So könnte politisches Engagement gefördert und die Themen der unterrepräsentierten oder ggf. nicht gehörten Bevölkerungsschichten der > 20 Jährigen stärkeres Gewicht bekommen.

Welche Möglichkeiten gibt es? Was sind Vor- und Nachteile?

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Die einfachste Lösung wäre, dass spiegelbildlich zu den ersten 18 Jahren die letzten 18 Jahre nicht gewählt werden darf. Ansetzen könnte man das 90te Percentil - dann wäre mit etwa 75 Jahren Schluss mit Wahlberechtigung.
Oder man gewichtet einfach die Stimmen gemäß dem Verhältnis anders. Wenn es doppelt so viele 70 Jährige wie 35 Jährige gibt, wird die Stimme der 35 Jährigen einfach doppelt gewertet. Dazu müsste zwar das Grundgesetzt geändert werden - aber eine 35 Jahre alte Person muss ja auch die Rente von zwei 70 Jährigen zahlen - das wäre dann nur fair.

Steile These, dass die Älteren, also die Eltern der jüngeren Generation, die Berücksichtigung der jungen Menschen verhindert. Meistens haben Eltern ein starkes Interesse an ihren Kindern, deren Entwicklung und Zukunft.
Der Altersdurchschnitt im Bundestag hat sich über die Jahrzehnte gar nicht so sehr verändert: „Im Laufe der Geschichte des Deutschen Bundestages lag zu Beginn der 7. Wahlperiode (1972) das Durchschnittsalter mit 46,6 Jahren am niedrigsten und zu Beginn der 4. Wahlperiode (1961) mit 52,3 Jahren am höchsten.“ Quelle: https://www.bundestag.de/resource/blob/272474/3c8da5a8d3b2b1c1a2829f60024ad363/Kapitel_03_02_Durchschnittsalter-pdf-data.pdf

Solche Ideen gibt es aber sie sind eine verwässerte Variante von was eigentlich passieren muss: Wahlrecht ab der Geburt

(Natürlich wird das nie passieren weil man hier nichts ändern/verbessern kann usw. usw.)

Ich bin auch der Meinung, dass eine stärkere Berücksichtigung junger Menschen im demokratischen Entscheidungsprozess notwendig ist. Bei uns in Ludwigsburg gibt es z.B. schon einen Jugendgemeinderat, der ein Antragsrecht für den Gemeinderat hat und jeweils für 2 Jahre mit und von Menschen zwischen 14 und 20 Jahren gewählt wird. Sehr viel verändert hat diese Einrichtung nach meiner Wahrnehmung allerdings nicht.
Deshalb fände ich es erfolgversprechender im Sinne von Generationsgerechtigkeit, Menschen mit Kindern zusätzlich die Stimmen ihrer Kinder bei den allgemeinen Wahlen einzuräumen. Wirkliche Gegenargumente fallen mir dazu nicht ein. Wie seht ihr das?

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Äh, nein.
Wenn es darauf ankommt, ist der Mensch doch sich selbst der nächste.
So werden die Eltern eher zustimmen, dass ihre Rente gesichert wird, als zzgunsten zukünftig stabiler Beiträge eine Kürzung zu befürworten.
Sie werden auch zustimmen, dass jetzt kurzfristig Strompreise gesenkt werden und bei erneuerbaren Energien dafür Gewinne abgeschöpft werden, auch wenn diese Gewinne für einen schnelleren Ausbau gerade dieser genommen werden könnten.

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