Demokratie muss sich lohnen

Wie andere auch schon vor Ihnen, haben Sie im Interview mit Robert Habeck den Satz gesagt: Demokratie muss sich (finanziell) lohnen. Aber warum eigentlich?
Schön wär‘s natürlich und oft stimmt es ja auch, zusätzlich zu den unschätzbaren Werten persönlicher und politischer Freiheit. Aber wo bitte lohnt sich Diktatur- außer für die beschränkte Anzahl von Menschen, die meist unermesslich reich und mächtig wird?? Vielleicht wäre es theoretisch vorstellbar, dass Diktatoren nur das Wohl des Volkes im Sinn haben und dann wirtschaftlich mehr bewegen können als an bestimmte Abläufe und Entscheidungsprozesse gebundene Demokratien. Aber wo bitte passiert das?? Praktisch alle Diktaturen (vielleicht mit Ausnahme von China, wo aber ebenfalls auf vielen Ebenen großes Leid und Unfreiheit herrschen) lassen ihr Volk verelenden, trotz manchmal großer natürlicher Ressourcen, einzig damit die Diktatoren reich und mächtig bleiben-man denke nur an Russland und Iran.
Wie kann man eine Diktatur befürworten? Was hat es je den Menschen gebracht? Was zum Beispiel versprechen sich bloß viele Deutsche von der AFD? Allen Ernstes bessere wirtschaftliche Bedingungen? Ich als begeisterte Anhängerin der/unserer Demokratie könnte noch viel hierzu sagen …

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Ich denke eins der Probleme, die den Rechtsruck in Europa ermöglichen, ist, dass die Menschen immer mehr selbstverständlich nehmen und eben ignorieren, was rechts-nationale Politik diesen Kontinent zwei mal gekostet hat.

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Das sehe ich auch so. Wir haben jetzt 2,5 Generationen gehabt, die in relativem Frieden und Sicherheit ihr Ding machen konnten. (bitte nicht falsch verstehen: das galt und gilt natürlich nicht für alle, es gibt immernoch viele Missstände und Einzelschicksale, ich meine hier das Big Picture).

Uns gerät möglicherweise langsam aus den Augen, dass eine Demokratie nicht ein Servicedienstleister ist, die uns ein möglichst gutes Leben verschaffen soll, sondern dass Demokratie ein Kompromiss ist, der viel Arbeit, Energie und Aufopferung benötigt, um uns vor den Alternativen zu bewahren. Es ist die einzige Staatsform, die es jedem Einzelnen von uns ermöglicht, etwas zu bewegen, eine Stimme zu haben, insbesondere auch Minderheiten.

Mit der eingehenden Aussage schwingt aber auch ein ‚Vibe‘ mit, der insbesondere auf Bundesebene aus der Politik kommt: die Bürgerinnen und Bürger werden manchmal geradezu infantilisiert, auf reine Bedürfnisseerfüllung reduziert. Man hat manchmal den Eindruck, Berlin hat Angst vor den Wählern. Dabei muss Demokratie von denen, die es können, jeden Tag neu erfunden werden.

(Edit) Nachtrag nach längerer Bedenkzeit: Ich muss meine eigene Aussage noch etwas relativieren. Die Menschen, die die DDR noch miterlebt haben, haben Erfahrungen mit real existierender Unterdrückung, in der ein einzelnes falsches Wort oder das Anecken bei der falschen Person das eigene, zumindest professionelle, Leben de facto zerstören konnte. Umso mehr ist es verwunderlich, dass die AfD grade dort Erfolge verzeichnet.

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Ich würde sagen, dass in einem Wirtschaftssystem, in dem Kapital oben steht es schon darauf ankommt, dass sich alle was leisten können müssen. In der Diktatur haben wenig viel, der Widerstand wird gewaltsam unterdrückt. In der Demokratie geht das nicht, also muss man die Zustimmung durch Politik erzeugen und das funktioniert eben in einer Geld-Welt indem jeder was in der Tasche hat.
Da unsere Vermögen immer weiter auseinander gehen und wir ein Niedriglohnland für Superreiche sind, ist die Situation zur Diktatur doch kaum anders. Weniger haben sehr viel. Hier behalten sie ihren Reichtum, weil sie sich Meinung, Einfluss und Medien kaufen können. Die Legitimität der Demokratie geht so verloren, weil eben nicht jede Stimme gleich wert ist. Wenn die Menschen das merken, haben sie keine Lust mehr auf Demokratie

hier sind ein paar Unterschiede zu einer Diktatur:

  • Du darfst deinen Wohnort frei wählen
  • Du darfst deinen Beruf und Berufsort frei wählen
  • Du darfst mit sehr wenigen Ausnahmen jederzeit überall hin gehen
  • Du darfst mit sehr wenigen Ausnahmen alles öffentlich sagen, schreiben, abdrucken und verteilen, ohne dafür vom Staat bestraft zu werden. Sogar Unwahrheiten.
  • Du darfst dich öffentlich versammeln, demonstrieren, Petitionen starten und unterschreiben
  • Du darfst Vereine gründen, beitreten und wieder verlassen, für jeglichen Zweck
  • Du darfst dich frei entscheiden, deinem Land als Soldat zu dienen oder eben nicht
  • Du darfst Zeitungen, Zeitschriften, Radiosender, TV-Sender, Youtube-Kanäle gründen und verbreiten, ohne es vorher vom Staat genehmigen zu lassen

All das geht in einer Diktatur nicht.

In der Praxis mag das so sein, aber in jeder Alternative wird es nur noch schlimmer und die Demokratie ist die einzige Möglichkeit, an diesem Umstand etwas zu verbessern.

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Die Unterschiede sind mir wohl bekannt. Und ich bin auch kein Anhänger der schreit Deutschland sei ne Öko Diktatur. Es ging mir hier um den Vermögensverteilungsaspekt und damit einhergehende Einflussnahme(möglichkeit) auf den demokratischen Prozess und damit einhergehende Unzufriedenheit der Menschen, für die dann eben keine Politik gemacht wird, da sie sich keine Aufmerksamkeit kaufen können

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Das ist grundsätzlich richtig. Wenn Du Dir allerdings eine Alleinerziehende Frau mit prekärer Beschäftigung anguckst, sieht das nicht mehr so einfach aus. Die hat natürlich auch alle von Dir genannten Rechte, kann die meisten davon allerdings nicht ausüben:

  • Wohnort wechsel oder Beruf wechseln kostet Zeit, Energie und auch Geld.
  • Demo, Petition, Verein gründen oder gar journalistische Medien gründen funktioniert ohne Freizeit (und Geld) nicht.
    Heißt also, dass alle von Dir genannten Rechte da sind, aber wenn Du in einer prekären Situation lebst bzw. besser gesagt mit überleben beschäftigt bist, dann nützt Dir das erstmal sehr wenig. Dann hast Du leider auch nur sehr wenig von der Demokratie.

Aktuell sind 21,2% der Menschen in Deutschland von Armut betroffen (Studie belegt: Wohnen macht arm - Der Paritätische - Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege).
6% aller Schüler beenden die Schullaufbahn ohne Abschluss (Deutschland: Zehntausende verlassen die Schule ohne Abschluss - DER SPIEGEL)

Das alles soll kein Argument für die Abschaffung der Demokratie sein, gleichzeitig wird der Anteil an Menschen, die in unserer Demokratie auf der Strecke bleiben zunehmend größer. Holgi hat das mal so platt ausgedrückt: Wenn die Demokratie Dir die kalte Schulter zeigt, dann zeigst Du der Demokratie die kalte Schulter. Das sollte mit dem „Demokratie muss sich lohnen“ ausgedrückt werden.

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Tja und in der Diktatur hast du diese Rechte dann auch nicht und darfst dich darüber noch nicht mal öffentlich aufregen oder dafür demonstrieren oder sonstwie dafür einsetzen. Und auch niemand anderes. In den USA werden die Wähler:innen der Republikaner sehr schnell herausbekommen, warum so eine Demokratie doch eine ganz feine Sache war. Ist dann halt nicht mehr so einfach, die zurück zu bekommen, wie es war, sie abzuwählen.
Mal davon abgesehen hab ich ehrlich gesagt ein massives Störgefühl, wenn vor allem Männer, die auf Grund eigener Defizite nur eine Frau „bekommen“ konnten, solange diese möglichst wenig rechtliche, politische, ökonomische Unabhängigkeit genossen, eine ultra-patriachale Diktatur wollen, als Beispiel für von der Demokratie abgewandte Gruppen alleinerziehende Mütter herangezogen werden.

Die häufigsten Scheidungsgründe für russische Ehepaare sind die Alkoholsucht des Ehemannes, häusliche Gewalt oder Untreue.
Alleinerziehende Mütter, die entweder sitzen gelassen oder Opfer von Misshandlung wurden, bekommen vom russischen Staat kaum Unterstützung, Schutz oder Anerkennung.
phoenix

Ja, das klingt doch schon wesentlich besser für die alleinerziehende Mutter.

Kurzes Vorwort: Ich schätze es sehr in einer Demokratie zu leben und genieße deren Vorzüge. Aus diesem Grund versuche ich ein Verständnis dafür zu schaffen, warum sich Demokratie für Menschen lohnen muss.

Das ist ein wesentlicher Punkt. Es ist an dieser Stelle also für solche Menschen kein Unterschied zwischen einer Demokratie und einer Diktatur.

Das glaube ich nicht. Dank Biden hat die Konjunktur angezogen und das werden mit Verspätung die Wähler:innen in der Trump Amtszeit mitbekommen. So sehr die Repubikaner der Demokratie in den USA schaden werden, bis das bei den Wähler:innen in der breiten Masse ankommt, wird es dauern.
Es wird auch genügend Profiteuere geben. Die Namenslisten auf der Agenda 2025 z. B.

Mir ist wichtig einfach festzuhalten, dass „Die Demokratie ist toll und man hat in ihr so viele Rechte und Diktatur hat ganz viele Nachteile“ (vereinfacht ausgedrückt) in Amerika nicht funktioniert hat. Die Menschen haben trotzdem Trump gewählt. Und in Deutschland wird es nicht anders sein. Es hilft nicht auf die negativen Folgen einer AfD/Diktatur hinzuweisen, wenn jemand in unserer aktuellen Demokratie abgehängt ist und keine Zukunft mehr für sich sieht.

Das ist nicht besser, aber wenn die alleinerziehende Mutter in der Demokratie keinen Ausweg mehr sieht, wird sie die Diktatur wählen, auch wenn das noch so kontraproduktiv sein wird.

Versetzt Euch einfach mal in die Lage von Personen, die in einer wirklich prekären Situation sind. Demo, Vereine, Meinungsfreiheit, usw. interessiert da nicht. Da ist das Problem wie kann ich genügend Geld zum Leben zusammenkratzen. Und wenn man mal zurückblickt wie sich deren Lage verändert hat:

  • CxU - schlechter
  • FDP - schlechter
  • SPD - macht ein bisschen was, aber Lage wird trotzdem schlechter
  • Grüne - hat in der Ampel auch nichts gebracht
  • Linke - keine Chance, zu klein, zu verstritten
    Die beste Chance an unserem aktuellen System was zu verändern, ist - so schwer es mir fällt das zu sagen - die AfD. Ja, es wird dann gerade für diese Menschen schlimmer. Aber sie werden trotzdem AfD wählen. Auch weil sie die Gefahr gar nicht erkennen, wie auch wenn die Freizeit nicht mal für Tagesschau reicht.
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Du kannst ja nach Studien googeln und du wirst feststellen, dass nicht die Politik sich von den Armen abgewandt hat, sondern die Armen sich davor von der Politik abgewandt haben. Wer nicht wählen geht, kann nicht erwarten, dass er vertreten wird, denn Politiker sind nun mal darauf angewiesen, dass sie auch jemand wählt. Wenn ich aber politisch nicht interessiert bin und meine, die da oben werden schon wissen, was gut ist, dann wird Deutschland von denen regiert, die andere Leute vertreten (die, die wählen gehen) und die, die sich gerne für die anderen eingesetzt hätten, ihre Strategie anpassen müssen, denn sie müssen ja auch gewählt werden, wenn sie etwas umsetzen wollen.

Kann ich auf die schnelle nicht bestätigen.

In dieser Aussage steckt meiner Meinung nach eine Unterstellung und zwar, dass die Nichtwähler nicht politisch interessiert wären. Also, dass sie sich bewußt dazu entscheiden. Das bezweifle ich. Die Menschen, die nicht mal einen Hauptschulabschluss haben, haben nicht den Überblick um was es hier eigentlich geht.

Ich hab das früher auch immer geglaubt. Und dann zugesehen, wie genau diese Menschen die Grünen 2013 nicht gewählt und dafür verspottet haben, dass die eine Wahlkampagne mit Schwerpunkt auf einer sozialen Steuerreform gefahren haben. Die wenigsten AfD-Wähler haben vorher andere Parteien, als die Union gewählt. Die meisten waren Nicht-Wähler und Unionswähler (ja es kamen auch welche von anderen Parteien, aber die mit großem Abstand größten Blöcke kamen daher). Wenn nur die die Partei wählen würden, die tatsächlich Grund hätten, sich materiell zu beklagen, würde ich die Partei auch anders bewerten. Tatsache ist aber, dass eine Bande reicher, korrupter Betrüger und Faschisten sich auf die Suche nach nützlichen Idioten (im ursprünglichen Sinne des Wortes) begeben haben und reichlich Mitläufer gefunden haben. Die aus Enttäuschung über die Union eine Partei wählen, die alles, was man an der Union mit Recht kritisieren könnte, um Größenordnungen schlimmer macht. Wenn die stattdessen alle irgendwas ganz oder teilweise sozialistisches wählen würden, könnte ich das verstehen, aber so… Mir ist ehrlich gesagt auch völlig egal, warum Leute rechtsextrem wählen. Solche Parteien müssen verboten werden und fertig und es müsste mit ganz anderer Klarheit gesellschaftlich etabliert sein, dass man das einfach nicht tut. Kann doch wenigstens in Deutschland nicht so schwer sein, nachdem man unter Führung von rechts-konservativen bis extremen „Eliten“ zwei Weltkriege verloren hat, ein für allemal zu begreifen, dass das nicht akzeptabel ist.

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Ist nicht weniger eine Unterstellung.

Menschen in Armut gehen seltener wählen als Bessergestellte. Gründe dafür gibt es viele und die starten einen Teufelskreis. Denn: Politiker sehen wenig Stimmenpotenzial bei Betroffenen. Dadurch werden ihre Themen aber auch nicht beachtet.
Bundestagswahl: Warum Menschen in Armut seltener wählen · Dlf Nova

In den Achtzigern verteilte sich die Wahlbeteiligung noch relativ gleichmäßig über die verschiedenen sozialen Gruppen. Während damals beispielsweise die Wahlbeteiligung in armen und reichen Stadtteilen nicht weit auseinanderklaffte, wählten 2017 in wohlhabenden Wohngegenden noch immer fast 90 Prozent der Wahlberechtigten, aber in armen Gegenden oft nicht einmal die Hälfte.
Was hat sich seit den 1980ern verändert?
Die älteren Geburtsjahrgänge hatten noch ein stärkeres Pflichtempfinden gegenüber bestimmten Anforderungen. Bei der nachfolgenden Generation ist das nicht mehr so ausgeprägt.
Wahlbeteiligung bei Armen: „Nichtwählen ist ansteckend“ | taz.de

Leute sind also zu Hause geblieben, weil sie es nicht für nötig hielten, ihre Stimme abzugeben (vor allem Unterpriviliegierte)
Darum haben wir nun einen Teufelskreis.
Arme fühlen sich politisch nicht vertreten und gehen entweder gar nicht wählen oder wählen die AFD. Politiker werben derweil immer weniger um ihre Stimmen, da sie in der gesellschaftlichen Mitte wesentlich mehr Potential sehen.

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Da stimme ich Dir voll und ganz zu. Wie das alles angefangen hat, ist ein Henne-Ei-Problem. Die Diskussion dürfte ausarten, ist aber auch nicht so wichtig. Wir haben einfach nicht nur den Bodensatz von 5-10% Rechtsradikalen, sondern auch noch eine ganze Menge weiterer Menschen, die AfD wählen. Ein wesentlicher Grund das diese Menschen AfD wählen, ist aus meiner Sicht, dass sie von der Demokratie enttäuscht wurden.
So sehr ich das AfD wählen verurteile, ich kann nachvollziehen, dass Menschen von der Demokratie enttäuscht sind. Das bin ich auch. Ich bin Vater und bin von daher z. B. was die Kinderbetreuung angeht oder auch wie mit Kindern in Deutschland umgegangen wird, immer wieder enttäuscht. ÖPNV ist das nächste Thema - ohne Auto geht es nicht. Geradezu gravierend ist das beim Gesundheitssystem. Wenn jemand ein echtes gesundheitliches Problem hat, ist ein „Ich habe erst in 3 Monaten einen Termin.“ einfach nicht akzeptabel. Da fragt sich jeder, wofür er Krankenkassenbeiträge zahlt. Missstände dieser Art zu beheben ist aus meiner Sicht einer der besten Hebel gegen die AfD.

Leider kommt jetzt @JohanneSAC mit dem Argument, dass der Großteil der AfD-Wähler:innen gegen ihre Interessen wählt. Dem kann ich nur zustimmen. Leider gilt das auch für den Großteil der Wähler:innen von CxU, SPD und FDP. Also eigentlich von fast allen Wählern. Warum das so ist, frage ich mich auch schon länger und weiß keine einfache Antwort. Medienversagen, mangelndes Verständnis von Politik/Demokratie, Lobbyismus, usw.

Ich verstehe auch nicht, warum das nicht gemacht wird. Eigentlich müsste jede Partei die an einer Wahl hier in Deutschland teilnimmt vor der Wahl vom Verfassungsschutz durchleuchtet werden und zwar vor jeder Wahl wieder. Da gäbe es vermutlich bei einigen Parteien was aufzuräumen.

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Die Frage ist doch, was man von der Politik erwartet.
Es ist immer ein streiten und austarieren von Interessen.
Nehmen wir die Atomkraft und das Tempolimit.
Den meisten dürfte egal sein, wo der Strom aus der Steckdose herkommt, den meisten dürfte auch egal sein, ob die 130, die sie auf der Autobahn fahren, nun die maximal erlaubte Geschwindigkeit ist oder nicht.
Trotzdem können sie sich wunderbar darüber aufregen.
Nehmen wir die Erbschafts- und Vermögenssteuer.
In Bayern war/ist das wirklich Thema.

Freie Wähler: Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Erbschaftssteuer und der Forderung diese abzuschaffen! -
CSU: Söder: Bayern klagt! – CSU

So lange sich Menschen vor den Karren spannen lassen, kann die Politik ja gar nicht anders, als ihnen zu geben, was sie wollen.

Und dann haben wir natürlich die andere Seite.
Den einen etwas geben, bedeutet den anderen etwas wegnehmen.
Dann sind ehemalige Einwanderer plötzlich die größten Asylkritiker und der Mittelstand geht gegen die Bürgergeldempfänger vor. Auch das ist Klassenkampf - und plötzlich wird eine eigentlich humane SPD unwählbar.

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Ich denke viele in unserem Land wissen gar nicht wie gut wir es hier haben. Klar läuft nicht alles perfekt aber uns geht es hier so gut wie kaum wo anders auf der Welt.
Bin schon sehr viel rumgekommen in der Welt und habe sehr viel Elend gesehen, daher kann ich gut wertschätzen was wir hier haben. Aber andere haben diesen weiten Horizont nicht, die fahren dann in den Urlaub nach Mallorca und beschweren sich das das Frühstück im Hotel nicht so ist wie zuhause.
Wenn es dann im eigenen Geldbeutel Einschnitte wie bei VW gefordert gibt, dann schimpft man sofort auf die Politik.
Die Gesellschaft entwickelt sich immer weiter zum Ich zentrierten System und das WIR ist da zweitrangig. Nicht für alle aber für einen Teil. Klar gab es früher auch schon Wahlgeschenke der Parteien aber ich denke das wird in der Zukunft noch mehr kommen, da sich „Politik für den Wähler lohnen muss“. Bissl wie Brot und Spiele. :frowning:

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Genau das! Wenn ich die AfDlinge von heute höre, werden mir die NSDAP-Wähler:innen immer ein bisschen sympathisch, weil die „wenigstens“ echtes Elend und fehlende historische Erfahrung mit Faschismus als Rechtfertigung ins Feld führen konnten.

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Das ist richtig und gleichzeitig ist auch das Gegenteil davon richtig. Viele wissen gar nicht wie schlecht es vielen hier in Deutschland geht. Beides trifft vermutlich überwiegend auf Menschen in der Mitte zu. Was dabei verkannt wird, sind das mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen wird.
Menschen die darauf verweisen wie gut es uns hier geht, meinen i. d. R. finanziell gut und sozial abgesichert. Das ist nicht selbstverständlich und hat man in vielen Ländern der Welt nicht.
Beim Thema wie schlecht es uns geht, ist einmal auch das finanzielle gemeint. Viel des im weltweiten Vergleich hohen Einkommens geht durch hohe Lebenshaltungskosten drauf. Dazu ist das System Deutschland in meinem Empfinden durchaus sehr grausam. Wenn hier jemand sich nicht mehr helfen kann, fällt er einfach durch das Raster. Du kannst Dir kein Auto mehr leisten => keine Teilhabe mehr am sozialen Leben. Du bist krank und hast irgendwas was nicht zu einem ICD Code passt - komm alleine damit klar. Es ist Pandemie und Du hast ein Kind - Komm alleine mit der Betreuung und der Durchseuchung klar. Altenpfleger - klatschen muss reichen. Du bist Ostdeutscher nach der Wende - bau Dir Dein soziales Umfeld mit Vereinen und Dorfgemeinschaft alleine auf. Und das sind nur ein paar Beispiele, um zu verdeutlichen, dass es hier in Deutschland einem inzwischen nicht mehr reichen, aber immer noch wohlhabenden Land eine Menge Menschen gibt, die echte Probleme mit dem Staat bzw. der Gesellschaft haben.

Von daher möchte ich dem „Sind alles verwöhnte Schnösel, die sich nicht so haben sollen“ deutlich widersprechen. Ja die gibt es, aber es gibt auch ganz viele Menschen mit echten, realen Problemen. Diese werden mit so einer Haltung nicht ernst genommen und landen dann da wo sie ernst genommen werden - bei der AfD. Deshalb halte ich hier in der Diskussion auch so dagegen. Wir müssen auch die AfD Wähler und ihre Sorgen ernst nehmen (die Rechtsextremen ausgenommen).

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Das ist nicht ganz richtig, zumindest im Osten stammt auch ein großer Wähleranteil der AfD von der Linkspartei