DB / Erfahrungen mit dem Neun-Euro-Ticket

Hallo,

Ulf nennt zwei für ihn schlimme Beispiele wo das 9€-Ticket nicht gelten soll:

  1. Züge die wie Nahverkehr aussehen („rote Züge auf denen Regio-Bahn steht“), aber von der DB Fernverkehr Ag betrieben werden

und

  1. Züge des Fernverkehrs, die auf bestimmten Teilstrecken für Nahverkehrstickets freigegeben wurden

Zu 2) kenne ich einige Beispiele, vor allem in Regionen mit wenig Bevölkerungsdichte. Aber 1) ist mir vollkommen unbekannt? Gibt es wirklich Züge, die von außen wie andere Nahverkehrszüge aussehen, aber von der DB FV betrieben werden? Ich glaube nämlich nicht.

(Es bleibt zwar der unglückliche Fall, dass einem im DB Navigator dann eine NV Verbindung angezeigt werden könnte mit Fall 2), die man dann nicht nehmen dürfte, aber das Argument, dass der Kunde am Zug Aussehen wissen müsse, ob er den nehmen darf oder nicht, wäre mMn hinfällig)

Besten Gruß
Arne

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Das ist auch mein Stand:
Fall 1) existiert nicht, wer in einen roten Zug steigt kann auch das 9-Euro-Ticket benutzen.
Es gibt genau 9 Verbindungen wie in Fall 2), für die meisten davon ist inzwischen die Nachverkehrsanerkennung nachverhandelt worden, etwa zwischen Konstanz und Böblingen oder Letmathe und Siegen.
D. h. Man muss sich nur Gedanken machen, wenn man mit 9-Euro-Ticket einen weißen IC benutzen will. Diese sind in der App übrigens nicht schwer herauszufinden, auch wenn man sie nicht herausfiltern kann: bei der Zugnummer steht dann nämlich immer ICxxx/RExxx. Dadurch lässt sich erkennen, dass es eben kein normaler Regio ist. In der analogen Fahrplanauskunft ist das auch so.

Also alles kein so großes Problem, wie es von der Lage aufgebraucht wurde.

Viele Grüße
Hedwig

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Das Problem gibt es schon durchaus. Ging ja auch schon durch die Presse.

Hier gibt es einen Artikel mit einer (hoffentlich vollständigen) Liste der Strecken auf denen scheinbar Regionalzüge verkehren, die aber nicht mit 9-Euro-Ticket genutzt werden können:

Gilt zu Beispiel für die Verbindung Berlin → Prenzlau und sieht auf der Seite der deutschen Bahn dann so aus, wenn man Fernzüge als Reisemittel ausschaltet:

Oben rechts steht dann beim Preis der Zusatz „VBB-Tarif“, was normalerweise auch ein sicheres Zeichen ist, dass es sich um ein Regionalzug handelt, da VBB der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg ist. Aber im Text, nach ausklappen, steht dann eben, dass das 9-Euro-Ticket hier nicht gilt. Obwohl der Zug von der Bezeichnung und dem normalen Preis her ein Regional-Express sein soll.

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Ich sehe das Problem nicht darin, dass man nicht herausfinden könnte, in welchem dieser Züge das Ticket nicht gilt, sondern dass es in diesen Zügen nicht gilt. Die Freigabe dieser ICs für den regulären Nahverkehr mach die Bahn ja nicht aus Nettigkeit, sondern irgendein Teil des DB-Konzerns hat dort eine Ausschreibung für Nahverkehrsdienstleistungen gewonnen, und lässt sich von den entsprechenden Bundesländern vermutlich gut dafür bezuschussen, dort die Nahverkehrsstrecke zu bedienen. Ob das nun mit „echten“ Regio-Zügen passiert, oder ob auf minderausgelasteten Strecken der IC die Nahverkehrskunden huckepack nimmt, sollte da keine Rolle spielen. Du betreibst eine Nahverkehrsverbindung also sollte das 9€-Ticket auch da gelten. Die KVG Kleinkleckersdorf kann ja auch nicht einfach aus der Reihe tanzen und sagen auf der Linie 666 zählt das Ticket nicht.

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Wenn @hedwigdashuhn und @ArneM recht haben und es wirklich immer erkennbare ICE usw. sind, die da als Regionalbahnen fahren, dann wird ein halbwegs informierter Bahnfahrer wahrscheinlich erkennen, dass er gerade in einen „Nicht-9-Euro-Regionalzug“ einsteigt.

Aber dafür muss man aber eben erst mal wissen, dass es dieses Problem überhaupt gibt. Ohne die Hinweise jetzt wäre ich auch davon ausgegangen, dass ein Zug, der auf einer Regional-Verbindung verkehrt ein Regionalzug ist und dass das 9 Euro-Ticket gilt.

Insofern ist es schon richtig, dass in den Medien jetzt darauf aufmerksam gemacht wird und es wäre wünschenswert gewesen, dass die Bahn diesen Hinweis selbst liefert oder eben, wie @otzenpunk sagt, das Problem gar nicht erst entstehen lässt.

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Ein Freund von mir hat vor Jahren mal bei der Bahn (Regio) gearbeitet und mir das wie folgt erklärt.

Im ÖPNV bestellt der öffentliche Träger bestimmte Bahnstrecken. Er sagt also, dass auf einer bestimmten Strecke in einer vorgegebenen Taktung Züge mit einer gewissen Kapazität fahren sollen. Das Unternehmen, das diese Ausschreibung gewinnt, bekommt dann die entsprechende Bezahlung vom öffentlichen Träger dafür. (Der bekommt im Gegenzug [anteilig] die Einnahmen aus den Fahrkartenverkäufen.)
Nun ist es auf den betroffenen Strecken wohl so, dass der Träger explizit Fernverkehrszüge ausgeschrieben hatte aus Gründen. Ich kenne da leider keine Details. Das Problem ist nun, dass die Erstattung des Bundes nur für die Nahverkehrsverbünde und Regiogesellschaften gilt, nicht aber für den Fernverkehr. Das wurde, vermutlich wegen Unwissenheit ob der Strukturen, vertraglich ausgeklammert.
Da nun die DB Fernverkehr nicht auf den Kosten sitzen bleiben will, gilt das 9-Euro-Ticket in diesen wenigen Zügen nicht, weil es keine Erstattung vom Bund gibt. Es wäre also ein Minusgeschäft.

Ich hoffe, ich habe das korrekt verstanden und widergegeben.

Aus Kundensicht finde ich das persönlich übrigens auch schlecht. Ich kann anhand der Erklärung aber zumindest nachvollziehen, warum es dazu gekommen ist.

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Man hätte das garnicht erst auf Nahverkehr beschränken sollen.
Man darf in alles einsteigen was fährt und kein ICE ist

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Hast du da Quellen für? Ich habe gerade mal den Text des Bundestagsbeschlusses (Quelle: Drucksache 20/1739 - bundestag.de)
überflogen und nur folgenden Text zur Umsetzung des 9-Euro-Ticket gefunden:

Die Umsetzung des 9-Euro-Tickets erfolgt in der Zuständigkeit der Länder, wobei der Bund die Kosten übernimmt.

Und was die betroffenen Verkehrsmittel angeht, wird immer nur vom „ÖPNV“ gesprochen.
Und ansonsten ist da vor allem die Mittelverteilung der 2,5 Mill. Euro geregelt und halt der übliche Verwaltungskram.

Ich kann also da zumindest nicht erkennen, dass es der Bund war, der die Nutzung von Fernzügen, die als Regionalbahnen fahren, ausgeschlossen hat.

Und so wie du selbst ja geschrieben hast, liegt es in der Zuständigkeit der Verkehrsverbünde und damit der Länder, wer eine bestimmte Strecke bedient und dafür bezahlt wird.

Einfache Faustregel: Roter Zug, ja; weißer Zug: Nein.

Alle Züge des eigenwirtschaftlich verkehrenden DB Fernverkehrs sind weiß mit rotem Streifen; einige wenige davon fahren in Verkehrsverbünden (bezuschusst) und dort gelten auch Nahverkehrsfahrscheine - nur das 9 EUR Ticket nicht. Bitte auch nicht ausprobieren, da zu volle Züge geräumt werden müssen.

Alle roten Züge der DB gehören zur DB Regio AG und fahren fast ausschließlich über Bestellerentgelte (zB Länder) - dort gilt das 9 EUR Ticket.

Gute Fahrt und seid bitte nett zu den Zugbegleiter:innen - für die werden es anstrengende Tage, nicht nur nach Sylt :wink:

Ja, aber alle diese Züge fallen unter die von mir als 2. aufgeführte Kategorie. Dabei handelt es sich um IC(E)-Züge (die auch für den Laien beim Betrachten als „Fernverkehr“ zu erkennen sind). Meine „Kritik“ bezieht eben auf die Aussage von Ulf, dass es Züge gäbe, die wie Nahverkehr aussähen, aber von der DB Fernverkehrs AG betrieben werden. Solche Züge gibt es nicht (zumindest nicht nach meinem Wissen und sowohl @hedwigdashuhn als auch dein Zeitungsartikel bestätigen das).

Ulfs Kritik, dass es diese Züge der zweiten Kategorie gibt, die einem im DB Navigator angezeigt werden bei einer Nahverkehrs suche, man diese aber dann nicht nehmen darf, bleibt zwar bestehen. Aber das Problem wird in meinen Augen viel zu groß aufgebauscht. Es handelt sich hier um eine Anzahl von Verbindungen im einstelligen Bereich, wo es ja anscheinend für einige bereits eine Kulanzregelung gibt, dass das 9-Euro-Ticket dort doch anerkannt wird.

Da hast du natürlich recht, aber das sehe ich eben unter Umständen erst dann, wenn ich am Bahnsteig stehe 3 Minuten bevor der Zug fährt.
Dann muss ich mir in den 3 Minuten erst mal ein neues Ticket für diesen Zug ziehen, das ist auf deutschen Bahnhöfen, die in den nächsten 3 Monaten vielleicht so voll wie noch nie sein werden, gar nicht immer so einfach.

Und selbst wenn, wie du ja zurecht sagst, es nur wenige Verbindungen sind, schafft das aber Unsicherheit.

Ich will da der DB auch nicht unbedingt den schwarzen Peter zuschieben, aber das diese Tatsache nicht von der DB kommuniziert wurde, obwohl ich mal davon ausgehe, dass man sich dem bewusst war, ist nicht optimal gelaufen.

Umso wichtiger, dass es durch die Medien ging.

Das ist natürlich sehr gut. Hast du da eventuell Quellen?

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Naja, ich denke man kann von mündigen Bürgerinnen und Bürgern wohl zumindest eine kurze Information über den Zug vor Abfahrt verlangen - meist muss man ja ohnehin die Abfahrtszeit nachsehen. Tut man das zum Beispiel in der DB Navigator-App, so sind die betreffenden Züge meines Wissens mittlerweile mit einem dicken roten Ausrufezeichen gekennzeichnet. Ein Klick weiter erfolgt dann der Hinweis, dass das 9-Euro-Ticket dort nicht gilt. Es ist also nicht sonderlich schwer, das herauszufinden, und die DB gibt sich schon Mühe, darüber zu informieren. Wer nicht in der Lage oder Willens ist, das wahrzunehmen, der steigt vermutlich auch mit dem 9€-Ticket in einen ICE…

„Die Deutsche Bahn lässt Züge zum einen von DB Regio, zum anderen von DB Fernverkehr betreiben. Die Regionalzüge der DB Regio dürfen mit dem 9-Euro-Ticket genutzt werden. Die Regionalzüge von DB Fernverkehr, die es auch gibt, allerdings nicht. […]“

Quelle: Warum das 9-Euro-Ticket nicht in allen Regionalzügen der Deutschen Bahn gilt

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Das 9 Euro Ticket ist vom Grundgedanke her ein gute Idee!
Nur leider passt die Infrastruktur Der Bahn nicht darauf, dass auf einmal tausende Leute mit dem Zug fahren.
Ich selbst bin Pendler und fahre täglich Zug.
Auf einen Schlag sind die Züge so voll, dass man keinen Platz mehr findet.
Viel mehr müssen die Reisenden die ganze Fahrt stehen.
Ob das eine schöne Reiseerfahrung ist, davon bin ich nicht überzeugt.
Wenn man solche Aktionen plant, wäre es schön wenn die Kapazitäten der Züge auch Zeitgleich erhöht werden.
Ich schaue mir das am Dienstag nochmal an, wenn dass nicht besser wird, steige ich wieder auf mein Auto um.
Ist mir einfach zu stressig mit dieser Maße an Leuten die fast für umsonst fahren und jeden Zug an die Grenzen des machbaren bringen.
An eine Fahrrad Mitnahme ist schon garnicht zu denken.
Sind einige Menschen tierisch sauer auf diese Spielereien.

Mit freundlichen Grüßen

Chris

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Es gibt zu der aktuellen Bahn-Situation einen lesenswerten Artikel von heute Nachmittag, der das Problem treffend beschreibt:

Meine Bahn-Erfahrung ist derzeit so schlecht, dass ich auf ein Auto ausweichen würde, wenn ich denn eins hätte, obwohl ich bisher nie an’s Autofahren gedacht habe. So vollgestopfte Bahnen kenne ich sonst nur aus Paris, die Verspätungen bleiben eher altbekannt.

Ohh, das ist natürlich nicht gut. Mit welchem Verkehrsmittel bis du den (ungefähr) wo unterwegs, wenn man fragen darf, also in welchem Verkehrsverbund?

Es ist Pfingsten. Studis in ganz Deutschland haben eine Woche frei. Natürlich sind die Züge da jetzt noch mal voller als sonst schon. Aber außer Heimfahrten am Freitagnachmittagen dürfte das auf den Pendelverkehr doch jetzt wirklich keine großen Auswirkungen haben, oder? War ja Mittwoch und Donnerstag auch nicht so, oder @Chris2 ?

Hinzu kommt: Bei Zügen gibt es Fahrpläne, und man erwartet (natürlich mit einigem Recht), dass die (einigermaßen) eingehalten werden. Wenn man dagegen mit dem Auto im Stau steht, ist das halt Schicksal, und man kann nix machen.

Du wärst erstaunt, wie prognostizierbar vor allem der übliche Pendlerstau ist.

Wie sollen die Kapazitäten für 3 Monate so stark erhöht werden? Dafür dürfte es weder Material noch Personal geben.

Absolut nicht machbar, zu mal nicht vorhersehbar war wie welche Züge ausgelastet sein könnten. Außerdem würde es verfälschend wirken. Idealerweise kommt nach den 3 Monaten die Tendenz raus, dass viele Menschen umsteigen würden wenn so und so viele Züge fahren. Anschließend wird massiv Geld aus dem Individualverkehr und den Subventionen der Autobranche gezogen um genau diese Hürden zu beseitigen.