Datum des Angriffs auf die Ukraine = Zufall?

Hallo zusammen.

Schon 2017 hat das Nationale Energieversorgungsunternehmen UKRENERGO einen Vertrag zum Beitritt zum Westeuropäischen Verbundnetz ENTSO-E abgeschlossen. Darin war geplant, dass die Ukraine sich bis 2023 vom russischen Stromnetz abkoppelt und sie sich vollständig an das Netz der ENTSO-E anschließt.

Bevor ein Land aber beitreten kann, muss es beweisen, dass es in der Lage ist, einen mehrtägigen Inselbetrieb zu gewährleisten. Inselbetrieb heisst, es bestehen keine Verbindungen ins Ausland und das Land ist in der Lage, sich selbst stabil über einen längeren Zeitraum zu versorgen. Bei der elektrischen Energieversorgung ist die Herausforderung, dass zu jeder Zeit die erzeugte Energiemenge gleich der benötigten Energiemenge ist.

Dieser Stabilitätsversuch war geplant für die Zeit 24.02. - 27.02.2022

Tatsächlich wurde er aber anscheinend schon am 23.02. begonnen. Kurz danach erfolgte der Angriff auf die Ukraine.

Ob die Ukraine sich jetzt noch im Inselbetrieb befindet, weiß ich nicht, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Russland die Ukraine freiwillig wieder zuschaltet.

Im Inselbetrieb steht die Ukraine auf wackeligen Beinen, der Ausfall eines einzigen Kraftwerks kann große Konsequenzen haben (kompletter Blackout).

VG

PS. eine gute Bewertung zum Beitritt der Ukraine zum Netz der ENTSO-E gibt es auch hier: Die Anbindung der Ukraine an Europas Stromsystem - Stiftung Wissenschaft und Politik (swp-berlin.org)

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Sehr interessanter Debattenbeitrag!

Nach kurzer Recherche ergibt sich mir folgendes Bild:

  • Das (nominell) größte ukrainische Kohlekraftwerk (Kraftwerk Wuhlehirsk, 3,6 GW) befindet sich unmittelbar an der Demarkationslinie zu den Volksrepubliken.
  • Das größte ukrainische Atomkraftwerk (Kernkraftwerk Saporischschja, 6 GW) sowie das zweitgrößte ukrainische Kohlekraftwerk (Wärmekraftwerk Saporischschja, 2,8 GW) befinden sich nur etwa 100 km von Melitopol entfernt (was anscheinend heute morgen von Russland erobert wurde).

Am 27.02. gab es eine Anfrage der Ukraine an ENSO-E zu einer Notsynchronisation. Insofern scheint die Ukraine im Moment an westeuropäischen Verbundnetz zu hängen.

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