Das linke Konstrukt, alle wären ständig Opfer der Umstände, und der Rechtsextremismus

Nein. Die Leute die ich kenne die sich teils positiv über die AfD äußern und sogar in Betracht ziehen diese zu wählen sind nicht ungebildet. Ich glaube es ist eher eine psychologische Frage.

Dem würde ich nicht widersprechen. Dazu tragen auch Union, Freie Wähler und teils sogar SPD und Co. bei, wenn man sich der Narrative der AfD bedient.

Deshalb spreche ich ja auch von grob Fahrlässigem verhalten. Ich will lediglich darauf hinaus dass die keineswegs alle die Demokratie abschaffen wollen oder Dinge umgesetzt haben wollen die nicht mit einer Demokratie zu vereinbaren sind, sondern echt dran glauben, dass die AfD sich im Fall der Fälle dann schon demokratisch verhält. Manche glauben das nicht, glauben aber nicht dran, dass die AfD überhaupt in eine Regierung kommt und wollen mit ihrer Stimme Druck auf die anderen Parteien ausüben.
Da sich meine Gespräche aber natürlich innerhalb einer bestimmten Gruppe (Sportverein) begrenzt haben und die Zahl derer auch moderat ist möchte ich natürlich keineswegs behaupten, dass dies auf die Mehrheit der AfD Wähler zutrifft. Aber es gibt eben auch diese Gruppe.

Da gebe ich dir Recht, aber wie gesagt muss man eben differenzieren. Wer die AfD wählt ist aber ja erstmal kein Täter, denn es fehlt ja schonmal ein Tatbestand. Er ist aber auch kein Opfer. Wer Rechtsextreme durch seine Stimme unterstützt ist aber definitiv mitschuldig falls es irgendwann mal zu einem Angriff auf die Demokratie durch diese Partei kommt, egal ob fahrlässig oder gewollt.

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Und Beispiele für Linksautoritarismus wären deiner Meinung nach welche?

Und ist jemand, der Migration begrenzen und steuern will, automatisch ein Rassist? Wo ist die Grenze von legitimer Position, sagen wir maximal rechts, aber noch demokratisch einerseits und undemokratisch andererseits in deiner Definition? Hat Merz sie zum Beispiel schon überschritten?

Damit wäre wohl recht klar Lenin, Stalin, Mao, Pol Pot und co. gemeint - oder auch die RAF in Deutschland. Aber das ist letztlich eine Definitionsfrage von „Links“ und „Rechts“. Wer „Rechts“ als Diktatorisch-Autoritär definiert, für den ist Linksautoritarismus einfach ein Oxymoron.

Mit seinen „kleine Paschas“-Kommentaren hat er jedenfalls die Grenze in’s Rassistische überschritten, aber in der Gesamtbetrachtung ist er noch innerhalb des demokratischen Spektrums.

Die Grenze wird überschritten, wenn die Forderung nach mehr Migrationskontrolle mit rassistischen oder schlicht erlogenen Argumenten vertreten wird (siehe Trump: „Die anderen Staaten leeren ihre Gefängnisse und schicken uns die Leute“, „Vergewaltiger und Mörder“ usw.).

Man kann hier die Migrationskritik der AfD mal der Migrationskritik des BSW gegenüberstellen. Dabei stellt man schnell fest, dass die Migrationskritik des BSW noch recht klar innerhalb des demokratischen Spektrums ist, während die Migrationskritik der AfD sehr deutlich mit rassistischen Untertönen verbreitet wird. Es kommt bei der Frage, ob Migrationskritik „rassistisch“ ist weniger um das Ziel, als viel mehr darum, wie es argumentiert wird, ob man damit gezielt Hass verbreitet und Vorurteile verstärkt, oder eben nicht.

Die Rassismus-Definition von Albert Memmi scheint mir am brauchbarsten. In der Wikipedia wird sie wie folgt zitiert:

Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen[.]

In der letzten Mitte-Studie heißt es außerdem:

Das zentrale Merkmal des Rechtsextremismus ist eine Ideologie der Ungleichwertigkeit […].

Zentrales Element einer rechten Ideologie ist Exklusion, ausgedrückt in abwertenden und ausgrenzenden Einstellungen gegenüber Gruppen, die als »fremd«, »anders« oder »unnormal« markiert und damit als minderwertig und als nicht zugehörig zu einer homogen und exklusiv verstandenen »Volksgemeinschaft« betrachtet werden (vgl. z. B. Pfahl-Traughber 2019a; zur Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung »Gemeinschaftsfremder« im Nationalsozialismus vgl. Wildt 2019). Dies kann als eine Ideologie der Ungleichwertigkeit beschrieben werden, wie sie den Kern der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) bildet (Heitmeyer 2002) […]. Diese zeigt sich im Rassismus, wie er sich in der Abwertung schwarzer, muslimischer und asylsuchender Menschen, Sinti:zze und Rom:nja manifestiert wie auch in der Forderung nach Etabliertenvorrechten; ebenso in Antisemitismus, Sexismus und der Abwertung von LSBTIQ*-Personen […].

Vorurteile werden an den Zeitgeist angepasst, um die Ideologie der Ungleichwertigkeit aufrechtzuerhalten. […]

Durch sogenannte Prozesse der Kulturalisierung und Ethnisierung wird dabei die Zugehörigkeit zur einen oder anderen Gruppe im Sinne von »die Anderen passen nicht zu uns« gesellschaftlich vermittelt und festgeschrieben. […]

Befragte mit einer illiberalen Haltung gegenüber Minderheiten neigen deutlich eher zu rassistischen, antisemitischen, hetero-/sexistischen und klassistischen Abwertungen, wodurch Formen der Entsolidarisierung oder Leugnung von Diskriminierung gegenüber bestimmten Gruppen bereits als Anhaltspunkte für die Ideologie der Ungleichwertigkeit verstanden werden können.

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Ich lese bei dir ne Menge Kritik aber keinen eigenen Ansatz, wie man stattdessen mit den Menschen, die die AfD gewählt haben, umgehen sollte.

Als Konsequenz daraus muss die Brandmauer lückenlos sein.

Im Übrigen verweise ich auf folgende Kolumne:

Grundsätzlich sei noch angemerkt, dass man AfD-Wähler in die Verantwortung für ihre Taten nehmen muss. Das Wählen einer rechtsextremen Partei ist kein Kavaliersdelikt. Daher kann man auch nicht so tun, als wäre es eines.

Ganz interessant war ein Anrufer, der in einer auf Youtube gestellten/übertragenen Call-in-Sendung der ARD darauf bestanden hat, die AfD aus flüchtlings- bzw. migrantenfeindlichen Motiven gewählt zu haben und dass das ja auch wohl für die große Mehrheit gelte. Zuvor war - wieder einmal - darüber räsoniert worden, was denn angeblich die eigentlichen Probleme der AfD-Wähler wären (Stichwort: Opfernarrativ). Man muss diese Wähler in der von ihnen ja immer wieder signalisierten gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit ernst nehmen in dem Sinne, dass sie es auch so meinen.

Das Fettgedruckte, was wegzensiert wurde, ist nichts als eine Beschreibung von Tatsachen.

Mir wird’s hier zu bunt, wenn man nicht einmal gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, die ja empirisch vielfach für AfD-Wähler nachgewiesen ist, anführen und daraus Schlussfolgerungen ziehen darf. Das war’s dann für mich. Angedrohte Sperre und unbelegte Aggressivitätsunterstellung hin oder her. Hier wird jedweder Diskurs durch das Zensieren oder viele Stunden lange Nichtfreischalten abweichender Beiträge verhindert.

Halte davon, was du willst, vielleicht wäre hier mal Selbstreflexion angesagt. Offensichtlich sind hier nur konforme Meinungen wohlgelitten.

Definitiv wird hier mit zweierlei Maß gemessen, ohne dass ich gegen Forumsregeln verstoßen hätte.

Wenn ich z. B. schrieb, dass etwas Quatsch sei, dann wird das umredigiert in „stimmt nicht“, wenn pbf85 schreibt „Das ist natürlich alles Quatsch“, dann bleibt das unbeanstandet stehen.

Ich bin eigentlich nicht geneigt, AfD-Wähler zu verteidigen, aber dieses Wählerbashing geht mir dann doch zu weit. So erreicht man rein gar nichts, sondern erreicht nur „Jetzt-erst-recht“-Reaktionen.

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Die Vorschläge von Stöcker - ich zitiere sie hier noch mal - klingen ja an sich gut. Aber letztlich sagt er ja „nur“: Der politische Diskurs müsste ein ganz anderer sein. Bleibt noch die klitzekleine Frage, wie wir dahinkommen und was Normalsterbliche wie in diesem Forum dafür tun können - zumal ja die Frage war, wie mit AfD-Wählern umzugehen ist, nicht mit Politikern der AfD oder der anderen Parteien, die diesen Diskurs prägen.

Maßnahme eins zur Verkleinerung der AfD lautet daher: Alle demokratischen Parteien müssen sich irreführenden Vereinfachungen und Zweiteilungen konsequent widersetzen. […]
Maßnahme zwei lautet daher: Alle demokratischen Parteien müssen rassistische, also irrationale Positionen und Argumente stets als solche brandmarken und sie selbst meiden. […]
Maßnahme drei lautet deshalb: Alle demokratischen Parteien müssen aufhören, die Themen der AfD ins Zentrum zu stellen. […]
Maßnahme vier lautet deshalb: Alle demokratischen Parteien müssen, statt deren Themen zu übernehmen, die Unglaubwürdigkeit und Heuchelei, die Lügen und Scharlatanerie der AfD ins Zentrum stellen.

Seriously? Die „man darf ja nichts mehr sagen“-Platte von jemand, der gefühlt jeden zweiten Tag einen neuen Thread zum selben Thema aufmacht? Das Argumentationsmuster kommt mir irgendwie bekannt vor…

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Gerade für den fünften Vorschlag sind die Wähler und Sympathisanten der AfD mittlerweile eine zu große Gruppe. Und viele Argumente werden ja nicht nur von AfD sondern auch von Freien Wählern, BSW und Union gebracht. Punkte bei denen 35 % komplett zustimmen würden und weitere 20-30 % zumindest zum Teil eignen sich nicht um diese Leute aus einer Gesellschaft auszuschließen.

Aber ist z.B. Grenzen Dicht und weniger Ausländer wirklich bei allen AfD-Wählern und Anhängern dieser Position ein Selbstzweck?

Wenn jemand die AfD wählt weil er wegen der Probleme an vielen Brennpunkten ein schlechtes Bild von Flüchtlingen hat, weil er gar nicht wahrnimmt, dass bei seinem Heizungsbauer, in der Metzgerei, beim Bäcker etc. mittlerweile viele Flüchtlinge wichtige Kräfte sind, dann könnte ja auch eine Lösung für diese Brennpunkte dazu beitragen weniger Gründe für die AfD zu bieten.

Grenzkontrollen helfen bei diesen Brennpunkten ja ohnehin nicht. Das will die AfD aber ja auch gar nicht, weil sie sich mit einer Lösung der Probleme ja selbst die Gründe sie zu wählen wegnimmt.

Wollen wir also wirklich der AfD die Wähler wegnehmen, dann geht das ohnehin nur bei einem Teil der Wähler und bei denen dann aber nicht über Symbolpolitik bei der man Forderungen der AfD umsetzt, sondern indem man wirkliche Probleme löst. Klappt halt nicht zwischen der Landtagswahl in Sachsen und der in Brandenburg, sondern braucht ein paar Jahre.

Und genau diesen Teil könnte man vielleicht auch abholen indem man eben genau diese Brennpunkte entschärft. Kurzfristig mit Polizeipräsenz etc., aber mittel- bis langfristig vielleicht auch indem man Migranten die hier sind mehr Perspektiven bietet, schnellere Arbeitserlaubnis, mehr Bildungsangebote,

Da steht:

  1. Alle demokratischen Parteien müssen sich irreführenden Vereinfachungen und Zweiteilungen konsequent widersetzen.
  2. Alle demokratischen Parteien müssen rassistische, also irrationale Positionen und Argumente stets als solche brandmarken und sie selbst meiden.
  3. Alle demokratischen Parteien müssen aufhören, die Themen der AfD ins Zentrum zu stellen.

Deine vollständige Ablehnung (Zitat: „Wer dazugehören will, […]“) jener, die die AfD wählen, kann ich da nicht wiederfinden.

Brandmauer gegenüber der AfD und ihren rassistischen Themen: Ja, auf jeden Fall. Aber wir reden hier ja über ihre Wähler. Wenn wir einfach alle, die unsere Vorstellungen von Demokratie, Freiheit und Weltoffenheit ablehnen, dann kann es uns passieren, dass diese Leute immer mehr werden, und dann sind wir irgendwann diejenigen, die in der Minderheit sind.

Daher bin ich eher dafür, den Leuten zu erklären, dass z.B. die Remigration der AfD auch bedeutet, dass aus ländlichen Gegenden die eingewanderten Ärzte weggeschickt werden würden. Und wenn dann jmd. sagt: „Naja die Ärzte dürften ja bleiben“, dann kann man direkt nachfragen, wie gerne derjenige als einzig geduldeter Deutscher im Ausland leben wollen würde. Solche Dialoge muss man dann halt führen.

Und noch ein anderer Punkt:
Als Akademiker, Angestellte von großen Firmen und Stadtbewohner vergisst man, glaube ich, häufig, dass wir permanent von einer weltoffenen, liberalen und demokratischen Gesellschaft profitieren. Aber das geht ja bei weitem nicht allen so.

Zum Beispiel die Weltoffenheit:
Wer studiert hat, der hat ja meistens dort schon viele Menschen aus anderen Ländern kennengelernt oder hat sogar selbst längere Zeit im Ausland gelebt. Aber was ist, ganz platt formuliert, mit dem Schreiner auf dem Dorf, der nach dem Realschulabschluss direkt beim örtlichen Betrieb angefangen hat? Der größte, sichtbare(!) Nutzen von Weltoffenheit ist doch für viele, dass sie sich im Urlaub frei aussuchen können, wo sie am Strand ihren Sonnenbrand bekommen wollen.

Da könnte man mal ansetzen und z.B. ein verpflichtendes europäisches Auslandsjahr für alle Lehrberufe einführen. So etwas Ähnliches gibt es heute zwar schon (Quelle) aber nur auf freiwilliger Basis und man kann sich ja vorstellen, wie oft das von kleinen und mittelständischen Betrieben umgesetzt wird.

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Ich weiß nicht ob noch mehr Pflichten das sind was Leute abholt.

Und Welche Länder erfüllen dann die Pflicht? Wenn jetzt der Niederbayer ein Pflichtjahr 30 km weiter in Österreich macht, dann dürfte sich an dessen Einstellung wenig ändern. Und warum soll das für Lehrberufe gelten, nicht aber für Studenten? Nicht in allen Studiengängen hat man groß Kontakt zu Internationalen Studenten.

Und selbst wenn der Schreinerlehrling jetzt 12 Monate in Spanien lernt glaube ich nicht, dass er deshalb offener für die Aufnahme von Flüchtlingen wird.

Die Mehrheit der AfD-Wähler ist schließlich gar nicht gegen alle Ausländer, denn der lokale „Dönermann“, der Kollege auf der Arbeit und der Nachbar sind schließlich ganz ok. Sie befürworten nur als Antwort auf die wenigen Ausländer die Probleme verursachen Maßnahmen, die letztlich allen Ausländern schaden. Ich glaube nicht, dass diese Einstellung durch ein Jahr im europäischen Ausland groß verändert wird.

Davon abgesehen wäre eine solche Pflicht schon ein massiver Eingriff in das Leben der Auszubildenden.

Ich glaube, dass eine funktionierende Infrastruktur und das Gefühl, sich auch mit kleinerem Geldbeutel bei anstehenden Transformationen oder im Alter auf den Staat verlassen zu können, würden sehr viel mehr ausrichten. Damit meine ich nicht, dass ein funktionierender Sozialstaat per se gegen Rassismus hilft, aber er könnte Leute davon abhalten, eine Partei zu wählen, die nichts anderes im Sinn hat. Das ist schließlich auch ein entscheidender Teil des „dänischen Wegs“, der zurzeit so stark angepriesen wird.

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Glaube ich nur zum Teil. Natürlich würde es der Grundstimmung gut tun, wenn nicht viele Einrichtungen wie Sportstätten, Bäder, Kultureinrichtungen, etc. Jahr für Jahr ums Überleben kämpfen würden, wenn Schulen auch in der Fläche regelmäßig modernisiert werden, wenn wir nicht über marode Brücken reden müssten und der örtliche Bahnhof ein Ort zum Verweilen wäre mit Aufenthaltsraum, Imbiss, Kiosk etc. statt ein Ort an dem ein paar Jugendliche abhängen.

Aber es sind ja weder soziale Themen noch die Infrastruktur die von der AfD thematisiert werden. Die AfD holt ihre Leute mit ganz anderen Themen ab und ich denke bei diesen Themen muss man auch Punkten wenn man die AfD wieder weniger attraktiv machen will.

Hier besteht die Herausforderung darin eben nicht ganz einfach die Forderungen der AfD umzusetzen, sondern mit eigenen Wegen Lösungen schaffen. Z.B. indem Flüchtlinge schneller arbeiten dürfen, besser bei der Arbeitssuche unterstützt werden, mehr Angebote für Sprachförderung bekommen und weniger lang in irgendwelchen Zentren unter sich bleiben müssen.
Indem durch Vorschulpflicht und gezielte Sprachförderung die Problematik der nicht deutsch sprechenden Kinder in Schulen entschärft wird.
Indem man gegen Strategien entwickelt wie man Brennpunkte entschärfen kann.

Ob das signifikant gegen die AfD wirkt kann ich nicht sicher sagen, aber es wären alles Maßnahmen die auch dann sinnvoll wären, wenn sie keine Wirkung gegen die AfD zeigen.

Ich sehe da keinen Widerspruch. Man kann sich ja prima ganz klar von der menschenverachtenden Ideologie der AfD abgrenzen und etwas dafür tun, dass nicht nur die „Grundstimmung“ besser ist, sondern Menschen einfach nicht mehr so anfällig dafür sind, dass eine Partei ihre Ängste mobilisiert. Ist aber eigentlich auch wumpe, ob wir uns da einig sind, denn passieren wird es höchstwahrscheinlich eh nicht.

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Ich möchte hier noch einmal hervorheben, dass es nicht nur die AfD ist, die das Thema Migration bespielt. Ausnahmslos alle Parteien und auch die Medien bespielen das Thema. Und zwar in einer Art und Weise, die Migration, d.h. die Anwesenheit von Ausländern, als Problem darstellt. Die AfD kann die Leute nicht deshalb mit dem Thema für sich gewinnen, weil den Wählern das Thema so wichtig ist. Vielmehr ist es andersherum: Politik und Medien reden dem Wähler ein, dass Thema sei wichtig und die einzige Lösung sei, die Anzahl der Ausländer im Land zu reduzieren. Insofern kann es ein sehr wirksames Mittel gegen die AfD und rechtsextreme Parteiein generell sein, soziale Themen in den Mittelpunkt der Debatte zu stellen. Freilich wird man damit wohl nicht die Stammwählerschaft der AfD zurückgewinnen. Alle anderen Wähler aber kann man so bestimmt zurückgewinnen und die AfD damit dauerhaft zu einer 10-Prozent-Partei machen.

Dafür müssten Politik und Medien zunächst diese Probleme in den Mittelpunkt der Debatte stellen. Davon sehe ich aktuell nichts. Stattdessen wird von allen Parteien die Anwesenheit von Ausländern als Problem ausgemacht. Ich bezweifle aber, dass diese Maßnahmen gegen die AfD wirken, da die meisten AfD nichts von den durch die Umsetzung dieser Maßnahmen herbeigeführten Verbesserungen spüren werden. Anders sähe dies aber wohl bei der Umsetzung sozialer Maßnahmen aus…

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Eine Person wählt die AfD (oder CSU, FW, FDP, auch SPD) mehrenteils in der Hoffnung, davon Verbesserungen der persönlichen Umstände (Familie, Umfeld) zu erlangen. Wie genau diese Person sich ein Parteiprogramm angesehen und wie genau sie die bisherige Politik einer Partei beobachtet hat, und wie es um die Abstraktionsfähigkeit, Projektionsfähigkeit, Frustrationstoleranz, Informationsverarbeitung und noch viel mehr bestellt ist, das geht von nahe 0 bis 100. Was will man da also erwarten und Verantwortung für eine Wahlentscheidung einfordern?

Ich lebe auf dem Land und habe daher den Vorzug, nicht im Saft der eigenen gesellschaftlichen Blase zu schwimmen, sondern eben im häufigen Kontakt mit den Nachbarinnen, Vereinskameraden, Gemeinderätinnen, Bürgermeistern, Landwirten, Handwerkern, tausend teilweise extrem unterschiedliche Sichtweisen auf das Leben in der Gemeinschaft beobachten zu können. Das geht eben von vogelwild bis sehr reflektiert und ehrenwert. Die Gesprächsatmosphären sind entsprechend. Manche reden nur über sich und fragen nie, andere sind begierig, etwas Interessantes, Nachahmenswertes von einer anderen Person zu erfahren.

Ich nehme wahr, dass man in einem bescheidenen Ausmass durchaus Einfluss nehmen kann, somit eine positive Resonanz spürt, vorausgesetzt, man schaut genau hin. Trotzdem ist die politische Ungebildetheit bei einem bedeutenden Prozentsatz erschütternd. Entsprechende Neigung zur AfD (und althergebracht zur CSU hier) wundern mich nicht. Politische Bildung in den Schulen (dauert lange, ich weiss) müsste gewaltig angeschoben werden. Leider haben die Hauptprofiteure von mangelnder politischer Bildung (die Unionsparteien seit jeher) wenig Interesse daran, sie würden ihre Wahlchancen nur verschlechtern. Sie müssten sich halt neu aufstellen, für gemässigt Konservative gäbe es schon was zu tun, (nur nicht für schamlose Politiker wie Söder z.B.)

Unter dem Strich: den Wählern von AfD mit Verantwortung zu kommen, wäre nach meiner Beobachtung hauptsächlich eine Provokation. Nicht mal ein Protestwähler lässt sich sagen, mit seiner Wahl verantwortungslos gehandelt zu haben. Für die eigene Psycho-Hygiene wäre es eine flüchtige Erleichterung. Der mühsame, aber nachhaltige Weg ist, halt doch mit den Leuten langsam ins Gespräch zu kommen, und das geht nicht ohne Respekt.

Das fällt mir noch ein aus einem LdN-Interview: Bürgerräte als Schule für praktisches politisches Denken und Handeln, wäre für mich der Hauptnutzen von Bürgerräten! Strahlt ja auch aus auf Leute, die nicht drin sind oder waren.

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Nicht unbedingt. Manchmal bringt man auf diese Weise auch Leute zum Nachdenken. Auf jeden Fall sollte mittlerweile klar sein, dass Verständnis zeigen genau das Gegenteil bewirkt, Narrative kopieren holt keinen einzigen Wähler zurück, mit ihnen reden hat in Sachsen auch nicht geholfen, sie direkt mit den Folgen auf die Demokratie konfrontieren hat in Brandenburg bei den Demokraten nicht aber bei den AFD-Wählern gezogen.
Wer die AFD aus Protest wählt, darf das. Wer die AFD aus Protest wählt, wenn sie in Umfragen bereits über 20% hat, ist ein Demokratiefeind, das ist einfach so und das muss man den Leuten ins Hirn hämmern, weil sie die Demokratie nicht mehr ernst und schon gar nicht wichtig nehmen.

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Das Problem, dass sich viele nicht genug mit dem politischen System auskennen, sehe ich auch so. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das der Hauptgrund ist für Wähler populistischer Parteien ist.

Man hört da häufig „Die da oben machen eh was sie wollen…“ und so weiter. Das ist zum Teil natürlich verkürzt und polemisch, aber wenn man an Maskenskandale, CumEx-Vertuschung und so weiter denkt, dann muss man irgendwo auch feststellen, dass das Misstrauen in die vorhandenen Parteien auch nicht ganz unbegründet ist.

Natürlich machen AfD und Co da nichts besser, darüber muss man nicht reden. Aber ich habe bei Einigen das Gefühl, dass sie da eh keine wirkliche Hoffnung sehen, sondern nur eine Partei wählen wollen, die den bisherigen Parteien und die bürgerliche Gesellschaft maximal „ärgern“.

Ein Indiz dafür ist mMn das die Werte Union in den drei Landtagswahlen, die gerade stattfanden, so gut wie keine Rolle gespielt hat. Das dürfte vor allem daran liegen, dass diese Partei so wenig in den Medien stattgefunden hat.
Würde man die AfD auch weniger in den Medien adressieren und damit auch weniger Bühne geben, dann würde sie auch deutlich weniger gewählt werden, da bin ich mir sehr sicher.

Die AFD stünde nicht wo sie steht, wenn nicht gebildete und vermögende Leute erstens viel spenden und zweitens viel Know-How zur Verfügung stellen würden.
Die wird man nur nicht vor irgendwelchen Mikrofonen in der Fußgängerzone sehen, sondern die halten sich im Hintergrund.
Sie wissen aber sehr genau, wie unsere Demokratie funktioniert, haben in Sozialkunde aufgepasst und gute Bildung genossen.