Das linke Konstrukt, alle wären ständig Opfer der Umstände, und der Rechtsextremismus

In Bezug auf Rechtsextreme erweist sich das traditionell linke Narrativ, dass das Sein das Bewusstsein bestimme (vgl. Karl Marx) und alle irgendwie ständig Opfer widriger Umstände wären, als fatal.

Denn es suspendiert von jeglicher Verantwortung.

So werden dann AfD-Wähler und andere Rechtsextreme prinzipiell entlastet und entschuldigt, weil sie ja schließlich Opfer wären und sich nur nicht anders zu helfen wissen als Rechtsextreme in die Parlamente zu wählen.

Das fängt bei den existenziell übermäßig unter Druck stehen sollenden Jungwählern an und hört bei den Rentnern, die Opfer einer Veränderung des Straßenbildes (mehr People of Color) wären, noch lange nicht auf.

Von - und ich benutze jetzt mal das böse Wort - Eigenverantwortung keine Spur!

Selbst in die Popkultur sind solche Erzählungen eingesickert. Die Ärzte sangen einst - allerdings ironisch:

Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe […],
Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit.
Du hast nie gelernt, Dich zu artikulieren,
und Deine Eltern hatten niemals für Dich Zeit.

[…]

Weil Du Probleme hast, die keinen interessieren,
weil Du Schiß vorm Schmusen hast, bist Du ein Faschist.
Du mußt deinen Selbsthass, nicht auf andere projizieren,
damit keiner merkt, was für ein lieber Kerl Du bist.

Offenbar ist im Bewusstsein vieler nur das hängen geblieben, aber nicht das A-Wort:

Nach den drei Wahlen in ostdeutschen Bundesländern und zuvor schon bei der Europawahl wurde immer wieder gefragt, was denn die Wähler der rechtsextremen AfD zu Opfern macht - Opfer widriger durch die Politik (arglistig) herbeigeführter Umstände.

Opfernarrative noch und nöcher wurden aufgeboten, um vom Eigentlichen abzulenken, nämlich, dass sich der AfD-Erfolg im Wesentlichen aus Rassismus speist.

Es kann ja nicht sein, was offensichtlich ist, dass Leute schlicht und ergreifend gruppenbezogen menschenfeindlich sind.

Von der Verantwortung ‚der Politik‘ ist immer die Rede, von der Verantwortung der Bürger, keine Faschisten zu wählen, dagegen so gut wie nie.

Wirklich erschreckend ist, dass diese Opfernarrative, die AfDler gerieren sich ja auch ständig als Opfer, inzwischen omnipräsent sind - ganz gleich, ob man nach links, in die Mitte oder nach moderat rechts schaut.

Vom Prinzip Verantwortung (hier in einem anderen Sinne verwendet als von Hans Jonas) hat sich diese Gesellschaft offensichtlich losgesagt.


Hier noch die Ansichten der AfD-Wähler über die Partei:



Soziale Sicherheit als Hauptgrund für die Wahl der rechtsextremen AfD läuft unter ferner liefen.


Die Daten zeigen, dass die AfD primär aufgrund rassistischer Ressentiments gewählt wird.

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Es mag zwar einen gewissen kathartischen Effekt haben, die AfD-Wähler*innen als Arschlöcher zu betiteln, aber bei der Bekämpfung von Rechtsextremismus hilft das eben nicht besonders viel weiter. Wenn man verstehen will, wie Leute zur AfD-Wähler*innen werden, muss man eben an die Ursachen ran.

Das ist noch lange keine Entschuldigung, aber es ist eine notwendige Situationsanalyse. Klar kann man sich hinstellen und sagen „die Leute da sind pfui bäh“ (was sie auch sind). Aber wir wollen ja irgendwann an einen Punkt kommen, wo weniger Menschen AfD wählen.

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An diesen Punkt kommen wir aber nicht in dem wir den Leuten attestieren Opfer irgendwelcher Umstände die sie selbst nicht in der Hand haben zu sein.

Der Rentner der AfD wählt weil er sich gestört fühlt beim Einkaufen im Supermarkt plötzlich viele Sprachen zu hören und viele Menschen zu sehen die noch vor Jahren nicht dort waren ist eben kein Opfer von zu viel Migration sondern er ist höchstens Opfer seiner eigenen Inflexibilität.

Man muss jetzt nicht alle AfD-Wähler beschimpfen, aber man kann ihnen schon klar sagen warum manche ihrer Positionen und damit meist die weshalb sie AfD wählen eben ziemlich arm sind. Führt halt dazu, dass manche im eigenen Umfeld denen man sowas auch schon mal sagt dann Diskussionen fortan meiden.

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@Bent Du forderst wenigstens von mir für so ziemlich jede Aussage einen Beleg/Nachweis. Warum führst du denn keine an?
Als Startlektüre empfehle ich:

Rechtsextremismus Ost und West
„Gerade wenn es um den Rechtsextremismus geht, ist der Fingerzeig auf den Osten für den Westen in mehrfacher Hinsicht recht bequem und willkommen. Er erleichtert es, sich selbst nicht so intensiv mit vor Ort vorhandenem Rassismus und Rechtsextremismus zu beschäftigen“
Ost- und Westdeutschland: So unterscheiden sich rechtsextreme Einstellungen in Ost- und Westdeutschland | ze.tt

Ausserdem würde mich deine Herleitung interessieren, warum 67% der hier lebenden Deutschen mit türkischem Pass Erdogan wählen.

Ich behaupte ganz ohne Nachweis - ob du rechts oder links abdriftest hängt davon ab, wer dich abholt.
Es ist nicht unumkehrbar, sondern lässt sich beeinflussen.

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Die Idee, an die Eigenverantwortung von AfD-Wählern zu appellieren, keine rassistische und faschistische Partei zu wählen, scheitert doch schon deshalb, weil die AfD-Wähler die AfD nicht als rassistisch und faschistisch wahrnehmen. In der von dir verlinkten Befragung geben 83 Prozent der AfD-Wähler an, die AfD stünde in der politischen Mitte und nicht rechts.

Auch die Schlussfolgerung aus der zweiten von dir verlinkten Umfrage, wonach laut Aussagen von AfD-Wählern das Thema soziale Sicherheit keinen großen Stellenwert hat, das Fehlen ebenjener kein Grund für die Wahlentscheidung sein kann, geht fehl. Ich befürchte, hier liegt ein Kausalitätsirrtum vor. Wir reden uns ein, der Wähler würde sich eine Meinung bilden und diese dann an der Wahlurne zur Politik machen. Ergo wählt der rassistische Wähler eine rassistische Partei. Wahrscheinlich ist es aber andersherum. Medien und Politik setzen die Themen, über die die Leute reden. Und aktuell reden Medien und Politik über das Thema Zuwanderung. Und zwar in einer Art und Weise, die Zuwanderung einseitig als Problem darstellt. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Menschen diese Überzeugung übernehmen. Interessanterweise decken sich die Themen, die die AfD-Wähler in der Umfrage als wichtig ansehen, auch mit den aktuellen Schwerpunkten in der medialen und politischen Debatte.

Zuletzt befreit die Idee, an die Eigenverantwortung der Wähler zu appellieren, die Politik aus der Verantwortung. Diese trägt aber mE hauptsächlich dazu bei, dass so gewählt wird. Und das nicht nur durch eine neoliberale Politik, sondern auch durch die o.g. Themensetzung in der öffentlichen Debatte.

Zu guter letzt ist es auch der gesellschaftlichen Linken nicht zu raten, an die Eigenverantwortung zu appellieren. Einerseits, weil es ein liberales Konzept ist und andererseits, weil die gesellschaftliche Linke auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse hinarbeitet und deshalb die aktuellen Verhältnisse zur Grundlage ihrer politischen Forderungen machen muss, d.h. klar als Problem benennen muss.

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Niemand hat behauptet, dass nur der Osten betroffen wäre.

Dennoch gibt es Unterschiede, hier die ganz aktuellen Daten:

Gegenüber den Vorjahren bleibt der generelle Unterschied zwischen Befragten aus Ost- und Westdeutschland unverändert. Dabei geht die Angabe, überwiegend im Osten aufgewachsen zu sein, durchgehend mit häufigerer Zustimmung zum kulturellen (41 zu 28 %) wie auch klassischen Rassismus (19 zu 7 %), zum Antisemitismus (15 zu 8 %), zum Hetero-/Sexismus (15 zu 11 %) und Klassismus (23 zu 16 %) einher.

Im Übrigen habe ich im Ausgangspost Nachweise ergänzt.

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist übrigens ziemlich konstant in der Bevölkerung.

Auf den Erdogan-Whataboutismus, der andernorts schon vielfach erklärt wurde (Aufgabe der Staatsbürgerschaft von Deutsch-Türken usw. usf.) gehe ich jetzt mal nicht weiter ein.

Dann stellte sich immer noch die Frage, warum sich AfD-Wähler von Rechtsextremisten ‚abholen‘ lassen.

In Grenzen. Jedoch kaum, wenn keine therapeutischen Mittel zur Verfügung stehen.

Dass die Wähler sich vielleicht nicht in einem sehr engen Sinne für rassistisch halten oder die rechtsextremistische AfD als Mitte wahrnehmen, sagt nichts über den tatsächlichen Sachverhalt. Wer von Fremdenfeinden umgeben ist, nimmt die eigene Position als Mainstream wahr.

Viele halten sich auch für Demokraten, sind es aber nicht:

„Hier ist damit das Potential für extrem-rechte und neonazistische Parteien, Wähler zu finden, besonders hoch. Jeder zweite wünscht sich eine ‘starke Partei‘, die die ‚Volksgemeinschaft‘ insgesamt verkörpert. Statt pluralistischer Interessensvielfalt wird eine völkische Gemeinschaft gewünscht“, erläuterte Brähler. Decker fügt hinzu: „Unsere Untersuchung zeigt, dass sich derzeit viele Menschen in den ostdeutschen Bundesländern nicht mehr demokratische Teilhabe und Sicherung der demokratischen Grundrechte wünschen, sondern die scheinbare Sicherheit einer autoritären Staatlichkeit.“

Das ist ja auch so, wie etliche Studien zeigen. Beispielhaft nur Folgendes:

Eine neue Studie der Universität Leipzig belegt jetzt einmal mehr das hohe Maß an rechtsextremen und antisemitischen Einstellungen unter AfD-Wählern. Rechtsextremismus, Gewaltbereitschaft, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit und Verschwörungsmentalität – Wähler der AfD zeigen in allen Bereichen antidemokratischer Einstellungen deutlich höhere Zustimmungswerte als die Anhänger anderer Parteien.

Ob diese Leute etwas anderes von sich glauben oder für sich in Anspruch nehmen, ist unerheblich.

Keinswegs. Jeder kann im demokratischen Spektrum zwischen einer Vielzahl an Parteien wählen oder - wenn ihm die bestehenden Parteien (zur Europawahl traten hierzulande annähernd 40 an) allesamt nicht in den Kram passen - eine eigene Partei gründen. Absolut niemand wird genötigt, eine rechtsextreme Partei zu wählen.

PS: Dass gesellschaftliche Eigenverantwortung nicht links sein kann, stimmt nicht (edit Mod.). Dafür gibt es ja den Linksliberalismus.

PPS: Wer bessere wirtschaftliche und soziale Verhältnisse haben will, kann keine ebenso rechtsextreme wie neoliberale Partei wie die AfD wählen.

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Aber genau das ist doch dann das Problem mit dem Appell an die Eigenverantwortung dieser Wähler. Du appellierst an sie, keine rechtsextreme Partei zu wählen. Sie nehmen die AfD nicht als rechtsextrem wahr und können sie guten Gewissens trotz deines Appells wählen.

Naja… also relevant und medial präsent sind nur sechs bis sieben Parteien. Und diese unterscheiden sich größtenteils in gesellschaftspolitischen Themen. In wirtschaftspolitischer Hinsicht vertreten fünf bis sechs dieser Parteien neoliberale Positionen. Vielleicht mit ein wenig unterschiedlicher Gewichtung, aber im Kern kaum Alternativen zueinander.

ME ist Linksliberalismus nicht links, sondern liberal und daher rechts. Aber das ist ein anderes Thema.

Meiner persönlichen Erfahrung nach, ist den AfD-Wählern nicht bewusst, was die AfD für neoliberale Positionen vertritt.

Ich bin nach wie vor nicht überzeugt, hier an die Eigenverantwortung der AfD-Wähler zu appellieren. Wie soll ein solcher Appell eigentlich konkret aussehen? Und was sollen die anderen Parteien bzw. wie als Gesellschaft tun? Uns damit abfinden, dass eben alle AfD-Wähler Rechtsextremisten sind?

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Oha. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Linksautoritarismus ist rechts, wohingegen Linksliberalismus als einziges wirklich links, da emanzipatorisch ist.

In meinen Augen ein erster Schritt sie zumindest so zu nennen.
Dann darf jeder mit sich persönlich ausmachen ob er sich den Schuh anziehen möchte.
Wir haben auch kein Problem dabei, dass Populisten die Grünen und ihre Wähler „Ökofaschisten“ nennen.

Das ist eine problematische Analogie, weil Ökos in aller Regel keine Faschisten sind (auch wenn der Spiritus Rector der AfD Götz Kubitschek auf Ökobauer macht), Wähler der rechtsextremistischen AfD jedoch zum aller größten Teil rechtsextrem.

Ich sehe eher gesellschaftlich das Problem, das wir aktuell immer nach Unterschieden suchen, die wir dann unvereinbar finden und auf die man nur mit Ausgrenzung, Abschiebung, Verbot oder so reagieren kann.

Offensichtlich sind Gemeinsamkeiten keine Grundlage mehr für unsere Demokratie.

So scheint es zumindest.

Ich bleibe da gern Optimist….

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Unterschiede sind ja politisch real. Gäbe es keine Differenzen, bräuchte man keine Demokratie, um über Gegensätze zu verhandeln und Kompromisse auszuhandeln.

Konstitutiver Teil unserer Demokratie ist aber auch eine Verfassung, die grundlegende Rechte etabliert und die Demokratie vor Selbstabschaffung (Weimar lässt grüßen!) schützt.

Es gibt also eine Grenze des Demokratischen.

Abgesehen mal von der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit der AfD, die keine Gemeinsamkeiten mit dem demokratischen Teil der Gesellschaft aufweist, ist die AfD aber noch auf weitere Art und Weise verfassungsfeindlich.

Man kann keinen Verfassungsfeinden die Hand reichen.

Es ist auch völlig logisch, dass man, wenn man gruppenbezogenen Menschenfeinden mit ihrer Ideologie der Ungleichwertigkeit die Hand reicht, allen anderen Mitbürgern, die von diesen Menschenfeinden bedroht werden, gleichzeitig auf die Hand schlägt und ihnen die Unterstützung und Solidarität aufkündigt.

Wer nun - Stichwort Verantwortung (s. o.) - durch Wahl diesen Menschen- und Verfassungsfeinden potenziell zur Macht verhilft, stellt sich selbst außerhalb der Gemeinschaft der Demokraten.

Öh, ich glaube wir reden aneinander vorbei bzw. vielleicht interpretierst du etwas mehr in meine Aussagen als ich. :wink:

Wie gesagt, ich bin absolut bei Dir, das es keine moralische oder sachliche Rechtfertigung dafür gibt, die AfD zu wählen.

Meine letzte Aussage ging eher ins philosophische, also das wir mehr darauf gucken wie wir uns voneinander abgrenzen können anstatt zusammen und gemeinsam für ein gutes Leben aller Menschen zu arbeiten.

Ist für mich halt viel verschwendete Zeit und Energie, die wir an drängenderen Baustellen besser brauchen könnten.

Aber wohl wieder zu optimistisch :woozy_face:

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Wünschbar wäre das, aber es gibt eben auch weitreichende Egoisten.

Mich verwundert immer, dass viele Linke kein Problem damit haben, Egoismus als empirische gesellschaftliche Tatsache anzuerkennen, aber die Realität des Vorhandenseins eines erheblichen Teils Rassisten in der Bevölkerung wird von vielen nicht gleichermaßen eingeräumt.

Noch ein Nachsatz in Sachen Unterschiede. Analyse bedeutet im Wortsinne erst einmal Zergliederung, also das Herausarbeiten von Unterschieden. In der Chemie ist eine Analyse das Aufspalten von Molekülen. Die Synthese ist der konträre Prozess, bei dem neue Moleküle entstehen. Nun weiß man aber, dass sich bestimmte Atome nicht verbinden lassen.

Hierin sehe ich eine Analogie zur demokratischen Gesellschaft. Mit Menschen- und Demokratiefeinden lässt sich nichts verbinden. Es bedarf einer Umwandlung des Ausgangsstoffs in einen Stoff mit anderen Eigenschaften - hier mit anderen Einstellungen. Erst dann ist Verbindung wieder möglich.

Man muss sich schon entscheiden, ob man das Opfernarrativ bezüglich der AfD-Wähler übernimmt und damit den eigentlichen Opfern der Menschenfeindlichkeit der AfD ins Knie tritt oder ob man sich auf die Seite der tatsächlichen Opfer der rechtsextremen AfD stellt.

Also ist es ein Bildungsproblem?

Dem halte ich entgegen, dass in gewissen Kreisen die rechtsextreme AfD soweit normalisiert ist, dass die Wahrnehmung diesbezüglich vollkommen verzerrt ist.

Aber selbst Unwissen ist kein Entschuldigungsgrund.

Mich erstaunt bis entsetzt, dass nicht wenige Leute, die sich links wähnen, die Solidarität mit den alltäglichen Opfern des Rassismus und der sonstigen gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit von AfD und ihren Anhängern vermissen lassen.

Man kann gar nicht mit diesen tatsächlichen Opfern (Migranten und anderen Angehörigen von Minderheiten) solidarisch sein, wenn man die Täter verharmlost und sie zu Opfern stilisiert.

Der Tatbestand, Faschisten zu Macht zu verhelfen, ist in jedem Fall erfüllt.

Man darf auch nicht vergessen, dass jede Stimme für die Rechtsextremen selbigen Geld einbringt, durch das sie ihre Hass-Maschine am Laufen halten und ihre Unterminierung kultureller und zivilgesellschaftlicher Institutionen vorantreiben kann. Usw. usf.

Anbei:

Hier bin ich mir nicht so sicher. Sicher ist der Anteil signifikant, aber viele glauben ja, dass genau die Punkte die für uns die AfD zur rechtsextremen Partei machen nur von Medien und den Altparteien konstruiert sind um die AfD zu diskreditieren, dass Aussagen die belegbar sind wahlweise nicht so gemeint sind oder von jemandem der nicht der Linie der Partei entspricht gesagt wurden.

Das ist natürlich alles Quatsch, aber ich würde nicht soweit gehen, dass die alle rechtsextrem sind.
Das soll keine Verteidigung dieser Menschen sein, weil ich deren Verhalten naiv und grob fahrlässig finde.

Ich denke daher, dass es durchaus bei manchen Früchte tragen kann weniger über bestimmte Themen zu streiten als vielmehr gemeinsame Ziele zu betonen.

So könnten z.B. auch linke Parteien klar betonen, dass man die Zustände an bestimmten Brennpunkten ändern möchte und damit die Diskussion in eine zielführende Richtung verlagern statt eine Diskussion pro und Kontra von Migration zu führen.

Nein. Die Leute die ich kenne die sich teils positiv über die AfD äußern und sogar in Betracht ziehen diese zu wählen sind nicht ungebildet. Ich glaube es ist eher eine psychologische Frage.

Dem würde ich nicht widersprechen. Dazu tragen auch Union, Freie Wähler und teils sogar SPD und Co. bei, wenn man sich der Narrative der AfD bedient.

Deshalb spreche ich ja auch von grob Fahrlässigem verhalten. Ich will lediglich darauf hinaus dass die keineswegs alle die Demokratie abschaffen wollen oder Dinge umgesetzt haben wollen die nicht mit einer Demokratie zu vereinbaren sind, sondern echt dran glauben, dass die AfD sich im Fall der Fälle dann schon demokratisch verhält. Manche glauben das nicht, glauben aber nicht dran, dass die AfD überhaupt in eine Regierung kommt und wollen mit ihrer Stimme Druck auf die anderen Parteien ausüben.
Da sich meine Gespräche aber natürlich innerhalb einer bestimmten Gruppe (Sportverein) begrenzt haben und die Zahl derer auch moderat ist möchte ich natürlich keineswegs behaupten, dass dies auf die Mehrheit der AfD Wähler zutrifft. Aber es gibt eben auch diese Gruppe.

Da gebe ich dir Recht, aber wie gesagt muss man eben differenzieren. Wer die AfD wählt ist aber ja erstmal kein Täter, denn es fehlt ja schonmal ein Tatbestand. Er ist aber auch kein Opfer. Wer Rechtsextreme durch seine Stimme unterstützt ist aber definitiv mitschuldig falls es irgendwann mal zu einem Angriff auf die Demokratie durch diese Partei kommt, egal ob fahrlässig oder gewollt.

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Und Beispiele für Linksautoritarismus wären deiner Meinung nach welche?

Und ist jemand, der Migration begrenzen und steuern will, automatisch ein Rassist? Wo ist die Grenze von legitimer Position, sagen wir maximal rechts, aber noch demokratisch einerseits und undemokratisch andererseits in deiner Definition? Hat Merz sie zum Beispiel schon überschritten?

Damit wäre wohl recht klar Lenin, Stalin, Mao, Pol Pot und co. gemeint - oder auch die RAF in Deutschland. Aber das ist letztlich eine Definitionsfrage von „Links“ und „Rechts“. Wer „Rechts“ als Diktatorisch-Autoritär definiert, für den ist Linksautoritarismus einfach ein Oxymoron.

Mit seinen „kleine Paschas“-Kommentaren hat er jedenfalls die Grenze in’s Rassistische überschritten, aber in der Gesamtbetrachtung ist er noch innerhalb des demokratischen Spektrums.

Die Grenze wird überschritten, wenn die Forderung nach mehr Migrationskontrolle mit rassistischen oder schlicht erlogenen Argumenten vertreten wird (siehe Trump: „Die anderen Staaten leeren ihre Gefängnisse und schicken uns die Leute“, „Vergewaltiger und Mörder“ usw.).

Man kann hier die Migrationskritik der AfD mal der Migrationskritik des BSW gegenüberstellen. Dabei stellt man schnell fest, dass die Migrationskritik des BSW noch recht klar innerhalb des demokratischen Spektrums ist, während die Migrationskritik der AfD sehr deutlich mit rassistischen Untertönen verbreitet wird. Es kommt bei der Frage, ob Migrationskritik „rassistisch“ ist weniger um das Ziel, als viel mehr darum, wie es argumentiert wird, ob man damit gezielt Hass verbreitet und Vorurteile verstärkt, oder eben nicht.

Die Rassismus-Definition von Albert Memmi scheint mir am brauchbarsten. In der Wikipedia wird sie wie folgt zitiert:

Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen[.]

In der letzten Mitte-Studie heißt es außerdem:

Das zentrale Merkmal des Rechtsextremismus ist eine Ideologie der Ungleichwertigkeit […].

Zentrales Element einer rechten Ideologie ist Exklusion, ausgedrückt in abwertenden und ausgrenzenden Einstellungen gegenüber Gruppen, die als »fremd«, »anders« oder »unnormal« markiert und damit als minderwertig und als nicht zugehörig zu einer homogen und exklusiv verstandenen »Volksgemeinschaft« betrachtet werden (vgl. z. B. Pfahl-Traughber 2019a; zur Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung »Gemeinschaftsfremder« im Nationalsozialismus vgl. Wildt 2019). Dies kann als eine Ideologie der Ungleichwertigkeit beschrieben werden, wie sie den Kern der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) bildet (Heitmeyer 2002) […]. Diese zeigt sich im Rassismus, wie er sich in der Abwertung schwarzer, muslimischer und asylsuchender Menschen, Sinti:zze und Rom:nja manifestiert wie auch in der Forderung nach Etabliertenvorrechten; ebenso in Antisemitismus, Sexismus und der Abwertung von LSBTIQ*-Personen […].

Vorurteile werden an den Zeitgeist angepasst, um die Ideologie der Ungleichwertigkeit aufrechtzuerhalten. […]

Durch sogenannte Prozesse der Kulturalisierung und Ethnisierung wird dabei die Zugehörigkeit zur einen oder anderen Gruppe im Sinne von »die Anderen passen nicht zu uns« gesellschaftlich vermittelt und festgeschrieben. […]

Befragte mit einer illiberalen Haltung gegenüber Minderheiten neigen deutlich eher zu rassistischen, antisemitischen, hetero-/sexistischen und klassistischen Abwertungen, wodurch Formen der Entsolidarisierung oder Leugnung von Diskriminierung gegenüber bestimmten Gruppen bereits als Anhaltspunkte für die Ideologie der Ungleichwertigkeit verstanden werden können.

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