Das EFH und seine Kosten

Hi @pbf85 !

Ich fasse den Begriff Infrastruktur recht weit. Das ist einerseits technische Infrastruktur, wie Straßen, Wasser- und Stromleitungen, Kanal und so weiter. Andrerseits aber auch soziale Infrastruktur, wie Bildungseinrichtungen, Krankenversorgung, Einsatzkräfte, Essen auf Rädern, etc.

Bäder sind ein super Beispiel. Der Zuzug erhöht die Gästezahlen eben oft nicht, da die EFH Bewohner selber einen Pool haben, damit ist das Freibad nur noch schwer politisch zu argumentieren und wenn sich jetzt ein Loch im Gemeindebudget auftut, ist das Freibad eine der ersten öffentlichen Einrichtungen, die geschlossen werden, weil keine Gemeinde dazu verpflichtet ist, ein solches zu führen. Daher sterben in Deutschland auch mehr und mehr die Bäder: Artikel.

Klar könnten die Kommunen den Hebesatz anpassen - aber wie attraktiv ist das? Und wer zwingt sie dazu, wenn man doch auch Geld aus anderen Finanztöpfen bekommen kann. Ist doch viel praktischer, wenn andere für die eigene Infrastruktur zahlen, als man selber.

Ich hatte eher gehofft, dass sich Ulf und Philip einmal mit der Situation auseinandersetzen. Bei ihnen wird das EFH eben oft nicht als kostenintensive Wohnform dargestellt, die sie ist, sondern ganz neutral bis wünschenswert.
Ich kann die persönliche Entscheidung einzelner total nachvollziehen, @Hzz . Vor allem, wenn man einen großem Teil der Kosten ohnedies schon über seine Steuern tragen muss, warum solle man dann nicht auch die Früchte davon ernten wollen. Man wäre ja dumm, für etwas zu zahlen, aber dann den Nutzen nicht zu genießen.
Gesellschaftlich ist es aber eine Fehlentwicklung, jedes EFH eine mittlere Katastrophe. Ökonomisch, sozial, wie auch ökologisch. Also eigentlich nichts, was der Staat fördern sollte…
Lieben Gruß
Andreas

Dass es das Bädersterben gibt stelle ich nicht in Frage, aber dass das mit EFH verbunden ist halte ich für eine nicht belegte These, die ich grundsätzlich in Frage stelle. Die Neubaugebiete die ich kenne haben eine Quote von Pools von weit unter 10%.

In den Großstädten platzen dafür die Freibäder aus allen Nähten und die Leute mit Auto fahren oftmals raus in die Vororte und teils sogar noch weiter um in ruhigere Bäder auszuweichen.

Ein Ausbau der Infrastruktur in den Städten wäre also ebenso nötig, wenn wir sagen aus Kosteffizienz wollen wir die Infrastruktur im ländlichen Raum nicht erhalten. Und dann kommt aber auch die Problematik Platz. Denn in den Großstädten ist Platz für Ausbau oder Neubau in der Regel nicht vorhanden.

Ich finde vielmehr sollten die kleineren Städte wieder attraktiver gemacht werden, auch durch Dezentralisierung der Verwaltung. Denn in der Regel gibt es dort neben grundlegenden Dingen für Freizeit auch diverse Schulen und auch Wohnraum. Ein Fokus immer weiter auf Städte größer als 50k oder gar größer als 100k finde ich da keineswegs nachhaltig.
Das Ausweisen von immer neuen Gebieten für EFH während in den Ortskernen selbst oftmals viele Häuser leer stehen und verfallen halte ich aber auch für eine falsche Entwicklung.

Gemeinden die finanziell schlecht dastehen und auf Hilfe durch Stabilisierungsgelder angewiesen sind müssen bei uns (Bayern) die Hebesätze meines Wissens auf einem Mindestniveau haben.
Und da diese externen Gelder für finanzschwache Gemeinden an Bedingungen geknüpft sind, insbesondere bestimmte Ausgaben untersagen ist es für die Gemeinde sehr wohl attraktiver sich möglichst weit selbst zu finanzieren und nur die normalen Fördergelder anzuzapfen, nicht aber Stabilisierungshilfen.

Hi @pbf85 !

Genau das ist der Punkt. Wir können entweder Infrastruktur in der Fläche ausbauen, mit dem entsprechend niedrigem Nutzungsgrad, oder eben in zentraler Lage mit hohem Nutzungsgrad. Aber das Geld ist halt nur einmal da.

In den Städten kann man allerdings ÖPNV so ausbauen, dass auch Bademöglichkeiten an der Peripherie gut erreichbar werden. Dafür braucht es aber halt Geld. Geld das derzeit in Infrastruktur in der Fläche gesteckt wird.

Die Grundsteuer wird in Bayern ab 2025 nur noch von der Fläche abhängig sein. Aber maßgeblich eben von der Wohnfläche (50¢), weniger von der Grundstücksfläche(4¢).

Steht auf einem 100m² Grundstück in zentraler Lage mit 2,5 Wohngeschossen und einer Gewerbefläche im Erdgeschoss beträgt der Äquivalenzbetrag 179€ und zusätzlich noch die Gewerbesteuer des Betriebs im Erdgeschoss. Die Straßenfront sind ca. 10m.

Das 140m² Reihenhaus steht allerdings auf einem 800m² Grundstück. Der Äquivalenzbetrag sind also 102€, Gewerbesteuer gibt es keine. Dafür aber ca. 20m Straße.

Die Bewohner des Stadthauses zahlen also 3,5 mal so viel pro Meter Straße (Gewerbesteuer lassen wir mal weg), wie jene des Einfamilienhauses. Weil der Hebesatz ist ja innerhalb der Kommune für alle gleich. Und das, obwohl die weniger dichte Bauweise eben auch bei viele andere Infrastruktur teurer macht. Wie erklären Sie das denn den Leuten?

In anderen Bundesländern wird die Grundsteuer auch noch von der Bewertung der Immobilie abhängig sein. Da Bodenpreise im Kern meist höher sind, kommt es da dann noch mehr zu Verschiebungen zu Ungunsten zentraler Wohnlagen.

Wie soll da ein Anreiz zur mehr Verdichtung entstehen? Durchaus auch in kleineren Städten. Das funktioniert doch schon innerhalb einer Kommune nicht. Wenn jetzt aber strukturschwache Kommunen auch noch mit top Infrastruktur ausgestattet werden sollen, wo kommt da das Geld her?

Liebe Grüße!

Auf dem Land (aka Kleinstädte) ist diese Infrastruktur aber da und muss nur erhalten werden. In den Städten zusätzlich gebaut werden. Ich sehe den ökologischen wie volkswirtschaftlichen Nutzen diese Kleinstädte aufzugeben nicht.

Wenn wir mit Phantasiezahlen rechnen, dann können wir aufhören zu diskutieren!

Ein Reihenmittelhaus mit 140 qm steht in der Regel auf einem Grundstück zwischen 180qm und maximal 300 qm. Reiheneckhäuser haben meist eine etwas größere Grundstückfläche von 250 bis 400 qm.

Bei mir sind es übrigens genau 6,3 Meter Straße. Und die Straße wo auch Gewerbeeinheiten sind ist dafür deutlich breiter als die Spielstraße, weil sie ja auch für mehr Anwohner ausgelegt ist. Das kann aber natürlich in modernen Städten mit autofreien Quartieren etwas anders gehandhabt werden.
In der Anliegenden Straße mit Miethäusern mit Gewerbeeinheiten stehen diese übrigens zu 40% leer. Der Nutzen hier noch mehr Gewerbeeinheiten zu bauen wäre also Null Komma Null.

Selbst freistehende Einfamilienhäuser werden in den Neubaugebieten bei uns in der Gegend auf Grundstücke gestellt die kleiner als 800qm sind (meist ca. 600). In der Großstadt werden solche aber gar nicht mehr ausgewiesen, nichtmal in Randlagen. Was es in diesen Randlagen noch gibt sind Reihenhaussiedlungen.

Anreiz zu Verdichtung könnte z.B. durch Bebauungsplan entstehen. Wenn heute ein altes Haus auf einem Grundstück abgerissen wird, dann kann es Vorgaben zur Bebauung geben. So ist dort wo ich aufgewachsen habe z.B. üblich, dass auf Grundstücken von EFH heute entweder Doppelhäuser gebaut werden oder ein kleines Mehrfamilienhaus (ab 3 Parteien auf drei Stöcken)

Wer fordert denn das? Es geht doch vorwiegend darum auch die Kleinstädte zu erhalten und niemand zieht in eine Kleinstadt um dort dann in einem 8-stöckigen Mehrfamilienhaus ohne Garten mit Gewerbeeinheit im Erdgeschoss zu wohnen.
Also müssen Kleinstädte eben vorwiegend so planen, dass sich andere Zielgruppen ansiedeln, z.B. Leute die einen Garten wollen.

Ich bin absolut dagegen heute noch auf der grünen Wiese große Neubausiedlungen auszuweisen (habe ich das vielleicht schon mal gesagt), aber letztlich die Kleinstädte komplett in Frage zu stellen zugunsten der großen Städte ist für mich kein Nachhaltiges Denken.

Denn auch neue Freibäder, Turnhallen, Fitnessstudios, Sportplätze etc. in der Peripherie der Großstädte brauchen Flächen. Und je mehr die Kleinstädte ausbluten, desto mehr wird sich auch die Industrie in diese Großsstädte verlagern mit entsprechendem Flächenbedarf.

Es werden also existierende Gebäude aufgegeben um an neuer Stelle neu errichtet zu werden. Das ist für mich nicht das was ich unter Nachhaltigkeit verstehe. Ich plädiere ja nicht für die Neuerrichtung von Städten auf dem Land sondern für den Erhalt der bereits gegebenen Infrastruktur.

Z.B. in meiner Geburtsstadt sind die Schulen mit sinkenden Schülerzahlen konfrontiert. Dort wo ich heute wohne platzen die Schulen dafür aus allen Nähten. Plätze an Gymnasien sind Glückssache und oft am anderen Ende der Großstadt. Was bringt es denn so zu planen, dass die Firmen und Einwohner aus der Kleinstadt jetzt auch noch alle in die Großstadt gehen? Vor allem gibt es im Umkreis von 100 km ja nicht nur eine solche Kleinstadt sondern Dutzende.

Hallo @pbf85 !

Das kostet aber Geld, das die Gemeinde nicht hat und damit müssen das andere Gemeinden erwirtschaften - klingt irgendwie nicht fair. Diese Infrastruktur produziert dann auch eine Menge Verkehr, der wiederum maßgeblich mit dem PKW bewältigt wird und auch wieder Ressourcen braucht. Insgesamt ist es dann volkswirtschaftlich sinnvoller, ineffiziente Infrastruktur mit hohem Ressurcenverbrauch abzubauen.

Wie gesagt, Kleinstädte sind nicht das Problem. Städte wie Füssen sind gut öffentlich angebunden und dort kann man nachverdichten. Dann geht es denen auch finanziell wieder besser.
Von dort habe ich auch meine Zahlen. Wollte extra so wenig wie möglich würfeln, damit das so realistisch wie möglich ist. Es ging um freistehende EFH und da gibt es einige, die auf solchen Grundstücken stehen. Wir können also ruhig weiter diskutieren, das sind keine Phantasiezahlen. :wink:

Natürlich kann man über den Bebauungsplan eingreifen. Das ist dann aber erstens wieder „Zwang“ und zweitens führt das nicht dazu, dass Menschen die weniger Infrastruktur brauchen auch weniger bezahlen. Die Wohnungsbewohner finanzieren dann immer noch die Infrastruktur der EFH mit, es können sich nur weniger Menschen ein Haus leisten. Also tendenziell eine Verteilung von Arm zu Reich.

Nun ja, das war quasi die paraphrasierte Reaktion von Ulf und Philip auf die Studie „Geld für Infrastruktur senkt Stimmenanteile von Rechtspopulisten“. Man müsse schauen, dass die Infrastruktur in strukturschwachen Gegenden passt, damit die Leute nicht Rechtsextrem wählen. Nur woher nimmt man das Geld? Womit rechtfertigt man, dass das nicht in überlaufene Schulen in den Städten geht?

Wenn die Zielgruppe bereit ist, das zu zahlen, sehe ich kein Problem. Aber das kostet halt viel mehr, als im mehrgeschossigen Wohnbau und das muss sich daher eben auch in den Abgaben jener widerspiegeln, die so wohnen wollen. Sonst ist das schlicht unfair.

Warum sollten Menschen in Kleinstädten nicht in Mehrfamilienhäusern wohnen die eine Gewerbeeinheit im Erdgeschoss und damit fußläufige Nahversorgung bieten? Die müssen nicht achtstöckig sein (wäre denke ich auch eher teuer) aber drei bis vier Stockwerke sind schon drinnen. Nein, da hat dann nicht jeder einen Garten, aber dafür auch wieder fußläufig einen Park oder sogar etwas Natur. Das war es, wie wir Kleinstädte seit Jahrhunderten gebaut haben.

Niemand hat Kleinstädte in Frage gestellt, sondern ich stelle in Frage, in wie fern sich Bewohner von EFH stärker an den Kosten beteiligen müssen, die sie verursachen. Ja, Reihenhäuser machen es ein bisserl besser, aber Fussläufigkeit ist auch mit dieser Siedlungsform schwierig zu bekommen. Mit der Fussläufigkeit kommt aber eben auch die Erdgeschosszone, der soziale Kontakt, Cafés - schlicht Lebensqualität. Ohne ständig auch noch Fläche für jene einzuplanen, die im EFH wohnen und daher nur mit dem Auto irgendwo hin kommen.

Die Firmen gehen deswegen in die Großstadt, weil sie dort auf einen größeren Pool Mitarbeiter, Kunden, Dienstleister, Zulieferer, etc. zurück greifen können. Das kann die Fläche nicht bieten, ist aber von Wettbewerbsvorteil. Das hat wenig mit Planung zu tun, sondern eben mit Wirtschaftlichkeit.

Die Infrastruktur ist und wird überall kaputt gespart. Stadt gegen Land auszuspielen, erscheint mir kontraproduktiv.
Woher Geld nehmen?
Investitionensgesellschaft mit Sondervermögen = Planbarkeit über längere Zeiträume
und natürlich eine Erbschaftssteuer, die den Namen verdient.

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Auch Kleinstädte haben einen Geldstrom von außen nötig. Sie dienen aber auch wieder den Großstädtern zur Naherholung, etwa als Ausgangspunkt für Ausflüge.
Wie gesagt sind die Siedlungen auf der grünen Wiese nicht das was ich verteidige.

Du schriebst aber „Reihenhaus“, deswegen meine Reaktion. Aber selbst freistehende Häuser haben aktuell im Schnitt weniger als 800 qm Grunstück oder Grundstücke die oft so geschnitten sind, dass große Häuser ohnehin keinen Platz fänden, z.B. spitz zulaufend.

Eine Wohnraumpolitik muss natürlich auch Nachfrageorientiert sein. Gerade im Ländlichen Raum haben wir ja ohnehin erheblich mit einem Rechtsruck zu kämpfen. Und da die Bewohner von EFH (Egal ob Reihenhaus oder freistehend) im Schnitt wohl mehr verdienen als die Bewohner der Platte würde ich das mit der Verteilung von Arm zu Reich dann doch etwas relativieren. Denn Steuern sind nicht Zweckgebunden und somit ist auch das Gesamtaufkommen entscheidend, nicht vorrangig über welche Art sie reinkommen.

Wenn ich mich richtig erinnere ging es bei der Studie vorrangig um die Länder der EU-Osterweiterung. Das ist dann doch nochmal eine ganz andere Ausgangslage als Deutschland oder Österreich. Wenn ich mir das Erzgebirge ansehe, mit der aktuellen Infrastruktur auch in Kleinstädten, dann sehe ich da tatsächlich keinen großen Hebel mehr um den Rechtsruck umzukehren.

Das tun sie doch. Wie gesagt darf man nicht die Grundsteuer als alleinige Einnahme sehen.

Ich wohne in einem Reihenmittelhaus in einer Randlage einer Großstadt (Trabantenstadt) und bei uns gibt es neben vielen Reihenhäusern auch MFHund wenige hundert Meter entfernt nur noch mehrgeschossige MFH. In diesen ist in den Erdgeschossen weitgehend Leerstand. Es gibt zum Glück noch eine Pizzeria, aber sonst nur Paketshops und Versicherungsagenturen.

Fußläufigkeit bzw. schnelle Erreichbarkeit mit dem Fahrrad sehe ich bei uns aber als völlig gegeben an.

Zulieferer sind selten vor Ort, alleine wegen der Vielzahl der Zulieferer. Die sind nämlich oft am Land. Handwerker in der Stadt finden aktuell kaum Räumlichkeiten. Deren Fahrzeuge müssen in der Regel im öffentlichen Raum parken.
Mitarbeiter fordern heute vermehrt Homeoffice weil sie die Kosten der Lebenshaltung in den Großstädten nicht mehr zahlen wollen. Und kleinere bis mittelständische Betriebe haben Probleme sich in Großstädten entsprechende Räumlichkeiten leisten zu können.

Was den Fokus auf die großen Städte angeht sehe ich einen Peak erreicht oder gar überschritten. Viel Abbau an Produktionskapazität in Kleineren Städten war auch eine Folge, dass kleinere Firmen von großen aufgekauft wurden und deren Verwaltung in die Zentrale geholt wurde, evtl. nach einigen Jahren auch das Werk geschlossen wurde.

Wir sind aber auch in den großen Städten über den Punkt hinaus wo man einfach nahe der Wohnungen eine Fabrik bauen kann. Dies müsste auch wieder außerhalb auf der grünen Wiese passieren. Mit Mitarbeitern die dann zur Rushhour diagonal durch die Stadt müssen. Denn selbst wenn innerstädtisch Flächen frei werden (z.B. durch Betriebe die aufgeben), dann wird diese Fläche dringend für andere Dinge gebraucht.

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Ich denke freistehende Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften sollte in der gleichen Kategorie geführt werden da sie sich tatsächlich relativ wenig nehmen was Platzverbrauch angeht, während Reihenhäuser durchaus gut in urbane Fabrik passen und sich mit denen teils sehr hohe Einwohnerdichten erreichen lassen. Ob man deutsche Städte jetzt wie Londoner Boroughs bauen muss, ist eine andere Frage, aber Reihenhäuser, auch Einfamilienreihenhäuser lassen sich durchaus in urbanes Gewebe einarbeiten, ohne dass es die Identität oder die infrastrukturellen Vorteile dieses verliert.

Man schaue sich nur mal Vauban in Freiburg an, welches als suburbane Stadterweiterung leider immer noch europaweit einzigartig ist. Die ganze Straße hier ist vornehmlich mit Reihenhäusern bebaut, obwohl man fairerweise hervorheben muss, dass die meisten immer noch Zweiparteien-Häuser sind. Dennoch erreicht das gesamte Viertel eine Einwohnerdichte von deutlich über 13.000 Einwohner/km², was über der vieler berliner Viertel und nur knapp unter der von Kreuzberg liegt.

Auch in klassische Blockrandbebauung lassen sich Reihenhäuser durchaus einarbeiten. Man schaue sich dieses Projekt in Hamburg an. Auf Bild 2 sieht man Wohnungen, die zwischen den beiden Unterführungen zum Hof befinden. Bei denen handelt es sich in der Form um 3 dünne Reihenhäuser, wie man auch dem Etagenplan entnehmen kann. Nur zur Demonstration, wie unsichtbar sich verschiedene Wohnungsformen mit einander kombinieren lassen.

Hi @Margarete ,
wer spielt Stadt gegen Land aus?

Auch eine Erbschaftssteuer hilft nicht dabei, die wachsende Infrastruktur einzudämmen. Wir strecken damit nur den Zeitraum, bis uns das Ding auf den Kopf fällt, weil wir kurzfristig mehr Geld zur Verfügung haben. Aber irgendwann ist keiner mehr da, der die Rechnung der anderen bezahlt und dann hat man immer noch eine Infrastruktur in der Fläche, die das mehrfache dessen kostet, was sie in zentraler Lage kosten würde - mit dem gleichen oder sogar höheren Nutzen.

Ich bin definitiv für eine Erbschaftssteuer. Die Konzentration hoher Vermögen bei einigen wenigen ist ein demokratiepolitisches Problem, da Geld eben Macht bedeutet.

Aber sie löst nicht das Problem, dass wir in der Gestaltung des Raums die falschen Anreize setzen. Wir belohnen nicht jene, die möglichst sparsam mit Infrastruktur umgehen, sondern diejenigen, die ganz viel davon brauchen. Das wird so nicht ewig funktionieren.

Lieben Gruß
Andreas

Wenn es um die Bebauung von Einzelgrundstücken geht wäre die DHH gegenüber dem EFH schon ein großer Fortschritt. Und gerade in den Kleinstädten gibt es diese Einzelgrundtücke noch oft zu Genüge. Allerdings gehören die oft Leuten die gar nicht bauen wollen. Es müsste also auch eine Bebauungspflicht her.

Wenn ich mir in der Stadt in der ich aufgewachsen bin die Zahl der noch freien Grundstücke ansehe, dann summiert sich diese sehr wohl auf eine nennenswerte Zahl. Es wären genau genommen deutlich über 40 Stück auf eine Stadt mit ca. 10 k Einwohner (plus die Einwohner auf den Dörfern), davon 2/3 für DHH geeignet.
Nicht mitgerechnet sind schon bebaute Grundstücke mit großem Garten, die so groß sind, dass sie später noch geteilt werden können, unbebaute Grundstücke in Neubaugebieten sowie unbebaute Grundstücke die so groß sind, dass auch ein Mehrfamilienhaus drauf Platz fände.
Ebenso nicht gerechnet sind Flächen die als Park oder freie Fläche für die Allgemeinheit genutzt werden.

Ob jetzt diese Grundstücke unbebaut bleiben, mit EFH oder DHH bebaut werden macht durchaus einen Unterschied.

Aber was Stadtentwicklung angeht ist es natürlich so, dass die Anforderungen in Großstädten anders sind als in Mittelgroßen Städten und die wiederum anders als in Kleinstädten.

Hallo @pbf85

Ah, oh je, da habe ich mich wohl tatsächlich verschrieben. Das tut mir Leid! Ja, ich meinte freistehende Häuser.

ich sehe nicht, warum Kleinstädte per se einen Geldfluss von außen benötigen würden. Diese Städte haben sich ohne einen Verteilungsmechanismus gebildet, warum sollte man jetzt einen brauchen? Kann sein, dass das in einer Notlage, durch ein unvorhergesehenes Ereignis, mal notwendig ist, aber so ganz generell funktionieren auch kleine Städte.

Selbstverständlich. Nur ist es denke ich falsch, wenn die Politik her geht und Geschenke an eine Gruppe verteilen, damit diese sich ihren Lebenstraum von EFH leisten können. Für die Platte wird Deine Einschätzung bestimmt stimmen, allerdings denke ich nicht, dass in Füssen am Brotmarkt die ärmsten Schlucker wohnen. Allgemein wird als eines der Argumente, warum man in die Peripherie zieht, immer gebracht, dass das Wohnen in zentraler Lage so teuer sei.

Selbst auf der Platte wird es schwierig: da wohnen dann auf der gleichen Fläche, wie dem freistehenden EFH mit Garten, auch gleich mal 20 Parteien. Verdienen die Leute in dem EFH wirklich im Schnitt 20 mal so viel? (Da habe ich jetzt tatsächlich keine belastbaren Zahlen gefunden: aber 80m²/Wohnung sind 3 Wohnungen auf 300m². Das ist eine Etage, multipliziert mit 7 bis 11, öffentliche Bereiche müsste man noch abziehen - ich habe zu Ihren Gunsten gerundet)

Bei Ihrer Betrachtung der Wirtschaft würde ich doch auch einen großen Unterschied zwischen „Land“ und städtischer Peripherie machen.

Das sehe ich aber mit städtischen Massenverkehrsmitteln nicht als Problem. Europäische Städte sind ohnedies noch sehr klein, sehe nicht, warum das, was in Asien oder Amerika funktioniert, nicht auch in Europa gehen soll. Nicht dass das unbedingt wünschenswert wäre. Wie gesagt, „Kleinstädte go!“ Diese müssen ihre Strukturen eben anpassen, sodaß sie konkurrenzfähig werden. Ich denke, man bedient sich da am besten marktwirtschaftlicher Instrumente.

Lieben Gruß!

Ich glaube wir reden schon auch von unterschiedlichen Aspekten.

Für mich stellt sich die Frage nicht ob 20 Parteien in der Platte mehr Steuern zahlen als die die 4 Parteien die auf dem Grundstück mit Reihenhauszeile leben würden. Denn in der Kleinstadt wäre klar, dass viele Leute nicht in ein solches Gebäude ziehen würden. Die würden dann halt in der Nachbargemeinde wohnen. Egal ob im freistehenden EFH, im Reihenhaus oder in einem kleineren Mehrfamilienhaus. Und dann halt dafür mit zusätzlichem Pendelweg.

Es gibt also durchaus ein Wettbewerb darum verschiedene Leute in die eigene Stadt zu bekommen oder auch zu halten, weshalb auch verschiedene Wohnformen angeboten werden. Wie gesagt bin ich dabei aber auch dagegen, dass immer mehr Neubaugebiete auf der grünen Wiese entstehen, die oft nichtmal direkt im Ortsgebiet sind.

Darf ich fragen wie oft du aktuell in Großstädten zur Rushhour Massenverkehrsmittel nutzt?

Und es ist ja nicht nur das. Schulen, Kitas, Ärzte etc. müssten alle ausgebaut werden je mehr Leute in die Großstädte ziehen. Deshalb bin ich dafür gegen den Wegzug aus den Kleinstädten in die Großstädte zu steuern. Denn die Kleinstadt braucht ihre Infrastruktur egal ob wie 1990 15k Einwohner dort leben, wie heute 13,3k oder evtl. in 20 Jahren 10k. Man hätte also keine Ersparnis bei der Infrastruktur wenn die Kleinstadt weiter schrumpft sondern hätte eher mehr und mehr ein Finanzierungsproblem.

Aus dem gleichen Grund aus dem Großstädte auch finanzielle Mittel von außen bekommen?

Man muss ja auch sehen, dass die Voraussetzungen von Ort zu Ort unterschiedlich sind. Die eine Kleinstadt hat ein großes Werk einer Firma die dort aber keine Gewerbesteuer zahlt, sondern im Ort wo das Hauptwerk steht, die andere Stadt hat die Arbeitsplätze in Firmen die vor Ort auch Gewerbesteuer zahlen. Natürlich muss es da Möglichkeiten des Ausgleichs geben.

Wenn die Nachbargemeinde das finanzieren kann, warum kann das die Gemeinde selber nicht auch? Und wenn sie das nicht kann, wer zahlt das dann? Wie gesagt, die Leute, die im Zentrum von Füssen wohnen, zahlen da bestimmt nicht wenig dafür.
Man kann ja verschiedene Wohnformen anbieten. Aber es sollte doch klar sein, dass Leute, die viel Infrastruktur brauchen und diese teuer machen, sich auch in einem größeren Umfang daran finanziell beteiligen.

Gilt Wien als Großstadt? :wink: Also wenn ich nicht das Fahrrad nehme, fahre ich mit dem ÖPNV. Meistens zu Stoßzeiten.

Wenn Du gegen den Wegzug aus Kleinstädten bist, dann müssen diese konkurrenzfähig werden. Das bedeutet dort eine Verdichtung. Man wird einen Teil der Peripherie, die man eben künstlich geschaffen hat, um dem Wunsch nach Haus mit Garten nachzukommen, aufgeben müssen. Das macht die Zentren wieder attraktiver, weil dort weniger PKW Verkehr herrscht, der Platz braucht den man dann für schöne Sachen verwenden kann und der Lärm reduziert wird. Gleichzeitig wird die Infrastruktur billiger und besser ausgelastet, womit man sie besser erhalten kann.

Wo kommt das Geld dann her, wenn sich alle gegenseitig Geld zuschieben?

Ja, bei dem Ausgleich weiß ich nicht so recht. Dadurch wird halt der Wettbewerb sehr verzerrt. Die eine Stadt hat dann das große Hauptwerk und damit den Verkehr, den Lärm, die Verschmutzung und muss die Infrastruktur zur Verfügung stellen, die andere Stadt bekommt einen Teil der Steuereinnahmen, weil einige der Angestellten dort wohnen?! Auch komisch, oder? Mal abgesehen davon, dass es die Betriebsstättenzerlegung bei der Gewerbesteuer ja ohnedies gibt.

Lieben Gruß!

Was finanzieren überhaupt? Es geht ja jetzt erstmal darum, dass ein entsprechender Baugrund ausgewiesen wird.
Wie gesagt verstehe ich noch immer nicht welche Infrastruktur du meinst. Wenn in der Kleinstadt aus der ich komme am Ortsrand ein neues Baugebiet für EFH ausgewiesen wird, dann bleibt die Infrastruktur im restlichen Ort ja davon unberührt. Erschließungskosten werden zumindest zum Teil umgelegt und teils kommen durch den Verkauf kommunaler Grundstücke als Bauland sogar weitere Einnahmen dazu.

Ich würde sagen ja :wink:
Wien kenne ich nur als Tourist und bin noch nicht zu Stoßzeiten gefahren. Wien gilt aber jetzt auch als ziemlich vorbildlich was den ÖPNV angeht. In vielen Deutschen Städten habe ich zu Stoßzeiten eher die Erfahrung gesammelt, dass diese schon ziemlich am Limit sind, wenn nicht sogar schon über dem Limit.

Der Wegzug war ja zuletzt auch eine Frage des Zeitgeists. Es gab eine längere Phase in der das Wohnen in der Großstadt Ziel vieler junger Menschen war. Dem sind zum Teil auch die Arbeitgeber gefolgt. Ich beobachte zuletzt wieder eine gegenteilige Entwicklung. Viele Leute aus meinem Bubble suchen wieder den Weg zurück, weg aus der Großstadt. Aktuell ist es aber so, dass der Wegfall von Jobs in unserer Region durch Standortschließungen noch immer nachwirkt.

In Kleinstädten kann man, sofern man willens ist auch ohne Nachverdichtung meist auf den PKW für innerstädtische Erledigungen verzichten. Also zumindest dort wo man nicht alle Supermärkte 3 km vor die Stadt auf die Grüne Wiese gebaut hat. Aber dort wo das getan wurde ist die Situation auch für die Bewohner des Zentrums nicht besser.

Die Steuern die bezahlt werden gehen ja nicht alle an die Kommune in der man wohnt, sondern viele auch an Bund und Länder und werden von dort zum Teil wieder nach unten verteilt.

Bei uns (meiner Geburtsstadt) betrifft das z.B. eine Firma die kürzlich aufgekauft wurde. Durch den Aufkauf des mittelständischen Betriebs durch einen weltweit agierenden Konzerns ist die Gewerbesteuer eingebrochen (keine Ahnung wie dies hier Steuerpolitisch genau aussieht).

Dadurch ist aber ja noch lange nicht die Situation entstanden, dass andere Orte irgendeinen Dreck oder Verkehrslast zusätzlich tragen müssten.

Davon abgesehen ist das Hauptwerk/Stammwerk nicht immer das größte. Oft ist es sogar so, dass ganz im Gegenteil am Stammwerk vorwiegend die Verwaltung sitzt während andere Standorte mit mehr Fläche Dreck und Verkehr erzeugen.

Edit: davon abgesehen stehen dreck und Verkehr in keinem kausalen Verhältnis zur Gewerbesteuer. Unter Umständen zahlt der IT-Dienstleister der kaum Arbeitsplätze vor Ort hat weil die Mitarbeiter alle Remote arbeiten oder direkt beim Kunden sitzen mehr Gewerbesteuer als der produzierende Betrieb in einer Branche mit eher überschaubaren Gewinnen.

Und wenn man die Häuser doppelt so hoch gebaut hätte, hätte man direkt die doppelte Bevölkerungsdichte.

Wie gesagt in der aktuellen Krise halte ich es für wenig sinnvoll menschliche, materielle und flächenmäßige Resourcen für den Bau ineffizienter Lebenstile zu verschwenden. Ich sehe da aber nicht nur ein Problem mit EFH, sondern auch mit Bürogebäuden, wenn ich teilweise sehe wie riesige neue Bürokomplexe gebaut werden, obwohl 1 Kilometer entfernt Büros leer stehen. (Warum es hier zu einem Marktversagen kommt, kann ich mir auch nicht ganz erklären)

Aber ich denke, dass andere Hebel vermutlich noch effektiver sein könnten:

  1. Bauvorschriften aufheben, die nichts mit Umweltschutz, dem Schutz von Menschen oder Inklusion zu tun haben. Also sowas wie wie hoch darf ein Haus gebaut werden, jede Wohnung benötigt einen Parkplatz, in einer EFH-Siedlung dürfen keine MFH gebaut werden. In Gewerbegebieten wo nur Bürogebäude stehen dürfen keine Wohnhäuser gebaut werden uvm.
  2. Wie oben schon erwähnt, die Bevölkerung besser in Deutschland verteilen.

Ich gebe aber dem original Post recht, dass man in der Lage vielleicht davon absehen sollte zu sagen, dass eine Förderung von EFHs was gutes ist, da es wohnraum schaffen wüde.

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