Das Auto ist für viele Verbindungen der beste Verkehrsträger

Vieles was in den letzten Beiträgen geschrieben wurde ist grundsätzlich richtig. Die Art der Mobilität muss sich ändern und tut es auch. Im großen und ganzen sehe ich die Hauptverantwortung bei der Regierung zusammen mit der Industrie (vorrangig KFZ) umweltfreundliche und vor allem noch für die Masse bezahlbare Konzepte anzubieten.

Wer fährt denn heute noch überwiegend aus Spaß an der Freude?
Die Mehrheit „fährt“ um seine Lebensunterhalt zu finanzieren, sich zu versorgen und natürlich auch mal einen Ausflug machen - gut die könnte man natürlich umgehend verbieten. Käme der Umwelt und er Lebensqualität ungemein zu gute.
Ich kenne aber keinen der am Wochenende Plänen macht, wie er am sinnfreiesten in der kommenden Woche 10 Stunde in der Gegend rumfährt.

So gut einige Ansätze gemeint sind, bilden sie auch im groben nur Ansätze für Menschen ab, die in der Stadt leben.
Alleine wenn ich sehe, die Leute bei uns in der Straße arbeiten überspitz in 12 Himmelrichtungen verteilt, da sind nicht mal Fahrgemeinschaften möglich wie es früher gefühlt öfter genutzt wurde.

Also von Dresden nach Berlin brauchst du mit dem Zug 1:47, mit dem Auto über zwei Stunden…womit ich nicht bestreiten will, dass es Strecken gibt, auf denen man mit dem Auto schneller ist. Gerade die Ost-West-Achse ist in der Tat nicht so der Knaller, aber das Beispiel Chemnitz - Bonn ist auch ein Extremfall.

Auch ein autonom fahrendes Auto dürfte eine deutlich schlechtere Ökobilanz als ein Zug haben: mehr Luftwiderstand, mehr Rollwiderstand, Reifenabrieb, kürzere Lebensdauer bei gleichen Passagierkilometer, mehr Ressourcenverbrauch.

Mit dem technischen Aufwand für das autonome Fahren bin ich mir auch nicht mehr sicher, ob das wirklich eine vernünftige Lösung für die Zukunft ist. Wie hier ja schon einige deutlich gesagt haben: wir müssen einfach runter mit dem ungeplanten, gewohnheitsmässigen, ineffizienten Herumkurven mit viel zu grossen Autos - und auch mit den ineffizienten Transporten der Güter, mit vielen Leerfahrten und unsinnigen Produkten, und weil der Konsument die Lieferung unbedingt am Tag nach der Bestellung haben will.

Es ist notwendig den gesamten Bereich neu zu denken und wesentlich kleinteiligen zu regeln.
Ich fahre mit einem Kombi zur Arbeit, schlicht weil ich ab und an mal einen Kombi benötige und mir nicht einen Kombi und eine Kleinstwagen leisten kann, aber mir würde für die meisten Fahrten ein PKW von der Größe des originalen MiniCooper ausreichen.
Ich gehe nach meinen Beobachtungen davon aus, dass Fahrzeuge dieser Größenordnung auch im ländlichen Raum 70-80% aller Fahrten abdecken könnten, sofern halt größere bei Bedarf einfach zur Verfügung stehen würden.
Da ist bei mir nämlich der Punkt, dass ich erstmal rd. 30km fahren müsste um ein solches Fahrzeug zu mieten.

Der nächste Punkt ist dann auch der bereits angesprochenen Energieaufwand. Die Autos sind mit den Jahren immer größer, schneller leistungsfähiger geworden, aber warum man 2t Gewicht und einer möglichen Geschwindigkeit von über 250 km/h benötigt erschließt sich mir nicht, auch nicht im ländlichen Raum.

Es gilt also viele Lösungen zu finden und auch die eigene Lebensweise zu überdenken/ändern, denn wie auch bereits erwähnt gilt es die Mobilität als solches neu zu erfinden.

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Ich finde, was hier gerne vergessen wird ist die Freiheit. Die Freiheit, das Verkehrsmittel der Wahl zu nutzen ist ein Wert für sich, den es zu verteidigen lohnt. Klar, das Gegenargument ist, wer den Klimawandel verursacht darf sich nicht auf Freiheit berufen, sehe ich bis zu einem gewissen grad ein. Aber hier scheint ja das Auto an sich kritisiert zu werden, unabhängig von seinem CO2-Fußabdruck. Ich für meinen Teil möchte schlicht nicht in einer Gesellschaft leben, in der ich mich dafür rechtfertigen muss, warum ich nicht den Bus/ den Zug/ das Fahrrad oder Auto x anstatt Auto y nutze. Solange es Klimaneutral ist, sollte mich keiner künstlich gängeln ein bestimmtes Verkehrsmittel zu nutzen.

Das ist imo leider ein bisschen das Problem der Berliner-Podcast-Blase.

Wenn man in einer Stadt lebt in der die ÖPNV im Drei-Minuten fährt, tendiert man zu der Meinung, dass das mit dem Verzicht auf’s Auto ja kein Problem sein kann. Ist mir nicht nur in der Lage immer wieder aufgefallen.

Ich lebe hier nicht weit vom Zentrum von Mainz weg und arbeite auch in Mainz (nur 5km Arbeitsweg). Mit ÖPNV bin ich immer noch um den Faktor drei länger unterwegs als mit dem PkW. Die Fahrtzeit verdoppelt sich, wenn ich den Umstieg in den anderen Bus verpasse (was in ca 30% der Fälle passiert), in dem Fall bin ich dann sogar zu Fuß schneller…

Der Anreiz mit Öffentlichen zu fahren ist nahe null…
Und das hier ist auch eine (kleine) Großstadt. Auf dem Land ist sowas garnicht mit ÖPNV stemmbar…

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Erst einmal vielen Dank für die interessante Diskussion bis hierher. Mir haben bis hierher zwei konstruktive Punkte besonders gut gefallen.

Niko wies darauf hin, dass die variablen Kosten beim Auto zu niedrig seien und schlug vor, diese zu erhöhen und im gegenzug die Fixkosen zu senken.

Zudem hat sufficient die heutige Mobilität ganz grundsätzlich in Frage gestellt, da sie für die meisten Menschen keinen Lustgewinn bedeutet.

Persönlich bin ich erstaunt, wie wenig kritisch in der Gesellschaft über die Belastung des Berufspendelns oder zwischen verstreuten Familien geredet wird. Es scheint vielmehr zumutbar oder sogar erstrebenswert.

Ein Beispiel:
Wer heute Professor:in an einer Uni ist, weist fast schon selbstverständlich einer Biografie nach folgender Art auf: Bachelor in eine Großstadt, Master an einer Uni am anderen Ende von Deutschland, Promoviert im Ausland und dann als Professor an eine deutsche Uni berufen.

Ein solcher Lebensweg bedeutet jedoch ganz erhebliche Mobilität. Natürlich kommt man zu den Geburtstagen der Eltern, Geschwister und Freunden nach Hause. Im Bachelor-Studium lernt man einen Partner kennen und fährt dann jedes Wochenende durch halb Deutschland, Später fliegt man an den Wochenenden.

Solche Mobilität bringt jedoch enorme Belastungen:

  • Der Pendler verbringt viel Zeit sitzend in Autos, Bussen, Zügen und Flugzeugen
  • Der Verkehr verbraucht viele Ressourcen und setzt CO2 frei
  • Viel Platz wird für Bahnhöfe, Flughäfen, Schienen und Straßen benötigt
  • Es entstehen enorme Belastungen durch Lärm und Schadstoffe für Durchfahrtsorte
  • Es entsteht keine lokale Gemeinschaft durch Sportvereine, Kneipen und kleine Geschäfte, da man ja nur auf begrenzte Zeit an einem Ort wohnt.

Durch so eine Biographie entstehen der Gesellschaft enorme Nachteile. Dem Gegenüber stehen die Karrierevorteile für das Individuum und der Bedarf eines Unternehmens / Uni nach speziellen Fachkräften. Zudem auch der Wert einer gewissen Weltoffenheit.

Das gleiche gilt für viele andere Berufe. Jurnalisten reisen für Recherchen selbstverständlich durch Europa, Politiker sind ständig im Auto, fliegen für einen Talkshowauftritt mal schnell nach Berlin. Kleine Unternehmen vermarkten ihre spezielle Wahre selbstverständlich deutschland- und europaweit. Vertreter und Technikerteams sind permanent unterwegs.

Wie könnte ein sinnvolles Gegenmodell aussehen? Kann die Gesellschaft wieder lokaler struckturiert werden?
Beispielsweise könnten Unternehmen mehr im Team arbeiten, statt dass jedes seine eigenen Leute für ganz Deutschland hat, könnten sich mehrere Unternehmen einen regionalen Vertriebler teilen.

Denkt ihr ein solcher Schritt zurück wäre überhaut noch möglich? Was habt ihr für Ansätze? Hier würde mich auch die Meinung eines Volkswirtes interessieren.

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Es handelt sich hier um ein ganz grundsätzliches Thema, was weit über den Verkehr hinausgeht. Wenn man das Problem im Ganzen betrachtet, bleibe ich dabei, dass viele der Fahrten nicht notwendig sind. Du sprichst an, dass die Mehrheit primär fährt, um den Lebensunterhalt zu finanzieren. Wie viel von der Arbeit dient aber tatsächlich der Finanzierung des essenziellen Lebensunterhalts und vertretbarer Bedürfnisse und wie viel von der Arbeit dient zur Finanzierung von Bedürfnissen, die die Menschen sich von außen haben einreden lassen? Wenn die Menschen ihr Smartphone nicht alle 18 Monate austauschen würden, sondern vielleicht alle vier Jahre, ebenso seltener ihren Fernseher und ihr Auto, nicht ständig in den Urlaub fliegen würden, weil die Freunde das ja auch alle machen, die Menschen den Wohnraum in m² pro Person nicht immer weiter steigern würden etc. könnten man sich auch vieles an Arbeit sparen. Es würden Fahrten für die Arbeit wegfallen und auch sinnarme Fahrten im Privatbereich. Ich rede jetzt nicht davon, dass die Leute alle in Askese leben sollen, aber ich plädiere dafür, das richtige Maß wiederzufinden.

Meine Argumentation ist jetzt hier gerade stark verkürzt und bietet daher viel Angriffsfläche (Menschen auf dem Land, Menschen unterhalb oder nahe der Armutsgrenze, etc.) Aus Zeitgründen muss es aber jetzt dabei bleiben.

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Sounterschiedlich können Menungen sein.

Ich sehe das komplett gegenteilig. Der Bahnverkehr ist brutal stark subventioniert. Er hat für mich ausser im unmitelbaren nahverkehr keine Zukunft. Autofahrer werden massiv gemolken (Benzinpreise etc…). Ich würde sämtliche Subventionen in die Bahn stoppen und massiv in die E-Technologie, Batterietechnik, Netze und dezentrale Stromerzeugung bei Elektroautobesitzern investieren… Es gibt massig Hausdächer die frei sind…

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Nein, solange alle Alternativen klimaneutral werden müssen wir garnichts. In einem freien Land muss man sich immernoch frei für sein bevorzugtes Verkehrsmittel der Wahl entscheiden können, ohne sich rechtfertigen zu müssen.

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Ein öffentlicher Parkplatz in Berlin Kostet das Land ca. 220€ im Jahr (Quelle: Agora Verkehrswende). Ein Anwohnerparken kostet zwischen 20 und 30€/Jahr. Rechnet man mit drei zu Verfügung stehenden Parkplätzen pro Auto (Haustür, Arbeitsplatz und ein virtueller dritter für Einkäufe/Ausflüge/etc.) sind das 630€ pro Jahr die zulasten aller Steuerzahler*innen gehen! Das finde ich (als Fahrradfahrer) ungerecht!

Es sollte zudem nicht selbstverständlich sein, dass einem Autofahrer immer ein Parkplatz vor der Tür zur Verfügung gestellt bekommt. Oder dass man zu jeder Zeit mit dem Privatwagen in die Stadtzentren fahren kann.

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Eine kompakte Quelle (https://www.zeit.de/2014/22/stimmts-subvention-autoverkehr-bahn sagt: Bahn wird mit 100€ / Bürger subventioniert, Strasse (mit allem, Parkplätze usw) mit 1.000€ / Bürger. Je Personenkilometer allerdings beide mit 10 ct, weil 10 mal so viele Auto-kilometer wie Bahn-km gefahren werden.

Die Bahn könnte aber das Mehrfache an Personen-km leisten ohne dass dafür die Subventionen steigen müssten (Fahrpreise würden sogar Subventionen einsparen).

1 Personen-km Bahn hat ein Viertel des CO2-Ausstosses als einer im Benzinauto. Die Bahn hat eine bessere Ökobilanz als selbst ein kleines E-Auto und schon gar als ein Bomber wie grosse Tesla.

Ausserdem haben E-Autos den selben Reifenabrieb wie Verbrenner, und der macht 80%(!) des Feinstaubs aus. Wird leider immer vergessen, schwere E-Autos entsprechend.

Da auch der 100% regenerative Strom erhebliche Ressourcenverbräuche mit sich zieht, sollten wir sparsam sein mit Solar-dächern und Windrädern, nur halt so viel, wie eine notwendige Mobilität braucht. Und wenn die Bahn halt einen klaren Vorteil gegenüber dem Individualverkehr mit E-Autos hat, dann sind deine Argumente nicht so vernünftig.

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Selbstfahrende Autos werden eine enorm hohe Menge an Daten benötigen. Es gibt Schätzungen, dass pro Auto und Tag ca. 4000 GIGA(!)-Byte Datenvolumen anfallen könnte. Dazu käme dann noch der steigende Konsum von Streaming Diensten, die dann ja auch noch während der Fahrt genutzt werde können. Ich bin mir nicht so sicher, dass das dem Klima egal ist!
(Angenommen, die Server werden nicht klimaneutral betrieben)

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Ich würde diese Ausführungen gerne um einen Punkt ergänzen und anschließend kommentieren. Ergänzend sei auf Bußgelder als kommunale Einkommen verwiesen. Die Kombination aus einer Regelsetzung, die zu einer lockeren Auslegung einlädt, und einer finanziell inzentivierten Durchsetzung ist, mal ganz vorsichtig formuliert, rechtstaatlich äußerst bedenklich.

Dennoch ist diese Meinung unterm Strich schlicht falsch. Der Autoverkehr ist faktisch stärker subventioniert als alle anderen Arten des Vekehrs - mit Ausnahme der Luftfahrt (Mutmaßung). Das gilt umso mehr, wenn man eben auch noch die sog. externen Kosten berücksichtig.

Ich kann absolut verstehen, dass man sich gegen diese Wahrheit stellt. Man hat Zeit, Geld und Energie in sein an das Auto angepasste Leben investiert und eine Veränderung bedeutet einen direkten Wohlstandsverlust (Wert der Immobilie, Zeitwert des Autos, Veränderung der Einkommensverhältnisse, etc.). Schon aus Gründen der Gewohnheit ist diese Form des Motivated Reasoning vollends nachvollziehbar. Die Politik einer modernen Gesellschaft ist aber faktenbasiert und dieser Umstand womöglich unsere größte Errungenschaft. Lediglich die konkrete Ausgestaltung und der Grad der Berücksichtigung der Partikularinteressen sollten daher Gegenstand der politischen Auseinandersetzung sein. Das Auto weiter zu subventionieren steht aber nach meiner Ansicht nicht zur Debatte. Wer ein Auto haben und damit sich selbst, der Gesellschaft und der Umwelt schaden will, der soll es von mir aus haben. Aber er soll es dann auch selbst komplett bezahlen.

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Kann man da Fahrrad fahren?

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Der Punkt ist halt, dass es nicht CO2-neutral ist und auch m.E. auch auf absehbare Zeit nicht sein wird. Und dann wird man sich im Zweifel schon von anderen fragen lassen müssen, ob das gerechtfertigt ist, auch ihre Zukunft zu gefährden. Das ist die Kehrseite der Freiheit. Es gibt kein Recht darauf, nicht kritisiert zu werden.

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Sagt ja auch keiner, dass man nicht kritisiert werden darf. Und dass die jetzige autoflotte nicht klimaneutral ist, ist mir auch bekannt. Aber klimaneutrale Autos sind im kommen (wenn die Energiewende mitzieht) und ich habe schon den Eindruck, dass hier bei manchen Leuten das Klima nur der Vorwand ist, einen Kulturkampf gegen das Auto zu führen. Außerdem ist es keine „Kritik“ mehr, wenn es darum geht Dinge zu verbieten oder sich Gerichten und Parlamenten entgegenzustellen, damit bloß keine Autobahn zuende gebaut wird.

Ach kommen Sie schon, Ihnen muss doch selbst auffallen, dass Sie geradezu nach Gründen suchen, das Auto so sehr wie möglich zu verdammen. Und wer suchet, der findet. Man kann aber immer alles schlechtreden. Und wenn man immer nur das tut und die Alternative wählt die bis auf den letzten Milligramm das beste fürs Klima ist, dann gibt es nurnoch den einen optimalen Weg durchs Leben. Klingt für mich nach 1984.

Guter Punkt! Macht mir auch Sorgen…

[quote=„Nacho, post:30, topic:2361“]
In einem freien Land muss man sich immernoch frei für sein bevorzugtes Verkehrsmittel der Wahl entscheiden können
[/quote] Ja, das kann man. Das Problem ist nur, dass die vehementen Verteidiger der Marktwirtschaft die Kosten weglassen, die ihnen nicht gefallen (Umweltschäden). Die Kosten für das Verkehrsmittel deiner Wahl sind deshalb so verfälscht, dass du dich wahrscheinlich anders entscheiden würdest, wenn Kostenwahrheit durchschlagen würde. Klimaneutral ist im Übrigen weder Auto noch Zug.

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