Darstellung „konservativer“ Positionen in der Lage

Hallo zusammen,

schon seit einiger Zeit stört mich etwas in der Lage, allerdings konnte ich bis jetzt nicht ganz mit dem Finger darauf zeigen. Bei eurer Kurzvorstellung der Bewerber um den CDU-Vorsitz ist es mir aber klar geworden: ihr macht bei „konservativen“ Politikern oft nicht deutlich, warum sie eine bestimmte Position einnehmen, sondern nur, dass sie es tun. Beispiel Laschet: „…war zum Beispiel dafür, den Hambacher Forst abzuholzen.“, was mMn hier deutlich negativ konnotiert wurde. Aber warum wollte er das? Hat er Spaß daran, Wälder abzuholzen? Ist es ihm egal, wenn Konzerne einfach zwecks Profit Wälder abholzen? Oder war er vielleicht einfach der Auffassung, dass es in diesem Fall das Recht von RWE war, den Wald abzuholzen und dieses Recht von staatlicher Seite abgesichert werden sollte? Dass man gültige (Eigentums-)Rechte nicht dadurch außer Kraft setzen kann, wenn man nur genug wütende Aktivisten auf seiner Seite hat? Hier hätte mMn der einfache Nebensatz: „…,weil er die Rechte von RWE nicht einschränken wollte.“ o.Ä. gereicht um seine Position nicht zu verkürzt darzustellen. Ob das ein guter Grund ist steht ja auf einem anderen Blatt.

Warum ist mir das so wichtig?
Klar sollt ihr euch keine Meinung zu eigen machen, die nicht eure ist. Ich habe auch nichts dagegen, wenn ihr zu einzelnen Themen deutlich Stellung bezieht. Aber offensichtlich beinhaltet die Zielgruppe der Lage auch Menschen, die sich vielleicht sonst nicht mit dem politischen Tagesgeschehen auseinandersetzen, vielleicht sogar junge Menschen, die während entsprechenden Sachverhalten noch nicht politisiert waren (Als kleines Beispiel anhand eines anderen Themas: wer heute 18 ist, war zur Zeit der „Flüchtlingskrise“ 13!). Diese Verortung der Zielgruppe scheint ihr ähnlich zu sehen, immerhin habt ihr z.B. einleitend nochmal ausführlich erklärt, warum die CDU in Deutschland eine wichtige Partei ist, was die Union ist, etc…

Lange Rede kurzer Sinn: ich finde es tut dem politischen Diskurs nicht gut, wenn Anhänger einer Meinung die Argumente der „Anderen“ stark verkürzt darstellen. Gerade bei Medien mit großer Reichweite und relativ unbeschriebenem Publikum. Seht es vllt einfach als Challenge, euch immer kurz zu fragen „warum will der das eigentlich, was will er damit erreichen?“ und dann die plausibelste Erklärung einfach als kurzen Nebensatz anzuhängen.

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Ich wünschte, konservativ denkende Menschen würden das bei links denkenden Menschen auch öfter beherzigen…

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Müsste es dann nicht in der Regel heißen „Weil seine Lobbyist:innen und andere Geldgeber:innen ihm das nahegelegt haben.“?

Ich fände eine klarere Definition des Begriffs konservativ allerdings spannend. Bewahrt werden sollen ja zum Beispiel vor allem Machtstrukturen und soziale Gefälle, die Natur (oder dem C der Partei entsprechend die Schöpfung) dagegen weniger.

Ja, der Kommentar ist etwas polemisch.

Hey @Nacho,

die beiden haben doch auch in vorhergegangen folgen deutlich die Situation im Hambi geschildert haben die verschiedenen Interessen erörter, bewertet und eingeordnet.
Man kann doch in einem Format das sich über eine oder 1,5h mit mehreren aktuellen Themen befasst nicht erwarten, dass alle Positionen der jeweiligen Akteure vom Urschleim an hergeleitet und erörtert werden. Dazu ist vllt in einer Monothematischen Sendung der Raum aber doch nicht in einem „News“ Format.

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Ich finde das Thema total schwierig. Man kann offensichtlich einen langjährigen Berufspolitiker wie Laschet sowieso nicht auf ein einzelnes Thema (oder zwei / drei Themen) runter brechen. Für Philip und Ulf waren aber der Hambacher Forst und dieses Vanlaack-Thema die aktuell prominentesten Themen. Finde ich aber auch okay. Wenn man nun wirklich wissen will, was hinter diesen Themen und den Positionen von Laschet zu halten ist, dann muss man sich an anderer Stelle informieren und kann das von einer kurzen Vorstellungsrunde der Kandidaten nicht erwarten.

Natürlich handelt es sich um ein Ideal, welches sich jeder auch in seinem Privatleben zu Herzen nehmen sollte. Ich finde nur, dass ein Podcast mit einer großen Reichweite und einer Zielgruppe, die eben auch politisch unerfahrene beinhaltet, hier nochmal besonders Wert drauf legen sollte.

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Wie gesagt, ich hätte auch nicht gewollt, dass das ganze Thema „Hambi bleibt“ nochmal aufgerollt wird. Für einen Nebensatz hätte die Zeit aber sehr wohl noch gereicht. Ich finde es ist schon was anderes, ob man sagt „Laschet wollte den Hambacher Forst abholzen.“ oder ob man sagt „Laschet wollte die Abholzung des Hambacher Forsts nicht verhindern, weil RWE sich nach seiner Auffassung mit der Rodung zunächst im Recht befand.“. Und dann hätte ja der Verweis zur Lage Folge kommen können, in welcher das Thema tatsächlich ausführlich behandelt wurde. Klar macht das für jemanden, der schon länger dabei ist und/oder sich auch sonst intensiv mit der Tagespolitik beschäftigt keinen wirklichen Unterschied, aber es geht mir vor allem um diejenigen Zuhörer, bei denen das nicht der Fall ist.

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Das ginge doch am Problem vorbei. Irgendeine offizielle Begründung gibt es immer, aber der Punkt ist: Mitten in der Klimakrise gibt die Regierung Laschet alles und lässt sogar eigens das Polizeigesetz verschärfen, um den Hambi möglichst schnell abholzen zu können. Es gibt für eine Landesregierung 1000 Möglichkeiten, in einem solchen Fall auf die Bremse zu treten oder Gas zu geben. Und Laschet spielt halt im Team RWE, nicht im Team Klima.

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Dann lautet der Nebensatz eben: „ […], angeblich, um die Rechte RWEs zu wahren, wobei es da sicherlich auch andere Wege gegeben hätte.“ oder aber: „[…], weil ihm die Rechte RWEs wichtiger waren als der Bestand des Waldes.“ oder vllt sogar neutraler: „[…], was damals ja kontrovers diskutiert wurde, siehe Lage XYZ.“.

Ich sage ja garnicht, das dieser erklärende Nebensatz schmeichelhaft sein soll. Aber da „konservative“ Positionen bei euch sowieso eher negativ konnotiert sind (womit ich erstmal kein Problem habe), ergibt sich für die politisch eher unerfahrenen Hörer zwangsläufig eine Art schwarz-weiß Sicht auf die Dinge, wenn man den „konservativen“ nichtmal zugesteht, dass sie doch Gründe für ihre Positionen haben. Und die Gründe mag man ja ablehnen, sie zu verschweigen halte ich trotzdem für falsch.

Um das ganze vielleicht mal umzudrehen: findet ihr nicht, dass es einen Unterschied macht, ob man sagt: „Karl Lauterbach möchte fundamentale Grundrechte auf Eis legen.“ oder eben „Karl Lauterbach möchte fundamentale Grundrechte auf Eis legen, weil er keinen anderen Weg sieht, die Pandemie einzudämmen.“
Jemand der mit Karl Lauterbach nicht übereinstimmt und den Kontext seiner Forderung nicht kennt, wird im ersten Fall vllt. eher denken „Karl Lauterbach ist böse“, im zweiten Fall aber vllt. eher „Ich denke es gibt auch andere Wege die Pandemie einzudämmen.“

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Hihi mal wieder einer dieser neutralitätsthreads. Man kann den Hörenden durchaus mehr zu trauen, auch eine kritische Betrachtung der Inhalte im Podcast. Das reine aufzeigen von Gründen kann sehr schnell eine false Balance erzeugen.

Die negative Konnotation des konservativsmus hat neben der eigenen politischen einstelung nicht zuletzt auch damit zu tun, dass dieser sich schwer tut seine Ideologie zu modernisieren. In vielen teilen werden konservative Strömungen eher zu reaktionärern bis rechten Gruppierungen. Zum anderen zeigt die Klimadebatte, dass der angeblich ideologiefreie rationale Kern des konservativsmus gerade im Bezug auf Klimadebate zu Bröckeln beginnt. Witzigerweise wird ja gerade der CDU vorgeworfen nach links gerrückt zu sein in dem Versuch den konservativsmus zu mordernisieren.

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ja, genau. das sehe ich auch so. Der Podcast ist ja nicht ein Nachrichtenmedium, das zur Neutralität verpflichtet ist und das finde ich auch gut so. Es wird immer solide argumentiert, warum bestimmte Positionen eingenommen werden. Vielleicht könnte man manchmal einen Hinweis setzen „haben wir in dieser und jener Lage genauer besprochen“ (ich glaube, das geschieht auch zum Teil schon) aber eigentlich sind für die weitere Nachlese ja auch die Shownotes da…

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Ja, je länger ist die Lage gibt, desto häufiger können wir auf frühere Folgen verweisen. Gerade beim Thema Hambacher Forst denke ich mussten wir nicht eigens ein Link setzen - wer das nachverfolgen will kann die Haltung der Regierung Laschet sehr schnell googeln.

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Vielen Dank an den Verfasser dieses Threads. Ich wollte schon seit Wochen eine ähnliches Diskussion starten. Ich bin seit einiger Zeit Zuhörer der Lage und bin sehr angetan. Allerdings würde ich mir schon wünschen, dass unliebsame Sichtweisen entweder dargestellt werden oder jemand eingeladen wird der das übernimmt. Ich sitze da nämlich selber ein wenig zwischen den Stühlen, da ich einer dieser Wähler bin der lange die CDU gewählt hat und nun ins grüne Lager gewechselt ist. Ich bin also ein linker CDUler oder ein konservativer Grüner.
Ich versuche auch mich möglichst mit Informationen aus beiden Lagern zu versorgen, was aber nicht ganz einfach ist, da jeder nur das thematisiert was ihm in den Kram passt. Extrembeispiel ist CNN vs Fox News. Ich finde ein Format wie Augstein und Blome interessant, wo Journalisten mit unterschiedlichen Sichtweisen argumentieren. Allerdings ist für mich diese Sendung gescheitert weil die beiden doch sehr selbstdarstellerisch ihr Argumente vortragen und es nicht zu einem Erkenntnisgewinn für mich ausreicht.
Ich habe auch ein Beispiele die bei mir hängen geblieben sind: beim „Uploadfilter“ wurde die Position des zuständigen CDU Beauftragten stark kritisiert, aber es wurde aus meiner Sicht nicht die Beweggründe von ihm dargestellt. Das hätte ich mir aber von euch gewünscht oder ihr ladet jemanden ein, der diese Sichtweise versteht und entsprechend verteidigt.
Grüße
Stephen

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Da habe ich eine ganz andere Meinung: Ehrlicherweise finde ich es eigentlich ganz gut, wie Philip und Ulf die Lage, zum Beispiel bezüglich Hambacher Forst, zusammenfassen. Die Beiden haben, gerade an diesem Beispiel auch sehr gut nachvollziehbar, auch verschiedene Positionen dargestellt und ihre eigene Meinung auch immer wieder hinterfragt. Ich fühle mich dadurch in meiner Meinungsbildung nicht alleine gelassen. Und das finde ich auch gut so.

Möchtest du noch mehr (vermeintliche) Gegenargumente hören, dann musst du wohl einen anderen Podcast hören und dann die Argumentationen vergleichen. Aber: Einen mit der Lage vergleichbaren (deutschsprachigen) Podcast, der so breit verschiedene gegensätzliche Positionen vorstellt, habe ich noch nicht gefunden.

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Aha ob dein wechsel von CDU zu Grünen nicht mehr über die Grünen als über dich aussagt ^^

Aber vielleicht nochmals Grundsätzlich. Der Kern journalistischer Arbeit ist die selektive Aufbereitung von Themen. Die Maßstäbe der Selektion können kritisiert werden. Allgemein die Selektion an sich zu kritisieren ist dann doch etwas seltsam, da sie in der Natur der Sache liegt. Wenn die Ansicht besteht, dass wichtige Gründe nicht genannt wurden, da etwas übersehen wurde, kann man das ja nennen.
Auch, wenn ich sagen würde dass die heilige Kuh des Privatbesitzes gerade von Firmen im Grundgesetz doch etwas sehr einseitig ausgelegt wird (Wen das interessiert kann mal Wolfgang Abendroths Analysen zum Grundgesetz lesen).
Trotzdem ist es ein legitimer Einwand zu sagen, dass es rechtliche Verpflichtungen gibt und daher die Darstellung verkürzt ist. Nur das darauf zu beziehen dass man grundsätzlich alle Gründe aller Akteure (bzw. in eurem Fall gehts doch eher im Akteure, welche euch werttechnisch näher stehen) unabhängig von Legitimation und Relevanz nennen müsste, hebelt die Selektion aus.

Dieser Anspruch würde entweder dazu führen, dass Gründe nur Strohmannhaft darstellt werden oder tiefgreifende Analysen konservativer Ideologie betrieben werden müsste.
Denn sofern die Gründe aus Sicht der Showmaster Relevanz und Legitimation besitzen werden diese schon genannt und diskutiert.

Ich kenne den genauen Anspruch der Showmaster nicht allerdings, würde ich es nicht als deren Aufgabe sehen spoonfeeding zu betreiben. Hörende, welche ernsthaft der Ansicht sind linke oder wahlweise rechte hätten keine rationalisierenden Gründe und würden nur irrational ideologische Entscheidungen treffen, denen kann auch der Podcast nicht helfen.

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Vielleicht sollte man das ganze etwas allgemeiner angehen. Ich fände etwas mehr Meinungsdiversität in dem Podcast, der ja inzwischen eine wirklich große Reichweite hat, ganz gut. Die Beiden könnten sich ja mal überlegen, ob sie nicht zwei kompetente Frauen (die eine eher Richtung CDU, die andere Richtung SPD) kennen, die noch ein paar andere Sichtweisen mitbringen könnten. So eine Erweiterung des Teams würde meiner Meinung nach den Podcast enorm verbessern.
Ein Beispiel für einen solchen Viererpodcast ist „Sicherheitshalber“. Bei denen funktioniert das sehr gut und man hört durchaus mal verschiedene Meinungen.

Klar, das könnte man machen, aber das wäre dann natürlich nicht mehr die Lage. Ich sehe nicht, dass wir das Format so grundsätzlich ändern.

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Beim Hambacher Forst habe ich nichts zu meckern, aber was mir noch sehr present ist, war das Thema Gewalt in Beziehungen. Da wurde gesagt, dass die Beziehung als milderner Umstand gilt, was mich auch irritiert, aber es wurde angedeutet, dass es eine Begründung dafür gibt, die hier aber nicht wiedergegeben werden soll. Ich hatte den Eindruck die Begründung missfällt den Kommentatoren. Aber trotzdem hätte ich sie gern gehört um mir selber ein Bild machen zu können.
Das eigene Vergleichen von Argumenten aus unterschiedlichen Quellen (konservativ und liberal) ist meine aktuelle Herangehensweise, aber das ist deutlich schwieriger, da meistens beide Seiten durchaus schlüssige Argumente haben aber nur das erzählen was in ihr Bild passt. So hat man zwei halbe Wahrheiten, aber bekommt sie nicht zu einer ganzen zusammen.

Nein: Das IST aus Sicht mancher Menschen in der Justiz offenbar der mildernde Umstand - gerade so, als wäre es normal, dass man der Liebsten gelegentlich eine klatscht.

Ausgewogen, neutralität, kontroverse… ich höre die Lage explizit wegen der rechtlichen expertise von Ulf. Kontroversen kann ich googlen und ehrlich gesagt, politiker mit talking points brauch ich nicht, dafür sind die Talkshows schon langweilig genug.
ein wissenschaftliche Debatte gern, aber dafür reicht das Format der Lage sicherlich nicht.

Die Lage ist auch kein Kundenservice ^^ Höre nur das was dich interessiert oder alles. Wenn man andere Formate haben will gibt es andere podcasts, Yotube kanäle, dlf etc.

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