Covid19-positiv getestete, symptomfreie Patienten dürfen nicht krankgeschrieben werden

Lieber Ulf, lieber Philip,

ich bin auf den Twitter-Thread eines Altenpflegers aufmerksam geworden, der laut eigenen Angaben nach positivem Corona-Test vom Gesundheitsamt wieder zur Arbeit geschickt wurde.

In dem Thread wird weiter gemutmaßt, daß die Gesundheitsämter auf Quarantäne-Anordnungen verzichten, weil sie für die Lohnfortzahlungen aufkommen müssen.

Was ich erst für einen schlechten Scherz hielt, stellte sich auf der Seite der Kassenärztlichen Bundesvereinigung leider als Realität heraus (Zitat):

„Für Personen, die sich in einer behördlich angeordneten Quarantäne befinden, aber keine Krankheitssymptome aufweisen, darf(sic!) der Vertragsarzt keine AU-Bescheinigung für den Arbeitgeber ausstellen. Dies gilt auch für positiv auf SARS-CoV-2 getestete Personen ohne Symptomatik. In diesem Fall ist die Entgeldfortzahlung durch den Arbeitgeber über die Entschädigung nach dem Infektionsschutzgesetz gesichert. Der Patient reicht dazu den behördlichen Bescheid über die Anordnung der Quarantäne beim Arbeitgeber ein. Der Arbeitgeber wiederum kann sich die Lohnfortzahlung über die zuständigen Behörden erstatten lassen.“

Das sieht mir nach einer unnötig komplizierten Regelung aus, die obendrein völlig falsche Anreize setzt, die ohnehin schon am Limit arbeitenden Gesundheitsämter unnötig unter zusätzlichen Druck setzt und schlussendlich die Ausbreitung der Pandemie begünstigt.
Es würde mich freuen, wenn ihr dieses Thema aufgreifen würdet.

Viele Grüße

Warum sollen die Arbeitgeber für eine vorsorgliche Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie aufkommen?
Und ich kann mir nicht vorstellen dass der von Dir beschriebene Vorgang der Regelfall ist.

Die nicht ausgestellte AU halte ich in diesem Fall für folgerichtig, weil der Arbeitgeber sonst die Kosten der „Krankheit“ tragen müsste.

Die ausbleibende Quarantäne-Anordnung wegen der drohenden Lohnkosten ist - wie du selbst sagst - nur eine Mutmaßung. Mit Blick auf die Berichte über die Gesundheitsämter sollten wir zunächst davon ausgehen, dass die Gesundheitsämter schlicht überlastet sind, wenn die Anordnung mal länger dauert.

Ich kann das schon verstehen. Hat wahrscheinlich den rechtlichen Hintergrund, dass du ja arbeitsunfähig geschrieben wirst, und das bist du nunmal nicht.
So kann jemand in Quarantäne ja z.B. auch super im Home Office arbeiten, wenn die Art der Arbeit das zulässt.
Hingegen sollte es eben einen Quarantänebescheid geben.
Ich war mit Quarantänebescheid 2 Wochen zu Hause. Hat alles problemlos geklappt. Finde es auch prinzipiell gut, wenn nicht der Arbeitgeber sondern der Staat, also wir alle, die Kosten tragen. Ist ja schließlich ein public health-Thema.

Ich finde, der Skandal ist nicht, dass man nicht krankgeschrieben wird, der Skandal ist, dass die Gesundheitsämter mit Quarantänebescheiden geizen.
Habe an anderer Stelle im Forum einen Fall geschildert, wo trotz Warnung in der App keine Quarantäne verhängt wurde. Unmöglich sowas.
Also dafür muss doch wirklich Geld da sein. Jeder, der in Quarantäne ist, und keine weiteren Mencshen ansteckt senkt doch die Kosten der Pandemie, die durch Folgeinfektionen entstehen, erheblich.

Also ich teile deine Kritik, finde aber den Fokus falsch gesetzt.