Covid-lastige Anmerkungen zur aktuellen Lage

Zunächst einmal vielen Dank an die beiden Jungs und ihr Team für all die Arbeit die sie jede Woche in den Podcast stecken.
Ich habe ein paar kleinere Anmerkungen, vor allem Rund um das Thema Covid:

  1. Ich finde die Äußerungen von Herrn Drosten, so wie sie in dem Medien und auch in der Lage wiedergegeben wurden zumindest Mißverständlich. Das eine Infektionskrankheit endemisch wird, heißt nicht, dass keine Menschen mehr an Ihr versterben (hier bietet sich ausnahmsweise tatsächlich einmal der Vergleich mit der Grippe an). Die Frage ist meinem Verständnis nach weniger ob, sondern viel mehr in welchem Zeitrahmen weitere 100.000 Menschen versterben werden. Das mag jetzt ein bisschen spitzfindig sein, aber wir sollten uns zumindest klar machen das aller Wahrscheinlichkeit nach niemand von uns mehr einen Monat ohne Covid-Tote erleben wird.
  2. Muss ich euch bezüglich der Kontrollen der Impfungen leider absolut Recht geben. ob 2G oder 3G, es ist eine Milchmädchenrechnung solange nicht per Scan und Perso kontrolliert wird. Jemand anderem einen Screenshot von meinem Impfzertifikat zuzuschicken den derjenige dann vorzeigt als wäre die App geöffnet ist eine Sache von 10 Sekunden. Ich wohne in NRW und ich kann mich nicht erinnern das mein Code überhaupt schon einmal gescanned wurde.
    Auch die völlig wahnwitzigen Karnevalsveranstaltungen am 11.11. waren da laut Personen in meinem Bekanntenkreis, die es für nötig hielten sich in dieses Getümmel zu stürzen eher lasch. Die statistische Wahrscheinlichkeit das an diesem Tag alleine in Köln KEINE Infektionskette ausgelöst wurde an deren Ende jemand stirbt dürfte stark gegen null gehen. Ich würde gutes Geld darauf setzten das die lokale Inziden rapide steigen wird, und mit ihr die Intensivfälle und die Toten. Köln hat Stand freitag 5% freie Intensivbetten, halb so viel wie der ohnehin schon niedrige Bundesdurchschnitt. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.
    Beim Hören der aktuellen Lage musste ich an eine Ältere Folge denken, in der es um das Steueranzeigeportal in BaWü ging. Wir leben im 21. Jahrhundert, auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt. Also:
    a) Strafen für ausbleibende Kontrollen massiv erhöhen, und zwar bitte nicht nur für den Arbeitgeber, sondern auch im geringeren Maße für die Kontrollierende Person. Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund die Kontrolleure aus der Verantwortung zu nehmen. Der Anreiz zur Kontrolle sollte auf allen Ebenen bestehen, wie hart die Bestrafung dann ausfällt oder ob man es beim Kontrolleur auch bei ner Verwarnung belassen kann steht ja auf einem anderen Blatt.

b) bundesweites anonymes Anzeigeportal. Ich glaube dass die Ordnungsämter wirklich nicht das personal haben um Flächendeckend verdeckt zu kontrollieren. Aber basierend auf anonymen Meldungen gezielte Stichproben durchzuführen dürfte ja umsetzbar sein. Personal entlastet, effektivität der Kontrollen erhöht, und die Ausweise dürften alleine durch die Ankündigung schon gewissenhafter gechecked werden. Warum nicht perspektivisch sogar eine Melde-App?
Das traurige: wir haben seit Juli trotz Impfungen höhere Fall- und Intensivzahlen als im Vorjahr. Delta machts möglich. Niemanden der sich auch nur ein wenig mit dem Thema befasst kann die aktuellen Entwicklung überraschen. All die Überlegungen die jetzt wieder übers Knie gebrochen werden müssen hätten schon seit Monaten angestellt werden können. Das die Ampel überhaupt unter Zugzwang gerät liegt auch am katastrophalen Management der Groko und der Länder. Ewig grüßt das Murmeltier.

  1. Ein viel zu wenig beachteter Aspekt in der Diskussion um Berufsbezogene Impfpflicht: Es gibt sie Bereits. Jeder der im Krankenhaus in der Patientenversorung arbeitet ist verpflichtet einen vollständigen Masernimpfschutz vorzuweisen. Wir habe uns als Gesellschaft darauf geeinigt dass bei den Masern die Schutzverantwortung des Personals gegenüber der individuellen Freiheit überwiegt. BEI DEN MASERN!!! Es gab im Jahr 2020 76 Fälle von Masern in Deutschland. Die Jahresinzidenz beträgt dementsprechend ca 0,9 pro Million Einwohner. Bei dieser Krankheit empfinden wir einen Impfschutz bei Pflegekräften etc als Angebracht, weil die Risiken minimal sind und der Nutzen auf der Hand liegt. Das ist auch völlig richtig so, und alleine diese Impfpflicht rettet wahrscheinlich jedes Jahr in Deutschland eine Hand voll Kinderleben. Und natürlich ist die Inzidenz auch nur so gering WEIL es die Impfung gibt. Aber wie kann es dann noch eine Diskussion geben ob eine Impfpflicht gegen Covid Sinn macht? JA! MACHEN! FERTIG! An den Pflegeexitus glaube ich nicht, weil erstens auch niemand wegen der Masernimfung den Job nicht ergreift, und zweitens es doch purer Hohn ist zu glauben bei all den Zumutungen die im Pflegesektor bestehen wäre eine Impfung ein relevanter Faktor. Es gibt dutzende Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen um die Menschen in der Pflege zu halten die wir alle erstmal anbahnen müssen bevor wir aus Angst vor der Berufsflucht auf eine Impfpfllicht verzichten.
  2. Jens Spahn hat angekündigt Ärzte besser für Impfungen entlohnen zu wollen. Die Gehälter die den Impfärzten gezahlt werden sind eine der größten Steuergeldsenken der letzten Jahre, auf Augenhöhre mit den Maskengeschenken an die Apotheker. Die Impfärzte Verdienen jetzt schon absolut unanständige Summen. Ich kenne mehrere Jungmediziner die nach dem Studium nicht in die Klinik gegangen sind, weil es sich einfach mehr rechnet ein Jahr vollzeit zu Imfen/abszustreichen und von dem Geld ne Wohnung zu kaufen bevor man auch nur als assistenzarzt anfängt. Wir reden hier von Stundenlöhnen um die 150 Euro und aufwärts. Seie es den Ärzten gegönnt, die werden noch genug unbezahlte Überstunden machen. Ich will hier auch keine Neiddebatte entfachen, aber ob die Erhöhung der Löhne an der Stelle ein sinnvoller schritt ist sollte man vielleicht doch mal auf Sinnhaftigkeit überprüfen. Gerade als Bänker. Dazu seie es noch einmal in alle Welt hinaus geschrien:
    MAN MUSS NICHT ARZT SEIN UM ZU IMPFEN! Die Durchführung intramuskulärer Injektionen lernt jede/r MTA/Pflegekraft/Sani etc… Es gibt keinen Grund dafür „teure“ Arztstunden zu verwenden, besonders wenn man die dann auch noch übervergütet. Ja, es ist eine ärztliche Aufklärung notwendig, aber es gibt keinen Grund warum die nicht auch in Form einer Broschüre stattfinden kann, da ich bisher bei keiner meiner Impfungen ein Aufklärungsprotokoll unterzeichnen musste.

Man kann sicherlich argumentieren das man den Hausärzten mehr Geld zukommen lassen sollte, die auch eine erhebliche unentgeltliche Überzeugungsarbeit leisten und insgesamt tendenziell sicherlich eher unterfinanziert sind. Aber das kann man dann auch gezielter machen.

  1. Ich finde es löblich das Ihr versucht im Ungang mit dem ungeimpften Teil der Bevölkerung zu differenzieren zwischen dem Standpunkt den jemand bezieht, und dessen Persönlichkeit. Ich würde allerdings anmerken, dass oft die Persönlichkeit den Standpunkt bedingt. Soziale Ächtung hat zur Reduktion von der Allgemeinheit schädlichem Verhalt eine wichtige Rolle. Das darf kein Freifahrtschein zur Marginalisierung von Andersdenkenden sein. Aber wenn die überprüfbare Evidenz so eindeutig ist, und die Folgen so schwer wie im aktuellen Falle, dann ist es essentiell asoziales Verhalten auch so zu benennen. Ich möchte euch ausdrücklich den Rücken stärken, eure sehr sachlichen und fundierten Analysen weiter genau so zu betreiben wie Ihr es bisher tut. Wer sich gestattet nicht alles sinnvoll mögliche und zumutbare zutun um sein Umfeld vor diesem Drecksvirus zu bewahren, der hat keinerlei Recht auf Wehleidigkeit im Tonfall eines Podcasts, den man sich ja freiwillig anhöhrt. Wer das schon als Zumutung empfindet, dem seie nochmal die Charite-Doku ans Herz gelegt. Was das Personal da und anderswo diesen Winter wieder wird erleiden müssen, weil (unter anderem) die Impfquote zu niedrig ist, DAS ist eine Zumutung. Von den Patienten mal ganz abgesehen.
    Oder: wenn es grün ist, und springt wie ein Frosch, und quakt wie ein Frosch, dann ist es eine vernünftige Arbeitsthese das man es mit einem Frosch zu tun hat. Und wenn sich jemand wie ein (Entschuldigung) Idiot verhält…
  2. Um mit einer nicht ganz so ernsten Note zu enden: Ich schlage den „Impfdrang“ als verbalen Mittelweg zwischen Impfzwang und Freiwilligkeit vor.

Ceterum Senseo: Nikotin und Alkohol muss nach dem Verursacherprinzip so besteuert werden, dass die Einnahmen den wirtschaftlichen Schaden zumindest auffangen. Da klafft im Moment ein Loch von zig Milliarden. Von den eingenommen Steuern kann man Suchthilfen oder Pflegepersonal finanzieren, gleichzeitig entlastet man das System durch den reduzierten Konsum. Unser Gesundheitssystem ächzt seit Jahren nicht wegen schicksalhafter Erkrankungen, sondern primär aufgrund vermeidbarer Folgeerscheinungen von Kippen und Alk. Meinetwegen kann jeder rauchen und saufen so viel er will, aber es sollte nicht die Allgemeinheit die Zeche zahlen. Vielleicht kann man ja sogar ein paar Euro für solarplatten auf allen öffentlichen Gesundheitseinrichtungen abzwacken.

Vielen Dank fürs Lesen, ich wünsche euch allein ein erholsames Restwochenende.

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Hat er, stimmt.

Stimmt auch, aber da geht es nur um die Ärzte, die in den Impfzentren angestellt waren, nicht um die Hausärzte. Wichtiger Unterschied!

Und genau das tut Spahn diesmal. Ich verteidige den Typen ja ungern, weil er mehr verbockt als richtig macht, aber manchmal findet auch ein blindes Huhn mal ein Korn: KBV - Spahn kündigt höheres Impfhonorar an: 28 Euro pro Impfung in der Woche, 36 Euro an Wochenenden

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Das liest sich tatsächlich so. Ich hatte nur einen anderen Artikel (Ich muss gestehen, ich glaube es war ntv oder so) gelesen, wo es sich sehr so las als würde die Erhöhung für alle impfenden Ärzte gelten. Na gut, wenn es so gedacht ist wie in deiner Quelle muss ich wohl zähneknirschend zugeben das Herr Spahn kurz vor Ende seiner Amtszeit doch noch eine sinnvolle Maßnahme ersonnen hat.

Oha, da hat aber jemand tief ins Klo gegriffen. Aber auch am Söder bleibt ja scheinbar nie was hängen.

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Zu den 100.000 meint Drosten, dass diese weitgehend durch Impfung verhindert werden können. Endemisch ist die Lage dann erst, wenn nahe 100% der Bevölkerung sich mit den Strukturen des Virus d.h per Impfung oder Infektion auseinandergesetzt haben. Laufenlassen geht aber erst, wenn nahe 100% der Ü60 die Impfung haben - wegen des Gesundheitssystems. Ich finde zudem, dass die Kinder auch geimpft worden sein müssten bzw. die Chamce dazu hatten.