Aber genau das ist doch meine Hypothese: Von allen gefälschten Impfausweis nimmt der in Telegram, WhatsApp etc. gekaufte falsche Impfausweis den weit überwiegenden Anteil an. Bewusste Fälschungen der Impfbescheinigung (die mit dem QR-Code) durch eine Arztpraxis oder Apotheke halte ich für anekdotische Einzelfälle (ja, es gibt erstaunlicher Wiese aus Ärzte unter den Querdenkern. Wie viele das sind, wissen wir nicht). Dass das in Größenordnungen vorkommt, dafür habe ich bislang keine Anhaltspunkte. Im Gegensatz zu Maskenattesten ist das Risiko für den Fälscher einfach zu groß ist: Hohe Geld- oder sogar Freiheitsstrafe wg. Urkundenfälschung, Verlust der Zulassung als Arzt oder Apotheker. Dagegen war der Kauf eines gefälschten Impfausweises und die anschließende Wandlung in die Impfbescheinigung mit QR-Code einfach zu einfach und zu billig.
Erstens ist m.W. nicht geplant, die Apotheken irgendwann aus dem Spiel zu nehmen. Aber selbst wenn: Das wird noch lange dauern, solange noch neue Berufsgruppe Impfstellen werden können, die sich dann erst wieder an das IT-System des Gesundheitswesen anschließen müssen.
Auch wenn unpopulär: Grundsätzlich hätte ich dagegen keine Einwände.
Ich fürchte, das geht aber nicht ohne Rechtsänderung. So müssen Ärzte und Krankenkassen von ihrer Verschwiegenheits- und Datenschutzpflicht entbunden werden.
Und: Grundsätzlich gilt bei jedem Gesetz, dass die damit geschaffene Regulierung so gestaltet werden sollte, dass deren Umgehung möglichst erschwer wird, ein effizientes Kontrollsystem eingeführt wird und angemessen abschreckend Strafen umgesetzt wird. Und alles auch von Behörden und Verwaltung auch tatsächlich „gelebt wird“.
Ich wäre ohnehin dafür, dass man sein Impfstatus nicht mehr per gelben Impfausweis, sondern nur noch per Impfbescheinigung (als Ausdruck mit QR-Code oder auf dem Smartphone) nachweisen darf / muss.
Noch eine Frage in die Runde: Ließt die Politik hier eigentlich mit:
Lass mich mal kurz zusammenfassen, was ich verstanden habe. Wir sind uns einig, dass ein wesentlicher Schwachpunkt im System die Umwandlung des gefälschten Impfausweises in ein technisch gültiges digitales Impfzertifikat ist. Das möchtest du mit einem zentralen Register bekämpfen. Allerdings würde die Eintragung ins Register durch die selben Personen erfolgen, die momentan die Zertifikate erzeugen. Insofern ändert sich doch nichts am Missbrauchspotential des Prozesses. Und eine gewisse Plausibilitätskontrolle, wie der Abgleich mit tatsächlich ausgelieferten Chargennummern, ist auch jetzt schon möglich. Ich sehe keinen Gewinn durch ein Register.
Im konkreten Fall lag auch kein technisches Problem vor. Der nachlässige Umgang mit Zugangsdaten ermöglichte hier schreibenden Zugang. Ein solches System sicher aufzusetzen ist nicht trivial. Das ist aus meiner Sicht auch ein wichtiger Punkt, der gegen ein zentrales Register spricht. Wir haben uns ja mittlerweile an die Meldungen gewöhnt, dass immer mal wieder selbst große Unternehmen einen Einbruch in ihre Datenbestände nicht verhindern konnten. Und so ein zentrales Register mit persönlichen Daten aller in Deutschland lebenden Menschen ist sicher ein interessantes Angriffsziel - ganz unabhängig vom Versuch, dort falsche Impfinformationen zu hinterlegen. Hinweise auf den Datenschutz sind bei solchen Themen also nicht aus der Luft gegriffen.
Habe mich mit einem Pharmazeuten unterhalten, der grade in einer Apotheke arbeitet und das passiert durchaus hin und wieder. Der Prozess, was passieren soll, wenn eine Fälschung entdeckt wird: Da sind sich viele unsicher bzw. haben auch Angst. Impfgegner haben schon wegen weniger Gewalt ausgeübt.
Hoffentlich kommen so viele Passfälscher und deren Kunden wie möglich mit dem Gesetz in Kontakt. Wenn die Staatsanwaltschaften und Gerichte hier flott sind, dann überlegen es sich einige hoffentlich.