Covid-19 Pandemie / Erfahrungen mit der einrichtungsbezogenen Impfpflicht im Altenheim

Ich arbeite als Sozialarbeiterin im Altenheim, ich bin geboostert, unsere Impfquote ist gut, ein paar letzte Kollegen fehlen. Die machen gerade die Infektion durch. Und nicht nur die. Viele geimpfte Kollegen waren schon mal positiv oder auch schon zweimal. Bei den Bewohnern hatten wir Glück, es gab und gibt immer mal Infektionen, aber die verlaufen glimpflich.
Wir testen was das Zeug hält: jeden der rein will (und dazu klingelt und reingelassen werden muss), Mitarbeiter dreimal die Woche oder täglich je nach Infektionsgeschehen und die Bewohner bei nach Bedarf oder täglich je nach Infektionsgeschehen.
„Ist doch toll“, mag der Außenstehende denken, „da werden die vulnerablen Gruppen ja gut geschützt.“
Die Bewohner werden super geschützt, aber sie sind einsam dabei!
Wenn diejenigen, die testen, die Tür öffnen, die Listen führen, verwalten und Kontakt zum Gesundheitsamt halten, diejenigen, die Angehörige über alle neuen Verordnungen, Regel und ggf Infektionsfälle informieren, weil eben diejenigen mit anderen Dingen beschäftigt sind, als dem, was ihre eigentliche Aufgabe ist.
Auch für Angehörige sind die guten Schutzmaßnahmen eine Hürde für Besuche, weil „mal eben kurz zu Oma“ nicht geht, weil nicht zu allen Zeiten Tests verfügbar sind und wir auch darum bitten nicht zu allen Zeiten zu klingeln.
Wir leiden unter den dichten Masken, die die Kollegen wirklich gewissenhaft tragen, unter denen man aber je nach körperlicher Belastung schlecht Luft bekommt und einem die Ohren weh tun. Und die Bewohner sagen: „Jetzt nehmen sie das Ding doch mal ab! Was soll der Quatsch denn? Wir sind doch alle geimpft und tetestet!“ Man kann es sich das fragen.

Wir haben den ganzen Scheiß durch: Sterbefälle in Quarantäne, Aussegnungen mit Schutzkleidung, Kollegen die ausfallen, lässige und hysterische Angehörige und immer wieder Fehlalarme.

Wir sind durch! Ich merke eindeutige Belastungsanzeichen. Ja, ich habe den Coronabonus bekommen. Aber was soll ich damit? Davon hört mein Ohr auch nicht auf zu pfeifen!

Es ist nicht so, als hätten übergeordnete Behörden irgendein Augenmaß: neue Corona Schutzverordnungen kommen freitags um 15 Uhr mit irren neuen Hygieneregeln, sämtliche Qualtätsprüfungen seitens Heimaufsicht und Medizinischem Dienst laufen, als wenn nix wäre. Auch das Gesundheitsamt prüft bei Hygienebegehungen, ob in Abstellräumen auch nix auf dem Boden gelagert wird. Alles oben drauf.

Und selbst die Arbeitgeber, die ja wissen müssten, dass Pflegekräfte nicht vor der Tür Schlange stehen, zeigten nicht immer ein glückliches Händchen im Umgang mit ihren Mitarbeitenden.
Es ist frustrierend!

Ich kann nicht erkennen, was uns die einrichtungsbezogene Impfpflicht bringen soll. Es liegen alle Informationen auf dem Tisch. Die Argumente meiner ungeimpften Kollegen schwanken zwischen dumm und dämlich. Aber bitte. Deswegen sind sie trotzdem noch nette Menschen, die gute Arbeit machen und die sich überdies an alle Hygieneregeln halten. Sie tragen alle ihre Masken und verhalten sich den Bewohnern gegenüber tadellos. Dass einige nun genesen sind, hilft bezogen auf ihren Status leider auch nicht lange. Ich finde das falsch. Ich möchte diese Menschen weder als Kollegen noch mit ihrer Arbeitskraft verlieren. Nicht einen von ihnen. Es gibt nämlich keinen Ersatz da draußen.

Und wenn schon Impfpflicht, warum dann nicht für alle Menschen, die in solchen Einrichtungen wohnen? Der Aspekt spielt keine Rolle. Das kann ich überhaupt nicht verstehen. Geimpfte Bewohner sind gut geschützt. Warum geht man nicht diesen Weg?

Wir sind alle erschöpft und ich habe die Befürchtung, dass wir die letzten sind, die von Öffnungen profitieren. Weil ja die vulnerablen Gruppen gut geschützt sein müssen. Aber hier liegen bei allen die Nerven blank. Und ich bezweifle, dass eine einrichtungsbezogene Impfpflicht hier irgendein gutes Werk vollbringt. Nicht, solange nicht draußen und für alle dieselbe Pflicht gilt.

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Ich bin tatsächlich für eine Impfpflicht, weiß aber auch nicht so recht, wieso sie speziell für Mitarbeitende in Alten- und Pflegeheimen eingeführt wurde, statt für alle Erwachsenen oder meinethalben alle Erwachsenen über 50, außer mal wieder, um nicht zu viele Querdenker zu verärgern.

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