Coronatest-Irrsinn vor Klinikaufenthalt

Hallo :slight_smile:

Ich bin am Verzweifeln und wollte meine kleine Geschichte kurz teilen.

Ich habe Anfang dieser Woche erfahren, dass ich am 07.01. in eine psychosomatische Klinik aufgenommen werden kann. (Genauer genommen: psychosomatische Abteilung einer Uniklinik)
Diese Aufnahme ist mir unglaublich wichtig. Es hängt sehr viel davon ab.

Coronabedingt hat die Klinik natürlich ein neues Aufnahmekonzept.
Am Vortag der eigentlichen Aufnahme wird in der Ambulanz „ein Abstrich“ (ich nehme an, ein PCR-Schnelltest) gemacht.
Ist der Test negativ, darf man am eigentlichen Aufnahmetag anreisen. Es wird ein zweiter Test gemacht.

Nun wohne ich rund 300km von dieser Klinik entfernt und kann nicht mal eben am Vortag vorbeischauen, um einen Test zu machen.
Ich bekam die Anweisung: Ich solle ihnen am Vortag der Aufnahme ein Testergebnis zukommen lassen. Zum Aufnahmezeitpunkt darf der Test nicht älter als 24h sein. Es bleibt also nur die Option eines Schnelltests.

Kein Ding, dachte ich. Ich frag mal bei meinem Hausarzt nach.
Mein Hausarzt ist über die Feiertage im Urlaub, seine Vertretung führt keine Schnelltests durch.
Der Hausarzt meines Partners ist ebenfalls im Urlaub, auch hier macht die Vertretung keine Schnelltests.

Zwei zufällig angerufene Hausärzte führen auch keine Schnelltests durch,
Die Corona-Teststelle in meiner Stadt auch nicht.

Über die 116117 habe ich die Info bekommen: Aufgrund der Fehlerquote erkennt die Kassenärztliche Vereinigung (zumindest Thüringens)
die Schnelltests nicht an und führt sie auch nicht durch.

Also nochmal die Klinik angerufen und geschildert, dass ich einfach keinen Schnelltest hinkriege.
(Da ein Schnelltest seine Gültigkeit sowieso verliert, sobald ich die Teststelle verlasse und mich in den ÖPNV setze, dachte ich, finden wir doch mit Sicherheit eine Lösung.
Vielleicht könnte man mich ja irgendwo 24h isolieren? Vielleicht geht doch ein normaler Test, der bei der Aufnahme schon 2,3 Tage alt ist? Irgendwas?)
Das Personal dort hatte auch keine Lösung parat und wollte sich nochmal absprechen.

Am Folgetag bekam ich einen Anruf. Nach Rücksprache mit dem Oberarzt die Kurzfassung:
„Wenn Sie uns am 06.01. keinen aktuellen, negativen Test vorlegen können, können Sie nicht aufgenommen werden.“
Für eine Isolation haben sie keine Kapazitäten; alternative Wege gibt es nicht.

Es ist also einfach… mein Problem.

Ich hoffe so sehr, dass ich am Montag meinen Hausarzt erreiche und der am Mittwoch einen Schnelltest bei mir durchführen kann.
Ansonsten müsste ich irgendwie schauen, dass ich eine Übernachtungsmöglichkeit vor Ort finde.
(Sehr coronafreundlich.)

Je länger ich darüber nachdenke, desto paradoxer finde ich die Teststrategie dieser Uniklinik (!).
Ich meine: selbst, wenn ich mich vor Ort in der Ambulanz testen lasse. Welche Aussagekraft soll dieser Test am Folgetag noch haben?

Danke, wenn ihr das bis hierher gelesen habt.
Mir geht es einfach dadurch ein bisschen besser, dass ich das mit jemandem teilen konnte.
Nach dem Anruf war ich komplett zusammengebrochen, inklusive Panikattacke und dem ganzen Spaß.
Ich hoffe so sehr, dass ich irgendwie in diese Klinik kann.
Vielleicht hat ja jemand Erfahrungen damit gemacht, wie andere Kliniken das handhaben.

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Update:

Ich habe meine Hausärztin erreicht, die führt aber nur Antigen-Schnelltests durch. Keine PCR-Schnelltests.
Die Ergebnisse von Antigen-Tests werden von der Klinik nicht anerkannt.
Darum fahre ich jetzt am Mittwoch hin, mache in der Ambulanz einen PCR Test.
Übernachte dann bei Bekannten (mit Gästezimmer) vor Ort und werde am nächsten Tag hoffentlich wie geplant aufgenommen.

Die Pflegerin, mit der ich telefonierte, stimmte mir zu, dass das alles nur bedingt sinnvoll ist, „aber wenn der Vorstand das so entschieden hat…“. Jeder, mit dem ich telefoniere, sagt was anderes, aber in dem einen Punkt sind sie sich zumindest einig.

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Viel Erfolg und einen guten Aufenthalt dir.
Danke, dass du deine Geschichte geteilt hast, wirklich ganz schön verfahrene Situation.

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In der Klinik wo eine Freundin arbeitet, laufen Reinigungskräfte und Hausmeister ohne Tests im ganzen Gebäude herum.
Der Bruder einer anderen Freundin hatte einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall und konnte beim Telefonat mit seiner Schwester nicht mehr reden, sondern nur noch wimmern. Besuchen darf meine Freundin ihren Bruder nicht. Auch nicht mit einem negativen Testergebnis.
Mein Anliegen und Wunsch ist, dass die Maßnahmen manchmal etwas kritischer betrachtet werden. Es ist einfach furchtbar belastend und manchmal nicht verhältnismäßig wie mit Situationen umgegangen wird und was die Maßnahmen für Auswirkungen auf Menschen haben.
Was denkt ihr?

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Schlimm wie hier mit Erkrankten umgegangen wird. Typisch …

Was genau ist „typisch“?

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Ich finde es sehr gut, dass wenigstens an der Uniklinik die klare Teststrategie Test-vor-Ankunft durchgehalten wurde und die Patientin einen Weg gefunden hat ihn umzusetzen. Ich habe auch von einer ReHa-Klinik in Bayern gehört, wo der PCR-Eingangstest wegen Allerheiligen (!) erst vier Tage nach Ankunft erfolgte und das Ergebnis wegen Wochenende nach einer Woche vorlag. Leicht und logisch sind die Maßnahmen nicht alle, aber wenn sie unsere Gewohnheiten aufbrechen und zur Verhinderung von Infektionen führen sind sie zielführend. Dass wir an der Ausstattung der Geringverdiener sparen (das Beispiel mit den Reinigungskräften) wird uns teuer zu stehen kommen.

Alles Gute in der Klinik!

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Oh, das klingt ja schrecklich.
Meine Freundin ist vor einigen Wochen im Zuge einer Krisenintervention in eine psychiatrische Klinik gekommen, also spontan im Gegensatz zu dir. Da sie aber vorher Kontakt mit einer positiv getesteten Mitschülerin hatte, führte der Notarzt noch vor der Einlieferung einen Schnelltest durch. Ich weiß es nicht genau, es ist aber gut möglich, dass sie zu Beginn noch isoliert wurde.