Coronakontaktlisten

Liebe Lage,

Das Hauptproblem bei den Kontaktlisten ist IMHO nicht, dass die Polizei darauf zugreift. Das mag in einigen Bereichen als Problem wahrgenommen werden, ist allerdings relativ exotisch. Die Leute interessiert das schlichtweg nicht, ob die Polizei weiß, dass ich da gegessen habe (wenn sie überhaupt jemals Listen aus diesem Restaurant für den entsprechenden Zeitraum auswerten).

Das Problem ist eher, dass Menschen sehr ungerne ihre Adresse an Personen preisgeben. E-Mail und Telephonnummer sind noch ok; aber sobald es um die eigene Adresse geht, ist das nochmal was ganz anderes (Ausnahme: entsprechend große Firmen – denn das suggeriert wieder die Anonymität der Masse).
Dafür gibt es auch diverse gute Gründe; einer davon ist bspw. Stalking. Und selbst wenn das nur in einem von X Fällen passiert – bei meiner Adresse kann ich halt niemanden Blocken (geschweige denn die Adresse ändern). Sowas will man im Zweifel keinem Restaurant geben – und das kann ich verstehen.
Wie Philip finde ich die Regel da over the top – zumal die Adresse für eine Kontaktaufnahme halt nicht erforderlich ist. Wobei man bei unserer Regierung wahrscheinlich froh sein kann, dass man zumindest keine Faxnummer braucht…

Das Ziel der Listen besteht doch darin später ggf. die Kontaktnachverfolgung durchführen zu können.

Haben wir nicht gerade dafür die Corona-App. Warum können Lokale, Bars etc. nicht einfach ein Handy am Eingang deponieren, um die Kontakte zu speichern?

Das mit dem Listen ist doch absolut nicht mehr zeitgemäß, zudem viele Leute den gleichen Stift zum eintragen benutzen müssen.

Na gut; die Corona-App halte ich für keine gute Idee, einfach weil da zu viele Unwägbarkeiten reinfallen.

  1. Wie zuverlässig funktioniert die? Was passiert, wenn ich am falschen Ende des Restaurants sitze, weshalb mein Telephon das Signal des Restaurantbeacons als nicht relevant einstuft? Usw., es sind diverse Fehlercases denkbar.
    Die App ist IMHO ein Best-Effort für Bereiche, die nicht organisiert sind (öffentliche Bewegung, ÖPNV, …), allerdings nicht ansatzweise Konkurrenzfähig gegenüber Kontaktlisten. Die zeitliche Auflösung geht verloren, eine Benachrichtigung verläuft nicht zuverlässig usw.
  2. Ist diese App aus guten Gründen nicht verpflichtend. Ich unterstütze die App voll und verwende sie seit Tag 0, aber nicht jeder hat ein aktuelles Smartphone – mal ganz abgesehen von anderen Aspekten. Persönlich fände ich es auch sehr viel eingreifender, wenn mich der Gesetzgeber zwingen würde, ein aktuelles Smartphone zu haben und die ganze Zeit so eine App verwenden zu müssen anstatt halt einmal eine (Zweit-)Telephonnummer eintragen zu müssen.

Telephonnummer dagegen funktioniert. De-facto jeder hat eine, die Kontaktaufnahme ist schnell möglich (auch wenn man gerade nicht zu Hause ist), usw.
Zumal mir gerade noch eingefallen ist, dass man in DE ja sowieso keine Telephonnummer mehr ohne Ausweis bekommt – d.h. die Ämter könnten im Notfall auch problemlos feststellen, wem die Nummer gehört; aber eben niemand vom Restaurant selbst.

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Meine Beobachtung ist an dieser Stelle ein totales durcheinander. Gibt es überhaupt eine klare Vorstellung und Kommunikation, was auf dieser Liste stehen muss? Da habe ich schon echt unterschiedlichstes beobachtet…

Ich finde ehrlich in einer offenen Liste, wo sich Gäste nacheinander selber in einer Liste eintragen muss, unmöglich. Gerade wenn die Telefonnummer mit angegeben wird.

Klar, das geht gar nicht. Die IMHO beste Lösung ist ein Zettel pro Person und ein Umschlag, wo man das reinmachen kann (oder alternativ gleich eine Person, die dann die Urne für den Tag hinhält wo man den reinschmeißt).

Also die Praxis hier in Berlin sind Name, Telephonnummer und Adresse. Aber was die Vorschrift ist, weiß ich auch nicht genau.