Corona Warn-App: warum nicht obligatorisch?

Ich bin kein Jurist, aber hätte da Mal ein paar Fragen:

Die APP obligatorisch klingt verlockend, aber was willst du damit erreichen?

Es ist nunmal so, dass nicht alle Handys die APP können und das es in Deutschland auch reichlich Leute gibt die keins haben/haben wollen.

Wie stellst du dir das dann vor? Wie in China wo Zutritt nur mit APP gewährt wird?

Das wird jedes Gericht sofort wegen Diskriminierung einkassieren.

Wenn du aber die Pflicht zur APP nicht an irgendetwas koppelst, hast du bei der Akzeptanz deines Vorschlags gleich verloren.

Wie du es drehst und wendest, bleibt dir am Ende nur werben für die Nutzung. Verpflichtend geht nicht.

Ich sehe das auch als unrealistisch:
Wir deutschen geben nichtmal dem Perso einen entsprechenden obligatorisch Status.

Für eine Kontrolle des Smartphone gibts tausend Gründe das abzulehnen (zu alt, inkompatibel, nicht dabei, kein Bock, Verweigerer etc…) und es gibt keine guten Möglichkeiten das dann zu forcieren oder unter Strafe zu stellen.

Technisch ist es auch komplex, ein Wallpaper/Sperrbildschirm das auch das obligatorische "grüne Warn-App Häkchen zeigt würde dann der Renner und wenn jemand das Phone nach dem vorzeigen wieder in Alupapier einwickelt hat man auch nichts gewonnen.

Realistisch sind folgende Wege:

  1. Gruppenzwang - die Freunde/Familie hat genug Angst vor dem Virus und man wird sozial herausgedrängt wenn man die App nicht hat.
  2. Hausrecht - die Arbeit, die Unternehmen und Händler machen die App zum Gatekeeper und man kann dann gegbenenfalls Sonderkündigen (neuen Arbeitsvertrag nicht unterschreiben) oder online liefern lassen (weil man da kein privates Grundstück betritt)

Insgesamt nimmt es schon erschreckende Züge an. Wir lachen über die Maskenverweigerer in den USA - uns geht es nur noch zu gut, und sobald es schlimmer wird, werden viele von uns zu den gleichen Trotzköpfen und Egomanen.

Datenschutz und persönliche Freiheiten sind ein sehr hohes Gut, aber wenn ich einem anderen Mitmenschen das Leben retten kann (und auch nur potentiell) dann gebe ich meine Funkverbindung und Standortdaten gerne.

vg
Jörn

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Ich weiß auch nicht, wie eine Verpflichtung mit dem mobile device management von Firmengeräten vereinbar wäre.

Zum Thema „100%sicher“: kein IT-System kann 100% sicher sein, so lange Menschen darauf Zugriff haben. Sicherheit ist immer ein Prozess, in dem Lücken entstehen, aufgedeckt und geschlossen werden. Etwas anderes zu erwarten ist unrealistisch oder der Versuch eines Totschlagarguments.
Aber die App ist derart datensparsam, dass es selbst bei Sicherheitslücken eigentlich kein erkennbares Risiko geben dürfte.

Ich verstehe deine Sicht, aber ich glaube nicht, dass du das tun würdest.

Homöopathie grassiert ja auch unter formal hochgebildeten. Manche Bildung ist halt auch eher Einbildung…

Homöopathie, Strahlung und Überwachung…Joa…die Klassiker hier im Schwabenland.

Ich versuche mich mal ganz vorsichtig auszudrücken, weil die Juristerei nicht mein Steckenpferd ist.

Mir schwirrt auch seit Tagen der Gedanke im Kopf rum, dass eine obligatorische Nutzung der App uns helfen würde.

  1. Wenn man nur bei 25% der Infizierten weiß wo diese sich angesteckt haben, muss mE ganz dringend dran gearbeitet werden, wo die letzten 75% her kommen!!! Ok ein Lockdown light hilft das Problem zu lösen, aber das ist nunmal die Holzhammermethode (wie oft wollen wir das diesen Winter machen?) Die App könnte und sollte dabei helfen. Dafür müssen alle die App nutzen und Ergebnisse dieser müssen ordentlich ausgewertet werden.

  2. Kann man in einem lockdown light als Bonus einführen, dass Leute mit einer funktionstüchtigen App Restaurants besuchen und in Veranstaltung gehen dürfen. Das Infektionsgeschehen könnte man dann nachhalten und wer nicht die App hat und will, Tja der ist im lockdown light wie gerade jeder von uns… dieses hätte Vorteil für die jetzt schließenden Betriebe aber auch evtl. Weniger Verbreitung → Punkt 3.

  3. Ich glaube auch, dass bei diesen lockdown light sich immer noch viele bzw jetzt mehr Leute zu Hause treffen werden (unkontrollierte Übertragung, weil kein Hygienekonzept, eng, wenig lüften, versacken bis tief in die Nacht). In einem Restaurant mit Hygienekonzept könnte man sowas glaube ich besser kontrollieren. Die Leute haben bisschen Abstand, man sitzt nicht bis tief in die Nacht, es wird mehr gelüftet - es wäre glaube ich alles etwas kontrollierter/ „gesitteter“

Das so paar Ideen von mir, die mE sinnvoller wären als dieser Lockdown. Wie das bezüglich Grundrechten aussieht kann ich leider nicht beurteilen - vielleicht müsste man aber hier den Fokus mal etwas schifften in Richtung mit Corona leben bis ein Impfstoff da ist.

Auf Google Geräten besteht per Design ein Konflikt mit der DSGVO: DLF 25.07.2020

Auf meinem Android Smartphone kann ich die App zwar installieren, ist aber nicht lauffähig, da statt „Google Play Services“ die datenschutzfreundliche Alternative „microG“ installiert ist, welche die technische Modifikation für Corona Warn App noch nicht implementiert hat (…die arbeiten aber wohl daran).

Ich denke unsere Regierung sollte von Google eine technische Änderung an Android fordern, die Unabhängigkeit der Warn App von Goolge Play Services ermöglicht → dann klappt’s auch mit dem Datenschutz und die App würde vermutlich auch auf älteren Geräten laufen.

Da viele Android Geräte keine (Hersteller-) Updates bekommen, gab es ja eben die Lösung über die auf (fast) jeden Gerät vorhandenen Services. Die Nutzung der CWA führt soweit man weiß nicht dazu das mehr Daten (an Google) gesendet werden, ist also aus Datenschutzsicht vollkommen unerheblich. Die Notwendigkeit für die nicht offenen Services ist für datenschutz-besorgte Bürger ärgerlich - aber dieser Anteil ist auch unerheblich für die Bekämpfung der Pandemie. Die App läuft auch nicht auf mehr technisch veralteten Smartphones, nur weil die Schnittstelle offen ist - oder?

Die App ist datensparsam. Für die gewünschte Funktion ist aber nicht App das zu betrachtende System, sondern: App + Google Play Services (=Funkzentrale zu Google Server auf Telefon, closed source) + Telefon mit aktivierter feingranularer Geolokalisation.

Offensichtlich kann Google mithilfe der Corona Warn App feingranulare Bewegungsprofile von vielen Millionen neuen Nutzern erstellen (ohne deren Wissen oder bewußter Einwilligung). Ein Angriff auf die informationelle Selbstbestimmung. Und das soll nun für alle Bürger zwangsverordnet werden? Bitte nicht!

Gegenvorschlag: Google dazu zwingen…

  • den Quellcode der Play Services ab jetzt offenzulegen (damit es mit gleicher Akribie auditiert werden kann wie die Warn App) …ODER…
  • die technische Abhängigkeit zu Geolokalisation und Google Play Services aufzulösen.

weiter interessiert?
Überwachungskapitalismus, Deutschlandfunk 20.10.2018
DSGVO Konflikt, Deutschlandfunk 27.07.2020

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Vielen Dank für die vielen Antworten, aus denen ich entnehme, dass, obgleich es fundierte rechtliche Bedenken gibt oder nicht, der Widerstand in der Bevölkerung gegen eine Aufgezwungene App zu groß wäre.

Was würdet ihr denn dann davon halten, wenn die Regierung stattdessen die Menschen für das Nutzen der App bezahlen würde?

Z.B. 5€ pro aktiven Monat? Das wären bei 80 Millionen Bürgern/innen 400 M€ im Monat: viel weniger als die Kosten eines Lockdowns. Die Maßnahme würde sicherlich besser akzeptiert werden. Allerdings man müsste sich dann aber gut überlegen, wie man es schafft, dass das Gesetz nicht richterlich gekippt wird, wegen Diskriminierung jener, die kein Smartphone haben… Vielleicht hat hier ja jemand eine Idee?

@heinrichsgeist: Vielen Dank für die interessanten Hinweise.

Allerdings bin ich nicht sicher zu verstehen: die Corona WarnApp benutzt ja keine Geolokalisation, nur Bluetooth und müsste dementsprechend und müsste dementsprechend keinen Einfluss darauf haben, ob Google (Play Services) meine Geolokalisationsdaten benutzt oder nicht, oder?
Ist deine Behauptung,

  1. dass Google Play Services selber Geolokalisationsdaten benutzt und an Google weiterleitet (was hieße, dass man auf Androids die WarnApp nicht benutzen könnte ohne diesen unerwünschten Nebeneffekt, da die App dort nur über Google Play Services herunterladen kann)? Wenn dem so wäre, und der Nutzer das nicht verbieten könnte, dann wäre das doch illegal und vor Gericht anfechtbar, oder?
  2. und/oder dass man ja nicht weiß, ob Google Play Services evtl. illegal Geolokalisationsdaten benutzt, weil der Code nicht open-source ist. Und da die WarnApp nur über Google Play Services installiert werden kann, kann man nicht dem System App + Google Play Services vertrauen?

Unabhängig davon stimme ich dir aber völlig zu, dass die Regierung (oder eher die EU) das Monopol der Google Play Services und des Apple App Stores endlich beseitigen sollte.

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Vermutlich nicht… (es sei denn man könnte ein Zwangsupdate erwirken). Technische herbeigeführte Alterung durch das Einstellen von Software Updates ist ein eigenes Problemthema.

Hier würde ich als Argument entgegenhalten: Viele Nutzer aktivieren wegen der CWA erst dauerhaftes Bluetooth und Geolokalisierung. Es dürfen also (vom gutgläubigen Nuzer genehmigt) deutlich mehr Daten erhoben werden und können über die Play Services an Google gesendet werden - ist also in der Sache datenschutzrechlich sehr erheblich.
Manch wenig gutgläubiger Nutzer lässt sich vielleicht wegen der erforderlichen dauerhaften Geolokalisierung von der CWA Nutzung abhalten.

Die Fokussierung auf CWA-App und Datenschutz ggü Exekutive lenkt ab vom Gesamtsystemdenken und Datenschutz ggü. Google.

Aus meiner Sicht sollten Regierungen (vom Souverän bestellt!) nicht vor großen Konzernen einknicken und zunächt sollte versucht werden, die Konzerne in Haft zu nehmen (die schließlich auf Marktzugang angewiesen sind für ihre Milliardenumsätze). Dass keine SW-Updates eingespielt werden, dass Play Services mit Zwangsgeolokalisierung die technische Lösung der Wahl sein sollen, und auch nur für neuere Telefone - das sind alles keine naturgegebenen unveränderlichen Randbedingungen. Schließlich ist Google in der Lage die Informationen der Welt zu ordnen, da wird es sein eigenes Betriebssystem wohl anders im Griff haben. Ich vermute hier mangelt es nicht am Können sondern am Willen - das was herausgekommen ist passt einfach zu gut ins Geschäftsmodell.

Etwas anders: Zur Nutzung der CWA müssen Android Nutzer die Geolokalisation selbst aktivieren und die Funkzentrale (Google Play Services) installiert haben. Es wäre unplausibel anzunehmen, dass die Geolokalisationsdaten nicht an Google übermittelt und für andere Zwecke (targeted advertising) verwendet werden, da genau das der Kern von Googles Geschäftmodell ist. Viele CWA Nutzer sind sich dessen nicht bewusst, schließlich wird von vielen vertrauenswürdigen Seiten die Nutzung der App mit Hinblick auf Datenschutz-Unbedenklichkeit nahegelegt.

Damit wird das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung weiter untergraben zum Zwecke des berechtigten allgemeinen Interesses an körperlicher Unversehrtheit. Dieser Interessenskonflikt kann technisch aufgelöst werden durch Designänderungen in Android. Auch Versorgung älterer Telefone mit neueren Android Versionen ist technisch möglich (siehe z.B. LineageOS Projekt). Daher sollte die Regierung Druck auf die Konzerne ausüben.

Dieses Bild hat große Schnittmenge mit Pressemeldung Landesdatenschutz Baden-Württemberg vom 24.09.2020. Vielleicht könnte LdN Stefan Brink einladen und diskutieren, welche konkreten Maßnahmen der Bundesregierung adäquat wären.

Gute Nachrichten! Versuchs nochmal mit der App! Ich schreibe diesen Text von einem lineage handy mit dem aktuellen microg und einer (soweit ich das beurteilen kann) funktionierenden corona warn app.

Gedanken zum Thema

  1. wie soll das mit den alten Geräten funktionieren. In meiner Altersklasse verwendet man etwas bis es kaputt ist.

  2. Viele Leute in meinem Alter haben noch nie in die Einstellungen ihres Smartphones geschaut geschweige denn eine Einstellung vorgenommen.

  3. Ich müsste das Ding ständig mit mir führen. Wie sieht es mit Berufsgruppen aus bei denen das untersagt oder einfach nicht möglich ist?

Die Lösung schlechthin wäre wohl ein Gesundheitstrojaner (Ironie):sunglasses:

Hi,

hier einige technische Hintergründe:

Bluetooth gibt es schon seit Ewigkeiten aber die Implementierung auf den Geräten ist auch heutzutage noch an eine Hersteller-Firmware gebunden.
Sehr lange haben die Chips dem Betriebssystem gar keine Signalstärke zur Verfügung gestellt, manche liefern auch konstant einen standard Wert aus oder sind sehr ungenau/fehlerhaft.
Viele Hersteller haben die Smartphones auch so stark verändert (begrenzt) das Google/Apple ohne deren Mitarbeit und neue Firmware + OS-Version gar nichs tun können.
Auch lässt sich bei iOS und Android die API technisch erst ab einer gewissen Version einbauen (davor müssten Kernel, Module und weiteres erst auf eine neue Version gehoben werden).

Ich bin ziemlich sicher das Google/Apple fast nur Phones ausschließen, die auch wirklich unter der technischen oder softwareseitigen Grenze des machbaren sind. Immerhin gehen fast alle Geräte die neuer als 4-5 Jahre sind (dem 7 Jahre altes Galaxy S4 bei meinen Eltern läuft CWA mit etwas Mühe auch).


zum Google Play Service:
Wer die nukleare Option wahrnehmen möchte und keinen Play Service+Store will: microG bietet in neueren Versionen auch die ExposureNotification API und die Corona-Warn-App kann ohne Google auf Android genutzt werden.

Google hat sich aber auch selber verbessert: in meinen Android 11 Gerät kann die Standortermittlung wieder komplett abgeschaltet werden und die CWA braucht dieses Recht auch nicht mehr.

vg
Xyne

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Danke @erg und @Xyne

Mit microG und Android 11 gibt es demnach nun zwei technische Lösungen, wie sich die CWA ohne Google-Zwangsgeolokalisation betreiben lässt (auf Geräten, die hardwareseitig dazu fähig sein). Nun könnten die großen Smartphone-Hersteller technische Kompatibilität mit ihren Modellen der letzten X Jahre prüfen und Betriebssystemupdates zusammenschnüren. Da das natürlich aufwändig ist und grundsätzlich gegen Geschäftsinteressen (typisch: möglichst viele Geräte verkaufen, Nutzungszeit auf Gewährleistungsfrist hin optimieren) gerichtet ist, müssten sie durch Regierung/Gesetzgeber dazu „ermuntert“ werden. Angesichts einer Notstandslage, in der den Bürgern (=Souverän) viele Grundrechtseinschränkungen zugemutet werden, wäre das meines Erachtens angemessen.

Damit würde die technische Reichweite der CWA maximiert, die Akzeptanz zur Nutzung vergrößert (manch einer lässt sich durch Geolokalisation abhalten) und eine prima Basis geschaffen um das Thema Obsoleszenz durch ausbleibende SW Updates zu diskutieren.

Für Android Betriebssystemupdates gibt es eine eingebaute Funktion, ausgehend von einer Benachrichtigung wird der Nutzer geführt. Dauert ein paar Minuten und erfordert Neustart.

Ich bin Besitzer eines IOS Gerätes Iphone 6