Corona und Prüfungszeiten

Hallo Ulf, hallo Philipp,

nachdem Ihr in der aktuellen Lage so anschaulich und verständlich erklärt habt, was eurer Ansicht nach notwendig ist um die dramatischen Entwicklungen der Pandemie in Deutschland abzubremsen, wollte ich euch auf einen Bereich aufmerksam machen, der meines Erachtens in der allgemeinen Berichterstattung sehr kurz kommt: die Auswirkungen der Beschränkungen auf Prüfungen, insbesondere solche berufsqualifizierender Art. In meinem persönlichen Fall geht es um die schriftlichen Prüfungen im zweiten juristischen Staatsexamen, in diesem Punkt kann Ulf vielleicht ganz gut nachvollziehen, wie angespannt man in dieser Situation eh schon ist. Wenn das Prüfungsamt nicht noch einmal eingreift werden meine Klausuren Anfang Januar in Hessen ganz regulär stattfinden. Das heißt: 2 Wochen lang, 4 Tage die Woche, 5-6 Stunden mit etwas 10 Personen in einem Raum, Abstände bei ca. 1,5 m und ab und an wird gelüftet. Masken müssen (Gott bewahre) nicht getragen werden, weder von den Prüflingen noch von den Aufsichtspersonen. In Anbetracht dessen, dass gerade in der Juristerei dieses Examen so unfassbar entscheidend ist für den beruflichen Werdegang, kann ich einfach nicht verstehen, wie man das unter dem dann geltenden strengen lockdown einfach so durchziehen kann. Eine Option von den Klausuren zurückzutreten und im nächsten Termin zu schreiben, wie das im Mai in Hessen gemacht wurde, gibt es nicht. Gerade im Januar, kurz nachdem einige sicherlich durch die Republik gereist sind um doch Weihnachten mit ihren Eltern o.ä. zu feiern, halte ich das Risiko für wahnsinnig hoch. Das bedeutet, dass man sich während man eh schon unter großem Druck steht, diese Prüfung möglichst gut abzuschließen, noch zusätzlich mit der Angst um seine Gesundheit in die Prüfungen begibt. Wie die Ergebnisse solcher Klausuren, dann im Vergleich mit Absolventen aus dem Sommer oder von vor oder nach Corona bestehen sollen ist mir schleierhaft. Ich will hier nicht falsch verstanden werden, deshalb nochmal deutlich: ich will die Prüfung schreiben, ich will das ganze Thema gerne hinter mich bringen, aber ich möchte auch nicht dass Risiko eingehen, krank zu werden oder schlechtere Ergebnisse zu erzielen, weil meine Konzentration unter der zusätzlichen Belastung im Prüfungsraum deutlich nachgelassen hat (da muss ja nur einer von den anderen Personen in Raum mal einen Hustenanfall bekommen, und schon geht der Puls hoch).
Es gäbe ja durchaus Möglichkeiten für ein wenig mehr Schutz zu sorgen, meinetwegen sollen die uns jeden Morgen vorher mit Schnelltests testen oder in Einzelräumen schreiben lassen und diese per Kamera überwachen, (von digitalen Klausur Optionen brauche ich gar nicht erst anzufangen, glaube ich, das ist in der Justiz ein ganz eigenes Thema…)
. Aber einfach so zu verfahren, als sei alles ganz normal, halte ich für evident unverhältnismäßig.
In Anbetracht dessen, dass es sicher auch andere Abschlussprüfungen gibt, bei denen das Thema relevant wird, würde mich Eure Meinung hierzu wahnsinnig interessieren.

Viele liebe Grüße