Corona und die Kinder- und Jugendhilfe

Wie leider sehr häufig wird die Kinder- und Jugendhilfe auch in den Diskussionen rund um Corona völlig vergessen (oder ich bekomme davon nichts mit?!?).
Zum einen finde ich es wichtig, auch die Lebenssituation von Kinder und Jugendlichen die fremduntergebracht sind, mindestens mitzudenken. Und zum anderen die Arbeitssituation/-bedingungen der Mitarbeitenden in der Kinder- und Jugendhilfe zu betrachten - insbesondere im Zusammenhang mit Homeoffice und Impfen muss ich da immer wieder drüber nachdenken. (Ich arbeite in einer Wohngruppe)
Homeoffice geht natürlich nicht. Abstand und Maske tragen, klar, könnte man machen, aber das ist das ZUHAUSE der Kinder, der Ort, wo sie emotional versorgt werden. Das ist sowieso schon eine Herausforderung und die Kinder sollen nur noch von Menschen mit Masken in ihrem Alltag versorgt und begleitet werden? Die sagen: „Nein, ich drück dich nicht, es ist Corona! Ich sag dir aus 1,5m Entfernung „Gute Nacht“, zudecken is nich und jetzt schlaf schön“. Etwas plakativ - ja, aber Realität.
Muss ein Kind in Quarantäne muss es trotzdem versorgt werden - natürlich arbeiten alle weiter und kommen zur Arbeit.
Also, kein Homeoffice.
In meiner Gruppe sind fünf Kinder die zur Schule oder in den Kindergarten gehen (und eine Gruppe mit fünf Plätzen ist eine kleine Gruppe in der Jugendhilfe).
Keine Schule bedeutet einen Vorteil für Mitarbeitende: weniger Chancen sich anzustecken. Nachteil für die Kinder: Bei sowieso schon wenig vorhandenen Sozialkontakten fallen die letzten auch noch weg. Wenn es also keine Präsenzpflicht gibt - schickt man die Kinder in die Schule? Gehen die Kinder in den Kindergarten?
Distanzuntericht: ein Endgerät für jedes Schulkind, gibt es Wohngruppen die das haben? (Dass die Bandbreite des Internets auf dem Land nicht mal für eine ruckelfreie Videokonferenz ausreicht führt dann schon wieder in das nächste Thema rein)

Die Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe fordert viel persönlichen Einsatz, ist psychisch eine Herausforderung, wird häufig nicht gut bezahlt… (weitere Themen)

Sollte da zumindest nicht drüber nachgedacht werden, ob eine Impfung von Mitarbeitenden erfolgt?

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Das verstehe ich nur zu gut. Aber ich denke dass ihr mit dieser wertvollen Arbeit unter den nächsten seid, die geimpft werden sollen. (Hoffe ich zumindest sehr) Ich denke auch an die Hebammen in der Vor- und Nachsorge. Die fahren ja den ganzen Tag von einem Haushalt zum nächsten und betreuen Schwangere und Neugeborene. Genauso wie die in der Klinik täglich mit mehreren „fremden“ Personen zum Teil engen Kontakt haben, wenn bei einer Entbindung mal was nicht wie geplant klappt. Jede Gebärende oder ihr Partnerln könnte das Virus einschleppen. Wenn jemand schon recht weit ist, wird nicht mehr viel kontrolliert könnte ich mir vorstellen…
Auch hier sollte eine Impfung frühestmöglich angeboten werden.

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Mir geht es bei dem Thema ähnlich. Ich habe im Sommer ein Praktikum für mein Studium in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (genauer: Haus der Jugend) gemacht und bin da seitdem ehrenamtlich tätig.

Es gab einen Vorfall, den ich als besonders ätzend finde:
Bei der Frage, welche der normalen Angbote (z.B. Kochen, Tanzen, Basteln, etc.) wir den Kindern und Jugendlichen wieder anbieten können (offiziell durften nur Spielgeräte ausgeliehen werden und eine 1-zu-1 Hausaufgabenbetreuung stattfinden) hat sich die Sozialbehörde aus Allem rausgehalten.
Es ging soweit, dass wir selbstständig Konzepte entwickelt haben (max. Teilnehmer*innen, Lüften, Masken, Hände desinfizieren, …) und diese zur „Freigabe“ an die Behörde geschickt haben. Die dort zuständige Person hat sich aber nie zu dem Thema geäußert, wahrscheinlich um nicht die Verantwortung zu haben (was aber ihr Job ist!).
Als Folge wurde es ewig verschleppt. Dann hatte die Leitung der Einrichtung die Nase voll und es auf eigene Faust angeboten, aber dann stiegen nach einigen Wochen die Zahlen…

Stand jetzt können die Kinder und Jugendlichen sich „Care-Pakete“ abholen. Die wenigen, die die Endgeräte und das Know-how haben, bekommen digitale Nachhilfe. Aber zu einem Großteil der Kinder und Jugendlichen ist der Kontakt abgebrochen.

Das Gefühl der Hauptamtlichen ist es, dass sie seit langem ignoriert werden (bei sämtlichen Entschlüssen kommt die OKJA nicht vor, FFP2 Masken gab es für uns erst Anfang Dezember). Es gibt nichts zu tun, eine hatte hatte sogar angeboten bei dem Gesundheitsamt bei der Fallverfolgung mitzuhelfen, durfte sie aber auch wieder nicht.

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