Corona: Lockerungen zu Weihnachten, Restriktionen zu Chanukah?

Kurz vor den - bisher noch geplanten - Lockerungen für Weihnachten endet das jüdische Chanukah, eine Zeit in der sich Juden traditionell treffen und feiern. Ausgehend von der These, das diese gemeinsame Zeit über die Feiertage - welcher Religion auch immer - für das psychische Wohlbefinden wichtig ist, sollten die Kontaktbestimmungen dann nicht in diesen Tagen auch gelockert werden?

Wenn man nur die Schlagzeilen aus den letzten 2-3 Tagen heranzieht, kann man doch nicht ernsthaft noch auf Lockerung der Kontaktbestimmungen hoffen - eher ist eine starke Verschärfung wohl sehr wahrscheinlich.

Das allerdings der Virus auf religiöse Zugehörigkeit keine Rücksicht nimmt und über die Feiertage kein Moratorium einlegt damit wir schön feiern können, sollte doch mittlerweile jeden bekannt sein.

Die Grundfrage ist aber dennoch berechtigt.

Wo ist die Gleichbehandlung der unterschiedlichen Religionen?

Und darauf aufbauend, wenn man zu Weihnachten über Lockerungen nachdenkt, warum dann nicht auch über Lockerungen zu den Hochfesten der anderen Religionen nachdenken?

Die Lockerung wird ja - so nehme ich das war - nicht religiös begründet, sondern mit der Bedeutung als Zusammenkommen, psychologische Bedeutung für die Menschen. Insofern sehe ich da auch kein Verstoß gegen das Verbot der Bevorzugung gewisser Religionen im Grundgesetz. Wenn gleich natürlich gewisse Bayerische Parteien hier auch wieder die Religion betonen.

Ich wollte dieses Thema für die nächste Sendung vorschlagen. Ich frage mich, wie dieser starke Fokus auf Weihnachten zu begründen ist und wie dieser Rechtlich zu betrachten ist.
Hier wurde schon das Thema Lichterfest angesprochen. Wieso werden Christen hier bevorzugt behandelt, während andere Religionsgruppen keine Lockerungen zu ihren Hochfesten erhalten können?

Wenn man davon ausgeht, dass eine Lockerung der Beschränkungen in der aktuellen Phase mit einer steigenden Anzahl Neuinfektionen einhergeht bedeutet dies doch, dass auch Nicht-Christen mit dann noch stärkeren Einschränkungen und einen höheren Risiko einer Ansteckung (und damit einem höheren gesundheitlichen Risiko) leben müssen, damit die Christen Weihnachten feiern können.

Ich überzeichne die Religionsfragen oben natürlich. Mir ist bewusst, dass Weihnachten zwar einen Christlichen Ursprung hat, aber auch von Nicht-Christen durchaus intensiv gefeiert und wertgeschätzt wird.

@vieuxrenard: Vll. ist das ja ein Thema, dessen Verfassungsrechtliche Betrachtung in der nächsten Folge einen Platz findet?

Es gibt keine Gleichbehandlung - und das ist vermutlich genau so gewollt und aus meiner Sicht sowohl nachvollziehbar als auch richtig. Disclaimer an dieser Stelle: Als Atheist habe ich hier gut reden.

Aus meiner Sicht trifft man hier genau die gleiche Entscheidung, wie bei der Schliessung von Restaurants vs. Schulschliessung: eine Abwägungsentscheidung auf Basis von Prioritäten. Politisch ist es auf Grund der Verteilung der Religionszugehörigkeit in Deutschland gewollt, dass Weihnachten stattfindet. Dafür ist/war man grundsätzlich bereit, unter gewissen Voraussetzung die Massnahmen über die Feiertage zu lockern.

Das Problem ist hier das gleiche wie immer, die Politik schafft es nicht, ihre Überlegungen zu kommunizieren. Der Gedanke bei den Restaurantschliessungen war: Wenn wir die Schulen offen halten wollen, dann müssen wir an andere Stelle mehr Kontakte einsparen, um die zusätzlichen Kontakte in den Schulen zu kompensieren.
Wenn wir Weihnachten in der Familie ermöglichen wollen, dann müssen wir vor Weihnachten mit dem Lockdown light die Zahlen „auf Pump“ reduzieren, damit uns die Infektionszahlen nach Weihnachten nicht durch die Decke gehen.

An dieser Stelle kommt jetzt die Abwägung ins Spiel: kann bzw. möchte die Politik jeder Religionsgemeinschaft ermöglichen, ihre Feiertage zu feiern - und woher kommt die Kompensation dafür? Und wie erklärt man diese all denen, die nicht zu dieser Religionsgemeinschaft gehörten?

Hier fährt die Regierung einen klaren Kurs: als christlich geprägtes Land ist Weihnachten ok, alle anderen Religionen haben das Nachsehen. War im Frühjahr mit Ramadan übrigens auch schon so: Ramadan in Corona-Zeiten: Alleine fasten ist schwer | tagesschau.de

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Ja das ist definitiv ein Punkt der übersehen wurde, da Weihnachten mehr oder weniger alle betrifft.

Da sollte es vielleicht auch Ausnahmeregelungen geben, ansonsten ist es vielleicht möglich die Festivitäten in die Weihnachtswoche zu legen?
Ich kenne mich in der jüdischen Tradition nicht aus.