Corona Lockdown Sichtweise für ein Kleinstunternehmen

**Moin, **

hier mal ein kurzer Einblick in die Kämpfe eines kleinen mittelständigen Unternehmens in Corona-Zeiten

Zunächst ein kurzer Überblick zum Geschäft:

April 2019: Gewerbeanmeldung (KeramikMalStudio)

September 2019: Eröffnung einer angemieteten Filiale

Dez 2019-Feb.2020: einen schönen Start hingelegt (Umsätze jeweils >4.000€

Ab März 2020: Stillstand, weil Abstände in der kleinen Filiale nicht eingehalten
werden können (Erste Corona-Hilfe beansprucht)

August 2020: Umzug in 3-mal größere Filiale, Gewerbe-Ummeldung

Oktober 2020: Umsatz unter Corona-Bedingungen >7.000€

Nov.2020: Erwarteter Umsatz >10.000€ (Weihnachtsgeschäft) vs. Lockdown

Wir waren eigentlich froh, endlich in der neuen Filiale Abstände einhalten zu können und 3 neue Mitarbeiter einzustellen. Doch dann kam die plötzliche Entscheidung zum Lockdown. Friseur und Musikschule nebenan dürfen offenbleiben. Bei uns kommen Kunden und sitzen 3h im Laden und bekommen Heißgetränke. Nach der Lockdown-Ankündigung konnte uns keine Auskunft geben, ob wir geöffnet bleiben dürfen oder nicht. Das Ordnungsamt hat auf das Gesundheitsamt verwiesen und die sind gnadenlos überfordert (Hotline überlastet). Inzwischen sind wir soweit, dass wir uns aussuchen dürfen, ob wir Einzelhandel oder Freizeitgestaltung sind. Die angekündigte Hilfe für Unternehmen, die schließen müssen ist bis heute immer noch nicht definiert. Keiner kann Auskunft geben, ob es Ansprüche gibt oder nicht. Das Problem bei uns:
Da wir vor November 2019 gegründet haben, wird der Vergleichsmonat November 2020 herangezogen, auch wenn da, Öffnungszeiten,Standort,Filialgröße,Bekanntheit,Mitarbeiterzahl komplett anders waren. Hätten wir Gewerbe abgemeldet und neu angemeldet, würden wir mit 7.000 € Oktober Umsatz verglichen werden und hätten unsere Fixkosten (ca. 2.500€) komplett abgedeckt und könnten teilweise sogar Investitionen tätigen . Nun sieht´s aber so aus, als ob wir mit dem kleinen Umsatz aus letztem Jahr verglichen werden sollen, was uns dann kurz vor die Geschäftsaufgabe treiben würde.

Gedanken zum November-Zuschuss für Unternehmen:
Es kann doch nicht sein, dass für die neue Hilfe nur auf Umsatzzahlen geschaut wird oder?

Angenommen es gäbe Unternehmen A und B:

Unternehmen A: 10.000€ Umsatz bei 1.000€ Fixkosten bekäme 7.500€ und hätte somit noch 6.500€ Gewinn

Unternehmen B: 1.000€ Umsatz bei 9.200€ Fixkosten bekäme auch 7.500€ und hätte somit 1.700€ Verlust

Geschäfte, bei denen die Einordung (ob zu schließen oder nicht) nicht ganz eindeutig ist, haben also die Wahl: Nichts tun und Kohle kassieren oder schuften unter Coronabedingungen und dann vielleicht gerade mal so die Fixkosten einspielen)

Wir hatten einen netten Mitarbeiter vom Gesundheitsamt erreicht, der meinte, wir könnten das ganze Studio ja als Einzelhandel durchgehen lassen und dann unter den bekannten Auflagen Kunden hereinlassen.

Kontrollen gab es tatsächlich sowieso noch nie, es wird immer davon ausgegangen, dass man sich als Geschäft selbst informiert, auch wenn es keine Ansprechpartner gibt.

Wir haben zwischenzeitlich den DigitalBonus zur Digitalisierung von Produkten/Dienstleistungen beantragt. Bedingung dort ist aber, dass mit der Umsetzung erst ab Zuwilligungsbescheid begonnen wird (der wohl erst nächstes Jahr kommen wird, da jetzt erst Anträge aus Juli bearbeitet werden). Wir haben den Online-Shop aber jetzt schon fast fertig und müssen bald Rechnungen erstellen lassen.


Soviel zu Unternehmen, die nicht in den Bestimmungen bedacht worden sind. Schade, dass es da keine Ausnahmeregelungen für unseren Fall gibt. Kennt jemand hier vielleicht einen Weg, wie man das später anfechten kann? Wir werden den Zuschuss auf jeden Fall beantragen, auch wenn die Zeichen gegen uns stehen.

Falls uns jemand unterstützen möchte gerne mal hier vorbeischauen:
keramikmalspass.com