Corona in der Universität

Liebes Lageteam,
ich bin momentan Studentin an einer „Eliteuni“ in NRW. An unserer Uni hat noch keine einzige Prüfung online stattgefunden. Unser Krisenstab hat sich JETZT überlegt das dies für manche Studienfächern möglich ist. Viele Professoren bzw. Institute stellen sich quer.
Schon im ersten Lockdown wurden unsere Prüfungen immer wieder verschoben, Planungssicherheit war damals schon nicht gegeben.
Nun das beste Beispiel, es sollte am 13.Februar eine Prüfung stattfinden, diese wurde nun auf den 15.Februar verschoben, da dort kein Lockdown mehr herrscht! Für mich einfach ein bitteres Zeichen der Universitäten, als Studentin lebt man aktuell sowieso prekär was die Vereinbarkeit der Kontaktbeschränkungen angeht, die zusätzlich Planungsunsicherheit ist wirklich schlimm, in der Politik jedoch überhaupt nicht berücksichtigt. JA unsere Regelstudienzeit wurde erhöht jedoch werden trotzdem auch hier viele Studenteninnen abgehangen, Regelstudienzeit ist mMn nicht wichtig im Verhältnis zur fehlenden Bildung sowie zur “interessanten“ Prüfungssituation. Ich würde mich freuen wenn Ihr dies erklären oder dieses komplex mal aufdröseln könntet.
Claim: Es geht mir nicht darum Frust abzulassen, jedoch ist dies ein Thema welches in den meisten Medien einfach nicht beleuchtet wurde.

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Durchaus interessantes Thema. Mich würde auch die juristische Seite interessieren. Derzeit ist es ja wohl so, dass Studenten bei einer Online-Prüfung diese hinterher immer anfechten können (im Zweifel die Internetverbindung kpppen). Das ist einer der Gründe, warum Unis diesbezüglich so zögerlich sind man fürchtet sich vor der Klageflut. Bei uns haben wir das derzeit so „gelöst“, dass Onlineprüfungen derzeit automatisch als Freiversuch gelten. Was den Mehraufwand zusätzlich erhöht, und auf lange Sicht auch nicht fair ist.

Zufälligerweise heute morgen in der Morgen-Ausgabe des Was jetzt?-Podcasts ein Kurz-Interview mit Verlinkung zu diesem Text hier gehört. Kann ja auch für Philip & Ulf ein Startpunkt der Recherche sein, wenn sie sich des Themas annehmen wollen:

ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl. – hier geht’s allerdings im Fokus um die psychologischen Folgen, weniger um das von @Natter hier angesprochene Thema.

Ich könnte hier etwas aus Sicht eines an einer Uni Lehrenden und Prüfenden (und auch für einige Organisation zuständigen) beitragen. Mit der rechtlichen Seite habe ich da natürlich auch zu tun.

Ich bin Studentin an der RWTH, ebenso einer „Eliteuni“ in NRW (wenn man das so nennen möchte). Ich sehe die Situation aus der Sicht einer Studentin, die selbst Prüfungen ablegen muss, und aus der Sicht der Lehrenden als Mitwirkende einer Veranstaltung für Erstsemestler.

Als Studentin fühle ich mich sehr allein gelassen. Der Prorektor für die Lehre bezieht sich bei jedem Update auf die Regelungen des Landes NRW und verweist so auf die fehlende Planbarkeit bei den Prüfungen. Dass man als Student/in auch mal eine Woche oder mehr auf eine Prüfung lernen muss oder dass man bei mehreren Prüfungen alle Termine koordinieren und im Blick behalten muss, fällt bei dieser „Planung“ vollkommen hintenrunter.

Als Lehrende sehe ich, dass die Professoren/innen und die Assistenten/innen sehr unsicher sind und sich auf die Anweisungen der Uni verlassen wollen, vor allem bei rechtlichen Fragen. Die Angst vor Beschwerden oder gar Klagen ist sehr groß. Da seitens der Uni und der Rechtsabteilung keine klaren Richtlinien kommen, die weiter als ein paar Tage in die Zukunft reichen, herrscht in der Organisation der Prüfungen Stillstand. Studierende werden mit Floskeln „Alle relevanten Informationen werden zeitnah, sobald wir weitere Informationen haben, zur Verfügung gestellt.

Als technische Hochschule ist meine Uni genau der Ort, an dem überdurchschnittlich viele (Natur-)Wissenschaftler sitzen, die zumindest ein grobes Verständnis für exponentielles Wachstum und damit für den Pandemieverlauf haben sollten. Dass die Fallzahlen im Februar, sowie im gesamten Winter, hoch sein würden, war bereits im Oktober kein Geheimnis. Ein vernünftig ausgearbeitetes Worst-Case-Szenario der Uni spätestens im Januar, als die Fristen für die Prüfungsanmeldung abgelaufen sind, dass uns Studierenden zumindest Planungssicherheit gibt, wie und wann Prüfungsleistungen festgestellt werden, ist meiner Meinung nach das mindeste, was man erwarten kann. Sollte am Ende die Situation entgegen aller Erwartung doch besser aussehen, ist es nicht schwierig, zum Normalbetrieb in Präsenz zurückzukehren.