Corona-Berichterstattung

Kritik an Corona-Berichterstattung

Als Treuer Hörer der LdN schreibe ich euch heute, weil ich den Eindruck habe, dass vor allem eure Coronabewertung manipulativ ist und ihr Zero-Covid als alternativlos darstellt. Warum manipulativ? Weil ihr bei den Argumenten für Zero-Covid und gegen alternative Vorgehen Cherry Picking betreibt. Ein paar Beispiele.

Virologen fordern eine Null-Covid Strategie. Finde ich grundsätzlich auch gut, nur fordern dass eben Virologen aus ihrer Berufslogik heraus. Ärzte fordern unter anderem auch Tabak- und Alkoholverbot (z.B. sterben in Deutschland pro Jahr 120.000 Menschen an den Folgen des Rauchens), Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen (weniger Unfalltote) u.v.m. Die Realität sieht in Deutschland anders aus, weil die Politik eben viele Bedürfnisse berücksichtigt. Ähnlich sehe ich das mit Null-Covid, das ist eine ärztliche Empfehlung, die sich an den Realitäten orientieren muss.
Ihr sagt, das bei konsequentem Lockdown und Inzidenz < 10 wieder großzügig gelockert werden kann. Unter anderem hätte der harte Lockdown im Frühjahr gezeigt, dass dies möglich ist. Vermutlich ist Rückgang der Infektionen im Frühjahr mindestens genauso stark auf den hereinbrechenden Sommer zurückzuführen, denn auch andere Länder ohne strikte Maßnahmen haben den Rückgang erlebt. Spannender aber ist die Frage, wie ein Inzidenz von 10 im Winter erreicht werden kann. Wahrscheinlich gar nicht. Egal wie wir uns in Deutschland anstrengen, wir sind umgeben von Ländern die eine andere Strategie fahren. Null-Covid würde dann eine komplette Abriegelung der Grenzen einschließlich Aussetzung des Pendlerverkehrs zur Folge haben. Was würde passieren, wenn im Inneren ein Landkreis die 10er, 35er oder 50er Grenze reißt? Das kann schnell passieren, ein Ausbruch im Pflegeheim und man ist wieder oben mit dabei. Abriegelung des Landkreises? Einstellung des öffentlichen Personenverkehrs? Fahrverbote? Wie soll Shoppingtourismus unterbunden werden?
Die Ebola Beipiele sind wenig hilfreich. Wer schon mal in Westafrika war, weiß dass sich dort komplette Landstriche mit der Blockade einer einzigen Straße abriegeln lassen. Ebenso ist Mobilität zwischen Sierra Leone und den Nachbarländern eine andere als in Deutschland.
Der härtere Lockdown im Frühjahr hat zu einer Unterbrechnung der Logistikketten mit nicht unerheblichen Auswirkungen auf die Wirtschaft geführt. Null-Covid hätte bei konsequenter Umsetzung wohl ähnliche Auswirkungen und würde die wirtschaftliche und damit bürgerliche Existenz vieler Menschen bedeuten.
Ein anderer Aspekt ist die Nachverfolgung von Kontakten. Hier könnte man natürlich besser sein, aber dafür müsste ein Grundrecht angetastet werden, das als einziges sakrosankt und „unberührbar“ ist: der Datenschutz. Es geht bei der Corona-Warn-App los. Sie ist praktisch bedeutungslos, da sie keinerlei wirksame Funktionalität besitzt. Sie könnte mehr erreichen, wenn die Daten, welche Google, Apple und Facebook schon längst besitzen, für den Gesundheitsschutz verwendet werden könnten. Die selben Datenschützer, die die Corona-App zur Wirkungslosigkeit verdammen, schaffen es ja nicht, auch nur elementare Standards auf meinen Smartphone durchzusetzen. Das gleiche Smartphone, auf dem die Corona-App läuft. Google Timeline ist ein schönes Beispiel. Da ist minutiös erfasst wo ich wie lange war, mit welchem Fortbewegungsmittel etc. In der Corona-App muss ich das manuell in mein Kontakttagebuch eintragen. Welcher Irrsinn. Eure Kritik an der Nutzlosigkeit der App war bisher sehr verhalten. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich finde Datenschutz wichtig, aber es ließen sich auch andere Lösungen wie freiwillige Datenweitergabe finden. Außerdem war es ja ohne Probleme möglich, alle anderen Grundrechte blitzartig einzuschränken, warum nicht auch hier. Das Thema Digitalisierung und Datenschutz geht natürlich weiter. Anekdotenartig sei erwähnt, dass in Köln Registrierungsapps für Restaurantbesuche vom Ordnungsamt wegen Datenschutzmängel untersagt wurden und die Restaurants private Daten in irgendwelchen Zettelboxen gesammelt haben. Ich wage zu bezweifeln dass meine Daten korrekt nach X Tagen im Schredder entsorgt wurden.
Thema Schulen: Es scheint ja undenkbar zu sein, irgendwelche funktionierenden kommerziellen Lösungen einzusetzen. Da müssen es nicht- oder halbkommerzielle Lösungen sein, die zusammenbrechen, wenn sich ein Dutzend Schüler einloggen. In meiner gesamten beruflichen Laufbahn gab es nicht einen Tag, an dem ich mich nicht in die Infrastruktur des Unternehmens einloggen konnte. Ja, die verwenden kommerzielle Produkte, aber die funktionieren. Es sei noch angemerkt, dass Schüler bis auf Name, Adresse und Noten nicht so viele sensible Daten besitzen die eine Entkopplung von kommerziellen Lösungen erfordern würden. Da haben die meisten Unternehmen mehr Geheimnisse. Die Digitalisierung wurde in Europa und besonders in Deutschland verschlafen, da hätte man vor Jahrzehnten die Weichen anders stellen müssen. Bitter, dass genau jetzt, in einer ernsten Krise, die Schüler Opfer des Nachholaktionismus werden.

Auf der anderen Seite werden Argumente, dass man besonders vulnerable Gruppen schützen sollte, von euch dadurch entkräftet, dass ihr pauschal unterstellt es geht einfach nicht oder wäre unmoralisch.
Warum solltem an 25 Millionen Menschen nicht besonders schützen können? Eine Kombination aus mehreren Taktiken sollte dies doch möglich machen. Man könnte in Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtungen konsequent testen. Die betroffenen werden so schnell wie möglich geimpft (wird auch schon versucht). Konsequente Kontaktnachverfolgung (Datenschutz aufweichen). Konsequente Quarantäne (u.a. ebenfalls ein Datenschutzthema).
Trotzdem könnten andere Einrichtungen öffnen. In Fitnessstudios beispielsweise ist die Überlappung der Kunden mit der Hochrisikogruppe gering. Ohne Impfung oder Test kommen Achtzigjährige eben nicht ins Fitnessstudio. Geschäfte könnten spezielle Tage oder Uhrzeiten für Senioren anbieten usw.
Restaurants könnten für Geimpfte öffnen. Wenn man nur mit Impfnachweis reinkommt ist es auch egal ob man trotz Impfung ansteckend ist.
Auch langfristig gibt es spannende Optionen. Es hat sich ja gezeigt dass Unternehmen die Impfstoffe relativ schnell entwickeln können. In nur 48 Stunden haben Algorithmen passende Impfstoffe errechnet, der Rest der Zeit geht aud Zulassung drauf. Mit den im Moment aus den Boden gestampften Produktionsanlagen könnten wir, wenn es sein muss, mehrmals im Jahr auf Mutationen reagieren und Impfstoff anpassen.

Es gibt sicher einige Ideen die sich diskutieren ließen - auch wenn grundsätzliche juristische Fragestellungen aufwerfen.