CO2 Preis Energiegeld und die Folgen

Das Konzept der Grünen, sowie ähnliche Konzepte anderer Parteien, zum Co2-Preis und der Rückführung der dadurch entstehenden Mehrbelastung für die Bürger:innen durch das Energiegeld scheint auf den ersten Blick gelungen, wobei ich die (zu) geringe Höhe mal ausblende. Ich frage mich jedoch, wenn wir davon ausgehen, dass der Ausstoß klimaschädlicher Gase bereits jetzt reale Kosten (von 180€/TonneCo2) verursachen, sollten die Einnahmen aus der Co2-Bepreisung dann nicht für die Tilgung dieser Kosten verwendet werden? Bewässerung vertrockneter Wälder oder was auch immer. Ich finde es natürlich nett ein paar Euros mehr zu bekommen, weil ich einen kleinen ökologischen Fußabdruck habe, aber ich fände es für die Schaffung eines kollektiven Bewusstseins für die realen Kosten des Co2-Ausstoßes sinnvoller, das durch die Co2-Bepreisung eingenommene Geld auch für die Deckung dieser Kosten zu nutzen. Wie dafür gesorgt werden kann, dass das Geld dann auch von den Verursacher:innen kommt und nicht auf die Kund:innen umgeschlagen wird müsste überlegt werden, aber da gibt es sicher eine Lösung. Ansonsten ist es nunmal so, dass der Kohlestrom dann vielleicht für die Kundin teurer ist als Ökostrom oder klimaneutral produzierte Produkte günstiger als andere. Wäre auch gut.

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Ich denke nicht, dass das überlegt werden muss. Denn jedes Unternehmen wird seine Kosten irgendwie decken müssen. Und das Geld kommt letztendlich einfach von den Kundys (so sie sich denn entscheiden, das verteuerte Produkt noch zu kaufen).

Außerdem sind ja die Kundys auch nicht „unschuldig“ (so sie sich denn … siehe oben), sind also auch Verursachys.

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Das ist ein Missverständnis: Verursacher: innen sind ja gerade die Kund:innen, denn ohne ihre Nachfrage würden die Emissionen nicht entstehen. Und natürlich kann man die Einnahmen auch zur Kompensation von Emissionen nutzen (wenn es dafür überhaupt genügend Potenzial gibt) aber die Idee ist eigentlich, genau, dass Produkte und Dienstleistungen teurer werden und damit weniger nachgefragt und damit Emissionen vermieden werden.
Wir werden alle unser Leben ändern müssen, um den Klimawandel aufzuhalten.

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Das Problem ist: so viele vertrocknete Wälder gibt es gar nicht.

Diese Rechnungen wie z.B. die 180€ sind Milchmädchenrechnungen. Bei denen wird so getan, als könnte man sich mit genug Geld von jeglichen negativen Folgen „freikaufen“. Das funktioniert auf individueller Ebene, aber auf globaler Skala nicht, denn es gibt keinen Anbieter planetarer Klimaanlagen, dem man einfach nur genug Geld hinwerfen muss, damit der für einen das Erderwärmungsproblem löst. Individuell kann ich mir aber durchaus eine Klimaanlage ins Haus einbauen, um damit eines meiner individuellen Probleme mit der Erwärmung zu lösen (womit ich das Problem auf globaler Ebene natürlich verschärfe, aber das ist ein anderer Seitenarm dieses Themas).

Dazu kommt, dass ein großer Teil dieser fiktiven „Kosten“ schlicht die Bewältigung von künftigen Schäden ist. So lange aber ein Schaden nicht entstanden ist, kann man ihn nicht bewältigen, man muss also perfiderweise den Schaden erst entstehen lassen, um dann die Gelegenheit zu bekommen, ihn teuer zu beheben. Kann man aber natürlich auch als Strategie fahren: geplant mit Vollgas gegen die Wand, und dann die Scherben aufsammeln. Aber ob das so ne gute Idee ist…?

Das ist ja letztlich der Grund, warum eine der besten Maßnahmen, die man mit CO2-Bepreisungs-Einnahmen machen kann, die ist, das den Leuten zu geben, die mit weniger als der durchschnittlichen Verbrauchsmenge klarkommen. Das erzeugt die richtige Motivation, nämlich umweltfreundlicheren Lösungen den Vorzug zu geben, wann immer möglich, und belohnt diejenigen, die sich auch irgendwo ganz konkret einschränken, aus den Taschen derjenigen, die das nicht tun. Der Effekt des Ganzen ist dann idealerweise ein präventiver, der Schäden nach Möglichkeit vermeidet, statt sie später teuer zu „beheben“ (wenn das mal überhaupt geht; Tote werden halt auch mit viel Geld nicht mehr lebendig).

In der Realität arbeiten aber meines Wissens alle Vorschläge, die eine solche Umverteilung als Komponente haben, immer auch parallel mit dem Ansatz, die Entwicklung klimafreundlicher Technologien konkret von einem Teil dieses Geldes zu fördern. Das ist mindestens ebenso wichtig, weil so überhaupt erst die Angebote entstehen, die von den Kunden dann bevorzugt gekauft werden können, wenn sie ihren CO2-Footprint klein und ihre effektive „Klimadividende“ hoch halten wollen.

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Also ich wüsste nicht, wie es möglich sein soll, eine solche Zweckbindung sinnvoll umzusetzen. Es gibt ja eher wenige Kosten, die sich 1:1 auf den Klimawandel zurückführen lassen, teilweise wäre eine anteilige statistische Umlage vielleicht möglich, aber das wäre ein mMn völlig ungerechtfertigter Aufwand.

Solange sich diese Überlegungen in einem marktwirtschaftlichen System bewegen, sind die Kund*innen die Verursacher.

Grundsätzlich finde ich die Ausschüttung der Einnahmen ein wunderbares Instrument. Denn diese Steuer/ Abgabe soll ja gerade nicht dazu dienen allgemeine Staatsausgaben zu finanzieren, dies würde im Übrigen auch einen völlig kontraproduktiven Anreiz schaffen. Sondern dieses System sollte, mMn möglichst unabhängig von der allgemeinen Haushaltsführung, dazu dienen mit einem simplen, weil marktwirtschaftlichen, Instrument die CO2-Kosten zu internalisieren. Es ist mMn außerdem gesellschaftlich sehr wichtig, dass dem Eindruck „die Reichen können sich ja eh freikaufen“ entgegengewirkt wird, das können sie zwar bei einem Ausschüttungsmodell immer noch, aber dann profitieren wenigstens die Ärmeren davon.

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Genau das wird bei einer sinnvollen CO2-Bepreisung ohnehin automatisch passieren. Wenn der Hersteller / Dienstleister (z.B. bei Flugreisen) den wahren CO2-Preis an den Staat abführen muss, werden diese Kosten natürlich an den Verbraucher weitergeleitet, das ist in der Marktwirtschaft quasi alternativlos.

Das bedeutet, dass es unzweifelhaft durch die CO2-Bepreisung zu einem allgemeinen Preisanstieg kommen wird. Je nachdem, wie umweltfreundlich sich ein Bürger verhält, wird ihn dieser Preisanstieg unterschiedlich stark treffen - und das ist ja genau so gewünscht. Denn mit dem Geldbeutel lässt sich noch am besten ein „kollektives Bewusstsein“ aufbauen :wink:

Und genau deshalb ist es wichtig, dass zumindest ein Teil dieser CO2-Bepreisungs-Einnahmen gleichmäßig an alle Bürger zurückgegeben wird. Das führt dazu, dass derjenige, der wegen eines ökologisch sinnvollen Konsums wenig durch die Preissteigerungen belastet wird, unter’m Strich etwas besser dar stehen wird, als vor der CO2-Abgabe, während der Dauerflieger, der auch im Winter unbedingt täglich frische Erdbeeren braucht, unter’m Strich deutlich draufzahlen wird (daher: seine Mehrkosten durch den Preisanstieg übersteigen die CO2-Abgaben-Rückerstattung).

Ohne eine solche Rückerstattung würde es einfach zu generellen Preissteigerungen kommen, die vor allem Geringverdiener deutlich härter treffen würden. Und die Bevölkerung würde die CO2-Bepreisung nur als „Negativmaßnahme“ wahr nehmen, es würde der CO2-Bepreisung die Schuld daran gegeben, dass plötzlich alles teurer würde - und damit sinkt die Akzeptanz der Maßnahme. Das soll mit einer Rückführung behoben werden. Es geht also nicht nur um einen sozialen Ausgleich, sondern auch um eine akzeptanzfördernde Maßnahme - denn wenn plötzlich alles teurer wird und dadurch die Stimmung der Bevölkerung im Hinblick auf die Umwelt wieder in die andere Richtung kippt und z.B. die Konservativen und Wirtschaftsliberalen sich dann als Kostensenker positionieren und damit Wahlen gewinnen, wäre die tatsächliche Gefahr da, dass eine CO2-Bepreisung wieder zurückgenommen würde.

Jetzt gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie man mit der Problematik, dass die realen Kosten pro Tonne CO2 180€ betragen und dieses Geld zur Kompensation nötig wäre, umgehen kann. Man könnte die CO2-Bepreisung von Anfang an höher anlegen und nur den 180€ überragenden Teil zurückzahlen. Dann hätten wir aber wieder das Problem, dass es unter’m Strich zu massiven Preissteigerungen käme, die selbst für ökologisch bewusste Konsumenten durch die Rückzahlung nicht ausgeglichen werden könnten. Sinnvoller wäre es, wie bisher, einfach mit allgemeinen Steuereinnahmen die Lücke zu stopfen. So ist wenigstens gewährleistet, dass die wirtschaftlich Leistungsfähigen auch eine stärkere Last tragen müssen. Die Diskussion ist dabei ähnlich wie jene mit der Umsatzsteuer - und warum die Umsatzsteuer die am wenigsten „soziale“ ist. Eben weil es einen Grundbedarf gibt, der alle Bürger trifft, selbst die ärmsten der Armen. Das gilt auch für die CO2-Bepreisung.

In diesem Sinne spricht vieles dafür, einen signifikanten Teil der CO2-Preis-Einnahmen an die Bürger wieder auszuzahlen und die Kosten für die Wiederherstellung der Natur aus Steuermitteln zu betreiben. Eben weil das gleichzeitig eine soziale Umverteilung zu Gunsten klimafreundlichen Verhaltens wäre und die Akzeptanz der CO2-Bepreisung deutlich steigern würde.

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hab mich irgendwie daran aufgehalten, dass die realen Kosten dann nicht gedeckt sind aber verstehe deine Argumentation sehr gut! Danke für die Antwort!

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Doch, bei den CO2-Emissionen gibt es glücklicherweise eine Möglichkeit physisch zu kompensieren! Die verschiedenen Ansätze des CCS liegen nun schon seit mindestens zwei Jahrzehnten auf dem Tisch. Das zentrale Gegenargument lag in den immensen Kosten, die inzwischen aber auf weit unter 1000€/Tonne CO2 gesunken sind.
Über CCS auf Island habe ich an anderer Stelle schon geschrieben. Die primitivste aller Methode besteht aber in der regelmäßigen Aufforstung (mit schnell wachsenden Hölzern), wobei die Wälder regelmäßig gerodet werden und zu Holzkohle verarbeitet werden. Diese Holzkohle wird dann im Boden vergraben (oder in eines der unzähligen Tagebau-Löcher geworfen).
Allerdings versteht es sich von selbst, dass es physikalisch und ökonomisch Schwachsinn wäre, gleichzeitig (Stein-)Kohle auszugraben und an anderer Stelle (Holz-)Kohle wieder einzugraben. Trivialerweise muss davor also erstmal der globale Kohleausstieg kommen.

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  1. was sagen die Isländer denn so dazu? Wenn ich dort leben würde hätte ich damit ein Problem die Co2 Müllhalde zu spielen.
  2. Die physische Methode wird noch nicht einmal dort angewandt wo es Sinn machen würde, beim Kompensieren vom Fußabdruck der Menschen die fliegen.
  3. für mich als Leihe hört sich die Methode ähnlich an wie Fracking nur umgedreht.

Hier noch ein interessanter Artikel

Der aktuelle CO2-Ausstoß Deutschlands entspricht grob dem Verbrennen der gesamten Waldfläche dieses Landes (ungefähr 1/3 des Bundesgebiets, meine ich) innerhalb von 5 Jahren.

Umgekehrt müsste zur Kompensation alle 5 Jahre eine Fläche äuqivalent zum gesamten Waldgebiet Deutschlands aufgeforstet werden. Selbst im globalen Maßstab werden uns da schnell die Flächen ausgehen.

Ist auch kein Wunder, die Menschheit hat innerhalb von gut ~150 Jahren nun schon ein Gutteil der über hunderte Mio Jahren gebildeten fossilen Brennstoffe verfeuert.

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Zu Ihren Fragen:

  1. Zu allererst sollte festgehalten werden, dass Kalkstein kein Müll ist und das ganze als „Müllhalde“ zu betrachten nicht zeilführend ist. Desweiteren sei darauf hingewiesen, dass das EU-Projekt v.a. von isländischen Forschern betrieben wird. Ob die isländische Bevölkerung das Projekt mehrheitlich positiv oder negativ sieht, kann ich nicht beurteilen. Bei der winzigen Bevölkerungsdichte würde solche Maßnahmen aber schon mal sicher nicht „vor der eigenen Haustür“ geschehen.
  2. Die Kompensation mach umweltökonomisch für alle praktikabel zuortenbaren CO2-Emissionen Sinn. Der Flugverkehr wäre aber in der Tat ein guter Anfang für eine globale CO2-Kompensationsregelung.
  3. (Hierzu habe ich mir die wissenschaftlichen Publikationen weniger angeschaut und beziehe mich nur Presseberichte bzw. die Methode an sich.) Im Vergleich zu Fracking wird hier nur „Sprudel“ in den Boden geleitet, keine umweltbedenklichen Chemikalen. Laut Pressebereichte besteht darüber hinaus auch keine Gefahr für das Induzieren von Erdbeben. Schließlich kann noch angeführt werden, dass Island in ständiger geologischer Umformung ist und potentielle gelegentliche „Fracking-Erdbeben“ ggf. besser akzeptiert werden als z.B. in Deutschland.

Schlussbemerkung:
Sicherlich lassen sich auch bei dieser Technologie umweltrelevante Bedenken ins Feld führen. Am Ende stellt sich aber die Frage, in welchem Verhältnis diese zu den drohenend Schäden durch den Klimawandel zu bewerten sind.

Es stimmt, ohne eine drastische Reduzierung der globalen CO2-Emission werden wir den Klimawandel nicht mehr auf einem verkraftbaren Niveau halten können. Alle CCS-Maßnahmen zielen eher auf die letzten 10% an CO2-Emissionen, die wir nicht bereit sind auch noch einzusparen (z.B. für die Zementherstellung). Als globale Aufforstungszentren könnten sich Kanada und Russland etablieren. Statt Gas würden wir Deutschen dann CO2-Zertifikate kaufen.

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Der „Sprudel“ ist eine Säure und wird mit hohem Druck verpresst und das in einem Gebiet das „ln ständiger geologischer Umformung ist“.
Auf der Bombe möchte ich nicht sitzen.
Ist bei geologischer Umformung des Gebietes eine dauerhafte Einlagerung des CO2 überhaupt gegeben?

Auch hier, haben die sich darum beworben oder wie kommen sie zu solch einer Aussage?

Meine Vermutung (ich habe nicht die Zeit nun alle wissenschaftlichen Publikationen dazu zu lesen): Auf geologischen Zeitskalen eventuell nicht, aber für die nächsten Jahrtausende schon. Isländische Magma kommt schließlich v.a. aus dem Erdmantel und schmilzt die darüber (bzw. daneben) liegenden Erdkruste nur wenig auf.

Ich habe auf die Landkarte geschaut und gesehen wo riesige Waldflächen sind. Dass Russland oder Kanada ein solch lukratives (und prestigeträchtiges) Geschäft attraktiv finden könnten, benötigt nicht viel Fantasie.

Ich möchte nur was zu diesem Punkt anmerken :slight_smile:
Letztens hatte ich im Kontext der Forstwirtschaft gelesen, dass am Äquator die Bäume ca. 3 mal so schnell wachsen im Vergleich zu unseren Breitengraden. Eine Quelle habe ich gerade leider nicht parat.
Jedenfalls will ich damit sagen, dass andere (wärmere) Länder evtl. sogar noch besser geeignet wären, für dieses hypothetische Beispiel.